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-- Medienkritik & Kommunikation
--- Es fährt kein Bus nach Rahnsdorf

ArnoAbendschoen - 18.04.2017 um 23:19 Uhr

Sie ist mir vorher gar nicht aufgefallen. Ich stehe am Bahnhof Karlshorst und warte auf den Bus 296 nach Friedrichsfelde, da spricht mich die Fremde an: „Geht hier der Bus nach Rahnsdorf?“ – „Nach Rahnsdorf?“ frage ich entgeistert zurück. „Dahin kommen Sie von hier nur mit der S-Bahn.“ Und deute auf den Bahnhofseingang hinter uns. Aber sie macht keinen Gebrauch von meiner Auskunft und ihre Miene ist so unbefriedigt, dass ich mich gleich abwende. Soll sie sehen, wie sie weiterkommt … Klar, ich hätte es besser erklären können. Berliner gelten als kurz angebunden, machen sich damit unbeliebt? Nun, ich selbst bin hier weder geboren noch aufgewachsen, darf also ruhig schnippisch sein …

Jetzt kommen die richtigen Berliner zum Zug. Die Unbekannte steuert schon den nächsten Passanten an, Auskunft heischend. Wo findet sie den Bus nach Rahnsdorf? Kopfschütteln als Antwort und danach einige Sätze – er ist geduldiger als ich, hat aber ebenso wenig Erfolg: Statt im Bahnhof zu verschwinden, wechselt sie nun die Straßenseite und geht auf ein Taxi zu. Damit scheint das Problem einer Lösung nahe …

Sie steigt ein, doch das Taxi fährt nicht los. Stattdessen greift der Fahrer nach einem Stadtplan und beginnt mit langen Erklärungen. Drei, vier Minuten geht das so, er weist mit der Rechten wiederholt auf das Bahnhofsgebäude und sie steigt endlich aus, überquert die Straße erneut und betritt tatsächlich die obskure Station. Gute Reise nach Rahnsdorf …

Ach, sie ist schon wieder an der Haltestelle. Nun darf eine Dame sich ihr widmen. Sie bereden es ausführlich, von Frau zu Frau, ohne dass ich viel verstehe. Die Dame kann ihr auch bloß sagen: „Es fährt kein Bus nach Rahnsdorf – aber die S-Bahn, nur fünf Stationen!“ Diesmal müsste sie der Auskunft doch Glauben schenken. Tatsächlich bleibt sie drinnen, während mein Bus an der Ecke auf Grün wartet, um von der Treskowallee abbiegen zu können …

Na ja, als ich aus dem fahrenden Bus kurz zurückblicke, kommt sie gerade wieder aus dem Bahnhof. Seitdem muss ich viel an sie denken, um Einfühlung bemüht. Tatsächlich, es gibt so viele Gründe, auf dem Bus zu bestehen und die Bahn samt Ticketautomaten und hoher Treppe hinauf zu meiden. Man steigt einfach vorne ein und da ist gleich einer, den man fragen kann: Sie fahren doch nach Rahnsdorf? Er nennt den Fahrpreis, nimmt das Geld und sie bekommt dafür den Schein. Dann sitzt sie gleich hinter ihm, fragt zwischendurch, ob es noch weit ist, und am Ziel würde er sie vorn aussteigen lassen – falls es überhaupt einen Bus von Karlshorst nach Rahnsdorf gäbe.




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