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LX.C - 25.08.2007 um 11:36 Uhr

... Fachbegriffe, Fachbegriffe. Der Literaturbetrieb ist ein Netz aus Fachbegriffen. Die Literatur selbst jedoch, berührt das nicht. Sie ist unabhängig von jeglichen Zuordnungen, selbst wenn ihre Inhalte und mehr noch die Autoren manchmal darunter zu leiden haben.
Fachbegriffe als Ordnungsfunktion der Literaturwissenschaft. Viele lehnen diese immer spezifischer und umfangreicher werdende begriffliche Ordnung verständnislos ab. Doch könnten wir ohne diese überhaupt über Literatur reden?




Franklin Bekker - 25.08.2007 um 12:33 Uhr

Diese Nachricht wurde von Franklin Bekker um 12:33:56 am 25.08.2007 editiert

Ein Problem an dieser begrifflichen Ordnung ist, dass sie alles andere als eine Ordnung darstellt.
Wir können schon ohne solche Begriffe über die Texte reden, aber es kürzt die Sache einfach extrem ab, wenn man mit Worten wie Ich, Erzähler und Autor (um bei einer einfachen Unterscheidung zu bleiben) arbeitet, sonst müsste man ja ständig auf umfangreiche Erklärungen ausweichen.

Außerdem frage ich mich, inwieweit sich selbst Leute die gerne Literatur lesen und darüber sprechen (nicht darüber was Literatur ist, sondern was für eine Art Ereignis ein Text ist) auf dieses Begriffinventar einlassen. Der Literaturwissenschaftler kann unglaublich viele Sachen an einem Text bezeichnen, die ein Leser überhaupt nicht wahrnimmt (auch nicht unterbewusst) und die demzufolge nur von Literaturwissenschaftlern zum Thema gemacht werden.

Sprich: die Wissenschaft spricht ganz anders über Texte als die Öffentlchkeit. Sie ist Realitätsfern.




Gast873 - 25.08.2007 um 12:56 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hyperion um 12:58:40 am 25.08.2007 editiert

Oh ja, ein bißchen (Um-)Deutung von Franklins letztem Satz sei mir gegönnt:

Die Öffentlichkeit ist realitätsfern, sie entscheidet (empfindet) aus dem Bauch heraus, nach Gutdünken aus purem Gefühl, was für sie gut ist, während die Literaturwissenschaftler festere Argumente, Kriterien und Maßstäbe zur Unterscheidung von Unterhaltung und Schund einerseits und wirklich guter Literatur andererseits haben, um das Erbe der Deutschen z.B. Goethe und Schiller weiterhin wissenschaftlich pflegen zu dürfen, Werte zu bewahren etc. . Der Otto-Normal-Verbraucher aber soll auf eine Faust-Inszenierung keineswegs verzichten :-).

Gruß,
Hyperion




baerchen - 25.08.2007 um 18:46 Uhr

Diese Nachricht wurde von baerchen um 19:21:13 am 25.08.2007 editiert

Oh, ´Bauchgefühl´, mein Stichwort.
Als völlig ungebildeter Mensch stelle ich mir die Frage: hatten Goethe und Schiller sich denn auch diese formalen Gedanken gemacht? Hatten Sie Vorbilder und welche Vorbilder wiederum hatten diese? (Bitte nicht beantworten, sonst komme ich mir schon wieder so ungebildet vor.) Hätten sie etwas schaffen können, über das heute noch jemand spricht, wenn sie literaturwissenschaftlich gedacht hätten?
Ich für mein Teil erfreue mich an Bildern, die sich in meinem Kopf formen, wenn ich ein mich ansprechendes Gedicht (oder was es sonst so gibt) lese und es bekannte Gefühle in mir weckt. Doch dafür bedarf es des Gefühls. Solange ich so ungebildet bin, wie ich es bleiben werde, so lange erfreue ich mich ganz ohne Fachbegriffe.
Gruß - und entschuldigt, dass ich die Fachdiskussion unterbrochen habe - das b.

()kleiner Nachtrag:
()>Die Öffentlichkeit ist realitätsfern, sie entscheidet (empfindet) aus dem Bauch heraus, nach Gutdünken aus purem Gefühl, was für sie gut ist,...
(): das könnte auch für Atomkraftwerke gelten.




LX.C - 25.08.2007 um 23:44 Uhr

Diese Nachricht wurde von LX.C um 23:59:52 am 25.08.2007 editiert

Goethe und Schiller waren nicht nur Schriftsteller, sondern auch Wissenschaftler. Zudem prägten sie, wie du sicher selber wissen wirst, aber du hast nun mal gefragt, aus welchen Motiven auch immer, eine ganze literarische Epoche, die Weimarer Klassik, welche Maßstäbe für den gesamten deutschsprachigen Raum setzte, und International oftmals irrtümlich mit kultureller Identität Deutschlands gleichgesetzt wurde, ausgehend, von einer Kleinstadt mit 10 000 Einwohnern. Ich weiß nicht, ob du schon einmal im Goethehaus warst, akribisch archivierte und geordnete Sammlungen findet man dort vor, von den massenhaften Gesteinsproben angefangen bis zur Bibliothek. Goethe liebte also Ordnungsbegriffe. Literarisch wird das nicht anders gewesen sein. Natürlich ist der Begriff Weimarer Klassik nachträglich eine Zuordnung der Literaturwissenschaft, also nicht von Goethe und Schiller selbst ausgehend. Aber wie hätten sie Kriterien und Maßstäbe ansetzen können, ohne Fachbegriffe?

[Quote]Die Öffentlichkeit ist realitätsfern, sie entscheidet (empfindet) aus dem Bauch heraus, nach Gutdünken aus purem Gefühl, was für sie gut ist, während die Literaturwissenschaftler festere Argumente, Kriterien und Maßstäbe zur Unterscheidung von Unterhaltung und Schund einerseits und wirklich guter Literatur andererseits haben, um das Erbe der Deutschen z.B. Goethe und Schiller weiterhin wissenschaftlich pflegen zu dürfen, Werte zu bewahren etc. . Der Otto-Normal-Verbraucher aber soll auf eine Faust-Inszenierung keineswegs verzichten :-).[/Quote]

Dann lass mich deinen Satz jetzt wiederum etwas umdeuten. Der Ottonormalverbraucher soll auf "Trivialliteratur" keinesfalls verzichten müssen. Es kann ja keinesfalls im Sinne der Literaturwissenschaft sein, einen "gesundschrumpfen“ der Literatur zu bevorzugen, wie es ein fragwürdiger Herr namens Borchardt einst tat.




LX.C - 25.08.2007 um 23:48 Uhr

[Quote]Hätten sie etwas schaffen können, über das heute noch jemand spricht, wenn sie literaturwissenschaftlich gedacht hätten?[/Quote]

Umgekehrt, vermutlich haben sie nur dadurch etwas geschaffen, über das man heute noch spricht.




baerchen - 26.08.2007 um 01:45 Uhr

Letzteres vermute ich auch. Aber es macht mir Angst, dass Analyse zu Konserve führt.



WalterE - 26.08.2007 um 10:17 Uhr

Zitat:

Diese Nachricht wurde von Franklin Bekker um 12:33:56 am 25.08.2007 editiert

Ein Problem an dieser begrifflichen Ordnung ist, dass sie alles andere als eine Ordnung darstellt.
Wir können schon ohne solche Begriffe über die Texte reden, aber es kürzt die Sache einfach extrem ab, wenn man mit Worten wie Ich, Erzähler und Autor (um bei einer einfachen Unterscheidung zu bleiben) arbeitet, sonst müsste man ja ständig auf umfangreiche Erklärungen ausweichen.

Außerdem frage ich mich, inwieweit sich selbst Leute die gerne Literatur lesen und darüber sprechen (nicht darüber was Literatur ist, sondern was für eine Art Ereignis ein Text ist) auf dieses Begriffinventar einlassen. Der Literaturwissenschaftler kann unglaublich viele Sachen an einem Text bezeichnen, die ein Leser überhaupt nicht wahrnimmt (auch nicht unterbewusst) und die demzufolge nur von Literaturwissenschaftlern zum Thema gemacht werden.

Sprich: die Wissenschaft spricht ganz anders über Texte als die Öffentlchkeit. Sie ist Realitätsfern.

Dass die Wissenschaft (z.B. die Germanistik) das "technische" Vokabular des Forschens und Systematisierens erarbeitet und einsetzt, versteht sich von selbst. Und nicht alles, was die Öffentlichkeit nicht versteht, ist "realitätsfern"...

Solange man sich über "Ich, Erzähler und Autor" unterhält, gibt´s ja keine Verständnisprobleme. Aber wie ist´s mit weitergehender, aber doch immer noch spezifischer und eigentlich trivialer Begrifflichkeit? Beispielsweise "Lyrisches Ich", "Metapher", "Trochäus", u.v.a. ? Wieviel davon darf man im Jahre 2007 "ausblenden", um nicht den Nordpol ein zweites Mal zu entdecken?
Pointiert: Nicht-Wissen garantiert nicht automatisch gute Gedichte...

Auf die Aus-dem-Bauch-heraus-Lyrik warten zahllose Fallen...

Gruss: Walter




LX.C - 26.08.2007 um 12:07 Uhr

Ja, da möchte ich dir zustimmen. Herzlich Willkommen.

Wissenschaftliche geprägte Begriffe bleiben ja nicht für sich, innerhalb der Wissenschaft, wie unter einer Käseglocke. Sie dienen ja gerade auch der Allgemeinheit. Wie könnten wir beispielsweise in diesem Forum über die Avantgardeströmungen der Moderne diskutieren, wie sie auseinander halten, ohne Fachbegriffe? Literatur rezipieren ist eine Sache, seine ganz persönlichen Gedanken machen, sie innerlich zustimmend, ablehnend oder hinnehmend mit Erfahrungen der eigenen Lebenswelt abgleichen oder Fremdwahrnehmungen erfahren. Dafür bedarf es keine Fachbegriffe. Tiefergehender über sie zu diskutieren, eine andere. da machen Fachbegriffe vielleicht sogar erst den Reiz aus?




mande - 26.08.2007 um 15:46 Uhr

Zitat:
Goethe und Schiller waren nicht nur Schriftsteller, sondern auch Wissenschaftler.

Das Goethe es nun war, klar. (l´os intermaxillaire), (Farbenlehre) (Gesteinskunde).
Aber in wieweit es war Schiller?
Wäre interessant zu wissen für mich. An Beispielen. Dachte stets, ich würde auskennen mich mit den Beiden. Aber immer, man lernt dazu.

Mande




Gast873 - 26.08.2007 um 21:57 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hyperion um 21:58:56 am 26.08.2007 editiert

Herzlich willkommen WalterE !

Endlich ein kluger Kenner der Literatur. Was glaubst du, wie lange ich hier einsam und alleine gegen die Windmühlen zu kämpfen hatte, wo doch jedes dieser Windmühlchen sich erkühnt, im kindischen Stille zu behaupten, es gebe keine Poetikregeln, und von Ars Poetica hätten sie niemals in ihrem Leben etwas gehört? Ich habe schon gedacht, ich wäre verrückt, nun weiß ich, dass ich nur schizophren bin. Endlich kommt Schützenhilfe und ein Machtwort der Vernunft obendrein. Hyperion weiß es wirklich zu schätzen, was Du schreibst.

Grüße aus Tübingen,
ergebenst,
Hyperion




Gast873 - 26.08.2007 um 22:42 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hyperion um 23:10:21 am 26.08.2007 editiert

LX.C,

danke sehr, denn du hast mich nicht umgedeutet, sondern richtig gedeutet :-). Gemeint war tatsächlich, dass der chaotische Gefühlsmensch auch manchmal mit seinem Bauchgefühl goldrichtig liegen kann, auch wenn ers gar nicht rational zu begründen und erfassen vermag, warum Goethe gut ist, und ins Theater (auch auf moderne Stücke unbekannter Autoren soll er nicht verzichten) schlendert. Aber es ist auch nicht seine Aufgabe, den Wissenschaftlern dann völlig inkompetent ins Wort zu fallen, er soll ja sein Stück genießen, evtl. gutheißen, und gut ist. Eine große Kritik erwarte ich von ihm ja auch nicht. Ihm fehlt das Wissen, und Platon würde sagen, Gefühle sind auf der Argumentationsebene unzulässig, da ästhetische Urteile veränderlich, werdend und nicht vernünftig und seiend sind. Platon würde noch viel mehr sagen, aber lassen wir ihn erstmal aus dem Spiel, du kennst ja Platon ohnehin sehr gut in der deutschen Übersetzung. Und sie ist schon voll genug von Fachbegriffen, derer du kundig bist, nicht wahr ;-)

Gruß
Hyperion




LX.C - 26.08.2007 um 23:10 Uhr

Zitat:

Zitat:
Goethe und Schiller waren nicht nur Schriftsteller, sondern auch Wissenschaftler.

Das Goethe es nun war, klar. (l´os intermaxillaire), (Farbenlehre) (Gesteinskunde).
Aber in wieweit es war Schiller?
Wäre interessant zu wissen für mich. An Beispielen. Dachte stets, ich würde auskennen mich mit den Beiden. Aber immer, man lernt dazu.

Mande

Nun ja, musst du googeln.




LX.C - 26.08.2007 um 23:27 Uhr

[Quote]Aber es ist auch nicht seine Aufgabe, den Wissenschaftlern dann völlig inkompetent ins Wort zu fallen, er soll ja sein Stück genießen, evtl. gutheißen, und gut ist. Eine große Kritik erwarte ich von ihm ja auch nicht. Ihm fehlt das Wissen[/Quote]

Nein, Platon kenne ich nicht sonderlich gut.
Insbesondere Geisteswissenschaften haben nicht immer ausschließlich etwas mit Wissen zu tun. Das Ross, auf das du mit deiner Aussage steigst, empfinde ich persönlich als ziemlich hoch. Hör dir doch einfach die Bauchkritik des Ottonormalverbrauchers an, die für sich betrachtet kompetent sein kann, vielleicht findest du darin ja noch verwertbare Gesichtspunkte.




Gast873 - 26.08.2007 um 23:31 Uhr

LX.C,

Vorschlag aus o.g. Vernunftgründen abgelehnt.

Ich bleibe lieber beim Pegasus, anstatt mit der trivialen U-Bahn durch die Poesielandschaft zu fahren. Aber danke für deinen Tipp. :-)

Gruß
Hyperion




LX.C - 26.08.2007 um 23:34 Uhr

Um Mande nicht im Regen stehen zu lassen.

Schiller hat eine wissenschaftliche Ausbildung genossen, 1773-1780. Dissertation "Philosophie der Physiologie" 1779/1780. War Professor für Geschichte an der Universität Jena, 1788. Mehrere wissenschaftliche Schriften verfasst und veröffentlicht, z.B. Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der Spanischen Regierung, 1788, Die Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, 1790, Über die ästhetische Erziehung des Menschen, 1793, Belagerung von Antwerpen, 1795, Über naive und sentimentale Dichtung, 1795, mal ganz abgesehen von der ganzen historischen Vorarbeit die er im Zusammenhang mit seinen Dramatischen Werken geleistet hat.

PS. Die Daten sind gegoogelt, gebe ich um die Uhrzeit keine Garantie mehr für.




LX.C - 26.08.2007 um 23:36 Uhr

Zitat:

LX.C,

Vorschlag aus o.g. Vernunftgründen abgelehnt.

Ich bleibe lieber beim Pegasus, anstatt mit der trivialen U-Bahn durch die Poesielandschaft zu fahren. Aber danke für deinen Tipp. :-)

Gruß
Hyperion

Wirst du so jemals zu neuen oder eigenen Erkenntnissen kommen?




Gast873 - 26.08.2007 um 23:39 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hyperion um 23:39:58 am 26.08.2007 editiert

LX.C,

Ich betreibe ja keine empirisch-kulturelle Feldforschung, indem ich jeden Passanten nach seinem Gefühl ausfrage, meine Welt ist die metaphysische, die erste Metaphysik, die prima philosophia, auch in der Literaturwissenschaft und Poesie.

Gruß
Hyperion




LX.C - 26.08.2007 um 23:44 Uhr

Der nichtwissenschaftliche Mensch ist in der Lage mehr auszudrücken, als Gefühle.

Wenn das dein wissenschaftliches Feld ist, so kannst du das jedoch nicht verallgemeinern.

Zudem solltest du bei solchen Aussagen vielleicht doch mal prüfen, wohin dich die Metaphysik führt.




Gast873 - 26.08.2007 um 23:50 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hyperion um 23:51:20 am 26.08.2007 editiert

Zitat:

Der nichtwissenschaftliche Mensch

Dem "Homo non-sapiens" traue ich eher nicht über den Weg. Und mein Pegasus führt mich bereits nach Arkadien, zu Sappho, zu Euripides, zu Platon, zu Aristophanes, zum Pandämonium aller guten Deutschen Dichter und Denker. Zum Glück ist Deutsch die zweitwichtigste Sprache in der Philosophie, nach der griechischen wohlgemerkt, so dass ein Wissenschaftler sie mit Wissen und Verstand benutzen soll, um seine Gedanken zu schulen. Nicht jeder kann heutzutage in Deutschland die eigene Muttersprache. Das ist ein Armutszeugnis (meist) nichtwissenschaftlicher Menschen.

Gruß
Hyperion




mande - 27.08.2007 um 08:12 Uhr

Originalton von LX.C
Um Mande nicht im Regen stehen zu lassen.

Nun, hab dank, für den Regenschirm. Und ein Lob für deine Ehrlichkeit des googelns!
Was die Aufzählung von Schillers Wissenschaft betrifft, hah! brauchte diesmal nicht googeln!

Schillers Wissenschaft. Nun, gut, hatte da du sprachst von Goethe und Schiller als Wissenschaftler, muss zugeben hatte auch mehr gedacht an Naturwissenschaft. Aber diese Wissenschaft Schillers beherrschten die meisten Schriftler, so dass eine darufhinweisung sich ja bald erübrigt. Denn ein Dichter/Schriftsteller ohne Geisteswissenschaft, ja, was ist das?
Aber, im weitesten Sinne, nun, LX.C, ja,gut, Schiller war dann natürlich Wissenschaftler.

Zu Hyperion:
Zum Glück ist Deutsch die zweitwichtigste Sprache in der Philosophie, nach der griechischen wohlgemerkt, (ἄσβεστος γέλως!)

Ich kann nur sagen ein Satz: Vive la France!
Die Leichtigkeit des Seins über die Schwere des Dasein.
Und Sprache, sie muss verstanden sein!

So lieb und wertvoll, lieber Hyperion, deine Gedanken und Ansichten mir sind, so muss ich dennoch, trotz Hölderlin, eine Brücke, über die wir beide können gemeinsam gehen, dir sagen, überdenke dein Satz!
P.S.:
Das es ist eine ´Schande´, das nicht jeder kann, wie du annimst, die deutsche Sprache als Muttersprache richtig(mir man möge verzeihen!), nun, ja...
Doch in welchem Land es kann jeder?
Was betrifft die griechische Sprachen, nun wohl dem, der kein Barbar ist in der Filosofie.
Doch für die Literatur, ja, da ist eine Sprache nur Königin, das jiddische!



Mande
--------------------------
Poetis mentiri licet.
(Doch ich spreche stets die Wahrheit!)




DataBoo - 27.08.2007 um 11:28 Uhr

Fachbegriffe? Hm, notwendig um manchmal mit wenig Worten exakt was auszudrücken. Oftmals mißbraucht, als Schützengraben des Senders von wenig Phantasie. Viele Menschen sind vielleicht der Meinung, dass die Verwendung manigfaltiger Fachbegriffe in der Literatur mit einem hohen Geist gleichzusetzten ist...hahaha...Blender! Ich las schon viel schlechte Fachliterratur, die Häufung der Fachbegriffe in diesen Werken ließ dann aber doch nicht die Bewertung:
-Gutes Buch! - zu!
Die besten Werke waren bisher immer die, die schwierige Materie leicht verständlich rüber brachten (isso, wird wohl auch immer so bleiben)!




mande - 27.08.2007 um 11:44 Uhr

Zitat:
Die besten Werke waren bisher immer die, die schwierige Materie leicht verständlich rüber brachten (isso, wird wohl auch immer so bleiben)!

ja, DataBoo,
ach ist fast her ein halbesJahrhundert. Aber kann mich entsinnen noch. Bei eine Vorlesung über Heidegger und Zeit, ein Student, sich war immer ein Witzbold, sagte am Schluss zum Professor,
´Warum sie haben nicht gleich wissen wollen, wie spät es ist.
Doch Fachbegriffe als gute Dosierung, klar, muss sein in vielen Fällen.

Mit Grüssen,
Mande
--------------------------
Poetis mentiri licet.
(Doch ich spreche stets die Wahrheit!)




LX.C - 27.08.2007 um 11:48 Uhr

“Sinn und Verstand kömmt dem Gedächtnis zu Hülfe. Sinn ist Ordnung und Ordnung ist doch am Ende Übereinstimmung mit unserer Natur. Wenn wir vernünftig sprechen, sprechen wir nur immer unser Wesen und unsere Natur. Um unserm Gedächtnis etwas einzuverleiben suchen wir daher immer einen Sinn hineinzubringen oder eine andere Art der Ordnung. […] So suchen wir Sinn in die Körperwelt zu bringen. Die Frage aber ist, ob alles für uns lesbar ist. Gewiß aber läßt sich durch vieles Probieren, und Nachsinnen auch eine Bedeutung in etwas bringen was nicht für uns oder gar nicht lesbar ist. So sieht man im Sand Gesichter, Landschaften usw. die sicherlich nicht Absicht dieser Lagen sind. Symmetrie gehört auch hierher. Silhouetten im Dintenfleck pp. Auch die Stufenleiter in der Reihe der Geschöpfe, alles das ist nicht in den Dingen, sondern in uns.“ (Georg Christoph Lichtenberg, um 1795)



mande - 27.08.2007 um 12:00 Uhr

Kurz zu Hyperion wegen Filosofie.

Um mir zu merken mir die vier wichtigsten ich nehme
Storms Novelle
´(culpa patris) aquis submersus´.

Culpa=Camus
patris= Platon
aquis=Aristoteles
submersus=Sartre

Mande




Gast873 - 27.08.2007 um 13:28 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hyperion um 13:46:13 am 27.08.2007 editiert

Am heutigen Geburtstag von Hegel möchte ich nochmal betonen, dass Philosophie auf Deutsch statt gefunden hat. Zuerst der Logos bei den alten Griechen, dann später durch den "Begriff" beim Hegel. Philosophie wurde zuerst auf Griechisch gedacht, dann kamen zum Glück für uns Deutsche, weil wir anscheinend nicht wissen, wie gut unsere deutsche Vorfahren sind, die Philsophen der Aufklärung und Dunkelheit, die Deutsch gedacht, gesprochen und geschrieben haben, und zwar im ganz großen Stile: Leibniz, Luther, Wolff, Kant, Fichte, Hegel Schelling, Hölderlin, Herder, Goethe, Wieland, Moritz, Schopenhauer, Nietzsche, Novalis, Mann, Heidegger, Marx, Feuerbach, Freud, Adorno und und und... Viele Asiaten lernen extra deutsch, um diese klugen Köpfe im Original lesen zu können. Auf Deutsch wurde epochenmäßig, revolutionär, fortschrittlich, humanistisch und anti-humanistisch, kommunistisch, psychologisch, tiefenpsychologisch, umstürzlerisch, künstlerisch, romantisch, realistisch und panthteistisch gedacht und geschrieben.

DESWEGEN, lieber mande, IST DEUTSCH die zweitwichtigste Sprache (nach Griechisch kommt nicht etwa Latein, sondern Deutsch, höchstens Augustinus war Philosoph, der Rest waren Patristiker und theologische Scholastiker, also Kirchen und Gottes-Exegeten, aber keine Philosophen, ebenso Laotse nicht, Zarathustra nicht und Buddha nicht, auch wenn ihre Lehrsätze voller Weisheit sind, sind wir in Europa dazu geneigt, es nicht als Philosophie zu bezeichnen und anzuerkennen) in der Philosophie!!!!!!

DIESEN SATZ würde ich hundert Mal unterschreiben!!!!!! Ohne Wenn und Aber. Dafür werde ich mich niemals entschuldigen und schämen!!!!!!

Gruß
Hyperion




mande - 27.08.2007 um 14:17 Uhr

Nun, lieber Hyperion, wer zweimal mit sechs !!!!!! etwas bekräftigt, dem muss es liegen am Herzen.
Treue und Standhaftigkeit, es sind gefragt!
So sage ich denn :
Kαλὸς κἀγαθός!
und verabschide mich von diesem Tema.
Mit den besten Grüssen,
Mande
..................................
Poetis mentiri licet.
(Doch ich spreche stets die Wahrheit!)

P.S.:
Wir treffen uns bestimmt wieder auf den Weg nach
Arcadien! Mit Hölderlin und eine gute Flasche Wein im Rücksak.




LX.C - 27.08.2007 um 23:01 Uhr

Mensch, Mensch, Mensch da kriegt man ja fast Angst. Mir läufts ehrlich gesagt kalt den Rücken runter, wenn ich dein philosophiehistorisch subsumiertes Plädoyer lese.



Mania - 27.08.2007 um 23:31 Uhr

Hyperion war auf jeden Fall sehr deutlich.



Herr Aldi - 28.08.2007 um 00:06 Uhr

Vergisst einfach so den guten Husserl.



mande - 28.08.2007 um 08:36 Uhr

Doch nochmals kurz
(Hyperion war auf jeden Fall deutlich.)(Mania)
Toll!

(Vergisst einfach so den guten Husserl.)(Herr Aldi)
Na, so was!

Nun da lob ich mir doch LC.X
Eigene Meinung. Fester Grund. Auch wenn nicht immer es ist das, worauf ich stehe. Wobei mein Grund oft ist schwankend. Doch es läuft mir nicht kalt den Rücken herunter. Darf kein `Filosofen´passieren!
Nur bei sein:
..philosophiehistorisch subsumiertes Plädoyer...,
wo es bleibt hier die von Hyperion so hochgelobte deutsche Sprache in der Filosofie. Kann man/frau es nicht sagen im klaren und verständlichen deutsch?
Muss wirklich jedesmal gegoogelt werden.

Mande




LX.C - 28.08.2007 um 12:08 Uhr

Diese Nachricht wurde von LX.C um 12:15:16 am 28.08.2007 editiert

[Quote]Doch es läuft mir nicht kalt den Rücken herunter. Darf kein `Filosofen´passieren![/Quote]

Ich bin kein Philosoph, daher darf ich mir solch Regungen erlauben ;-)




Kenon - 28.08.2007 um 13:15 Uhr

Zitat:

Am heutigen Geburtstag von Hegel möchte ich nochmal betonen, dass Philosophie auf Deutsch statt gefunden hat.

Demnach hat die Kantsche Philosophie wohl auch ohne die Schriften eines David Hume "statt gefunden"?




mande - 28.08.2007 um 16:18 Uhr

Diese Nachricht wurde von mande um 16:19:24 am 28.08.2007 editiert

Hej. LX.C
zu dein:
Ich bin kein Philosoph, daher darf ich mir solch Regungen erlauben ;

Hast du wirklich ´Regungen´ gemeint, oder ´Erregungen´?

Mande,
welcher auch ist kein Filosof, aber gelernt hat bei Filosofie, Humor zu behalten.




LX.C - 28.08.2007 um 17:46 Uhr

Die nach Platon auf der Argumentationsebene verbotene Gefühlsregung habe ich gemein. Meine Güte, du legst aber auch immer alles ganz genau auf die Goldwaage :-P



mande - 28.08.2007 um 18:09 Uhr

Diese Nachricht wurde von mande um 18:11:06 am 28.08.2007 editiert

Zitat:
Die nach Platon auf der Argumentationsebene verbotene Gefühlsregung habe ich gemein. Meine Güte, du legst aber auch immer alles ganz genau auf die Goldwaage :-P

Ja, war weniger das, mit Goldwaage, sondern habe nicht so gegriffen so schnell. Sorry.
Erlaube mir, ein wenig nachzudenken zu dein Satz mit der Argumentationsebene.

Mit Grüssen,
Mande,
der jetzt fahren muss auf den See, um das Netz auszulegen. Vielleicht es gibt welche Fische in des Morgens Frühe darin.




WalterE - 28.08.2007 um 22:20 Uhr

Zitat:

Diese Nachricht wurde von Hyperion um 21:58:56 am 26.08.2007 editiert

Herzlich willkommen WalterE !

Endlich ein kluger Kenner der Literatur. Was glaubst du, wie lange ich hier einsam und alleine gegen die Windmühlen zu kämpfen hatte, wo doch jedes dieser Windmühlchen sich erkühnt, im kindischen Stille zu behaupten, es gebe keine Poetikregeln, und von Ars Poetica hätten sie niemals in ihrem Leben etwas gehört?

Nun ja, war da nicht mal einer, den Windmühlen sogar in die Weltliteratur wehten? Schild und Kopf hoch! :-)

Im Ernst: Eine häufige Fehlerquelle beim Streiten über Literatur ist m.E. das Typisieren - alias fehlender Plural. *Die* Literatur geht immer schief. Nietzsches "Zarathustra" und Wondratscheks "5-Zeilen-Gedicht": Beides "Literatur", aber ausser ein paar Buchstaben nix gemein. Das Problem: Ueber "Zarathustra" kann man (hat man ja und wird man weiter) mit je unterschiedlichstem Begriffsapparat vorzügliche Kontroversen führen. Aber wo ist das geistesgeschichtliche Kontinuum für die "5-Zeilen"? Sowas kann ich verstehen - aber nicht kapieren...
Aber soll man´s partout einordnen?
Einfach stehen lassen - und fertig...
Denn für den einen ist das nichts mehr als ne Spaghetti, an die Wand genagelt - bestenfalls sinnentleert. Für den anderen ne Offenbarung:

"Knall dich voll
Geh ins Kino
Mach die Augen zu
Die Bullen schiessen wie wild
Aber sie treffen nur deine Cola"

(Wondratschek)

Gruss: Walter

PS1: Danke für den "Willkomm"!

PS2: Eben entdeckt und geschmunzelt über eine "Legende":
http://www.kaindlstorfer.at/portraets/artmann.html




LX.C - 28.08.2007 um 23:17 Uhr

lol - ist das eine geile Geschichte, hab lange nicht mehr so gelacht. Danke dir dafür :-)
Nee, nee, Frau Sperling und co sind der Hammer :-)




Joseph_Maronni - 28.08.2007 um 23:35 Uhr

Zitat:

Aber soll man´s partout einordnen?
Einfach stehen lassen - und fertig...

sehr fein.




WalterE - 29.08.2007 um 00:29 Uhr

Zitat:

Ja, da möchte ich dir zustimmen. Herzlich Willkommen.

Wissenschaftliche geprägte Begriffe bleiben ja nicht für sich, innerhalb der Wissenschaft, wie unter einer Käseglocke. Sie dienen ja gerade auch der Allgemeinheit. Wie könnten wir beispielsweise in diesem Forum über die Avantgardeströmungen der Moderne diskutieren, wie sie auseinander halten, ohne Fachbegriffe? Literatur rezipieren ist eine Sache, seine ganz persönlichen Gedanken machen, sie innerlich zustimmend, ablehnend oder hinnehmend mit Erfahrungen der eigenen Lebenswelt abgleichen oder Fremdwahrnehmungen erfahren. Dafür bedarf es keine Fachbegriffe. Tiefergehender über sie zu diskutieren, eine andere. da machen Fachbegriffe vielleicht sogar erst den Reiz aus?

Grundsätzliche Zustimmung. Aber ist die (individuelle) literarische Rezeption immer so klinisch sauber: Hier die subjektive "Abgleichung", da der objektive Diskurs? Ist ein weiter Teil des Vokabulars nicht einfach "gefrorne" Subjektivität bzw. Etikettierung - und sind andererseits viele Lese-Empfindungen nicht einfach "Erinnerung" an liebgewonnene, aber vergangene Stil-Formalitäten? Ist nicht bei einem informierten Leser die adäquate Wahrnehmung von Sprach-Kunst ein schier unentwirrbares Geflecht von Wissen&Fühlen?
Ach, ich weiss nicht... ist schon spät... ich geh schlafen... :-)

Tschüss - und merci für den "Willkomm"!

Walter




Ari - 01.09.2007 um 18:34 Uhr

Zitat:

Diese Nachricht wurde von Hyperion um 13:46:13 am 27.08.2007 editiert

Viele Asiaten lernen extra deutsch, um diese klugen Köpfe im Original lesen zu können.

Dieser Satz hat es mir irgendwie angetan. Vielleicht unbeabsichtigt, aber dahinter höre ich immer so etwas wie fast schon Stolz, den man dann natürlich wieder abstreitet, daß man hier geboren wurde und nicht in, sagen wir, weil´s für die Hälfte der Erdbevölkerung anscheinend nichts Schlimmeres gibt, in den USA. Erinnert sei an den "Untertan", der als Werk wirklich seine Zeit aufgesogen hat, und den als Charakter Heinrich Mann fast unvergleichlich äußern läßt:

"Ihr wißt gar nicht, was ihr für ein Schwein habt, daß ihr Deutsche seid."




LX.C - 02.12.2007 um 14:21 Uhr

[Quote]Wir haben oftmals die Forderung vertreten gehört, dass eine Wissenschaft über klaren und scharf definierten Grundbegriffen aufgebaut sein soll. In Wirklichkeit beginnt keine Wissenschaft mit solchen Definitionen, auch die exaktesten nicht.
Der richtige Anfang der wissenschaftlichen Tätigkeit besteht vielmehr in der Beschreibung von Erscheinungen, die dann weiterhin gruppiert, angeordnet und in Zusammenhänge eingetragen werden.

Quelle: Freud, Sigmund: Triebe und Triebschicksale, in: Gesammelte Werke (Bd. X), S. Fisher Verlag, Frankfurt a.M. 1946, S. 210.
[/Quote]




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