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-- Lektüregespräche
--- November 2009

Der_Stieg - 01.11.2009 um 18:51 Uhr

Diese Nachricht wurde von Der_Stieg um 18:54:29 am 01.11.2009 editiert

Ich lese (und höre und schaue) fast nur noch im Internetz: Foren, Blogs, Kommentare, mal langsam, mal cross; das kam so, im Laufe der Jahre. Wo sind geblieben die Mußestunden im Kandelaberschein? Ich erinnere mich noch dunkel (...) an 1999, da las ich Anna Karenina nachts im Kerzenlicht, weil ich´s so geil fand, das Licht auf dem vergilbten Papier der Flohmarktausgabe, die dazu noch so interessant roch. Ach, was macht das mit unseren Hirnen? Wenn ich mir meine abgebrauste Favoritenliste so anschaue: es könnte einem ja was abgehen, sollte man nicht rechtzeitig informiert sein über guck mal da ich schick Dir den Link.

Klickklickklickeriklick, klickeriklickeriki!

Ach, Buch! Ach, Nächte im Kerzenlicht über vergilbten Seiten! Ach, aufsaugendes Mirkönntejaeineinformationdurchgehen. Ach, Buch. Ach. Buch. †

Mit Novembergrüßen: http://www.youtube.com/watch?v=tbkG6Za6w5s

- bewusstes Gejammere, na und? -




Kenon - 07.11.2009 um 12:54 Uhr

Kein Buch zu lesen ist oft die bessere Wahl.

Zum Beispiel, wenn es sich um Herrn Thomas Manns berühmten Dünnschisshaufen handelt, der einen profunden Einblick in die proto-faschistische Ethik und Seele des angewandten Protestantismus gewährt (sehr schön dargestellt auch im Film "Das weiße Band"), der dem Wahn der allherschenden (Pseudo-)Vernünftigkeit aufgesessen ist und aus dem Leben eine wahre Hölle macht.

Das Buch strotzt vor umständlich aufgebauschten Nichtigkeiten (das soll Stil sein?), ist so verbissen humorlos wie die den Spaß verteufelnde Vorsitzende des EKD, Margot Käßmann, und vor allem in einem überaus widerwärtigen, allwissend-diktatorischen Ton gehalten, dass man schon nach einer Seite Lektüre oder wahllosem Hineinlesen in irgendeinen Absatz 7 Jahre kotzen könnte.

Gut, es gilt als Weltliteratur, was dieser überirdisch verklemmte Typ verzapft hat - vielleicht für zigtausend unmündige Deutschlehrer - aber mal ganz sachlich: Es ist gar keine. Wenn Herr Thomas Mann heute leben würde und einen Blog hätte, könnte man ihm immer als hilfreich gemeinten Kommentar schreiben:

Get a fucking life! (GAFL) && Time to get out of the closet - oder willst Du weiter nur in Deinen Schmiertexten von einem krokodilslederbehandtaschten Hanns Castorp, den Du wie nebenbei liebevoll "Zärtling" nennst, träumen?

Noch eine kleine Probe:

"Merkurius war kräftig emporgewandert, er zeigte siebenunddreißig-acht, fast-neun." Mann, Thomas: Der Zauberberg, Frankfurt a.M. 1952 [1924], S.577.

So umwerfend kunstvoll wurde ein Wetterbericht des menschlichen Körpers nie zuvor gegeben!




Mania - 07.11.2009 um 14:18 Uhr

Schiller - Miss Sara Sampson


Aber es reißt mich nicht gerade vom Hocker.




Der_Stieg - 13.11.2009 um 18:29 Uhr

Diese Nachricht wurde von Der_Stieg um 18:52:48 am 13.11.2009 editiert

Alle paar Jahr immer mal wieder ihn da:
Bertolt Brecht – Hundert Gedichte. st 2800
Zitat:

Von diesen Städten wird bleiben: der durch sie hindurchging, der Wind!
Fröhlich machet das Haus den Esser: er leert es.
Wir wissen, daß wir Vorläufige sind
Und nach uns wird kommen: nichts Nennenswertes.
(S. 32)

Geruhsames Wochenende allerseits!




Mania - 14.11.2009 um 10:05 Uhr

Oi, wieso hab ich denn Schiller geschrieben? Gedacht war eigentlich Lessing.



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