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--- Andrej Kurkow - Graue Bienen
Kenon - 03.06.2020 um 23:27 Uhr
Andrej Kurkow - Graue Bienen (2019)
Der russische Krieg im Donbass, der eine Landbrücke zur 2014 völkerrechtswidrig geraubten Krim eröffnen sollte, ist noch immer ein heißer. Seit sechs Jahren nun führt Russland diesen schmutzigen Eroberungskrieg gegen die Ukraine. Wann wird er aufhören, mit welchem Ergebnis? Wie viele Menschen müssen noch vertrieben, versehrt, getötet werden, wie viel Natur und vom Menschen Geschaffenes muss noch zerstört werden? Werden die Russen die Ukrainer in Frieden lassen, wenn Putin einmal gestorben ist (er wird wohl leider noch einige Jahre leben)? Werden sie die besetzten Ländereien zurückgeben und für die angerichteten Schäden Reparationen bezahlen? Viele Fragen, viel Ungewissheit. Am Ende jeder Nacht aber kommt ein neuer Tag.
Andrej Kurkow hat uns mit “Graue Bienen” einen Roman über diesen russischen Krieg geschenkt. Auch wenn er das einfache Leben des Bienenzüchters Sergej, der allein mit seinem Kindheitsfeind (pro-russisch, so lange er davon profitieren kann) in einem Dorf in der grauen Zone zurückgeblieben ist, schildert: Es ist natürlich kein unpolitisches Buch. Der Anti-Held möchte nur sein bescheidenes Leben führen, und doch ist es Teil einer großen Geschichte. Licht und Dunkelheit treffen aufeinander, das Abendland trifft auf asiatische Despotie, ehrliche Menschen auf berufsmäßige Lügner, Freiheitskämpfer auf grausame Unterdrücker und Mörder.
Kann man so ein wichtiges und richtiges Buch bewerten? Man kann, aber man muss es nicht. Erzählerisch kommt es manchmal fast zum Stillstand, um dann doch wieder mit einer packenden Wendung aufzuwarten. Und natürlich ist es reich an Anspielungen und versteckten Bildern. So heisst der russische Scharfschütze, der eines Tages tot im Dorf aufgefunden wird, Wladlen mit Vornamen: ein typisch sowjetischer Kunstname, gebildet aus den ersten Silben von Wladimir (Iljitsch) Lenin. Wladlen war ein Mensch, der möglichst viele Ukrainer töten wollte. Lenin war ein Massenmörder, der eine totalitäre Ideologie begründet hat. Wladlen und Lenin gehören zusammen. Beide sind tot. Putin ist ein Mensch, der die Ukraine zerstören will. Er hingegen lebt noch, aber kein Diktator lebt ewig. Leider ist das nur ein Trost, wenn man ihn überlebt und dieses Leben danach genießen kann.
Was bleibt festzuhalten? Ich mag Kurkows Buch - ohne Russland wäre die Welt eine friedlichere und lebensfreundlichere.
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