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-- Politik & Gesellschaft
--- Jörg Thadeusz schießt einen Bock

ArnoAbendschoen - 23.08.2014 um 14:33 Uhr

Wer in den letzten Wochen die Berichterstattung über die Ukraine-Krise genau verfolgt hat, der kennt auch die Geschichte mit dem Separatistenkrieger, der am Ort des Flugzeugabsturzes scheinbar triumphierend ein Kinderspielzeug hochhielt. Herauskam längst, dass die zunächst propagandistisch verwertete Sequenz sinnverkehrend war – das komplette Video zeigt einen, der im Gegenteil tief bestürzt war und sich sogar bekreuzigte.

Fernsehmoderator Jörg Thadeusz (RBB, ZDF) benutzt die alte Lügenmär dennoch am 15.8.14 in seiner wöchentlichen Kolumne für die "Berliner Zeitung" und fängt mit dem Aufständischen eine Reihe an, die er mit islamischen Terroristen und Boko-Haram-Kriegern fortsetzt: „Der ostukrainische Bandit, der in Flugzeugtrümmern triumphierend ein Kinderspielzeug hoch hält …“

Jörg Thadeusz hat einen kapitalen Bock geschossen und dann wohl Druck bekommen. Eine Woche später stellt er richtig, räumt den Fehler ein und – geht sofort zur Attacke auf die ihn Kritisierenden über. Seine Richtigstellung umfasst zwei kleine Absätze, dann folgen sieben weitere, in denen er mit denen abrechnet, die es gewagt hatten, sich mit ihm anzulegen. Dabei handelt es sich um private Zuschriften an den Moderator, der Leser kennt ihren Wortlaut nicht. Was Thadeusz sparsam davon mitteilt, verrät, wie niedrig die Erregungsschwelle des Kolumnisten ihrerseits liegt. Eine Frau war „fassungslos“, ein Mann sprach von „Entgleisung“. Dazu der Briefempfänger: „Die Zuschriften waren mitunter rasend vor Zorn.“ Ach, Thadeusz …

Den Kolumnisten verschnupfte auch, dass man ihm Texte von Brecht und Tucholsky zukommen ließ. Einer „schimmert in feinster moralischer Politur“ - eine Zumutung! Und er entwirft mit leichter Hand – oder sollte ich sagen: besinnungslos vor Zorn? – das Psychogramm derjenigen, die „sich in der scheinbar überlegenen Beobachterposition bequem einrichten“. Dabei ist offenkundig, wer es sich im konkreten Fall bequem gemacht hat, wer als Journalist die Debatte nicht gründlich verfolgt, nicht recherchiert hat, doch als scheinbar überlegener Beobachter fahrlässig eine alte Falschmeldung noch einmal in Umlauf gebracht hat.

Hier wäre angebracht gewesen: eine kurze und klare Korrektur, verbunden mit dem Ausdruck des Bedauerns. Stattdessen stilisiert sich Thadeusz als Opfer und missbraucht seine Richtigstellung für weiteres Propagandafeuer. Das erinnert mich an eine alte Anekdote: Schulz hatte Lehmann beleidigt, war verpflichtet worden, sich bei ihm zu entschuldigen. Also klingelte Schulz bei Lehmann an der Tür, fragte den Öffnenden: Wohnt hier Meier? Ach, dann entschuldigen Sie …“ Bei Thadeusz geht diese Geschichte weiter: Nach seiner „Entschuldigung“ spuckt Schulz vor Lehmann noch aus.

Mit Moderatoren wie Thadeusz geraten die deutschen Leitmedien nur noch tiefer in die Legitimitations- und Glaubwürdigkeitskrise. Als ob es kein Internet gäbe.




Kenon - 24.08.2014 um 01:28 Uhr

Arno Abendschön kippt mal wieder einen Sack Reis um. (Lautes Gähnen im Publikum - ääääh, welches Publikum?)

Hier findet sich ja die Richtigstellung im Wortlaut, die man dann, wenn man nichts besseres zu tun hat, gern mit Deiner - extrem höflich ausgedrückt - eigenwilligen Interpretation vergleichen kann:

Lieber Herr Thadeusz, wann haben Sie sich das letzte Mal geirrt?

Daraus:

Zitat:

Es bleibt falsch einen ost-ukrainischen Freischärler zu einem Monster zu erklären. Trotzdem empfinde ich eine schwer überbrückbare Distanz zu einem Mann, der für eine Welt kämpft, die ganz gewiss nicht meine ist. Mit einem lumpenreinen Autokraten in Moskau im Rücken, der in seinem Land die Pressefreiheit einschränkt und Homosexuelle von Schlägern verprügeln lässt. Viele Katalanen meinen ihren Separatismus auch sehr ernst. Führen aber zum Glück keinen Krieg gegen Regierungstruppen aus Madrid.

Zitat:

Ich habe mich in der vergangenen Woche in einem Detail geirrt. Es ist eher wahrscheinlich, dass mir das in Zukunft trotz aller Bemühung wieder passiert. Zum Glück. Denn es unterscheidet mich von denen, die sich niemals irren. Oder von denen, die sich so sehr vor dem Irrtum fürchten, dass sie sich in der scheinbar überlegenen Beobachterposition bequem einrichten.

(Hervorhebung von mir.)

Das ist doch ein sehr anständiges Verhalten.

Im übrigen, auch wenn Du jetzt vermutlich lieber die Ermordung des Honorarkonsuls aus Litauen in der Ostukraine feierst:

Einen schönen ukrainischen Unabhängigkeitstag!





ArnoAbendschoen - 24.08.2014 um 09:49 Uhr

Kenon, dass du mir unterstellst, ich könnte die Ermordung des Honorarkonsuls feiern, genügt. Du liegst damit genau auf der Wellenlänge von Thadeusz.

Mit Leuten wie dir kann man über den konkreten Sachverhalt offenbar nicht sachlich diskutieren.

Arno Abendschön




ArnoAbendschoen - 26.08.2014 um 01:11 Uhr

Leider wurde der folgende Beitrag in der Sparte Politik und Gesellschaft "Die Ukraine gewinnt den Krieg gegen Russland" inzwischen für Kommentare gesperrt. Warum? Weil Spiegel online jetzt schreibt: "Die ukrainische Armee erleidet Niederlage um Niederlage ..."?

Gleichzeitig wurde mein Kommentar vom 21.8.14 gelöscht. Darin enthalten waren Lesetipps aus der "Berliner Zeitung" und dem Online-Magazin "Telepolis" zu dem Komplex Neonazis in der Ukraine. Wie unsouverän! Ist die eigene Position so schwach, dass man die Diskussion scheuen und abwürgen muss? Die "Berliner Zeitung" wie "Telepolis" sind renommierte Presseorgane! Sieht so der Einsatz für Freiheit und Demokratie in der Ukraine aus: Zensur, Löschen, Totschweigen?!

Will man Versalia für Kiew ruinieren? Das wäre sehr schade!

Arno Abendschön




ArnoAbendschoen - 26.08.2014 um 12:29 Uhr

Neueste Nachricht von der Zensur hier: Heute wurde ein kurzer Text von mir über zwei neue Artikel in "Foreign Affairs" und "Die Welt" rasch und ohne Begründung entfernt. Das sind seriöse Medien und die von mir empfohlenen Beiträge sehr lesenswert. Kein Interesse mehr an Diskussion? Dann könnte die Sparte "Politik und Gesellschaft" ganz geschlossen werden.

Arno Abendschön




Kenon - 27.08.2014 um 22:00 Uhr

Klipp und klar: Deine teils giftigen, nicht enden wollenden pro-russischen Heucheleien sind hier nicht erwünscht und waren es noch nie. Mir ist meine Zeit zu schade, um mit Dir zu reden, ich habe ein Leben, der Herr Thadeusz - wenn ich mir seine Biographie anschaue - anscheinend auch (neidisch?); lade Deinen anti-ukrainischen, pro-diktatorischen Müll doch lieber bei Telepolis ab (ok, wenn Du dort abgeschrieben hast, kannst Du es an selber Stelle schwer als Neuigkeit verkaufen), da wirst Du viele Schulterklopferchen ernten (allerdings schon etwas in der Masse der Gleichschlauen untergehen) und sogar mehr Leser finden als bei versalia, das ja schon lange vor Deiner Zeit (2010) in seinen verdienten Forumsdornröschenschlaf (2006) ging.

Ein Land von 44 Millionen Menschen, das größte, das komplett in Europa liegt, ist für Dich nur "Kiew" (eigentlich Kyiv), eine Verfügungsmasse von Terrorussland oder den USA oder eine Art Fussabtreter vor der Haustür des russischen Bären, der Menschen und ganze Ländereien zerfetzen darf, wie er lustig und weil es sein gutes Recht ist; der EuroMaidan ist nach Deiner Kaffeesatzlesart ausschließlich von Faschisten getragen worden (zeitweilig bis zu 500.000, wovon sich an die 100 Menschen für eine Handvoll US-Dollar haben erschießen lassen, damit man später für sie ein paar Denkmäler aufstellen kann), bei den freien Wahlen wurde dann selbstverständlich auch sofort eine faschistische Partei stärkste Kraft, die Terroristen in der Ostukraine werden nicht von Russland unterstützt und haben selber auch keine Neonazis in ihren Reihen, sowie auch Putin keine Neonazis in Europa unterstützt, um die EU zu schwächen, usw. usf.

"Krieg ist Frieden! Freiheit ist Sklaverei! Unwissenheit ist Stärke!"

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Damit schließe ich auch dieses Thema.

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