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--- Wolken im Universum

ArnoAbendschoen - 23.01.2021 um 18:09 Uhr

Wie alt war ich, als mich das Universum an sich zu beschäftigen begann? Neun Jahre, zehn Jahre? Ich will das Kind nicht klüger machen als es war - der Anlass für solches Grübeln war banal: Opa hatte als Abonnent von seiner Tageszeitung ein broschiertes Buch über die gesamte Weltgeschichte erhalten und diese Jahresgabe begann mit Entstehen und Ausdehnung des Universums. Ich las die Darstellung und kam aus Staunen und Fragen nicht heraus und fand keine Antworten. Das Dilemma beschreibt heutzutage Wikipedia knapp und exakt so:

"Zeiten „vor“ dem Urknall und Orte „außerhalb“ des Universums sind physikalisch nicht definierbar. Daher „gibt“ es in der Physik weder ein räumliches „Außerhalb“ noch ein zeitliches „Davor“ noch eine Ursache des Universums."

Das Kind dachte dennoch immer wieder über räumliche und zeitliche Grenzen des Universums nach. Wie konnte man sich dergleichen vorstellen: Unendlichkeit? Endlichkeit? Es waren Kategorien jenseits menschlicher Erfahrbarkeit. Da gab es keine Antworten, nur weiter das Bedürfnis zu fragen. Nicht einmal die erkenntnistheoretische Sackgasse wies ein Ende auf, sie blieb Zustand, an die Existenz des Individuums mit begrenzter Erkenntnisfähigkeit gebunden. So näherte sich das Kind, lange bevor es den Begriff zum ersten Mal las, dem Agnostizismus.

Vor Tagen sah ich erstmals den Film "Permanent Residence" von Scud. Er sprach mich mit vielen Details unmittelbar stark an. Besonders berührte mich, wie der erwachsene Ivan seinem Freund Windson in Hongkong etwas aus seiner Kindheit in Kanton erzählt - den kleinen chinesischen Jungen hatte dieselbe Problematik wie mich seinerzeit beschäftigt. Der Film ist semi-autobiographisch. Ivan trägt Scuds originären Familiennamen Wan. Der Filmemacher heißt tatsächlich Danny Cheng Wan-Cheung und erklärt seinen Künstlernamen als Abkürzung für "Scudding clouds", das ist der chinesische Name ins Englische übersetzt. Allgemeines Thema in "Permanent Residence" sei, so Scuds Definition, "the limit of life". Der Film, in China, Japan, Australien und Israel spielend, ruft heimatliche wie brüderliche Gefühle in mir wach: auch ich eine treibende, fegende Wolke, irgendwo im Nirgendwo und glücklich, am sonst leeren Horizont noch eine Wolke wahrzunehmen. Ich will den Film wieder und wieder ansehen und zu erfassen versuchen, was für Scud die Grenze des Lebens bedeutet.




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