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--- Himmel, Berlin! - Ausstellung Matthias Koeppel
ArnoAbendschoen - 03.04.2014 um 22:53 Uhr
Dem Maler Matthias Koeppel ist gegenwärtig eine große Werkschau im Berliner Ephraim-Palais gewidmet (noch bis 28.9.2014). Die ausgestellten Bilder zeichnen den Weg nach, den der 1937 geborene Künstler mit seinen Werken in einem knappen halben Jahrhundert zurückgelegt hat, von den aufmüpfigen Siebzigern – Koeppel war Mitbegründer der „Schule der Neuen Prächtigkeit“ – über das ambitioniert ausklingende West-Berlin der Achtziger, das Abriss- und Neubauchaos der Neunziger und seine Darstellung bis hin zum Bild der problematischen Stadt der Gegenwart. Die Ausstellung empfängt den Besucher mit Beispielen aus dem relativ späten Zyklus „Abschied der Moderne“, Koeppels genialem Sicheinfühlen in große Maler des 20. Jahrhunderts. Er malt da Brandenburger Tor und Pariser Platz, wie z.B. Kandinsky, Mondrian, Picasso oder Roy Lichtenstein sie dargestellt haben würden – wenn sie sie denn gemalt hätten. Ein grandioser Spaß!
Das sind wesentliche Stilmerkmale bei Koeppel: Als Chronist ist er ein malender Ironiker und Satiriker, gelegentlich an George Grosz erinnernd. Er liebt das große bis sehr große Format mit Massenszenen unter weiten Himmelslandschaften. Lange war er einem kritischen Hyperrealismus verpflichtet und ist jetzt bei seinem persönlichen „Neokubismus“ angekommen. Gerne porträtiert er im Vordergrund die Spitzen der Gesellschaft – wir sehen Kohl, Jimmy Carter, Weizsäcker, Wowereit und viele andere bekannte Gesichter – und sich selbst immer wieder als Nebenfigur, so als wollte er sagen: Ich war dabei, ich kann es bezeugen. Dagegen kristallisieren sich aus den anonymen Massen auf seinen Bildern nur ausnahmsweise bemerkenswerte Typen heraus. Sein besonderer Hass gilt dem Abriss oder der Verunstaltung denkmalgeschützter Gebäude. 2013 hat er den unfertigen Flughafen BER mit Mehdorn als Hexenmeister gemalt, und hier vermisst man jene, die sonst bei seinen großen Anlässen nie fehlen – auch eine Botschaft.
Insgesamt bietet Koeppels Werk viel effektvoll inszenierte Zeitgeschichte, vor allem Berliner Zeitgeschichte, daneben allerlei fleißig zitierte Kunsthistorie. Es ist ein Beleg für die Wirkungsmacht wie vielleicht auch für die ästhetischen Grenzen einer stark gesellschafts- und gegenwartsbezogenen Kunst.
(Ausstellungsort: Ephraim-Palais, Poststraße 16, 10178 Berlin – nahe U-Bahnhof Klosterstraße)
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