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-- Medienkritik & Kommunikation
--- Die Agenda der ganzheitlichen Projekte

ArnoAbendschoen - 22.12.2015 um 11:55 Uhr

Ein PROJEKT: das war vor Jahren das kommende Wort. Es gibt kommende Wörter wie es kommende Männer und Frauen gibt. Eine der Theaterfiguren Heinrich Manns sagt einmal: „Wir haben nichts, was eine Sache ist, aber wir haben Sachlichkeit.“ Manche hatten damals ein Projekt. Nur einige Jahre später wurde einer von ihnen sogar Minister. Sein langjähriges Projekt war allein gewesen – eben Minister zu werden. Es kam dann auch, mangels anderer Projekte, bald zu einem Krieg, der alle sehr verblüffte. Der Minister gebrauchte das geliebte Wort Projekt weiterhin derart häufig, dass kluge, vorausschauende Leute es dann nicht mehr benutzen wollten: Es war bereits ein Wort von gestern. Indessen kopierte man nun die zweite Spezialität des Ministers, und die war sein schwer nachzuahmender, staatsmännisch besorgter Faltenwurf des Gesichts. Die Lage war noch nie so ernst.

Man hätte gewarnt sein können. Den allzu Sensiblen stand das Schicksal eines anderen abgehalfterten Wortes vor Augen: GANZHEITLICH. Das war in den Zeiten der kritischen Analyse das himmlische Manna gewesen. In Kritik und Analyse war die ganze Manna versprechende Richtung, die einem so gut passte wie ein bequemer Turnschuh, ja stark gewesen. Die Macht über die verrotteten Zustände fiel ihr wie einem Alleinerben nach Ableben des Vorläufers zu. Angesichts der wahren Lage erhielt das arme Wort ganzheitlich dann sofort Landesverweis und war landesweit durch Projekte zu ersetzen, deren Scheitern in der Praxis nun in erneutem dialektischem Umschwung zu nochmaligem Ausweichen in die Breite führte: AGENDA war nun das kommende Wort. Die Herren über die Projekte entschuldigten sich ganzheitlich mit der Vielzahl unlösbar erscheinender Aufgaben - sie aufzulisten, war immerhin auch schon mutig: in der Tat.




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