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-- Medienkritik & Kommunikation
--- Wir brauchen

Kenon - 16.11.2021 um 23:03 Uhr

“Wir brauchen” ist das neue “Wir müssen”. Es kommt etwas weniger streng, also sanfter daher, ist aber letztendlich genauso unabdinglich. Wenn jemand ”Wir brauchen” sagt, möchte er nicht diskutieren, möchte er keinen Widerspruch hören. ”Wir brauchen” ist eine Setzung, die bei vielen Deutschen noch ganz gut verfängt, sie muss als “Argument” genügen, mehr Begründung gibt es in der Regel nicht. Ohne ein ”Wir brauchen” sagt ein Politiker heute keine drei Sätze mehr. Wenn Du ein dufte Politiker sein willst, versuche wenigstens mal eine Woche, ohne dieses ”Wir brauchen” auszukommen.
“Wir brauchen” ist das “Wir müssen” des 21. Jahrhunderts.

Hier als Hauch von Empirie ein zufälliger Querschnitt durch ”Wir brauchen” in jüngeren journalistischen Publikationen:

Wir brauchen eine starke politische Mitte“
Wir brauchen Musik, die der Seele guttut“
Wir brauchen einen Aufstand der Vernünftigen“
Wir brauchen alle Möglichkeiten zum Handeln“
Wir brauchen mehr Blumen“




ArnoAbendschoen - 17.11.2021 um 21:24 Uhr

Man kann das die Basta-Attitüde nennen. Da gibt es noch einige Variationen. Zum Beispiel ein isoliertes "Punkt", herausgeschmettert nach einer Behauptung in einem Satz, der seinerseits schon mit einem Punkt endete. Und nach dem weiteren vernichtenden "Punkt" wird dann im Text noch mal ein Punkt gesetzt, z.B. so:

"Wir brauchen ein neues Bewusstsein. Punkt."

Bei mir sammelt damit keiner Punkte. Dafür drehe ich es gern ins Negative mit der Wendung "Wir brauchen keine ..." (" ... Gendermarotten" zum Beispiel. Übrigens habe ich solche jüngst an einem Ort entdeckt, wo ich das niemals für möglich gehalten hätte ...)




Kenon - 17.11.2021 um 22:11 Uhr

Zitat:

Gendermarotten" zum Beispiel. Übrigens habe ich solche jüngst an einem Ort entdeckt, wo ich das niemals für möglich gehalten hätte ...

Das macht mich natürlich neugierig – aber wenn Du gewollt hättest, würdest Du das Kind bereits beim Namen genannt haben?

Mein jüngstes persönliches Beispiel:

Ich kaufe ein Musikmagazin seit den 1990ern, früher regelmäßig, in den letzten 20 Jahren sporadisch, weil ich mich mit vielen anderen Dingen beschäftige und keine Zeit habe, Musiker-Interviews u.ä. zu lesen. Das Magazin ist dünner und viel teurer geworden und gendert jetzt auch. Beim ersten Kauf dieses Jahr wusste ich es noch nicht, den zweiten Kauf habe ich dann unterlassen, obwohl mich ein Spezial-Thema im aktuellen Heft sehr interessiert hat. Ich warte einfach auf bessere Zeiten. Wer gendert, bekommt kein Geld und - von Ausnahmen abgesehen - auch keine Likes von mir. Zwangsabgaben an die Staatsmedien leiste ich als guter Bürger natürlich trotzdem.




ArnoAbendschoen - 17.11.2021 um 22:30 Uhr

Hm, es war auf der Startseite eines kleinen, feinen Literaturforums, wo ich diesen niedlichen Doppelpunkt mitten in einem Wort erspähte. Bei der Lektüre der dort angezeigten Rezension fand sich noch einer.



Kenon - 17.11.2021 um 23:03 Uhr

Nun, ich rede dazu mal wie auf Zwitscher üblich:

Wer gendert, hat die deutsche Sprache nie geliebt.




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