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--- Ausstellung Otto Bartning in Berlin
ArnoAbendschoen - 09.04.2017 um 18:54 Uhr
Gegenwärtig und noch bis zum 18.6.17 zeigt die Akademie der Künste Berlin eine umfangreiche, sorgfältig erarbeitete Ausstellung über einen der großen deutschen Architekten des 20. Jahrhunderts: „Otto Bartning (1883 – 1959). Architekt einer sozialen Moderne“. Bartnings Lebensweg wie berufliche Laufbahn waren von Anfang an eng verwoben mit Hauptlinien gesellschaftlicher Entwicklung. Geboren in Karlsruhe studierte er in Berlin und gründete dort sein Architekturbüro, das jahrzehntelang viele Aufträge an sich zog. Im 2. Weltkrieg ausgebombt kehrte er in den Südwesten zurück, arbeitete nun von Neckarsteinach, dann von Darmstadt aus. Ein halbes Jahrhundert lang sehen wir einen Architekten sich als Baumeister sozialen Fragen im weitesten Sinn widmen, auch zum Vorteil der eigenen Position innerhalb seiner Zunft.
Auch Bartning setzte um 1910 auf Reformarchitektur, auf Abkehr vom Historismus. Einen Namen machte er sich früh mit Entwürfen für evangelische Kirchenbauten, vor allem in Österreich. Dort gab es damals infolge der Los-von-Rom-Bewegung einen erheblichen Bedarf an neuen Gebetshäusern und Gemeindebauten. Einen reichsdeutschen Architekten damit zu betrauen, hatte einen politischen Hintergrund: Die Bewegung war im Wesentlichen deutsch-national. Daneben baute Bartning erste Villen in Berlin und auch in Österreich.
Nach dem 1. Weltkrieg stieg Bartning zu einem der maßgeblichen Architekten der Weimarer Republik auf. Dabei half ihm, dass er gut vernetzt war. Das Spektrum seines Schaffens erweiterte sich, umfasste nun neben Kirchen und Landhäusern z.B. Verwaltungsgebäude und Krankenhäuser. Infolge der enormen Wohnungsnot jener Zeit wurde Wohnungsbau für breite Schichten ein Hauptbetätigungsfeld. Bartning setzte auf rationalisiertes Bauen, auch mit neuen Materialien und mit vorgefertigten Teilen. Ab 1925 war er Direktor der Bauhochschule in Weimar, nachdem deren Vorgänger, das Bauhaus, nach Dessau verdrängt worden war. Er selbst wurde in Weimar 1930 durch den NSDAP-nahen Schultze-Naumburg ersetzt. Bartning galt als moderater Moderner und blieb ab 1933 in Deutschland im Wesentlichen unbehelligt. Allerdings konzentrierte er sich im Dritten Reich wieder auf den Kirchenbau. Bartnings Einfluss nahm nach dem zweiten verlorenen Krieg noch einmal zu. Neben eine Vielzahl von Notkirchen – Ersatz zerstörter Bauten oder Schaffung neuer Kapazitäten für Geflüchtete – traten erneut staatliche Aufträge. Darüber hinaus war er nun beratend, lehrend und als Juror oder an der Spitze von Berufsorganisationen tätig.
Bartnings Werk zeichnet sich durch Formenreichtum und Experimentierfreude aus. Er war an diesen Polen orientiert: optimale Befriedigung realer Bedürfnisse und Vergeistigung des Materiellen. So entstanden unverwechselbare Bauwerke von oft großer Schönheit.
Ort der Ausstellung: Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin
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