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-- Lyrik
--- Ein Fall von Ostern

ody - 25.11.2008 um 18:11 Uhr

Mit der Nase
tief im Grase
sitzt beschützt der Osterhase
und bemalt dort kunterbunt
Ei um Ei im Wiesengrund.

Die „fragille“
Lesebrille
vor der schwächelnden Pupille
sorgt dabei für Kunstgeschick
via ei-geschärftem Blick.

Österliche
Landschaftsstiche,
zarte Farben, feine Striche
appliziert die Meisterhand
auf die Lein-, nein: Schalenwand.

Der verengte,
eingeschränkte,
hasenseits aufs Ei gelenkte
Blick ist für die nahe Sicht
klärend, doch fürs Weite nicht.

Sonst wohl sähe
er die Fähe,
sprich: die Füchsin, bei der Schlehe,
die dort kauert, tief geduckt
und zum Hasen rüberguckt.

Fuchsbesprungen,
zahndurchdrungen
und als Futter für die Jungen,
segnet Meister Lampe trist
kurz darauf, was zeitlich ist.

Meute winselt,
Blut gerinnselt.
Hase, du hast ausgepinselt.
Unvollendet bleibt dein Werk
dort im Tale, hinterm Berg.

Doch man spendet
kunstverblendet,
Beifall dem, was just vollendet,
wenn ein Meister Abschied nimmt
und sein Lampenlicht verglimmt.

Mit der Nase
tief im Grase
staunt man somit, was der Hase
hier der Nachwelt hinterlässt
und beschreibt nun mit Emphase
das Relikt der Schaffensphase
als den Stil der „Kunst am Nest“.

© by Ody, März 2006




HelmutMaier - 27.11.2008 um 13:08 Uhr

Na, wegen der allgemeinen Aussage über das Überdauern des Künstlers im Kunstwerk (sehe ich das richtig?) passt das Gedicht wohl auch in die Vorweihnachtszeit.
Jedenfalls hoffe ich, dass Du noch lange nicht „ausgepinselt“ hast.

Liebe Grüße
Helmut




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