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-- Lyrik
--- Brandenburgs Äcker (März 2021)

Kenon - 21.03.2021 um 00:36 Uhr

Zum Frühlingsanfang ein Schneesturm:
Wie überraschend!
Windwärts gewandte Baumstammseiten
färben sich binnen Sekunden weiß.

Eine seltene Ansicht.

Vögel verstecken sich im noch kahlen Geäst,
ihr Gesang ist schnell verstummt.
Der Schneesturm wirft kaltherzig
seinen Schleier,
alles, alles ist weiß.

Der Wind peitscht und peitscht;
ein morscher Baum legt sich quer
über die kleine Landstraße –
später wird es wieder heller.

Ich streife durch die Landschaft,
genieße meine Freiheit
auf schwarzen Stiefeln;
wenn ich undankbar wäre
würde ich von Zwangsurlaub,
den ich hier verbringe, sprechen.
Das bin ich nicht.
Ich bin dankbar
und sehr sehr glücklich.

Die Feldwege sind aufgeweicht,
von Traktorenspuren durchzogen;
Pfützen hier und dort,
in einer liegt regungslos
ein armes Regenwürmchen:
So klein!
Raben futtern die erste Saat
aus frischen Furchen.

Als schwarze Bänder erheben sie sich,
flattern ein paar Meter über das Feld
und setzen sich erneut
zum Fressen.

Wohl bekomme es Euch!

Weiter weg noch
tappst ein Reiherpärchen
durch das faltige Erdbraun.
Aus der Ferne beäugen die Vögel
mich neugierig
als wäre ich ein seltenes Zootier.

Ich bin nicht selten,
nur in einer seltenen Lage –
wie viele
gerade.

Ich muss nicht nach Malle
und pfeife auf Spaniens Strände und Sonne
denn Brandenburgs Äcker
sind doch auch sehr schön.




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