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--- Was macht Lyriker aus?
Kenon - 01.11.2007 um 10:28 Uhr
Was macht Lyriker aus? Diese Frage scheint nie treffender beantwortet worden zu sein als von Sören Kierkegaard am Anfang seines sogenannten Lebensfragments "Entweder-Oder".
Zitat:
Was ist ein Dichter? Ein unglücklicher Mensch, der heiße Schmerzen in seinem Herzen trägt, dessen Lippen aber so geartet sind, daß, während Seufzer und Geschrei ihnen entströmen, diese dem fremden Ohr wie schöne Musik ertönen. Es geht ihm, wie einst jenen Unglücklichen, die in Phalaris´ Stier durch ein sacht brennendes Feuer langsam gemartert wurden, deren Geschrei nicht bis zu den Ohren des Tyrannen dringen konnte, ihn zu erschrecken: ihm klangen sie wie heitere Musik. Und die Leute umschwirren den Dichter und sprechen zu ihm: »Sing uns bald wieder ein Lied;« das heißt: mögen neue Leiden deine Seele martern, und mögen deine Lippen bleiben, wie sie bisher gewesen; dein Schreien würde uns nur ängsten, aber die Musik, ja, die ist lieblich. Und die Rezensenten treten herzu und sprechen: So ist es richtig; so soll es gehen nach den Regeln der Ästhetik. Nun, das versteht sich, ein Rezensent gleicht einem Dichter auf ein Haar, nur dass er nicht die Pein im Herzen, nicht die Musik auf den Lippen hat. Siehe, darum will ich lieber Schweinehirte sein auf Amagerbro und von den Schweinen verstanden werden, als Dichter sein und von den Menschen mißverstanden werden.
Franklin Bekker - 01.11.2007 um 10:38 Uhr
Kierkegaard kennt nur Goethe! Ich habe keine Ahnung ob es DAS Kriterium für den Lyriker gibt deshalb... Versuche, Brainstorm:
Dichter ist jemand, der seine Identität oder dessen Identität darin gesehen wird, dass er Dinge mit Sprache macht, die als Zeichen von Dichtung verstanden werden können.
Der Dichter benutzt eine Form des Sagens, deren Qualität ihren Ausdruck nicht im Gesagten, sondern im Wie-des-Sagens hat.
Dichter ist ein Missverständnis, Lyriker auch. Als gäbe es Lyrik. Sich als Lyriker z verstehen heißt doch schon um des Dichtens willen zu dichten. Dichtung hat aber einen Gegestand um den es ihr geht. Bei jedem Dichter ein anderer, mehrere verschiedene Gegenstände... lyrisch über etwas zu sprechen ist eine Besondere Form des Begehrens, Ablehnens, beanspruch für den Gegenstand einen besonderen Platz im Nachdenken, reinigt den Gegenstand, erhebt ihn.
Jemand der eine Zeiteinheit mit interessantem Laut/Buchstabenmaterial füllt.(frei nach jandl)
LX.C - 02.11.2007 um 12:53 Uhr
[Quote]Siehe, darum will ich lieber Schweinehirte sein auf Amagerbro und von den Schweinen verstanden werden, als Dichter sein und von den Menschen mißverstanden werden[/Quote]
Wenn du das so treffend findest, dann fällt dir das reichlich früh ein. Ich persönlich finde es schade, wenn man sich im Nachhinein derart von einem ausgeprägten lyrischen Werk distanziert, wie du es einst geschaffen hast.
LX.C - 02.11.2007 um 13:05 Uhr
Was das Wort Dichtung anbelangt, muss man festhalten, dass dieser Begriff in keinem anderen Land so undifferenziert ist wie in Deutschland. Denn bereits seit dem ausgehenden 18. Jh. ist hier auch die Prosa mit einbezogen. Ein Dichter kann somit ebenfalls auch als Prosaist verstanden werden. Spricht Kierkegaard nun also vom Dichter oder vom Lyriker?
klauswachowski - 12.01.2008 um 20:11 Uhr
Nach Jahren herausgefunden:
Ein Dichter ist so etwas wie ein Fußballer:
Du erkennst den Fußballer, wenn ein Ball auf die Straße rollt,
den Dichter, wenn das Wort eine Tür öffnet.
Der Fußballer hat nicht immer das Interesse, in der ersten Liga zu spielen, ist oft grottenschlecht. Aber Fußballer.
Der Dichter, die Dichterin hat nicht immer das Interesse....
Der_Geist - 12.01.2008 um 21:45 Uhr
Lyriker macht aus, dass man ihr Geschriebenes zur Lyra trällern hauchen sprechen denken kann.
Also so etwa: oh hi honey...
Der_Geist - 12.01.2008 um 22:11 Uhr
Addendum: Das! is noch besser: 2 rote, moderne Lyras/Lyren, und dann dieser Text:
"Gib mir all deine Liebe"
Geht´s noch lyrischer?
DAS ist Lyrik!
klauswachowski - 14.01.2008 um 21:30 Uhr
Zitat:Addendum: Das! is noch besser: 2 rote, moderne Lyras/Lyren, und dann dieser Text:
"Gib mir all deine Liebe"
Geht´s noch lyrischer?
DAS ist Lyrik!
nur noch bei Hansi Hinterseer!
Arjuna - 15.01.2008 um 14:12 Uhr
Heutzutage gibts keine echten Lyriker mehr - höchstens Stadtlyrotiker
annahome - 15.01.2008 um 22:00 Uhr
gute frage
was sind echte lyriker?
das ist eine ernstgemeinte frage.
gruß anafraag
Der_Geist - 15.01.2008 um 22:05 Uhr
Also gut, das Forum hat mich mal wieder soweit: Ich ziehe meinen Wahrig Deutsches Wörterbuch (aktuellster Stand) aus dem Regal, wälze die schweren Seiten, und was steht da?
Zitat:
Lyriker (m.3) Dichter, der Lyrik schreibt
So, nun wissen wir es.
(soll ich jetzt auch noch die Lyrik-Definition abtippen? hm, ich glaub, ich tu´s noch)
Der_Geist - 15.01.2008 um 22:16 Uhr
Laut aktuellem Wahrig Deutsches Wörterbuch:
Zitat:
Lyrik (f.20; unz; Lit.) lyrische Dichtung, Dichtungsart im Rhythmus, oft mit Reim u. in Versen u. Strophen, die Gefühle, Gedanken, inneres od. äußeres Erleben, Stimmung usw. des Dichters selbst ausdrückt (Gedankenlyrik, Liebeslyrik) [<frz. poésie lyrique "lyrische Poesie"; zu lat. lyricus <grch. lyricos "zum Spiel der Leier gehörig" - anmerkung geist: sach ichs doch!!! -; zu grch. lyra "Leier".]
Puh... Und wer klatscht nun für diese kognitive Leistung zu später Stunde?
Arjuna - 16.01.2008 um 07:35 Uhr
@annahome
Hier meine persönliche Meinung - denn eine allgemeingültige gibt ´s nicht -
Ein echter Lyriker ist für mich jemand, dessen Kreativität und Ausdrucksvermögen soviel Tiefe nach außen strömen läßt, dass er - ohne Schwulst und Sentimentalität - Gefühl mit Sachlichkeit bewegen kann .
Die moderne Lyrik oder die s.g.neue Lyrik arbeitet daran, die poetesche Kraft in wenigen Worten zu verdichten.
Reimegedichte wird man da kaum noch finden.
Gruß A.
Gast873 - 16.01.2008 um 22:54 Uhr
Die Muse macht den Lyriker aus, als Göttin, als Freundin, als Frau, als Inspiration, als seine Seele, ohne die er nicht atmen kann. Sie ist sein gelebter Kosmos, sein ätherisches Ein und Alles, ohne sie ist der Lyriker ein armer Bettler und Dilettant.
Vielen Dank an A...... !
Gruß,
forever yours T....
Arjuna - 17.01.2008 um 07:35 Uhr
Et oui, pour toujours mon cher ami.
Gast873 - 17.01.2008 um 22:58 Uhr
Diese Nachricht wurde von Hyperion um 22:59:09 am 17.01.2008 editiert
Ma chere amie, (ist es richtig geschrieben?)
pour toujours "yours" hätte ja sein können (dieser Satz gelingt mir ab hier nicht mehr auf Französisch), nur den Namen darf ich eigentlich nicht nennen.
Lieben, sogar sehr lieben Gruß an Arjuna,
im Geiste verwandt,
dein Hyperion (hier bin ich der Deine, in Wirklichkeit ... Schweigen)
Der_Geist - 17.01.2008 um 23:03 Uhr
chère.
Arjuna - 18.01.2008 um 07:33 Uhr
@Hyperion
Tu me fais rougir...
Franklin Bekker - 19.01.2008 um 16:30 Uhr
aber der lyriker ist doch der, der in sprache spricht.
Arjuna - 19.01.2008 um 16:56 Uhr
In der Sprache spricht so Mancher - aber ob er auch Lyriker ist.?
Der_Geist - 19.01.2008 um 22:43 Uhr
Andere Frage: Was macht Lyriker an? Gibt´s hier einen solchen? Der sich outen möchte? Falls nein: Vielleicht möchte ersatzweise ein Feuerwehrhauptmann antworten?
almebo - 20.01.2008 um 10:12 Uhr
Diese Nachricht wurde von almebo um 10:15:36 am 20.01.2008 editiert
Zitat:
Andere Frage: Was macht Lyriker an? Gibt´s hier einen solchen? Der sich outen möchte? Falls nein: Vielleicht möchte ersatzweise ein Feuerwehrhauptmann antworten?
Der Lyriker ist etwas Feines
auch wenn er Herz hat, oder keines
Und wenn`s ihm trotzdem heiss nun wär
dann löscht es ihm die Feuerwehr
so wie es ist der Brauch
mit einem dicken Schlauch
vom Hauptmann von der Feuerwehr
der löscht am besten den Verkehr
und alles andere auch !
almebo - 20.01.2008 um 10:26 Uhr
Zitat:
Heutzutage gibts keine echten Lyriker mehr - höchstens Stadtlyrotiker
Mit dieser Meinung ist man "in"
kenn auch die Sradtlyrotikerin
die sich mit Kafka oft vergleicht
doch hat sie es noch nie erreicht
Es würde reichen im "Gewandel"
vielleicht demnächst einmal mit JANDL
Matze - 20.01.2008 um 19:36 Uhr
"Was macht Lyriker aus?"
Lyriker. Also männlich! Präpotente [Zensiert]löcher, die wochenlangmit einem Samenkoller rumlaufen und jeden - und jede! - mit ihrer periodischen Depression nerven.
Wenn es dann kommt - ist es meistenphalls heiße Luft.
Wie is et bei LyrikerInnen?
Arjuna - 20.01.2008 um 20:08 Uhr
Bei Lyrikerinnen ist die Luft kalt, dafür die Lyrikerinnen heiß.
Matze - 20.01.2008 um 20:41 Uhr
Zitat:
Bei Lyrikerinnen ist die Luft kalt, dafür die Lyrikerinnen heiß.
Oha, ich habe es befürchtet. Mal wieder eine Diskussion, die nichts mit Literatur zu tun hat.
Ciao, ich bin raus, Matze
Gast873 - 20.01.2008 um 21:44 Uhr
Mit dem Ausdruck "Lyriker" sind im Plural beide Geschlechter gemeint. Dass dies eine Diskussion ist, die nichts mit Literatur zu tun hat, liegt auf der Hand. Diskussionen sind keine Literatur. Forschungen über Literatur sind meistens wissenschaftliche Sekundärliteratur, nie Literatur selbst.
Deshalb bist du Matthias gerne eingeladen, dich im fach Germanistik einzuschreiben, um völlig neue Erkenntnisse deines profunden vor IQ sprudelnden Geistes zum besten zu geben und ggf. diese lächerliche Wissenschaftlichkeit mit deinen scharfsinnigen "doxai" zu revolutionieren. Auf dich hat die Welt schon immer wie auf einen Messias gewartet. Wieso bist du uns nicht schon früher erschienen. Sensationelles Gerede. Hitverdächtig. Prost.
Gruß,
Hyperion
DataBoo - 20.01.2008 um 23:28 Uhr
die sog. "neue lyrik" ist eine verweigerung, ein protest gegen die "alte lyrik". ein gegenentwurf. meist ein brennen auf der zunge, keine milde gabe, kein geschnorre um wortträumer an wohlwollender sprachausgabe zu binden. so sehe ich das.
almebo - 21.01.2008 um 08:58 Uhr
Zitat:
Mit dem Ausdruck "Lyriker" sind im Plural beide Geschlechter gemeint. Dass dies eine Diskussion ist, die nichts mit Literatur zu tun hat, liegt auf der Hand. Diskussionen sind keine Literatur. Forschungen über Literatur sind meistens wissenschaftliche Sekundärliteratur, nie Literatur selbst.
Deshalb bist du Matthias gerne eingeladen, dich im fach Germanistik einzuschreiben, um völlig neue Erkenntnisse deines profunden vor IQ sprudelnden Geistes zum besten zu geben und ggf. diese lächerliche Wissenschaftlichkeit mit deinen scharfsinnigen "doxai" zu revolutionieren. Auf dich hat die Welt schon immer wie auf einen Messias gewartet. Wieso bist du uns nicht schon früher erschienen. Sensationelles Gerede. Hitverdächtig. Prost.
Gruß,
Hyperion
Ja, ist das nicht herrlich?
Hervorragend gekontert!
Almebo
Franklin Bekker - 21.01.2008 um 14:04 Uhr
die meisten menschen sprechen eine sprache. der lyriker spricht in sprache.
Der_Geist - 22.01.2008 um 17:32 Uhr
Diese Nachricht wurde von Der_Geist um 17:34:11 am 22.01.2008 editiert
Zitat:
Mit dem Ausdruck "Lyriker" sind im Plural beide Geschlechter gemeint.
Mein mir im Kopf rumspukender Deklinationstabellenergänzungsvorschlag sieht ja vor:
das Lyrikeres - die Lyrikeri
(für den Fall des beidgeschlechtlichen Gemeintseins).
Wegen des besseren Verständnisses fände ich eine solche Form angebracht. Anders kommt es doch immer wieder zu Begrifflichkeitsirritationen, sieht man mal von bereits existierenden, meiner Meinung nach buchstäblich unästhetischen Formen mit diesem Riesen-I in der Mitte des Wortes ab.
Da ich ernsthaft dies reflektiere, freue ich mich über ernsthafte Rückmeldungen dazu.
(Aber dazu sollte man ein eigenes Grammatik?-Thema aufmachen?)
Und @alle: Schade, wenn Ihr teilweise immer gleich abhaut. Forumschreiben ist nicht so einfach wegen der Querschläger, die wir uns alle immer wieder gegenseitig zu verpassen geneigt sind. Aber in nem halbwegs vernünftigen Umgang miteinander profitiert doch irgendwie jeder von anderen Ansichten. Finde ich mal.
Grüßend in Erwartung der foralen Zerfleischung.
- Ach so, ja, und wenn mein kopfiger Grammatikspuk diesbezüglich total daneben ist, lese ich das auch gerne nach, vielleicht bin ich da ja völlig abstrus, weil ich einen an der Waffel habe... -
Arjuna - 22.01.2008 um 18:31 Uhr
Bin begeistert von deinen Ausführungen und plane die Einrichtung eines Foralstudiums.
1. Versuch: Kikerilyr, Kikerilyra, Kokelores
Die Waffel kannste mir aber geben, ich hab Hunger.
Ich meine das ernst.
DataBoo - 22.01.2008 um 18:47 Uhr
arjuna
Arjuna - 22.01.2008 um 18:52 Uhr
meinst du das gut oder böse, Data?
DataBoo - 22.01.2008 um 18:54 Uhr
gut. ich musste grinsen ;)
Arjuna - 22.01.2008 um 18:57 Uhr
Ahhh, bin beruhigt.
Ich meine immer alles gut -
meinen lakonischen Humor müsst ihr einfach ertragen.
Tschüss, muss raus
und macht keine Dummheitem während ich wech bin.
LX.C - 22.01.2008 um 21:05 Uhr
Diese Nachricht wurde von LX.C um 21:08:30 am 22.01.2008 editiert
[Quote]Ich glaube, ich müßte anfangen, etwas zu arbeiten, jetzt, da ich sehen lerne. […] Ach, aber mit Versen ist so wenig getan, wenn man sie früh schreibt. Man sollte warten damit und Sinn und Süßigkeit sammeln ein ganzes Leben lang und ein langes womöglich, und dann, ganz zum Schluß, vielleicht könnte man dann zehn Zeilen schreiben, die gut sind.
Denn Verse sind nicht, wie Leute meinen, Gefühle (die hat man früh genug), - es sind Erfahrungen. Um eines Verses willen muß man viele Städte sehen, Menschen und Dinge, man muß die Tiere kennen, man muß fühlen, wie die Vögel fliegen, und die Gebärde wissen, mit welcher die kleinen Blumen sich auftun am Morgen. Man muß zurückdenken können an Wege in unbekannten Gegenden, an unerwartete Begegnungen und an Abschiede, die man lange kommen sah, - an Kindheitstage, die noch unaufgeklärt sind, an die Eltern, die man kränken mußte […] an Tage in stillen, verhaltenen Stuben und an Morgen am Meer, an das Meer überhaupt, an Meere, an Reisenächte, die hoch dahinrauschten und mit allen Sternen flogen, und es ist noch nicht genug, wenn man an alles das denken darf
Man muß Erinnerungen haben an viele Liebesnächte, von denen keine der anderen glich, an Schreie von Kreißenden und an leichte, weiße schlafende Wöchnerinnen, die sich schließen. Aber auch beim Sterbenden muß man gewesen sein, muß bei Toten gesessen haben in der Stube mit dem offenen Fenster und den stoßweise Geräuschen.
Und es genügt auch noch nicht, daß man Erinnerungen hat. Man muß sie vergessen können, wenn es viele sind, und man muß die große Geduld haben, zu warten, daß sie wiederkommen. Denn die Erinnerungen selbst, sind es noch nicht. Erst wenn sie Blut werden in uns, Blick und Gebärde, namenlos und nicht mehr zu unterscheiden von uns selbst, erst dann kann es geschehen, daß in einer sehr seltenen Stunde das erste Wort eines Verses aufsteht in ihrer Mitte und aus ihnen ausgeht.
(Rilke, Rainer Maria: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge)
[/Quote]
Gast873 - 23.01.2008 um 12:38 Uhr
@Geist:
mach mal nen neuen Grammatik-Thread auf!
Gruß
Hyperion
Matze - 23.01.2008 um 12:56 Uhr
Diese Nachricht wurde von Matze um 12:56:51 am 23.01.2008 editiert
Zitat:
höchstens Stadtlyrotiker
In diesem Zusammenhang beneide ich Herbert G. um diese wunderbare Zeile: "Bochum ich komm aus dir."
Ergreifend, wenn es rezitiert wird. Aber, muß man so etwas singen?
Arjuna - 23.01.2008 um 14:01 Uhr
Da hast du völlig Recht, Matze..
Grönemeyers Herbert kann ich einfach nicht singen hören - egal ob mit oder ohne Bochum, seine Stimme ist grausig.
baerchen - 24.01.2008 um 03:45 Uhr
Mooooment: Der Onkel Grönemeyer nutzt seine Stimme als sei es ein Instrument. Das kann man schön finden oder nicht. Mittlerweile finde ich es schön... Vielleicht ist das aber auch nur eine Frage der Gewöhnung.
Was Onkel Rilke betrifft: Der Mann ist gerade mal 51 Jahre alt geworden. Da kann er große Töne spucken mit ´Reisen´ und ´Erfahrungen´.
Ich denke eher, heute ist es umgekehrt: die Menschen reisen zu viel und haben eher ihre eigene Kultur ´all inclusive´.
Und was machen die Camper im australischen Busch? Sie halten sich die Nase zu, während sie Känguruhoden verspeisen. Da bleibt die Erfahrungssammlung doch nun wirklich auf der Strecke.
Nein, ich denke nicht, dass Rilkes Beschreibungen heute noch so recht greifen.
Arjuna - 24.01.2008 um 10:09 Uhr
Ach baerchen,
klar - jedem das Seine...
Es gibt allerdings auch vieeeeeele, die meiner Meinung sind.
Als Schauspieler war er klasse (Das Boot) - ich hörte, dass er sich wieder in dieser Hinsicht profilieren will.
Dann hör ich ihm auch wieder zu!
almebo - 24.01.2008 um 17:22 Uhr
Diese Nachricht wurde von almebo um 17:41:05 am 24.01.2008 editiert
Diese Nachricht wurde von almebo um 17:29:12 am 24.01.2008 editiert
Zitat:
Mooooment: Der Onkel Grönemeyer nutzt seine Stimme als sei es ein Instrument. Das kann man schön finden oder nicht. Mittlerweile finde ich es schön... Vielleicht ist das aber auch nur eine Frage der Gewöhnung.
Was Onkel Rilke betrifft: Der Mann ist gerade mal 51 Jahre alt geworden. Da kann er große Töne spucken mit ´Reisen´ und ´Erfahrungen´.
Ich denke eher, heute ist es umgekehrt: die Menschen reisen zu viel und haben eher ihre eigene Kultur ´all inclusive´.
Und was machen die Camper im australischen Busch? Sie halten sich die Nase zu, während sie Känguruhoden verspeisen. Da bleibt die Erfahrungssammlung doch nun wirklich auf der Strecke.
Nein, ich denke nicht, dass Rilkes Beschreibungen heute noch so recht greifen.
Nein Baerchen, da muss ich Dir widersprechen.
Ich gehe ja in meiner Meinung nicht immer konform
mit der Arjuna.
Aber heute muss ich ihr beipflichten. Da könnt ich mir auch ne Lederhose anziehen und dabei jodelnd über die Bühne hopsen, Das würd keiner merken!! Gut die besagte Rolle im Boot als
Kriegsberichterstatter mit seinem Angstschweiß aus allen Poren träufelnd.... Heute geht es mir umgekehrt wenn ich den Bochumer sehe.
Aber wie gesagt: Geschmackssache. Und damit lassen wir es bewenden.
Aber sage mir nichts über Rilke!
Den kann der Ingo Appelt auch nicht "imitieren".
Wenn er den "Gröni" parodiert, dann muss ich
mir alles verkneifen.
Aber zu seiner "Ehrenrettung". Über Grönemeyer`s Texte will ich nicht mäkeln.
Nur die "Umsetzung" gefällt mir nicht. Aber wie sollte es er auch bewerkstelligen.? Mit einer
solch fürchterlichen Stimme !
baerchen - 25.01.2008 um 06:48 Uhr
Dann mögt Ihr den Onkel Grönemeyer eben nicht. Über den Punkt bin ich hinweg. Nun mag ich ihn wieder. Ich halte seine Stimme für ein Jazz-Instrument. Da sind auch nicht alle Töne stimmig. Doch was juckts den Jazz-Freund?
Und was die Kabarettisten betrifft: Für mich haben sich die Reihen so stark gelichtet... Zu viel schlechte Commedy allenthalben.
Der_Geist - 25.01.2008 um 21:07 Uhr
Zitat:
@Geist:
mach mal nen neuen Grammatik-Thread auf!
Hab mich zwischenzeitlich für ein Einsickernlassen via Textbombenstreuung entschieden - aber nicht im Netz. Netz ist so anima fragile. Ja. Mein Baby schreit balsamisch nach Papier. Lassen wir ihm sein Plärren without reason.
Gruß an alle Autori. ;)
- Zurück zur Lyrik -
baerchen - 26.01.2008 um 02:02 Uhr
Lass uns Dein Baby lesen, Geist.
Hat es schon einen Namen?
Kann man es besuchen?
Ist es rosig oder rostig?
...
:-) b.
Arjuna - 26.01.2008 um 08:39 Uhr
Wie wär ´s mit Baby red statt Baby blue?
baerchen - 26.01.2008 um 18:07 Uhr
Oder dann doch ´Babyblues´?
LX.C - 09.11.2008 um 11:24 Uhr
[Quote]Eine Dichtung ist wie ein Gemälde: es gibt solche, die dich, wenn du näher stehst, mehr fesseln, und solche, wenn du weiter entfernt stehst; dieses liebt das Dunkel, dieses will bei Lichte beschaut sein und fürchtet nicht den Scharfsinn des Richters; dieses hat einmal gefallen, doch dieses wird, noch zehnmal betrachtet, gefallen.[/Quote]
Quele: Horaz: Die Dichtkunst, Reclam jun., Stuttgart 2008, S. 27.
Matze - 09.11.2008 um 12:35 Uhr
Zitat:
was sind echte lyriker?
Ausgehend von neueren Grammatikmodellen, nach denen nicht das Wort oder das Morphem, sondern der Satz als kleinste kommunikative Einheit der Sprache gilt, muß man von Klopstock und Hölderlin bis in die Gegenwart schauen und lesen, wie sich der poetische Umgang mit Satzstrukturen im Laufe der Zeit gewandelt hat. Poesie ist die Kompositionslehre der Erscheinungsformen des Satzes, um ziemlich souverän auch die seriellen Experimente der Konkreten Poesie und selbst die Lautpoesie als von Satzmodellen abhängige Formen der Dichtung auszuweisen. Den Grad der Avanciertheit bemißt man dabei an der Art und Weise, wie die Texte konventionelle Satzerwartungen unterlaufen und sabotieren. Der subtile Kniff dieser Methode ist, daß über die Konvention auch ein direkter Zeitbezug hergestellt wird. Eine verbißene "Verteidigung der Poesie" liegt mir fern; ich schätze die Flaneure unter den Dichtern. Die Ich–Figuren von Holger Benkel, Francisca Ricinski oder A.J. Weigoni spazieren über Straßen und durch Parks, und dabei widerfährt ihnen allerlei Überraschendes und Ungeheuerliches, das wie beiläufig verdichtet wird. Im Moment einer Geste gestaltet diese Lyriker die Würde des Menschen wie der Kreatur. Zu den Propheten gehören sie nicht. Ihre Dinge bleiben ganz nüchtern die Dinge und sind doch Metaphern. Aus dem Zusammenspiel von alltäglichen Lebenseinzelheiten und wie nebenbei erwähnter Historie entsteht eine Spannung im Text, die über das Gedicht hinausweist, oft sarkastisch, selten pathetisch, immer paradox.
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