Robert Adams - Why people photograph
Ein Buch, das enttäuscht, weil es nur oberflächlich streift, was der Titel verspricht: Der heutzutage zeitlosen Frage nachzugehen, warum Menschen fotografieren. Nur etwas mehr als 20 Jahre alt, ist das Buch doch aus einem ganz anderen Zeitalter: Fotografie war damals zwar bereits ein Massenphänomen, doch noch auf die klassischen Medien des Drucks, insbesondere das Buch, und Ausstellungen angewiesen, um einem größeren Kreis von Betrachtern zugänglich zu werden und zudem mit einigen mechanischen, chemischen und auf die einzelne Auslösung heruntergebrochen auch ökonomischen Hürden ausgestattet. Das ist, wie wir alle wissen, heute ganz anders: Jeder, der des Sehens mächtig ist, über eine Kamera und einen Internetanschluss verfügt, kann seine Auslöseergebnisse aller Welt zeigen. Robert Adams hat sich noch auf einige wenige Fotografen konzentrieren können und sie in einen elitären Kreis - "Examples of success" - gestellt; heute findet man solches Material zumindest hunderttausendfach. Das schmälert den Rang der Fotografie als Kunst, ist jedoch wunderbar demokratisch. Wer dem nachttrauert, kann gern wieder analog fotografieren.
Rudolf Bultmann - Jesus Christus und die Mythologie. Das Neue Testament im Licht der Bibelkritik
Theologie ist wie Philosophie doch größtenteils Beschäftigung mit von ihr selbstgeschaffenen Problemen. Sie mag wertlos sein, vertreibt aber die Zeit, von der, wenn im Glücke stehend, man im Leben doch einige hat, und sie kann durchaus Spaß machen. Eine Religion, die sich nicht ständig neu am Leben ausrichtet, ist tot und wird bald verschwinden. Ohne die Bultmanns wäre der Spuk also bald vorbei, und es ist doch verwunderlich, wie man so einen alten Stoff wie das Neue Testament hin und her wenden kann, dass er, wenn schon nicht gleich nach Ariel Color, doch ein klein wenig nach Frühling riecht.
Meine Ausgabe ist übrigens ein vor 52 Jahren gedrucktes Taschenbuch - kaum gilblich, wirkt es wie frisch gepresst. Die Prospektanforderungskarte steckt auch noch - adressiert u.a. an "Hamburg 40".
Zitat:
Mit Hilfe der Naturwissenschaften versuchen die Menschen, die Welt in Besitz zu nehmen, in Wirklichkeit aber nimmt die Welt Besitz vom Menschen. In unserer Zeit können wir sehen, wie weit der Mensch von der Technik abhängig ist und wie weit die Technik schreckliche Konsequenzen mit sich bringt.