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Karoline - 10.02.2008 um 08:45 Uhr
Wald.
Buchen, Wald der Schmerzen.
Der Gestorbnen. Zaunverhau.
Ich vergesse nicht Wort noch Ort.
Nie.
Vorjähriges Laub auf dem Weg
Nun ich gehe fürbass, in die Zweige lauschend.
Kleine Gewässer, die Farben der Eisvögel.
Bucheckern unter den Füßen.
Schwarze Eberspuren.
Hier das kalte Weiß der Quelle.
Wasser rinnt mir durch die Finger, versickert.
O Blut der Erde. Ein Zweig
Streift mein Gesicht. Brombeergebüsch
Widerständig, reißend. Treib
Mich aus, Zorneswald.
almebo - 10.02.2008 um 11:50 Uhr
Diese Nachricht wurde von almebo um 11:54:49 am 10.02.2008 editiert
Zitat:
Wald.
Buchen, Wald der Schmerzen.
Der Gestorbnen. Zaunverhau.
Ich vergesse nicht Wort noch Ort.
Nie.
Vorjähriges Laub auf dem Weg
Nun ich gehe fürbass, in die Zweige lauschend.
Kleine Gewässer, die Farben der Eisvögel.
Bucheckern unter den Füßen.
Schwarze Eberspuren.
Hier das kalte Weiß der Quelle.
Wasser rinnt mir durch die Finger, versickert.
O Blut der Erde. Ein Zweig
Streift mein Gesicht. Brombeergebüsch
Widerständig, reißend. Treib
Mich aus, Zorneswald.
"DORT"
Ich bin zwar kein Literaturexperte, kann zwar noch zwischen Cerdan, Mörike und Jandl
unterscheiden "lach",- Aber ich lasse mich beim Lesen dieses schönen Gedichtes von meinem Gefühl gefangen nehmen.
Nur um einige Passagen zu nennen: Ich vergesse nicht Wort noch Ort..NIE
In die Zweige lauschend, die Farben der Eisvögel.
Und dann die reale Wirklichkeit: O Blut der Erde ?Und zum Schluss: Treib Mich aus,
Zorneswald.
Jeder mag es anders empfinden. Insgesamt schön. weil...anheimelnd, mahnend nachdenklich machend und es bleibt etwas
haften. Und das ist meines Erachtens, das Wichtigste.
Sehr schön!
Almebo
Karoline - 10.02.2008 um 12:24 Uhr
Lieber Almebo,
die Zeile "O Blut der Erde" als Metapher im doppelten Sinne: das Wasser, das aus der Erde kommt, und die tatsächlich blutige Erde des KZ. Ich bedanke mich für deinen Kommentar, bei dem ich mich verstanden fühle.
lg Karoline
almebo - 10.02.2008 um 15:00 Uhr
Diese Nachricht wurde von almebo um 15:12:08 am 10.02.2008 editiert
Zitat:
Lieber Almebo,
die Zeile "O Blut der Erde" als Metapher im doppelten Sinne: das Wasser, das aus der Erde kommt, und die tatsächlich blutige Erde des KZ. Ich bedanke mich für deinen Kommentar, bei dem ich mich verstanden fühle.
lg Karoline
Also doch!
Buchen, Wald der Schmerzen..?
Ich dachte sofort an dieses Konzentrationslager BUCHENWALD, wollte es aber nicht erwähnen und habe versucht es vorsichtig "herauszukitzeln."
Bin im Nachinein bestätigt worden, auch ohne
"Literaturwissentschaftler" zu sein.
"Ein hehres Gefühl "l
Al
Marianne - 11.02.2008 um 01:37 Uhr
Diese Nachricht wurde von Marianne um 01:54:27 am 11.02.2008 editiert
Hallo Karoline,
Dein Gedicht geht in die Tiefe und lässt durch die Zerrissenheit der Worte "Wald. Buchen, Wald (die zusammengesetzt einen Ort ergeben, der bedeutet, was Du weiter beschreibst!) der Schmerzen,
Der Gestorbnen. Zaunverhau"
in die Vergangenheit, die man nicht gerne erwähnt, blicken. Menschen, die Emotionen haben, spüren und sehen vor dem geistigen Auge die Grausamkeit, die bereits in Deinen ersten Worten zum Ausdruck kommt.
Dieses Gedicht sollte man einmal freigeben für eine Gedichtanalyse im Geschichts- bzw. Deutschunterricht an Schulen!
Almebo weiß ebenfalls sehr gut, hinter die Zeilen zu blicken bzw. dazwischen zu lesen und eine Kombination herzustellen!
Liebe Grüße
Marianne
Karoline - 11.02.2008 um 05:06 Uhr
Almebo, ich bin zum Glück auch keine Literaturwissenschaftlerin, war nur mal da, in Buchenwald, einmal im Lager selbst, dann in der Nähe. Man muss das gesehen haben, um was von deutscher Geschichte für sich selbst mitzunehmen. Marianne schreibt ja, man erinnert sich nicht gern daran, aber man muss, auch wenn es sich um die Verbrechen von Vorgenerationen handelt. lg Karoline
Karoline - 11.02.2008 um 05:12 Uhr
Marianne, nicht gleich Geschichtsunterricht. Da gibt es ganz sicher bessere Materialien. Noch besser: Hinfahren, mit eigenen Augen sehen, wie mit Menschen umgegangen worden ist. Viel von der Mordmaschinerie ist ja nicht mehr zu sehen, aber ich stand auf dem Appellplatz, und mir war, als hörte ich das Bellen der Hunde und die Kommandos der SS-Verbrecher und sähe die schrecklich misshandelten Menschen angetreten. Ich will ja nicht gleich von Investition in die Zukunft reden, aber so mancher der Jungen, die den Nazis jetzt nachlaufen, würde vielleicht doch was begreifen. lg Karoline
almebo - 15.02.2008 um 17:40 Uhr
Diese Nachricht wurde von almebo um 17:55:09 am 15.02.2008 editiert
Diese Nachricht wurde von almebo um 17:44:54 am 15.02.2008 editiert
Zitat:
Almebo, ich bin zum Glück auch keine Literaturwissenschaftlerin, war nur mal da, in Buchenwald, einmal im Lager selbst, dann in der Nähe. Man muss das gesehen haben, um was von deutscher Geschichte für sich selbst mitzunehmen. Marianne schreibt ja, man erinnert sich nicht gern daran, aber man muss, auch wenn es sich um die Verbrechen von Vorgenerationen handelt. lg Karoline
Ja, ich war auch in Oswiecim (Polen) dem früheren
Ausschwitz und habe dieselben Empfindungen gehabt, als ich die "Utensilien" der Todesmaschinerie sah.
Für mich besonders belastend, weil ich als junger Bengel in dem unheilvollem Regime
groß geworden und erzogen wurde.
Ich war 13 Jahre, zum Kriegsende und habe es nicht glauben wollen, dass Menschen
zu solchen Verbrechen fähig waren.
Die heutigen Jungen, die diesen Rattenfänger nachlaufen, würden auch nicht
geläutert, selbst wenn sie gewungenermaßen sich von den erhaltenen
Resten der früheren Todeslager und was sich dort abspielte sich selbst überzeugen könnten. Sie sind ja weiterhin
verblendete und dumme Menschen, denen aber auch unsere Pseudo-Demokratie
viel zu lasch entgegen tritt. Leider !!!
Was wir alle tun könnten, oder besser sollten
ist mehr Zivilcourage zeigen, um sich vor
den Anfängen der ewig Gestrigen zu verwahren.
Lg
Al
Karoline - 15.02.2008 um 18:25 Uhr
Almebo, dazu ist es zu spät, sie sind schon viel zu sehr bis in die Mitte der Gesellschaft gelangt. lg Karoline
DataBoo - 15.02.2008 um 18:49 Uhr
Diese Nachricht wurde von DataBoo um 18:50:50 am 15.02.2008 editiert
karoline, es ist, es darf NIEMALS zu spät sein für eine mahnende erinnerung. NIEMALS! eigentlich reicht das auch noch nicht, es muss noch viel lauter sein!
*zu spät* klingt wie aufgeben, sich niederlegen...um dann ertragen zu müssen...die handlungen der anderen, die man NIEMALS wollte. NIEMALS sollte sich die deutsche vergangenheit wiederbeleben dürfen.
lg, databoo
baerchen - 15.02.2008 um 19:41 Uhr
Jene Vergangenheit, die tausendfach schon wieder geboren ist und wird und weiterhin geleugnet - gerade, wenn sie frisch ist.
Vergleichbar mit jener sei doch nichts. Jene sei doch unvergleichbar im Grauen und in seiner Dimension.
Wo aber beginnt denn die Dimension für den Einzelnen? Wohin kann er sich wenden mit seinem Schmerz, mit seiner Verlustigkeit der Würde?
Jenes ist so lebendig aufbereitet, dass dieses für manchen nicht als jenes erkennbar ist.
Mir ist es gleich.
almebo - 15.02.2008 um 23:02 Uhr
Zitat:
Diese Nachricht wurde von DataBoo um 18:50:50 am 15.02.2008 editiert
karoline, es ist, es darf NIEMALS zu spät sein für eine mahnende erinnerung. NIEMALS! eigentlich reicht das auch noch nicht, es muss noch viel lauter sein!
*zu spät* klingt wie aufgeben, sich niederlegen...um dann ertragen zu müssen...die handlungen der anderen, die man NIEMALS wollte. NIEMALS sollte sich die deutsche vergangenheit wiederbeleben dürfen.
lg, databoo
Richtig Data ! Wir müssen Flagge zeigen
und unermütlich daran interessiert sein,
diesem Dreck an Dummheit Unvernunft -
um es ganz vorsichtig auszudrücken den
"Marsch zu blasen".
Nur, damit alleine ist es nicht getan.
Unser Staat ist viel mehr gefordert.
Wir blamieren uns ja fortwährend in der Öffentlichkeit, weil es keine intensiv rechtliche Handhabe gibt, um dem Gesox
Einhalt zu gebieten. Und was das Schlimmste ist, dass wir als Steuerzahler
die Aktivitäten der irren Meute und den
ebenso kriminellen Sympathiesanten noch
eine Platform bieten, um sich bei den genehmigten Demonstrationen in Szene zu setzen.
Ich bin heute nicht mehr in der körperlichen Verfassung um mir (wie gehabt) Blessuren
einzuhandeln, die von Aussenstehenden
so beantwortet wurden: Warum mischt du dich ein, lass den Staat doch dafür sorgen.
Bist selber schuld!
Kommentar überflüssig.
Lg
Al
DataBoo - 15.02.2008 um 23:31 Uhr
Diese Nachricht wurde von DataBoo um 23:40:50 am 15.02.2008 editiert
ich habe in deinem text etwas überlesen, almebo.
ich ziehe meinen kommentar zurück und gebe dir recht. sorry. ich habe in eine falsche richtung gedacht.
ich habe dein "gesox" nun verstanden.
lg, databoo
DataBoo - 15.02.2008 um 23:42 Uhr
manchmal bin ich schrecklich impulsiv ;)
DataBoo - 15.02.2008 um 23:54 Uhr
damit kein missverständnis auftaucht: nach dem 18:49 Uhr kommentar hab ich in almebo´s kommentar etwas überlesen. mein zurückgezogener kommentar fand dann seinen platz, und diesen habe ich kurze zeit später gern zurück genommen. NIEMALS den ersten k. ;)
Karoline - 16.02.2008 um 06:18 Uhr
Tja, Data Boo, siehst du irgendwo nennenswerten Widerstand dagegen? lg Karoline
almebo - 17.02.2008 um 11:07 Uhr
Diese Nachricht wurde von almebo um 11:08:52 am 17.02.2008 editiert
Liebe Karoline
die Frage ist jetzt nicht an mich gerichtet, trotzdem möchte ich sie beantworten.
Natürlich müssen wir was tun! Mit Besuche der Grauenstätte alleine ist es nicht getan.
Heute gehen "sie" in schwarz gekleidet
schweigend durch Dresden und machen
auf den Dredener Fliegerangriff
aufmerksam. Verleugnen aber gleichzeitig
unsere eigenen Verbrechen.
Ein perverses Gebaren.
Schade, dass ich nicht in Dresden
wohne!
al
Karoline - 17.02.2008 um 11:27 Uhr
Das ist schon richtig, Almebo. Von Aufgeben kann keine Rede sein. Die Nazis, das hat Hintergründe auch in der heutigen Gesellschaft, und das geht eben quer durch. Der Konservatismus redet von Auffangen des rechten Randes, aber in Wirklichkeit gibt es da heute so viel Übereinstimmung, dass nur ein kleiner Schritt genügt. Wie soll man da nicht entsetzt sein?
Sieh mal nach oben, da wird des 10. Todestags von Ernst Jünger gedacht. Auch das ist ein Zeichen, wobei ich nicht sagen will, dass er der typische Nazi war, nein, er war der Intellektuelle, der sich hofieren ließ und lässt, er ist salonfähig, hat sich in der Nachkriegszeit angepasst an die Entwicklung. Und wie oft wird er heutzutage zitiert. Ich finde es schon bedenklich. lg Karoline
baerchen - 17.02.2008 um 11:37 Uhr
ganz kleine schritte. es sind immer nur ganz kleine schritte.
almebo - 17.02.2008 um 14:30 Uhr
Oh, das ist ein heisses Eisen was Du da angefasst hast. Darüber zu reflektieren würde ich mich entziehen. Jünger nun als
"Nazi" abzustempeln wäre falsch. Er wurde
hofiert, wie auch viele andere, denen man heutzutage noch was nachsagt. Übrigens hat mich nur seine "Käfersammlung" interessiert.
Ha,Ha
Täter in dem Zusammenhang waren nur diejenigen, die an der Massenvernichtung anlässlich der Wannseekonferenz daran mitgewirkt haben, in den Lagern als Handlanger und denen, die unmittelbar davon gewusst und es verinnerlicht haben. Obwohl man keinem ins Herz schauen kann.
Aber alle nunmehr als Nazi abzustempeln wäre nun grundfalsch.
Nur die Verbohrtheit der Menschen es weiterhin anzulasten dass man sie allesamt
als Nazis bezeichnet, weil sie dem System
völlig hörig waren und es wirklich nicht wussten, was wirklich geschah, wäre ebenso
nicht richtig.
Nur einige Beispiele:
Rüdiger v. Wechmar, Bundesspressesprecher von Willi Brandt,
war auf einer Eliteschule (Napola)
Ebenso, Dietmar Schönherr,, Helmuth Karasek, Engelbert v. Nayhaus (Kolumnist der Bild), Hardy Krüger, Leopold Chalupa (Viersterne-General und Oberbefehlshaber der Nato)
Ich könnte noch so viele nennen. Ganz besonders als Klassikfan Wilhelm Furtwängler, der grosse Dirigent der sich einspannen liess und ganz gewiß nicht ein
Nazi in dem Sinne war und auch manche
Personen jüdischer Herkunft vor dem Tode
bewahrt hat.
Auch ich bekenne mich, dass ich "Feuer und Flamme" war auf einer Lehranstalt erzogen
zu werden, aber nicht wusste um das Ziel dieser Gehirnwäsche. (wie sollte ich auch als 12-Jähriger)
Wir waren entsetzt. Und das bewegt mich auch weiterhin für eine Sache einzutreten, dass dieses niemehr geschehen darf.
Karoline - 18.02.2008 um 18:26 Uhr
Die Schläger, die man sieht und die im Fernsehen so abstoßend gezeigt werden, sind das eine, sie sind das Fußvolk. Die wirklichen Nazis aber schlagen sich nicht in den Straßen. Es ist das Gedankengut, das in die Bevölkerung hinreicht, viele Intellektuelle sind dabei, und das geht von diesen Leuten aus. Es wird so differenziert gehandhabt, dass es mitunter nicht leicht ist, zu erkennen, wem man da auf den Leim geht. Ich halte diese Leute für viel gefährlicher als die Schlägertypen. lg Karoline
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