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-- Prosa
--- Alles in Ordnung
Deirdre - 25.05.2004 um 18:12 Uhr
Er schloß die Wohnungstür auf und schaute sich um. Irgendetwas war nicht in Ordnung. Die Wohnung wirkte plötzlich kalt und leer fand er. Auf dem Telefontischchen lag ein einzelner Schlüssel neben dem Schirm, den er morgens dort vergessen hatte. Die Schuhe, seine Schuhe, standen in Reih und Glied entlang der Wand. Er ging in die Küche. Alles war fein säuberlich aufgeräumt, das Geschirr gespült und ordentlich verstaut. Im Schlafzimmer das gleiche Bild. Das Bett gemacht, die Vorhänge zurückgezogen. Selbst im Wohnzimmer, wo sonst immer ein Hauch von Unordnung in der Luft lag wenn sie da war, stand nun alles an seinem Platz.
Schon als er sie das erste Mal sah, fiel im dieses gewisse Durcheinader auf, das sie ständig zu umgeben schien. Eine schmale Gestalt, umgeben von Leben. Sie faszinierte ihn. Lange begnügte er sich damit, sie zu beobachten. Sie anzusprechen kam ihm nicht in den Sinn. Er lauschte ihrem klingenden Lachen wenn sie sich zufällig in der Uni über den Weg liefen, sein Blick folgte dann völlig unbeachtet ihren Bewegungen. Irgendwann, auf der Party eines gemeinsamen Freundes, kamen sie dann ins Gespräch. Wer wen angesprochen hatte, vermochten sie hinterher beide nicht mehr zu sagen. Später nahm er sie, eigentlich gegen seine Gewohnheit, mit nach hause. Die Nacht verging und sie blieb.
Er ging ins Badezimmer, machte den Schrank über dem Waschbecken auf. Dort, wo am Morgen noch das Sammelsurium ihrer Fläschchen und Tiegelchen zu finden gewesen war, gähnte jetzt eine Lücke. Wie oft hatte er sich über das Chaos im Badezimmerschrank insgeheim geärgert. Nun erstrahlte alles wieder in alt gewohntem Drill.
Im Kleiderschrank das gleiche Bild. Dort, wo sonst ihre Kleidung ihren Platz gehabt hatte, baumelten nun zwei leere Kleiderbügel.
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