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--- Unüberbrückbare Nähe
Wolkenduft - 01.07.2012 um 18:12 Uhr
Meine Wange an deiner, ich spüre die rauhe Wärme, die deine Wange mir in mein Gesicht strahlt. Ich spüre deinen Arm, der um mir liegt, mich hält, in gesellschaftlich erlaubter, unverdächtiger Geste. Aber wir beide wissen, dass wir diese Geste als Schutz brauchen, als Schutz, als Schranke, denn weiter dürfen wir nicht gehen. Du sprichst von Verboten, lachst, und doch halten wir uns an die Regeln, die zu befolgen unser beider Verstand uns leitet. Mein Herz sucht Wege nach draußen, über meinen Körper, der sich näher zu deinem schiebt. Ach, würdest du deinen Arm ein Stück zu mir bewegen, deine Hand ein Stückchen näher heran, dann könnte ich dich berühren. Komm mir entgegen, ich schaue zu dir und weiß, meine Augen können, sollen den Schmerz nicht verdecken, der wie ein Schrei, doch still und klar aus meiner Seele spricht. Schaust du zu mir scheint diese, kurze Strecke, die uns trennt aus Meilen unüberbückbaren Stoffes zu bestehen, dabei braucht die Bewegung, die mich deinem Gesicht näher bringt, noch näher, zu nah, als dass die Intimität für alle übersehbar ist, nicht eine Willensanstrengung, sondern nur ein Loslassen, loslassen der Schranke, die mein Verstand meinem Gefühl mir bietet. Ließ ich mich treiben, meine Hände küssten deinen Hals, meine Nase, meine Stirn schmiegten sich zärtlich an deine Wange, meine Lippen, sollen sie doch hier in der Gesellschaft reden, Worten mit Ton Ausdruck geben, küssten warm, warm dein Gesicht, ein Ausdruck, den du schon jetzt mit deinen Augen in meinem Blick erkennen musst, da ich mich nicht näher zu dir hinbewegen darf. Das unsichtbare Band, das uns aneinander zieht, es ist mehr ein Netz, es sind unsere Blicke, die Worte, die Berührungen, die Berührungen, die nicht sein dürfen, aber sind, und die sich einen Weg suchen, die Hitze deines Körpers an meinen zu geben, ohne dass es stumm und laut um uns aus Mündern, Blicken schreit, seht her, es darf nicht sein. Lass mich nicht zerbrechen, ich zerbreche ohne deinen Blick, und doch zerbreche ich auch unter ihm, zieht er mich zu stark zu dir hin, einzig mein Verstand hält mich zurück und reißt, reißt mir eine Wunde in meine Seele, die zu dir hin, zu dir hin will. Und schauten alle Augen weg, blickten blind, Ohren taub und Münder stumm, so spricht doch die Vernunft, die deine und die meine, mal beide gemeinsam, mal eine dominierend, aber beide immer vernehmbar, mal flüsternd, mal rauschend, mal beinah von der Watte überdeckt, die die Innigkeit unserer Blicke auf alle Stimmen, alle Farben, alle Töne legt, die nicht von dir und mir direkt von Herzen kommen, von Herzen kommen und zum Herzen sprechen. So sind wir doch fast blind und taub für alles, doch wispert sich ein jedes Mal die kleine, spitze, scharfe Spitze des seidenen Verstandes durch unsre wolkenduftende Wand, und wispert, trägt die andren Stimmen mit an unser Ohr, die uns ermahnen, nein, ihr dürft euch, dürft euch nicht näher lieben.
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