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-- Rezensionen II
--- Vertrauensbildende Maßnahmen für Kinder
1943Karl - 24.06.2010 um 10:07 Uhr
In seinem Buch „Gefühle regieren den Alltag“ setzt sich Rüdiger Posth eingehend mit der Problematik der „schwierigen Kindern zwischen Angst und Aggression“ auseinander.
Der Autor führt Erkenntnisse der Hirnforschung, der Entwicklungspsychologie und seine Praxiserfahrungen als Kinder- und Jugendarzt sowie –therapeut zusammen und weist anhand der Bindungstheorie nach, wie wichtig gerade in frühkindlichen Entwicklungsstadien
einfühlsame Eltern und zuverlässige Bezugspersonen sind. Sie legen die Grundlage für eine gesunde Entwicklung des Selbstbewusstseins und sind Quelle jenes Urvertrauens das Kinder später mit Selbstvertrauen auf ihre Mitmenschen und das Leben an sich zugehen lassen.
Frühe Beziehungsstörungen zwischen Eltern und Kindern können zu Bindungsstörungen führen und sich später bei Kindern, Jugendlichen und im Erwachsenenalter als Verhaltensstörungen fortsetzen, die zumeist nur noch mit psychotherapeutischen Mitteln und manches Mal auch gar nicht mehr geheilt werden können.
Ein Kind, dass die Bindung an eine verlässliche Bezugsperson - zunächst an Mutter und Vater, später auch an professionelle Kinderbetreuer/innen und Pädagogen – erleben konnte, wird sich dort wieder ablösen und zu einem selbstständigen lebenstüchtigen Erwachsenen entwickeln können.
Anhand anschaulicher Beispiele aus der pädagogischen und familiären Praxis beschreibt Posth, was er unter kindgerechten Bindung und gelungener Loslösung der Kinder von den Eltern versteht, um danach auf Bindungs- und Loslösungsmängel sowie deren Folgen einzugehen.
Dabei unterzieht er auch das deutsche öffentliche Betreuungswesen in Kindertagesstätten und bei Tagesmüttern einer kritischen Prüfung und kommt dabei zu Mindestforderungen für deren pädagogische Arbeit.
Ansonsten sind Gefühle von höchster gesellschaftspolitischer Relevanz, beeinflussen sie doch das Zusammenleben aller Menschen nachhaltig. Selbst die Börse und politische Gipfelkonferenzen sind bei allem taktischen Pokern von Empfindungen zwischen Angst, Freude, Wut und Trauer abhängig. Wer Menschen Ängste durch vertrauensbildende Maßnahmen nehmen kann, beherrscht die politische Szene und selbst die Aktienkurse.
Die Lektüre dieses Fachbuches lohnt sich vor allem für Eltern von Vorschulkindern und für Vorschulpädagogen, die – ohne sich verunsichern zu lassen - dazulernen möchten. Doch nicht zuletzt ist es auch eine Quelle von Argumenten für Familienpolitiker, die bereit sind, nicht nur Kindern zuliebe wirtschaftlich und gesellschaftlich begründete Fehlentwicklungen zu korrigieren.
Rüdiger Posth, Gefühle regieren den Alltag – Schwierige Kinder zwischen Angst und Aggression, Waxmann Verlag, Münster 2010, 309 Seiten, € 24,90
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