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-- Lektüregespräche
--- April 2008

Der_Geist - 04.04.2008 um 15:41 Uhr

Juan Manuel de Prada – Mösenbetrachtungen
Wilhelm Heyne Verlag, München

Zitat:

Juan Manuel de Prada, geboren 1970 im baskischen Baracaldo, studierte Jura und lebt heute als freier Autor und Literaturkritiker in Madrid. Im Alter von 19 bis 24 Jahren nahm er an rund 400 Literaturwettbewerben teil, um von den Preisgeldern leben zu können. Es ging steil aufwärts, als ihn der Journalist und Schriftsteller Francisco Umbral förderte. Juan Manuel de Prada avancierte zum Hoffnungsträger der neuen spanischen Literatur. Sein Roman „Trügerisches Licht der Nacht“ wurde 1997 mit dem Premio Planeta ausgezeichnet, Spaniens höchstdotiertem Literaturpreis. Seither gewann er auch den Ojo Critico und den Biblioteca Breve.

Quelle: aus ebendem Buch.




Gast873 - 04.04.2008 um 20:12 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hyperion um 20:16:45 am 04.04.2008 editiert

Gehts da um ( . ) ( . ) und um ( () ) ? ^^

Gruß,
Optik




Der_Geist - 04.04.2008 um 20:23 Uhr

Zitat:

Gehts da um ...

Der Autor im Vorwort:
Zitat:

Ich schrieb ... (spanischer Titel) unter dem Vorzeichen des spielerischen Unsinns und unter dem Einfluss eines lyrischen, empfindsamen Humors. Auch wollte ich die Grenzen zwischen den Gattungen verwischen, indem ich die Prosa in den Rang der Poesie hob und der Poesie die Schlichtheit der Prosa verlieh. Dieser mehrdeutigen, aber verschmähten und ein wenig anmaßenden Machart unterliegen die folgenden Seiten.




Gast873 - 04.04.2008 um 20:31 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hyperion um 20:31:54 am 04.04.2008 editiert

Ach so ja, dann!

Gruß,
H. M. im Wendekreis der Optik




Der_Geist - 04.04.2008 um 20:35 Uhr

Interessant auch das:
Zitat:

Es waren keine zwei Wochen vergangen, nachdem ich den Verlegern das Manuskript überreicht hatte, und schon erschien das Buch auf dem Markt...
(Kommentar ich: haha, wer´s glaubt... ;))
Zitat:

Es stieß auf einhellige Ablehnung seitens der hochnäsigen und engstirnigen Kritiker...
(Kommentar ich: Rache ist fehl am Platz im Literaturbetrieb wie auch im Leben)
Zitat:

... Aber trotz des verschwörerischen Stillschweigens begann ... (spanischer Titel) sich zu verkaufen, und zwar aufgrund jenes Verfahrens, das wirksamer als jeglicher Pfaffensegen oder irgendeine lärmende Werbekampagne ist: die Mund-zu-Mund-Propaganda unter den Lesern.

Also persönlich-unsachlicher Kommentar: ich amüsiere mich bei der Lektüre.

Ach ja, vielleicht eines noch, wichtig:
Zitat:

... und dem Thema rein spekulativ und fantasievoll zu Leibe zu rücken.
Also keine autobiografischen Schilderungen, Tipps, Anleitungen oder sonst ein Gespanne. Damit genug dazu.




LX.C - 04.04.2008 um 21:14 Uhr

Habe aber immer noch nicht verstanden, warum das Buch "Mösenbetrachtungen" heißt. Vielleicht kannst du mir da noch mal auf die Sprünge helfen?



Der_Geist - 04.04.2008 um 21:42 Uhr

@Alex: In 58 recht kurzen und leicht und schnell zu lesenden Kapiteln beschreibt der Autor
Zitat:

jenseits aller Tabus ein sinnliches Bild von diesem delikaten und betörenden Reich der Erotik
(das Buch erscheint in der Reihe "Heyne Hardcore", hab ich vorher noch nie gehört).

Die Kapitel heißen dementsprechend:

Die Vorboten der Möse
Die Leihmöse
Die rote Blüte
Wie grast man eine Möse ab
Die Möse der ehemaligen Geliebten
usw.
Aber auch:
Entgegnung auf Henry Miller
Für Georges Bataille

Naja. Es sind recht interessante Gedankengänge und teilweise gar "lyrische" Bilder drin, aber das "M.-Wort" scheint mir doch etwas überstrapaziert und @Verkauf ausgerichtet. Empfehlen würde ich das Buch nicht (im Sinne von "Literatur", eher mal so zur Erheiterung zwischendurch). Dann doch lieber Bölls Clown. ;)




LX.C - 04.04.2008 um 22:22 Uhr

Also kein Wunder, dass es nur zwei Wochen gedauert hatte. *g*



Der_Geist - 04.04.2008 um 22:26 Uhr

Kommerz! Kommerz!



Gast873 - 05.04.2008 um 12:52 Uhr

In diesem Sinne:
Neeli Cherkovski "Das Leben des Charles Bukowski (dtv)

Gruß,
Der mit der Ledertasche




almebo - 05.04.2008 um 13:27 Uhr

So kommen all, die hier Nervösen
ganz ungewollt zu ihren M....
obwohl sie selbst - nicht niederträchtig
für jeden Mann unendlich mächtig.

Warum schau`n wir denn so gebannt
auf dieses "Ding", das doch bekannt
und können`s einfach nicht mehr lassen
aus Angst man würde was verpassen !

al




LX.C - 05.04.2008 um 14:09 Uhr

Großartig :)



LX.C - 05.04.2008 um 14:15 Uhr

Zitat:

In diesem Sinne:
Neeli Cherkovski "Das Leben des Charles Bukowski (dtv)

Gruß,
Der mit der Ledertasche

Nicht zu empfehlen. Neeli Cherkovski weiß die Aura des Bukowski nicht einzufangen und verliert sich in Nebensächlichkeiten. - Dann lieber Bukowski selbst "Von und über Charles Bukowski" oder "Ein totsicherer Tip" von Bukowskis langjährigen Schatten Gerald Locklin. Mehr über seine Kindheit erfährt man auch in seinem autobiographisch angelehnten Roman "Das Schlimmste kommt noch"




almebo - 06.04.2008 um 13:44 Uhr

Diese Nachricht wurde von almebo um 14:21:24 am 06.04.2008 editiert

Diese Nachricht wurde von almebo um 14:14:16 am 06.04.2008 editiert

Ja ja, das war halt seine Masche
denk ich an Mann mit Ledertasche
gelungene Episoden schildern
wie Postbot`Henry zeigt sein Wildern
mit schonungsloser Sprache spricht
zwischen Hitze und Wolkenbruch ich sag`s schlicht
mit aberwitzigen Normen und Regeln
mit nymphomanischen Hausfrauen "segeln"
Das konnte nur er ,den "Buk" ich noch such
Bukowski-Gesellschaft mit jährlichem Buch

Das Schlimmste kommt noch, oder fast eine Jugend
So sah es bei Buko aus, war``s eine "Tugend" ??

Sag keiner nun ich hätt gegeifert
noch heute wird ihm nachgeeifert
nicht Memoiren von Helmut Kohl
lies "Charles", nur dann fühlst du dich wohl !!




Gruss
al




LX.C - 07.04.2008 um 00:33 Uhr

Busch - Es ist mal so, daß ich so bin



Mania - 07.04.2008 um 12:53 Uhr

Ich komm zu nix mehr, was lesen angeht! Ich bin immer noch bei

Virginia Woolf - Mrs. Dolloway

und nebenbei eine Einführung in die Theaterwissenschaft und Recherchematerial zu meinem Lieblingsstück "Furcht und Elend"...




Gast873 - 07.04.2008 um 13:40 Uhr

Liebe Mania,

ich kann deine Leiden absolut nachvollziehen ;-). Ich beklage schon seit langem, dass der Tag 36 Stunden haben soll, sonst kommt man zu gar nichts ;-) Und ich würde noch so viel lesen, aber ich habe einfach nur begrenzt und sehr wenig Zeit für Privatlektüre, und die muss ich mir äußerst sparsam und sinnvoll einteilen, rationalisieren suzusagen.

Gruß,
Tibor




almebo - 07.04.2008 um 18:20 Uhr

Zitat:

Ich komm zu nix mehr, was lesen angeht! Ich bin immer noch bei

Virginia Woolf - Mrs. Dolloway

und nebenbei eine Einführung in die Theaterwissenschaft und Recherchematerial zu meinem Lieblingsstück "Furcht und Elend"...


Du meinst es wär die "Dolle Way"
Es ist die "Dallo mit dem Way"
Ich glaube noch, sie hieß Clarissa
doch was dann weiter noch geschah
das ist mir wirklich jetzt entfallen
lang her, ich las es in Sankt-Gallen





Ha,Ha

al




Mania - 09.04.2008 um 02:29 Uhr

Immer diese Rechtschreibprobleme...



almebo - 09.04.2008 um 15:08 Uhr

Zitat:

Immer diese Rechtschreibprobleme...

Macht absolut nichts!
Immer ein Grund mehr,
humorvoll darauf einzugehen

Lg

al




Gast873 - 11.04.2008 um 13:39 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hyperion um 13:46:47 am 11.04.2008 editiert

Alex schrieb:

Zitat:

Cherkovski ... verliert sich in Nebensächlichkeiten.

Bis jetzt (ein paar Seiten fehlen mir noch) ist das Buch sehr gut geschrieben. Ich finde die Nebensächlichkeiten sehr spannend und sie haben mir zwei sehr schöne Lektüreabende beschert. Der Autor schreibt Bukowskis Biographie wie einen Roman, in schönster Prosa statt mit wissenschaftlichem Gehabe. Allein die erste Seite vermittelt einem diesen Eindruck, als Cherkovski die Straßen in den USA beschreibt.
Natürlich bin ich überhaupt kein Buk-Experte, da ich nur den "Mann mit der Ledertasche" und eben diese Biographie kenne (beides Geschenke an mich), daher danke ich dir für deine sinnvollen Tipps. Ich vertraue deinem guten Kennerblick und deinem Urteil.

Gruß,
Hyperion

P.S. Ich wusste gar nicht, dass Bukowski GEDICHTE schrieb!




LX.C - 11.04.2008 um 20:14 Uhr

Ja was denn. Nich? Er war Dichter ;-))

Wenn ich mich richtig erinnere, hatte Bukowski selbst die Biographie von Neeli Cherkovski abgelehnt und teilweise sogar für falsch erklärt. Wenn man nur wüsste, wo das alles stand :-/




LX.C - 11.04.2008 um 21:16 Uhr

Na, da ham was ja. In einem gut geordneten Buch findet sich alles wieder.

[Quote]Was Hank angeht [Originaltitel: Hank. The Life of Charles Bukowski] - das Buch hat mich sehr enttäuscht. Es ist buchstäblich ungenießbar. Sehr schlecht geschrieben. Langweilig. Unfähig. Ich hatte Neeli stundenlang bei laufendem Tonband lauter gutes Zeug erzählt […] aber er hat nichts davon verwendet. […] Dazu kommen allerhand falsche Angaben. […] Ich bekam Kopfweg von der Lektüre. Das Buch fiel mir aus der Hand. Linda machte einen Versuch und konnte es auch nicht lesen.

Quelle: Bukowski, Charles: Schreie vom Balkon, Briefe 1958-1994, Gingko Press, Hamburg 2005, S. 534.
[/Quote]

Aber wenns dir gefallen hat, dann ist es ja schön und gut. Ein Beitrag von Cherkovski über die Beziehung zu Bukowski findet sich auch in "Von und über Charles Bukowski", falls es dich interessieren sollte.




LX.C - 12.04.2008 um 18:01 Uhr

Zwischendurch mal ein bisschen Wiener Moderne.

Schnitzler - Leutnant Gustl / Hofmannsthal - Der Tor und der Tod




Hermes - 13.04.2008 um 09:42 Uhr

Kerstin Winter:

Die Welle




Gast873 - 14.04.2008 um 15:38 Uhr

So mal wieder was Gutes, nehme ich a priori an, weil es im Suhrkamp erschienen ist, kann mich aber auch täuschen:

Thomas Hürlimann "Die Tessinerin" (Geschichten)

Gruß
Hyperion




Regina - 16.04.2008 um 11:14 Uhr

Stück für Stück winde ich mich durch Hermann Brochs "Der Tod des Vergil". Mehr als 10/20 Seiten kann ich davon nicht am Stück lesen. Anfangs konnte ich noch fiebertraumartig mitschweben, aber inzwischen reibe ich mich zusehends an der Prosa.

Dazwischen vergnüge ich mich in Steve Ericksons "Zeroville".




almebo - 17.04.2008 um 15:15 Uhr

Diese Nachricht wurde von almebo um 15:43:11 am 17.04.2008 editiert

Diese Nachricht wurde von almebo um 15:18:03 am 17.04.2008 editiert

Unter Hermannn Broch`s Werk "der Tod des Vergil"
muss man sich schon winden.
Der unter den Eindrücken des universiellen Werteverlust während des Nationalsozialismus enstandene Roman weist auf die in der Literatur diskutierte Funktion einer notwendigen neuen Ethik
voraus. Der Dichtung stehe es dabei zu, nach dem Ende einer absoluten Wahrheit auch irrationale Elemente formal zu binden.. Broch versucht es mit den Mitteln der Sprache den Bereich des Schweigens, den Sekundenabgrund zwischen den Worten auszuloten.
Es ist wohl eines der ungewöhnlichsten und gründlichsten Experimente das je mit dem flexiblen Medium des Romans unternommen wurde.

Ich habe das Werk in den 50er Jahren gelesen
und wundere mich allerdings bis heute, dass Broch zumächst Kommunist vom jüdischen, dann zum protestantischen und zum Schuss zum katholischen Glauben konvertierte.????
Zunächst das braune Regime
tolerierend später 1938 durch Unterstützung Mann `s und Einstein nach Amerika emigrierte.

al




LX.C - 20.04.2008 um 11:43 Uhr

Dimitroff - Reichstagsbrandprozeß



almebo - 20.04.2008 um 13:17 Uhr

Nachdem die NSDAP in einer Front mit den Deutschnationalen im Januar 1933 an die Macht gekommen war, ging es den Nationalisten hauptsächlich darum, in der zerrütteten politischen und ökonomischen Situation Deutschlands eine Selbstbefreiung der lohnabhängigen Massen zu verhindern.-

Am Abend des 27. Februar 1933 stand der Reichstag inn Flammen Am Tatort wurde Marinus van der Lubbe aufgegriffen, der sich später selbst als Kommunist bezeichnete. Die Grundlage des Art. 48 der Reichsverfassung war die Grundlage einer Verordnung zum Schutze von Volk und Staat
Damit hatte man eine Rechtsgrundlage für den anschliessenden Polizeiterror gegen die Bevölkerung geschaffen Nun konnte man ohne Einschaltung der Justizbehörden und ohne Appelationsmöglichkeit des Inhaftierten, jeden mißliebigen Bürger in Schutzhaft nehmen.

Dem Lubbe wurde iEnde 1933 in Leipzig der Prozess gemacht.
Es bleibt aber immer noch fraglich,, ob er oder andere "linke Kräfte" an der Brandstiftung beteiligt waren., wenn man die Äußerung Hermann Göring`s bedenkt: >Der einzigste, der den Reichstag wirklich kennt, bin ich; ich habe ihn ja angezündet<

Bei allen noch heutigen "Versionen", die da umher schwirren , wäre ich selbst daran interessiert zu erfahren, was sich tatsächlich damals abspielte.

Die Literatur bietet heute noch so viele unterschiedliche Interpretationen des Reichstagsbrandes von 1933

al




JH - 20.04.2008 um 23:25 Uhr

Die Stadt hinter dem Strom.

Nacht aus Blei




LX.C - 21.04.2008 um 14:09 Uhr

Diese Nachricht wurde von LX.C um 14:28:21 am 21.04.2008 editiert

Zitat:

Es bleibt aber immer noch fraglich,, ob er oder andere "linke Kräfte" an der Brandstiftung beteiligt waren., wenn man die Äußerung Hermann Göring`s bedenkt: >Der einzigste, der den Reichstag wirklich kennt, bin ich; ich habe ihn ja angezündet<

[Quote]Als Kommunist, als Mitglied der Kommunistischen Partei Bulgariens und der kommunistischen Internationale bin ich prinzipiell gegen den individuellen Terror, gegen jedwede solcher unsinnigen Brandstiftungen, da solche Akte unvereinbar sind mit dem kommunistischen Grundsätzen und Methoden der Massenarbeit und mit dem wirtschaftlichen und politischen Massenkampf, und weil solche Akte der Freiheitsbewegung des Proletariats, der Sache des Kommunismus nur schaden. Programm und Satzung aller kommunistischen Parteien und der kommunistischen Internationale verbieten den individuellen Terror unter Androhung des Ausschlusses jedes Mitgliedes, das zu Methoden des individuellen Terrors greift.
[…]
Nach meiner tiefsten Überzeugung kann die Inbrandsetzung des Reichstages nur das Werk verrückter Leute oder aber der ärgsten Feinde des Kommunismus sein, die durch diesen Akt eine günstige Atmosphäre für die Zertrümmerung der Arbeiterbewegung und der Kommunistischen Partei Deutschlands schaffen wollten. (Georgi Dimitroff)
[/Quote]

Und wie man aus der Geschichte weiß, auch geschafft haben. Die "Legitimierung", die sich für die Nationalsozialisten aus dem Reichstagsbrand ergab, spricht aus meiner Sicht Bände und lässt wenig Zweifel offen. (Immerhin brannte nur ein Wohnkomplex, es konnte also munter weiterregiert werden.)




almebo - 21.04.2008 um 18:31 Uhr

Ich habe bewusst den Dimitroff nicht erwähnt,
auf den sich Deine Bemerkung im Zusammenhang mit dem Reichstagsbrand
richtete.
Nach seinem Bombenattentat auf die Sofioter
Kathedrale musste er 1925 seine Heimat verlassen und lebte u.a.. auch in Berlin als Emigrant.
1933 wurde er der Mittäterschaft bezichtigt,
jedoch mangels Beweisen vom Gericht freigesprochen.
Ich hege keinerlei Zweifel an den Genannten
etwas mit der Sache zu tun gehabt zu haben.
Nur wer hat gezündelt??
Die Historiker kriegen doch sonst "alles raus"
Wer wurde "beauftragt".
Mich interessiert die Wahrheit im Grunde immer noch!!

Gruss

al




LX.C - 21.04.2008 um 21:32 Uhr

[Quote]Ich habe bewusst den Dimitroff nicht erwähnt,
auf den sich Deine Bemerkung im Zusammenhang mit dem Reichstagsbrand
richtete.[/Quote]

Meine Bemerkung richtet sich nicht auf Dimitroff. Dimitroffs Bemerkung untermauert den Schluss, den man meiner Meinung nach aus der Historie ziehen muss.

[Quote]Nach seinem Bombenattentat auf die Sofioter
Kathedrale musste er 1925 seine Heimat verlassen und lebte u.a.. auch in Berlin als Emigrant.
1933 wurde er der Mittäterschaft bezichtigt,
jedoch mangels Beweisen vom Gericht freigesprochen.[/Quote]

"Ich, Georgi Dimitroff, ehemaliger bulgarischer Abgeordneter, ehemaliger Sekretär des Gewerkschaftsbundes Bulgariens und Mitglied des ZK der KP Bulgariens seit 1910, bin politischer Emigrant seit Oktober 1923 und wurde in Bulgarien im Zusammenhang mit dem Aufstand vom September 1923 in meiner Abwesenheit verurteilt. […] Alle in Bulgarien verübten Terrorakte, darunter auch die Sprengung der Kathedrale in Sofia im April 1925, wurden von mir persönlich sowie auch von der Partei, der ich angehöre, und von der Kommunistischen Internationale öffentlich und aufs schärfste verurteilt." (Georgi Dimitroff, 20.03.1933)




almebo - 21.04.2008 um 23:24 Uhr

@LX.C

Ich möchte dieses brisante Thema nicht weiter ausbaldowern. Ich bin mit dieser politischen, wie auch privaten Historie bestens vertraut.

Die Rechtfertigung "D", was seine Anschuldigungen anbelangt, muss man halt so stehen lassen..
Sein kommunistischer Freund und späterer Widersacher (Name ist mir i.M. nicht parat) hat als
Emigrant in London seinen früheren kommunistischen Weggenossen, was die Anschuldigungen anbelangte - schwer belastet.

"D" ging nach Moskau um die Komintern zu übernehmen. Nach dem Einmarsch der sowj. Truppen in Bulgarien übernahm er die Leitung
der KPB, betrieb die Sowjetisierung des Landes
und wurde Ministerpräsident. der VR Bulgariens.

Eines ist historisch bewiesen.. Unter seiner Führung wurden 1924 mehrere Arbeiterstreiks
organisiert, die zuletzt den verheerenden Bombenanschlag auf die S. Kathedrale zur Folge hatte.
Selbst Stalin, der ja weiß Gott kein "unbeschriebenes Blatt war, was die brutale Liquidierung seiner eigenen Genossen anbelangte, hat sich in seinen "Erinnerungen"
negativ über D. geäußert.

Mit dem Brand in Berlin, was man fälschlicherweise nun durch die vorhergehenden Aktivitäten dieses Mannes folgern könnte, hat er natürlich nichts zu tun.

So wird es halt immer ein großes Fragezeichen sein, ob politisch gezielt oder andere abartige "Vermutungen" zu dem Brand beigetragen haben.

Somit endet die interessante geschichtliche
"Aufarbeitung" dieses von Dir aufgeworfenen Thema`s.

Gruss

al




LX.C - 21.04.2008 um 23:44 Uhr

Dies ist eine Lektüreliste. Einen Diskussionsbeitrag hast du daraus gemacht. Deine Faktendarlegung erscheint mir dennoch unstimmig.

Gruß zurück




LX.C - 27.04.2008 um 22:53 Uhr

Dürrenmatt - Durcheinandertal
Hesse - Zarathustras Wiederkehr




almebo - 27.04.2008 um 23:47 Uhr

@LX.C

"Durcheinandertal" von Dürrenmatt ? Nie davon gehört, noch gelesen. Ich könnte mich nun im Netz
kundig machen, mag mich aber nicht selbst
informieren. Bitte um Auskunft um was es da geht? Krimi ? Doch wohl kaum, bei dem Titel

Mir hat seine herbe Kritik, Humor und vor allen Dingen Satire immer gut "geschmeckt", die er oft in Dramen, Erzählungen, Kriminalromanen und Hörspielen zum Ausdruck brachte
"Der Richter und sein Henker", sowohl "der Verdacht" haben mir von ihm gut gefallen..

Gruss

al




LX.C - 28.04.2008 um 22:14 Uhr

[Quote]Moses Melker - selber steinreich - hat eine Theologie der Armut entwickelt. Er möchte die Reichen von der Last des schnöden Mammons erlösen, damit sie der Gnade Gottes teilhaftig werden. Ein Gangster-Syndikat nimmt den Gedanken auf, erwirbt im Schweizer Durcheinandertal ein Kurhotel für Millionäre und lässt es zum Haus der Armut umbauen... (Quelle: Amazon.de) [/Quote]

Ja, Satire ist auch Durcheinandertal. Ein Spätwerk, Gesellschaftskritik. Kein Krimi. Die erste Hälfte des Romans macht uns Dürrenmatt mit den Protagonisten bekannt, die zweite Hälfte verbringt man damit, die eigene Enttäuschung zu realisieren. Der Plot ist völlig überspitzt, die Figuren so extrem überzeichnet, dass der Inhalt schon wieder dämlich wirkt. Dazu sind die Sätze kurz, schmucklos, stillos.
Um das Werk entschlüsseln und ihm so vielleicht gerechter werden zu können bedarf es sicherlich näherer Hintergrundinformationen. Über die Schweizer Gesellschaft, über das Zeitgeschehen, als der der Roman entstand, vielleicht sogar über Dürrenmatts näheres Umfeld. Dennoch meine Empfehlung, nutze die Zeit lieber für ein besseres Buch, meinetwegen auch von Dürrenmatt, den ich als Dramatiker sehr schätze.




almebo - 29.04.2008 um 14:54 Uhr

Diese Nachricht wurde von almebo um 15:24:24 am 29.04.2008 editiert

Diese Nachricht wurde von almebo um 15:23:00 am 29.04.2008 editiert

Danke für die erklärende Darstellung über
das Buch von Dürrenmatt-

Deine letzte Bemerkung nehme ich gerne zur Kenntnis, denn er ist mir auch eher als Dramaturg
sehr nah, wie in seinen häufigen Tragikömödien
bei denen die Handlung durch den Zufall die schlimmstmögliche Wendung nimmt und dem Zuschauer das Lachen im Halse stecken bleibt.

Mit seinem Stück: "Es steht geschrieben" löste er ja bekanntlich auch einen deutlichen Widerspruch aus. Erstaufführung 1947...oder "Die Ehe des Herrn Mississippi"

Der Literaturwissenschaftler Hans Mayer sagte mal
über Dürrenmatt: Dieser geniale Mensch hatte eine unheimliche Witterung von wirklichen Zuständen und man hat es überhaupt nicht wahr genommen,man hielt ihn für einen Clown, weil er einen Clown gespielt hat. Dabei ist er einer der tiefsten Denker und einer der klügsten politischen Schriftsteller.
Besser kann man ihn nicht beschreiben!

al




Gast873 - 29.04.2008 um 19:18 Uhr

@Al: du kennst Hans Mayer? Woher?

Gruß,
Erstaunlich




almebo - 30.04.2008 um 00:38 Uhr

Zitat:

@Al: du kennst Hans Mayer? Woher?

Gruß,
Erstaunlich

Seltsame Fragestellung ?
"Vom Oktoberfest auf der Theresienwiese"

Gruß

al




Gast873 - 30.04.2008 um 10:07 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hyperion um 10:15:07 am 30.04.2008 editiert

LOL, das dachte ich mir, deswegen meine Frage LOL

Gruß,
Hyperion

P.S. Die Welt ist klein, man kann Gift darauf nehmen, dass ich ihn auch auf den Tübinger Straßen gesehn habe, oder, was auch naheliegend ist, in seinen Veranstaltungen war. Könnte beides stimmen ;-)




almebo - 30.04.2008 um 10:36 Uhr

Ein grosser Geist dieses "Kölner Jungen". In Tübingen gestorben, in Berlin beerdigt, einer der Ersten, der trotz aller Demütigen vorher wie nachher
deutschen Boden wieder betrat und sich weiterhin als deutscher Jude bekannte.

Er hatte es nicht leicht mit uns, aber auch wir nicht mit ihm. Aber so etwas wie "ER" müsste man heute
wie eine Stecknadel im Heuhaufen suchen !!

al




Gast873 - 30.04.2008 um 10:59 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hyperion um 11:02:16 am 30.04.2008 editiert

Es war komischerweise ein anderer als Hauptgast in Tübingen (nämlich Günter Grass), doch die Laudatio hielt im überfüllten Festsaal der Neuen Aula ein gewisser Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Mayer (er hatte ein sehr schwieriges Verhältnis mit dieser Uni-Stadt, leider).

Klein-Hyperion war auch an jenem besagten Junitag 1999 zugegen. Soviel dazu.

Gruß,
Hyperion




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