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-- Rezensionen
--- Thomas Mann - Der Zauberberg
Kenon - 24.05.2020 um 23:51 Uhr
Im vielleicht achten Versuch habe ich den Zauberberg von Thomas Mann, erschienen 1924, doch mit großer Anstrengung durchgelesen, nachdem ich zuvor sicher nie mehr als die ersten 30 Seiten ertragen hatte. Ohne die Corona-Pandemie wäre es sehr wahrscheinlich nicht dazu gekommen, und sie ist ganz sicher kein Grund, hier dankbar zu sein. “Der Zauberberg” ist ein fast komplett handlungsloses Machwerk, das sein Autor auf ungefähr 1000 Seiten ausbreitet. Es zu lesen erfordert ein Höchstmaß an masochistischer Disziplin oder die enorme Dummheit (sanfter gesagt: Unerfahrenheit), anzunehmen, es hier mit großer Literatur zu tun zu haben. Ich werde hier keine “inhaltliche Zusammenfassung” geben, die kann man sich anderweitig einholen, denn in dem Buch geht es ohnehin nur um den kranken, gekränkten und zutiefst narzisstischen Menschen Thomas Mann, der die Pose des Weltliteraten gibt. Ein Weltliterat ist er beileibe nicht, Nobelpreis hin oder her, den haben schon viele fragwürdige Autoren erhalten und viele andere, die ihn eher verdient hätten, nicht. Manns Romanfiguren sind billige Abziehbilder ohne Leben, ob sie nun Hans Castorp, Lodovico Settembrini oder Naphta heissen, sie sind alle nur armselige Dummschwätzer wie Thomas Mann selbst, der sehr wahrscheinlich aus allerhand Sekundärquellen, ohne diese zu benennen, Dinge zusammengeklaubt und in seine extrem geschraubte Sprache gezwängt hat. Beim Lesen des Zauberbergs habe ich ihn geistig oft in allerhand Lexika und Fachliteratur wühlen sehen - wie eine Elster im Volksglauben, die ihr Nest mit vielerlei Kram vollpackt. Thomas Manns Sprache ist eine besondere Kunstform, das möchte ich ihm nicht absprechen, aber ihre Seele ist die technische Kraftmeierei, inhaltlich bleibt alles blutleer und arm, seine Sprache ist letztlich reine Scharlatanerie, die ein puffendes Nichts zu einem gähnenden Kosmos auswölbt und dabei schon den einen oder anderen Gaffer, der das leere Schauspiel nicht durchschaut, für sich gewinnen kann, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es viele Menschen gibt, die dieses Buch wirklich von vorn bis hinten gelesen haben, und wenn doch, dann vielleicht als eine Art Selbsterfahrung, bei der man die Grenzen der eigenen Belastbarkeit ausloten möchte. Ich selbst war tapfer (das ist kein Eigenlob), nur das seitenweise Gefasel über das Leben, von dem Thomas Mann nun wirklich überhaupt keine Ahnung hatte, habe ich tatsächlich übersprungen und mir damit hoffentlich einen großen Gefallen getan. Wozu dienen die zahlreichen Exkurse? Sie sollen die Seiten füllen, damit die 1000 Seiten-Grenze erreicht werden kann, sie sollen die weitschweifende “Klugheit” des Autoren demonstrieren.
Ich will nicht abstreiten, dass der Zauberberg auch einige stärkere Seiten hat, aber hierzu fallen mir nur die gewissermaßen früh-existenzialistische Schneewanderung von Hans Castorp und die Schilderung des Grammophongebrauchs ein, die eventuell eine kulturhistorische Bedeutung haben könnte, wenn sie nicht so dick vom Mannschen Tran überzogen wäre. Das ist in Anbetracht des Umfanges des Buches nicht besonders viel. Ansonsten bleiben Abscheu und Ekel zurück. Ekel vor allem, weil der Autor so stark aus diesem Werk scheint: Ein verbissener, verlogener Mensch, der vor allem etwas darstellen möchte, das er nicht ist. Ich habe hier und da gelesen, Thomas Mann hätte so eine feine Ironie gehabt. Ich habe nach diesem Hinweis danach geforscht, und wirklich, was ich im Werk für Idiotie hielt, könnte möglicherweise gar ironisch gemeint gewesen sein. Thomas Mann ist ein Autor ohne Positionen, und wenn er sich im Zauberberg doch einmal etwas hervor wagt, indem er zum Beispiel Hans Castorp sich an seine schwule Jugendliebe Přisbislav Hippe erinnern lässt, so relativiert er doch alles schnellstgehend in einem ironischen Nebel. Hahaha, hihi, hehe. Und für besonders heikles wechselt er lieber gleich in das Französische.
Thomas Mann ist kein großer Autor, der Zauberberg kein großes Buch, selbst wenn es einen gewissen Umfang hat und sich zahllose Menschen davon bereits haben täuschen lassen. Es erzählt einem auch nichts über die Stimmung vor dem Ersten Weltkrieg, es erzählt - und da wiederhole ich mich abschließend gern noch einmal - nur von dem bedauerungswürdigen Menschen, der es verfasst hat.
Bitte, lesen Sie den Zauberberg nicht, fast jede andere Beschäftigung ist sinnvoller. Das einzige, was sie dieses Buch lehren wird, ist die geringe Kunst der Zeitverschwendung und dass man als ihr Schöpfer durchaus materiellen Erfolg haben kann.
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