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--- Kindle Direct Publishing vs. Books on Demand (BoD)

Kenon - 30.08.2022 um 20:40 Uhr

Ich bin seit 2004 Kunde bei Books on Demand und habe inzwischen mit wechselndem Erfolg vier Bücher über diesen Service veröffentlicht. Die ersten beiden Bücher habe ich noch größtenteils direkt über das Internet vertrieben. Das war innerhalb meiner bescheidenen Maßstäbe relativ erfolgreich, allerdings auch ziemlich aufwändig. Mit den immer komplizierter werdenden Gesetzen ist dieser Weg für mich aber schon deretwegen nicht mehr gangbar.

KDP und BoD im Vergleich
Nachfolgend möchte ich Books on Demand (BoD) und Amazons Kindle Direct Publishing (KDP) kurz anhand der für mich relevanten Punkte vergleichen, denn ich habe mich entschlossen, meinen demnächst erscheinenden fünften Gedichtband über KDP zu veröffentlichen. Für mich eine Premiere. Die Motivation dazu ist leicht erklärt: Um ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen, sind Druckfahnen (also Probeexemplare vor dem Veröffentlichen) für mich unerlässlich. Die gibt es derzeit bei BoD nur im teuren Premiumpaket oder über den Umweg von “BoD Fun”. Bei “BoD Fun” muss man ein Buch allerdings als gesondertes Projekt anlegen, was den Aufwand erhöht, zudem sind die Kosten für die Exemplare relativ hoch, ebenso die Versandkosten.

Günstige Probeexemplare
Damit kommen wir bereits zum ersten großen Pluspunkt von KDP: Dort kann man vor der eigentlichen Veröffentlichung zum Herstellungspreis pro Bestellung bis zu 5 Probeexemplare ordern, die tatsächlich innerhalb weniger Tage geliefert werden und auf dem Cover eine “Not for Resale”-Markierung tragen. Bei BoD musste ich zuletzt länger warten und habe zwei Druckfahnen-Iterationen gebraucht, was mein zeitkritisches Projekt leider empfindlich verzögert und mich einige Nerven gekostet hat.

Bedienoberfläche
Die Bedienoberfläche ist bei BoD und KDP recht ähnlich, vermutlich ist sie bei BoD etwas übersichtlicher. Dafür kann ich bei KDP einfach eine exakt zu meinem Buch passende Covervorlage herunterladen, die bereits alle wichtigen Markierungen enthält, so dass das Design fehlerfrei umgesetzt werden kann. Die Vorschau des Buches hat mich bei KDP mehr überzeugt. Kein Wunder: Amazon ist nicht nur ein Versandhändler, sondern auch ein Software-Experte. Sowohl bei BoD als KDP sind Neuauflagen und die Veränderung der Buchmetadaten (mit Ausnahme der Titel und des Hauptautors) möglich – in diesem Punkt steht es also unentschieden.

Limitierte Verfügbarkeit von KDP
Bei KDP erhält man für seinen Buchtitel auch eine ISBN, aber anders als bei BoD wird die dortige Veröffentlichung nicht automatisch im allgemeinen ISBN-Buchhandel erhältlich sein. Das ist für manche sicherlich ein großer Nachteil, meine Bücher verkaufe ich allerdings zu etwa 80 Prozent ohnehin über amazon, so dass mir die restlichen 20 Prozent nicht so weh tun. Schön ist es allerdings nicht, dass man mit seinem Buch quasi in das amazon-Gefängnis geht, aber für einen kleinen Autoren macht es, denke ich, keinen so großen Unterschied.

Attraktivere Margen
Die Margen sind bei KDP deutlich attraktiver als bei BoD. Bei meinem aktuellen Projekt beispielsweise fällt die Marge etwa 50 Prozent höher aus. Das hilft mir, den Verkaufspreis für mein Buch gering zu halten und zudem pro verkauftem Exemplar mehr Einnahmen in die Werbung zurück investieren zu können, was den Erfolg des Buches potentiell erhöht.

Veröffentlichung im amazon-Shop bewerben
Zum Thema Werbung: Ohne dass man dafür trommelt, wird man kaum ein Exemplar des eigenen Buches absetzen. Ich selbst finde, dass das Trommelrühren zu den unangenehmsten Tätigkeiten des Selbstverlegers gehört, aber es hilft ja nichts, diese schmutzige Arbeit muss getan werden, wenn man nicht alles dem Zufall, der eigentlich nie für einen arbeitet, überlassen möchte. Bei BoD erschienene Bücher kann man nicht einfach so bei amazon bewerben, da man schließlich nicht der BoD-Verlag ist, KDP-Publikationen hingegen schon – und das ist eine extrem wichtige Perspektive: Dort für das eigene Buch werben, wo auch die Käufer sind.

Gedichtbände besser nicht als eBook
Eine Veröffentlichung als eBook ist für mich als Verfasser von Gedichtbänden uninteressant, daher kann ich zu diesem Format an dieser Stelle nichts sagen. Die Formatierung einer ePub-Datei ist bei Gedichten schwierig, außerdem bin ich der Meinung, dass Gedichtbände auf den Couch- oder Nachttisch gehören, damit man immer mal wieder darin lesen kann; ein inspiratives Blättern sollte möglich sein. Mit der automatischen Konvertierung, die BoD anbietet und die ich im Jahr 2021 getestet habe, war ich jedenfalls nicht zufrieden.

Hinweis auf Eigenpublikation
Bei Titeln, die man direkt über BoD herausgibt, also nicht in seinem eigenen “Scheinverlag”, taucht BoD sowohl im Buch als auch im Listing auf. Für mich ist das schon ein Makel, da BoD eben das genaue Gegenteil von einem Qualitätsabzeichen ist. Bei KDP ist es prinzipiell nicht anders, allerdings finde ich die zwei Worte “Independently published”, die im Buch abgedruckt werden müssen und die im Listing erscheinen, wesentlich neutraler. Sie erzeugen keinen so starken negativen ersten Eindruck.

Fazit
Anhand der oben aufgeführten Punkte habe ich mich – wie bereits erwähnt – dieses Mal für KDP entschieden. Dass das “BoD Classic”-Paket 19 Euro kostet und das Taschenbuch-Setup bei amazon KDP kostenlos ist, stellt zwar einen Unterschied, aber für mich keinen wesentlichen dar, schließlich habe ich nicht vor, hunderte Titel zu publizieren. Das Zurückziehen einer Veröffentlichung kostet bei amazon übrigens nichts, bei BoD beträgt die Vertragslaufzeit 1 Jahr; will man ein Buch vorher depublizieren, wird – nach meinem letzten Kenntnisstand – eine Gebühr im niedrigen dreistelligen Bereich fällig. Für manche Autoren mag das relevant und für BoD möglicherweise ein wichtige Einnahmequelle sein.

Also, mal schauen, wie meine kommende KDP-Veröffentlichung läuft. Es wird sicherlich nicht mein letztes Buch sein, da ich noch einige Projekte umsetzen möchte. Spannend bleibt zumindest, zu welchen Anbietern es mich dabei treibt.




Itzikuo_Peng - 31.08.2022 um 09:21 Uhr

Danke für die Mühe. Ich warte mal Deine Veröffentlichung ab, schau mir dann das fertige Buch an, höre mir Deine weitere Meinung zu dem neuen Weg an, und wenn es weiter gut klingt, mach ich meinen Wiedehopf auf dem Schrottplatz evtl. auch mal da.



Kenon - 31.08.2022 um 19:38 Uhr

Danke für das Dankesagen, Itzikuo_Peng. Der letzte Feinschliff wird sich bestimmt noch ein paar Wochen ziehen, aber dann ist es endlich wieder einmal so weit.

Was ich sicherlich noch erwähnen sollte:
Bei den Abmaßen orientiert sich Amazon an gängigen US-Größen. Entscheidet man sich während eines Projektes für einen anderen Anbieter, wird man es vermutlich neu formatieren müssen. Ich habe jedenfalls ein Format gefunden, das sehr dicht an meinem seit dem zweiten Buch genutzten Ideal ist.




Kenon - 11.10.2022 um 20:50 Uhr

Ein kurzes Update zum Veröffentlichen bei KDP:

Meine Probedrucke kamen aus Breslau und Leipzig.
Die Qualität des Umschlages ist bei BoD etwas höher. Gerade das Exemplar aus Breslau ist recht frei verschnitten – wer auf dünneren Büchern den Buchrücken pixelgenau gestalten will, dürfte Probleme bekommen. Außerdem wirkt der Umschlag bei der BoD-Veröffentlichung stabiler.

Mittlerweile kann man auf amazon auch herkömmlich publizierte Bücher bewerben. Der Markt ist natürlich eng, so dass man nicht glauben sollte, dass die Werbemöglichkeit ein Wundermittel sei.




Itzikuo_Peng - 12.10.2022 um 05:37 Uhr

Ah, ok. Gut zu wissen. Danke.



Kenon - 29.10.2022 um 10:59 Uhr

Noch ein Nachtrag:

Ein wirklich gravierender Nachteil von KDP ist das kaputte Kategoriensystem. Meinen neuesten Gedichtband konnte ich keiner der vielen Lyrikkategorien zuordnen, die eigentlich im amazon-Katalog existieren, weil sie derzeit bei KDP gar nicht hinterlegt sind. Das hat dazu geführt, dass mein Werk nun unter «Metaphysik und Esoterik» gelistet. Metaphysik lasse ich mir ja inhaltlich gerade noch gefallen, aber Esoterik? Verkaufsfördernd ist es jedenfalls nicht, wenn ein Produkt in einer unpassenden Kategorie steht.




Itzikuo_Peng - 24.07.2023 um 07:09 Uhr

Diese Nachricht wurde von Itzikuo_Peng um 07:11:34 am 24.07.2023 editiert


BoD hat jetzt neue Preiskategorien und Publish liegt nun bei 39,-

https://www.bod.de/preise

Bin grad auf der Suche nach Anbieter für U p d a t e s meiner Bücher. Inzwischen die Erfahrungen mit KDP? Noch was Ergänzendes zu oben?

(das Wort U p d a t e s [zusammengeschrieben] wurde vom System 2 x in s verwandelt ...)




Kenon - 24.07.2023 um 09:21 Uhr

Hm, das ist an sich eine heftige Preissteigerung, sie ändert aber nichts an meiner persönlichen Bewertung von BoD, da ich Bücher nicht neu auflege.

Mein nächstes Projekt erstelle ich noch einmal per KDP. Grundsätzlich ist es aber egal, wo ich meine kaum verkäuflichen Nischenprodukte platziere.




Itzikuo_Peng - 24.07.2023 um 12:02 Uhr

Jemand das hier lesend mit Erfahrungen hier:

https://tredition.com/




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