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ArnoAbendschoen - 28.03.2011 um 09:20 Uhr

Ist das Folgende nicht hübsch? Es kann einem die Laune deutlich heben … Aber lesen Sie erst mal selbst:

„Besonders die weiße Bluse, die ich Muße hatte zu betrachten, während sie das gehackte Schweinefleisch in die Pfanne tat und es mit Zwiebelringen versetzte, hat eine Bedeutung für mich gewonnen, weil ich nämlich, nach dem Mittagessen, als der alte XXXXX uns wieder alleingelassen hatte, um in sein Brikettgeschäft zurückzugehen, versucht habe, ihre Knöpfe zu öffnen. Ich bin dabei nicht weitergekommen als bis zum allerobersten Knopf; dennoch weht manchmal noch die Vorstellung von weißem preußischen Leinen in meine römischen Tage und Nächte wie eine kühle Verheißung.“

Es handelt sich um ein Zitat aus einem der erfolgreichsten Romane eines der angeseheneren deutschen Autoren der jüngeren Vergangenheit. Den einzigen im Text vorkommenden Eigennamen habe ich unkenntlich gemacht, um das Googeln etwas zu erschweren. Wer war der Autor? Er ist schon geraume Zeit tot, doch viele uns haben ihn noch auf dem Höhepunkt seines Wirkens erlebt.

Ich selbst bin neulich in einem Sammelband mit Buchbesprechungen eines sehr bekannten und noch lebenden Kritikers auf diese Stelle gestoßen. Im Fall der Lösung des Rätsels würde ich noch mitteilen, was besagter Kritiker von dieser Stelle und von dem seinerzeit erfolgreichen Roman überhaupt hielt.




Itzikuo_Peng - 29.03.2011 um 22:12 Uhr

http://www.rp-online.de/hps/client/opinio/public/pjsub/production_long.hbs?&hxmain_category=%3A%3Apjsub%3A%3Aopinio%3A%3A%2Fbuch_fi lm%2Fbuchrezensionen%2Froman%2Fleben%3D&hxmain_object_id=pjs ub%3A%3Aarticle%3A%3A645822&&ext_box_name=comment_display&ex t_site_number=1

Gähn.




ArnoAbendschoen - 14.04.2011 um 10:18 Uhr

Auflösung: Das Zitat stammt aus dem Roman "Efraim" von Alfred Andersch.

Marcel Reich-Ranicki besprach ihn in seiner Rezension "Sentimentalität und Gewissensbisse". Die auch von ihm zitierte Stelle leitet er so ein: "Der unfreiwillige Humor erreicht seinen Höhepunkt in den altväterlich-biederen erotischen Szenen ..."

Der Kritiker kommt abschließend zu diesem Befund: "Aber alle selbstkritischen und rechtfertigenden Bemerkungen können die Sache nicht mehr retten. Sie wirken abstoßend kokett und machen diesen peinlichen Roman nur noch peinlicher. Allerdings scheint `Efraim´ erfolgreich zu sein. Und nicht ohne Grund. Sentimentalität und Gewissensbisse, Sex und Auschwitz, Binsenweisheiten und herbes Aroma, der Mief der Provinz und der Duft der großen weiten Welt - diese Mischung gefällt."

Und heute?




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