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--- Nietzsches "Wille zur Macht" auf Wiedervorlage

Kenon - 06.10.2021 um 20:09 Uhr

Nietzsches “Wille zur Macht”, zuerst in Deutschland 1906 und damit posthum erschienen: zu ungeordnet, zu wirr war mir dieses Buch früher, aber es ist eben eine Art Restesammlung von Stoffen aus den letzten Jahren des schnauzbärtigen Philosophen, ein Werk, das dieser selber nicht mehr in die endgültige Form bringen konnte. Das also muss man dieser Zusammenstellung von Texten nachsehen. Die seitenlangen, dauernd wiederholten Tiraden gegen das Christentum können ermüden, zudem dieser Hang zu biologistischen Anschauungen; aber auch dem späten Hölderlin lässt sich ja nicht mehr vieles abgewinnen … Wie gesagt: Nachsicht. Und dann findet man doch wieder leuchtende Perlen wie diese:

Zitat:

Der weiseste Mensch wäre der reichste an Widersprüchen, der gleichsam Tastorgane für alle Arten Mensch hat: und zwischeninnen seine großen Augenblicke grandiosen Zusammenhangs – der hohe Zufall auch in uns! Eine Art planetarischer Bewegung –

Zitat:

Das »Christenthum« ist etwas Grundverschiedenes von Dem geworden, was sein Stifter that und wollte.

Zitat:

Thatsache: die Unterdrückten, die Niedrigen, die ganze große Menge von Sklaven und Halbsklaven wollen zur Macht. Erste Stufe: sie machen sich frei, – sie lösen sich aus, imaginär zunächst, sie erkennen sich unter einander an, sie setzen sich durch. Zweite Stufe: sie treten in Kampf, sie wollen Anerkennung, gleiche Rechte, »Gerechtigkeit«. Dritte Stufe: sie wollen die Vorrechte (– sie ziehen die Vertreter der Macht zu sich hinüber). Vierte Stufe: sie wollen die Macht allein, und sie haben sie …




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