Zitat:
Ist zwar als mitspielendes Motiv in Erwägung zu ziehen, ist mir aber zu individualistisch privat.
Ich verstehe vermutlich nicht ganz, was Du aus dem Text gelesen hast. Die mündliche Erzählung alter Menschen wenige Monate oder Jahre vor ihrem Ableben ist das eine, das Schreiben, so wie ich es gemeint habe, etwas anderes, das eine literarische Gestaltung natürlich immer einschließt. Du sagtest doch auch neulich, dass Deine Texte autobiographisch seien?
Zitat:
Historie hat für sich einen Anspruch auf Weitergabe.
Historie ist aber kein Subjekt und vermag daher von sich aus nichts.
Zitat:
Ich möchte also den Fokus auf den Stoff, nicht auf den Vermittler legen.
Ja, warum nicht; allerdings lässt sich beides nicht komplett voneinander trennen: Ohne Vermittler kein Stoff.
Zitat:
Die sprachliche Ausdrucksfähigkeit ist erwiesenermaßen die einzige Kraft, die im Alter noch zunimmt.
Ein interessanter Aspekt. Allerdings weiß ich nicht, ob er immer zutrifft. Viele, die mit ihrem Schreiben etwas bewegen, haben am Anfang gewissermaßen eine Aufwärmphase, dann legen sie richtig los. Nach ein paar Jahren haben sie den Stoff, von dem sie zehren, meist aufgebraucht – aber das betrifft ja die Inhalte ihrer Texte. Die Originalität ist dahin, sie sind eine Schreibmaschine geworden.
Ich selbst bilde mir ein, dass ich im Schreiben vielleicht besser geworden bin als früher, allerdings sehe ich auch, dass ich nicht mehr das vermag, was ich als Zwanzigjähriger noch vermochte.
Kannst Du Beispiele nennen, anhand derer man sieht, dass die “sprachliche Ausdrucksfähigkeit” zugenommen hat? Ich finde das wirklich spannend.Danke für die Links und Beispiele; leider kenne ich die genannten Autoren nicht (besonders gut), so dass ich weder zustimmen noch widersprechen kann.
Zitat:
so glaube ich mich zu erinnern, vor Tagen bei dir gelesen zu haben, wie du nach Fertigstellung eines Textes befriedigt konstatiertest, er habe eben geschrieben werden müssen. Leider finde ich die Stelle jetzt nicht.
Vielleicht hast Du dieses Zitat aus "Der alte Dreck" gemeint?
Zitat:
andererseits freut sich (nach BrunO Zacke) auch (ausnahmslos?) jeder Text darüber, dass er es geschafft hat, geschrieben worden zu sein.
Das spezielle ist ja hier, dass es den Text selber freut, dass es ihn gibt – und dass er anerkennt, dass seine Geburt nicht unbedingt leicht gewesen sein muss.