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-- Prosa
--- Sonnengrüße aus Berlin

annett.manke - 22.06.2004 um 08:56 Uhr

by Annett Manke Oktober, 2001

Die Sonne ist noch einmal herausgekommen und lockt uns Menschen mit ihren warmen Strahlen ins Freie. Kinderlachen erschallt, fallende Blätter rascheln im Wind und auf der Straße rauschen die Autos rasend schnell vorbei.

Ich sitze in meinem Büro, die Sonne stört den ungetrübten Blick auf den Computerbildschirm und so ziehe ich die Übergardinen vor. Jetzt ist sie da draussen und ich ganz allein hier drin.

Wie gern würde ich das kitzeln der Sonnenstrahlen auf meiner Haut spüren und die letzten kostbaren Stunden vor dem kalten Winter auskosten. Draussen spazieren gehen und mich am Lachen der Kinder und der wieder hervorgekommenen guten Laune meiner Mitmenschen ergötzen.

Aber nein – die Arbeit ruft und ich sitze in einem kleinen Kabuff, gezwungen, das bißchen Sonne, das den Weg herein findet auszusperren.

Die Tage werden immer kürzer und wenn mein Wecker morgens schellt, dann ist es draußen noch dunkel und meine Katzen sehen mich genauso müde an, wie ich mich fühle. “Muß ich wirklich schon aufstehen?”

Die Arbeit ruft und so flitze ich im Morgengrauen zur U-Bahn, in der schon andere müde Gestalten sitzen und manchmal kurz aufschauen, um zu sehen, wer jetzt ihre Ruhe stört. Irgendwann spuckt uns das metallene Monster dann aus, nur damit wir freiwillig ins nächste klettern.

So langsam wird unserem Geist klar, das sein Körper wirklich schon durch die Gegend springt und er beschließt, langsam aber sicher sein Umfeld wahrzunehmen. Dann schälen sich plötzlich Gesichter von Kollegen hervor, die im gleichen Bus sitzen und genauso griesgrämig in die Welt schauen, wie man selbst.

Am Arbeitsplatz angekommen bekommt der müde Körper und der noch müdere Geist endlich sein lang ersehntes Koffein und wird schlagartig wach.

Jetzt kann der Tag beginnen.




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