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--- Georg-Büchner-Preis 2009

LX.C - 28.05.2009 um 23:46 Uhr

Der österreichische Schriftsteller Walter Kappacher erhält von der der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung den Georg-Büchner-Preis. Verliehen wird die Auszeichnung am 31. Oktober 2009 in Darmstadt:
[Quote]Seine leise, musikalische Prosa voll melancholischer Unerbittlichkeit – stets traurig, nie trostlos – klärt uns über uns selbst auf. Dieser poetische Realist unserer Tage, der bei vollkommener Gegenwärtigkeit an die große Erzähltradition anknüpft, erzeugt einen "Sog der Stille".[/Quote]

Walter Kappacher wurde am 24. Oktober 1938 in Salzburg geboren. Seit 1978 arbeitet er als freier Schriftsteller. Sein Gesamtwerk ist beachtlich und galt doch lange als wenig beachtet. 2008 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Salzburg.

http://www.deutscheakademie.de/aktuell2.html
http://www.walter-kappacher.at/




Matze - 29.05.2009 um 18:57 Uhr

Diese Nachricht wurde von Matze um 18:57:45 am 29.05.2009 editiert

Gibt es eigentlich eine Liste, auf der erst alle Gebißträger abgehakt werden?




LX.C - 29.05.2009 um 22:01 Uhr

Wieso fragst du? Rechnest du dir dann Chancen aus?



Matze - 30.05.2009 um 00:25 Uhr

Zitat:

Wieso fragst du? Rechnest du dir dann Chancen aus?

Dann hätte ich wahrscheinlich etwas falsch gemacht:)




LX.C - 30.05.2009 um 12:47 Uhr

Hast du denn schon mal einen Roman von Kappacher gelesen?



Matze - 30.05.2009 um 15:51 Uhr

Touristomania oder Die Fiktion vom aufrechten Gang. Was für ein Schmarren!



LX.C - 03.06.2009 um 13:38 Uhr

Gut, dann wirst du deine subjektiven Gründe haben.
Was die Verleihung der Preise an die überwiegend ältere Dichtergeneration betrifft, so könntest du das für die von dir hofierte jüngere Autorenschaft vielleicht insofern als positiv betrachten, dass die Entgegennahme eines renommierten Preises auch immer eine nachhaltige Grenzüberschreitung des literarischen Feldes bedeutet, die mit dem symbolischen Tod der Kreativität einhergehen kann. Mit Dürrenmatt gesprochen: "Ein Schriftsteller, den unserer Gesellschaft an ihren Busen drückt, ist für alle Zeiten korrumpiert."
Die eigentliche Auszeichnung jüngerer Autoren ist doch die Approbation, sprich, die Akzeptanz ihrer Texte durch Lesepublikum und Veröffentlichungsmöglichkeiten. Kann es eine wichtigere Form der Anerkennung geben?
Soll meinetwegen die Literaturpreisverleihung als Höhepunkt eines Schaffens dem Lebensalter vorbehalten sein, zumindest die der großen Preise. Ich persönlich finde, dass nichts dagegen spricht.




Gast873 - 03.06.2009 um 14:55 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hyperion um 15:19:05 am 03.06.2009 editiert


ich stimme matzes doxastischen versuchen prinzipell nie und in keiner weise zu, auch diesmal möchte ich dies nicht tun. leider ist der gemeinsame kritikpunkt aber der, dass so ein preis immer mit relativ viel geld verbunden ist und ein junges, armes dichterleben enorm auffrischen und retten könnte, wo es am dringendsten nötig wäre, denn kunst ist kunst und hat nichts mit alter zu tun.

zweitens hätte novalis demnach (nicht des benötigten geldes, sondern des alters wegen) nie eine auszeichnung verliehen bekommen können, weil er etwa zu jung war?

drittens bekommen immer wieder die gleichen leute die gleichen preise wie trophäensammler die gleichen trophäen, was einem geistlosen fetisch nahe kommt und somit die sinnstiftende funktion einer besonderen auszeichnung verliert.

viertens ist das dürrenmatt-zitat auch als eine art schmerz des kleinen mannes zu verstehen, eine art pöbel-antimoral würde nietzsche sagen, um sich gegen die starken und überlegenen durch die zurecht geschusterte ironie behaupten zu können. leider.

grüße,
das bescheidene barett




Kenon - 03.06.2009 um 17:34 Uhr

Zitat:

Kann es eine wichtigere Form der Anerkennung geben?

Der Kampf um Anerkennung ist irgendwie so ein Idiotenspiel, an dem fast alle Künstler beteiligt sind. Von wem wollen denn diese Künstler Anerkennung? Doch auch nur von Idioten.

Lieber frei werden.




LX.C - 03.06.2009 um 20:48 Uhr

Ich habe nicht gesagt, dass ein junger Autor keinen Preis bekommen darf, lieber Tibor, sondern lediglich eine Position für die ältere Generation ergriffen. Natürlich hätte ich meinen letzten Satz durchaus erweitern können, mit dem Anhang: außer das Preisgeld. Da aber der arme Poet als durchaus gängiger Topos für außergewöhnliche künstlerische Leistungen gilt, ich glaube sogar bei Nietzsche, bin ich mir gar nicht so sicher, ob das nötig gewesen wäre.
Kappacher wäre dem Lebenslauf nach ganz ein Autor in Matzes Sinne gewesen, ihn jetzt als Gebissträger ausgrenzen zu wollen, nur weil er zu späten Ehren kommt, ist in meinen Augen nach wie vor unsinnige Opposition.

Anerkennung beginnt mit der Zustimmung zu einem Werk, in diesem Sinne wären wir alle Idioten.
Wer frei davon sein will, muss Tagebuch schreiben, dieser Tenor herrschte hier vor Jahren, vermutlich auch von dir, Kenon. Doch was wäre eine Welt ohne Kunst, eine Welt, in der jeder nur für die Schublade schreibt. Sie wäre ärmer als jeder arme Poet.




LX.C - 03.06.2009 um 20:51 Uhr

Gruß,
Der Konjunktiv




Matze - 05.06.2009 um 07:59 Uhr

Zitat:

[size=1]drittens bekommen immer wieder die gleichen leute die gleichen preise wie trophäensammler die gleichen trophäen, was einem geistlosen fetisch nahe kommt und somit die sinnstiftende funktion einer besonderen auszeichnung verliert.

Es geht dabei nicht mehr darum, zu zeigen, warum ein Buch mißfallen hat oder warum es ein möglicherweise mißglücktes Buch sei, das ist ja das gute Recht und meinetwegen auch die Pflicht der Kritik, sondern es kommt zu Verunglimpfungen kompletter Autorenexistenzen. Es steckt ein Machtimpuls dahinter. Man muß einräumen, auch wenn die Kritik an Einfluß auf den Markt verliert, innerbetrieblich ist sie so wichtig wie eh und je, indem sie eine Art Ranking erstellt, und dieses Ranking ist wiederum enorm wichtig für die Reputation der Autoren, und die ist wichtig, wenn es um Stipendien und Preise geht. Da hat die Kritik nach wie vor enorme Macht. Da werden Autoren regelrecht exkommuniziert oder eben geadelt, je nachdem. Der Markt ist hungrig, heißt es. Aber was frisst er, der Markt?




Der_Stieg - 05.06.2009 um 22:41 Uhr

Zitat:

Lieber frei werden.
Yep, des ischs, frei nach Krishnamurti, oder auch Fritz Perls, oder auch Neil Young: Keep on rockin´ in a free world. Let´s blog (und unser Geld bürgerlich verdienen). Immer mehr Schreibwütige bloggen (müßig, Namen zu nennen), oder stellen ihre Texte auf ihren Homepages zur Verfügung (selbst Nobelpreisträgerinnen). Die Verschiebung wird vermutlich - im Sinne der Katze, die der Schlange in den Schwanz beißt - in der Form schleichend geschehen, dass Findige natürlich ihr Preisetreiben ausdehnen/verlagern werden auf die Internetterei. Bloggt! Macht Homepages! Veröffentlichung im Buch? Wozu? Verlage: wozu? Lektorat: wozu? Ich mache ein Foto in der Ubahn (Paris kommt gut), lade es hoch mit ein paar per Hand (!!!) gekritzelten Zeilen daneben (wer kann heute noch von Hand schreiben?), vielleicht noch ein Bild aus Kindheitstagen dazu (Mama und Papa und ich beim Frühstück, als ich 5 war), und fertig ist das Mondgesicht. Kritik? Pah! Ich weiß doch, dass ich schlecht bin, das muss ich mir nicht noch extra sagen lassen. Das ist Kunst! Das ist innovativ! Nehme die Preise für Bücher, wer sie kriegen kann, solange es noch Bücher gibt, das ist doch ok. Neid? Jeder kann doch heute, sofort, irgendwo, im Forum, im Blog, aufdermaueraufderlauer mit Spray.

Zeiten ändern sich. Lasst doch den letzten verbliebenen Bucheranten ihre Preisanerkennungen. Es fällt doch keinem ein Zacken aus der Krone oder die Goldplombe aus dem Gebiss. Märkte sterben, Märkte werden geboren. Und wenn´s für den Buchpreis nicht reicht, na, wer hindert wen daran, es mit Dackeln auf der Hundeparade oder mit selbstgepflanztem Schnittlauch auf dem Wochenmarkt zu probieren?

Immer diese Etiketten. Ich mal mir jetzt n Orden, schneid ihn aus, und pinne ihn mir selbst aufs Revers, da brauch ich niemand für. Dann guck ich in den Spiegel und sage zu mir selbst: Gut schaust aus.




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