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-- Prosa
--- Im Seelengarten
Alpha - 05.03.2004 um 19:44 Uhr
Suchend gleitet mein Blick durch den Garten. Wo ist sie hin?
Viel Platz ist hier bei mir, in meinem Garten voller Bäume. Große, die mit ihren runden, dichten Kronen den Himmel bedecken und mir Schatten schenken. Ihre Stämme sind so dick, dass ich mich ungesehen dahinter legen kann und unter ihren festen, sich aus dem Boden wölbenden Wurzeln Schutz finde, wenn es stürmt. Es stürmt oft hier, aber ich habe ja meine Bäume. Habe ich schon erwähnt, wie groß sie sind? So hoch, dass ich die Vögel nicht mehr zwitschern höre. Zumindest schätze ich, dass da oben die Vögel sind...
Denn mein Garten ist still. Nur der Wind, der dröhnend durch die Baumkronen zieht und die runden Blätter der Büsche mit ihrem zackigen Rand, wenn der Wind sie bewegt und sie raschelnd aneinander klatschen, machen hier Musik.
Hör auf zu träumen! Suchend gehe ich weiter, mit ruhigen Schritten durch das feuchte Gras. Wo war das nur? Ich finde sie einfach nicht... Sehe nur meine Bäume und das Gras. Das Gras ist weich, so dass ich immer barfuß gehe. Und hinterhältig mit seinen vereinzelt stehenden, strohig gewordenen Stengeln mit den scharfen Spitzen, in die ich immer trete, wenn ich zu lange in die Baumkronen schaue und mich frage, wie die Vögel singen.
Weiter gehts, an meinen Bäumen vorbei, durch mein hinterhältiges Gras. Und ich habe sie immer noch nicht gefunden.
Nur Unkraut sehe ich noch. Kleine, nutzlose Planzen, die in Winkeln wachsend ihr Hässlichkeit verstecken wollen. Doch ich sehe sie, jeden Tag. Kenne sie so gut wie meine Bäume und mein Gras. Mein Garten ist der richtige Ort für sie, sonst würden sie hier nicht gedeihen. In ihren Winkeln bin ich zu Hause. Doch sie suche ich nicht...
Mein Weg führt weiter keinen Pfad entlang. Das gibt es in meinem Garten nicht. Ohne Wege kann man nicht von der Bahn abkommen, deshalb nehme ich nie den gleichen Weg - oder ich habe nie ein Ziel, such es dir aus, ich weiß es nicht.
Hör auf zu träumen! Dahinten ist das Dornendickicht, das ich meide, einst war es mein Lieblingsort. Dort gab es Vögel, im geschützten Inneren, und der Boden dort war trocken und warm. Nun ist er rot und dreckig, mit meinem Blut getränkt, als ich mich an den Dornen aufriss. War so lange nicht mehr dort und kann mein zerfetztes Fleisch immernoch riechen. Ich bin froh, dass ich die Vögeln in den Bäumen nicht hören muss. ...Aua!!! Stechender Schmerz lässt meinen Fuß verkrampfen und mich zur Seite torkeln, dabei fällt mein Blick verachtend auf die strohige Spitze eines Grasstengels. Ich krümme mich, bis der Schmerz nachlässt und schelte mich für meine Unaufmerksamkeit.
Weiter gehts, das Blut in meiner Spur interessiert niemanden, unter meinen großen Bäumen entlang, durch mein Gras mit den Stacheln und dem Unkraut, und irgendwo dem Dornendickicht.
Und dann fällt es mir wieder ein. Wo ist sie nur? Die Rose, die ich einst pflanzte?
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