Die Nähe von Solschenizyn und Dostojewskij zum russischen Chauvinismus und Imperialismus ist weitgehend bekannt, auch die von Puschkin. Bei Joseph Brodsky hat sie mich ein wenig überrascht. Nicht, dass ich ein Freund seiner Gedichte wäre und ich mich besonders gut mit diesem Autoren auskennen würde – seine Werke sind nicht mein Fall; aber Brodskys Hass-Gedicht von 1991 gegen die Ukraine und deren Unabhängigkeit ist schon eine sehr spezielle und besonders abartige Gehässigkeit. Man muss fast dankbar sein um dieses Gedicht, weil es sehr anschaulich zeigt, wie tief Rassismus und Faschismus in der “russischen Seele” verankert sind, gerade und selbst bei Menschen, die man wegen ihrer Tätigkeit für kulturvoll halten könnte. Die Kernidee Russlands ist immer schon der Genozid an seinen Nachbarn gewesen.
Zitat:
Joseph Brodsky war ein literarischer Freigeist. Doch nach dem Zerfall der Sowjetunion verwandelte er sich in einen radikalen Nationalisten, beschimpfte die Ukrainer als kulturloses „Dreckspack“. In Russland erlebt eines seiner Gedichte nun eine Renaissance.
Quelle: Wie Joseph Brodsky zum Ukraine-Hasser wurde (dlf kultur)
Das angesprochene Gedicht in englischer Übersetzung (hier nur als Auszug):
Zitat:
God rest ye merry Cossacks, hetmans, and gulag guards!
But mark: when it’s your turn to be dragged to graveyards,
You’ll whisper and wheeze, your deathbed mattress a-pushing,
Not Shevchenko’s bullshit but poetry lines from Pushkin
Quelle: Joseph Brodsky – On Ukrainian Independence (russianuniverse.org)