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-- Lektüregespräche
--- Mai 2016

Kenon - 09.05.2016 um 00:22 Uhr

Leo Tolstoi - Auferstehung

Literarisch schwach, weil sein Autor seine moralischen Überzeugungen in ein zu durchsichtiges Romangewand kleidet, ist "Auferstehung" doch ein leider immer noch aktuelles Werk, da auch weit über 100 Jahre nach seinem Ersterscheinen Übel wie Justizwillkür, Korruption, Imperialstreben und die damit einhergehende Unterdrückung von Nachbarvölkern in bzw. durch Russland nicht ausgerottet sind, sondern vielmehr wichtige Pfeiler des Staates bilden. Wenn bei Tolstoi aus einem Vergewaltiger wie Nechljudow ein reuiger, liebender Sünder wird, ist das Operettenstoff von geringer Glaubwürdigkeit - wie oft kommt das im Leben vor? Andererseits natürlich auch zu schön, um nicht ein ganzes Buch daraus zu spinnen. Tolstoi glaubt an den Menschen und dass er sich zum positiven wenden kann. Doch allein wieviele sehen den Weg, den sie nehmen? Wieviele haben die Kraft, sich nicht von ihren Trieben und Enttäuschungen niederdrücken zu lassen? Wieviele ergreifen das Steuer und setzen den Kurs - ganz bewusst?




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