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--- Leonard Fink - Fotoausstellung in Berlin
ArnoAbendschoen - 12.01.2015 um 15:46 Uhr
Der New Yorker Leonard Fink (1930 – 1992) war kein professioneller Fotograf. Die Berliner Ausstellung ist weltweit die erste ihm gewidmete überhaupt. Einblick in das umfangreiche Werk bekamen zu seinen Lebzeiten nur Freunde. Es wuchs im Halbverborgenen, war professioneller Kritik nicht ausgesetzt. Fink blieb so der talentierte Amateur, der manisch fotografiert, dem hin und wieder Bilder von großer Schönheit und Ausdruckskraft gelingen, herausgehoben aus vielem von ihm, das rein dokumentarischen Wert hat oder sogar trivial erscheint.
Die Ausstellung präsentiert vor allem Fotos aus den siebziger Jahren, z. T. auch aus dem folgenden Jahrzehnt. Finks idealer Standort war die stillgelegte Hochstraße am unteren Hudsonufer. Von da aus fotografiert er wie aus naher Vogelschau das angrenzende Village, vor allem die West Street mit ihrer Kette von Bars und vor ihnen Massen homosexueller Männer. Gewöhnlich stehen da dicht gedrängt Hunderte im vollen Tageslicht. Fink mischt sich auch unter sie, nimmt sie einzeln, paarweise, in Gruppen auf. Jene dreizehn Jahre zwischen Stonewall und Aids werden so wieder lebendig, mit dem typischen Outfit von damals, den Frisuren, Bartmoden und Klamotten. Fink inszeniert und ästhetisiert nichts à la Mapplethorpe. Das Einprägsame mancher Bilder erscheint wie zufällig. Als Ganzes spiegelt sein Werk eine Art spezielles Volkstum wider.
Er fotografiert auch die Stonewall-Demonstranten jener Zeit und die Mütter, die mitlaufen („I’m proud of my gay son!“), gern auch die Polizisten am Rand, Letztere oft eine gereizte Lässigkeit zur Schau stellend. Später zeigt Fink die Reste seiner inzwischen abgerissenen Hochstraße. Er führt uns auch zu den aufgegebenen Piers, den Ruinen der alten Lagerhäuser – wir sehen Sonnenbadende und sexuell vielfältig Aktive. Die Aufnahmen zeigen fast alles, beschönigen nichts und berühren gelegentlich tief. Fink gelingen einige Paarbilder voll meditativer Kraft, kontemplativer Schönheit.
Oft präsentiert er sich auch selbst – vielleicht zu oft, zu unkritisch, könnte man meinen. Doch ist es nur das Ergebnis desselben Verfahrens: mit der Kamera eintauchen in das am Flussufer dahintreibende Leben, von dem er Teil ist. Einmal sehen wir ihn an seinem Arbeitsplatz, einem Büro mit Aktenbergen auf dem Schreibtisch und Abzügen eigener Aufnahmen an der Wand. Fink war lange Anwalt für die New Yorker Verkehrsbetriebe. Wie manche seiner Modelle starb er, auf dem Höhepunkt der Epidemie, an Aids. Mit der Ausstellung betreten wir ein Memorial für ihn und eine verheißungsvoll gewesene Zeit.
Parallelel zur Ausstellung erschient im Verlag edition clandestin das Buch „LEONARD FINK COMING OUT. Photographs of Gay Liberation and the New York Waterfront“ mit vielen Reproduktionen und klug analysierendem Text.
Ort der Ausstellung: Schwules Museum, Lützowstr. 73, 10785 Berlin (U-Bahn Nollendorfplatz). Wird noch bis 23.3.15 gezeigt.
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