Nachrichten - 03.08.2007 um 11:16 Uhr Die Entdeckung des Charisma ist der Untertitel einer im August bei Blessing erscheinenden Stefan George-Biographie. Geschrieben wurde sie von Thomas Karlauf, der in seiner Jugend selbst zum nach Georges Tod fortexistierenden George-Kreis zählte. Der George-Kreis: das war ein Bund (junger) Männer, den der formalistische Dichter George um sich gesammelt hatte, um so ein besseres "inneres Reich", "ein geheimes Deutschland" zu bilden. Sich diesem elitären Deutschland verpflichtet gesehen, soll Claus Graf Schenk von Stauffenberg sein Attentat auf Hitler verübt haben.
Die Biographie erscheint ab dem heutigen Freitag, den 03. August 2007, in der FAZ. In der Freitagsausgabe der FAZ befindet sich auch ein längerer, hinleitender Artikel von Frank Schirrmacher.
Kenon - 14.08.2007 um 08:51 Uhr In Stefan George eine Waffe gegen den Hitler-Faschismus zu sehen, ist schon ziemlich weit hergeholt. Hat er denn nicht in z.B. Der Jüngereinem Führerkult das Wort geredet?
Natürlich hat George einige Gedichte geschrieben, die in die Kategorie des Erhabenen fallen, viele, vielleicht sogar die meisten bleiben jedoch in einem leblosen Ästhetizismus stecken. Das hat George auch offen zugegeben, indem er 1894 über die Dichtung schrieb:
Zitat:
In der dichtung – wie in aller kunst-bethätigung ist jeder der noch von der sucht ergriffen ist etwas "sagen" etwas "wirken" zu wollen nicht einmal wert in den vorhof der kunst einzutreten.
Daher hat George auch nicht die Tat, sondern die Abwendung vom Volk, also der Welt, und die Hinwendung - zu seinen Jünglingen gepredigt: Aus purpurgluten sprach des himmels zorn.
Wenn nun eine neue George-Biographie erscheint, dann ist das vor allem auch ein kleiner Erfolg für die sehr unbedeutend gewordene Gattung der Lyrik. Wann wird sonst schon über sie gesprochen oder mal ein Gedichtband gelesen? (Klar, die Käufer der Biographie müssen mit etwas Faschismus und Päderastie gelockt werden, andernfalls interessiert sie ja doch wieder niemanden).
Die George-Gesamtausgabe aus dem Georg-Bondi Verlag ist so, wie man sich Gedichtbände wünscht: blauer Lederumschlag mit Goldprägung, angerissenes japanisches Reispapier und der Satz selbstverständlich in der George-Schrift: Etwas ganz besonderes. Wer George nicht nur durch die Biographie kennenlernen möchte, sollte sich also ein Buch aus dieser Ausgabe (z.B. Der Siebente Ring oder Der Stern des Bundes) antiquarisch besorgen, nicht jedoch die lieblosen Neuauflagen.
LX.C - 14.08.2007 um 14:54 Uhr [Quote]Wenn nun eine neue George-Biographie erscheint, dann ist das vor allem auch ein kleiner Erfolg für die sehr unbedeutend gewordene Gattung der Lyrik.[/Quote]
Oder auch ein rein kommerzieller. Es soll nämlich die erste ausführliche George-Biographie sein.
Seine exzentrische Persönlichkeit wird vermutlich der ausschlaggebende Punkt gewesen sein, warum man überhaupt noch eine schreiben ließ, das verkauft sich eben gut. So sehe ich das.
Kenon - 14.08.2007 um 15:01 Uhr
Zitat:
Es soll nämlich die erste ausführliche George-Biographie sein.
Nicht mal das stimmt so richtig, denn es gibt ja zumindest noch das 847-seitige Secret Germany. Stefan George and His Circle von Robert E. Norton (2002). Ist halt Sommer...
LX.C - 14.08.2007 um 15:10 Uhr
Zitat:
Zitat:
Es soll nämlich die erste ausführliche George-Biographie sein.
Nicht mal das stimmt so richtig, denn es gibt ja zumindest noch das 847-seitige Secret Germany. Stefan George and His Circle von Robert E. Norton (2002). Ist halt Sommer...
Hab ich von Verleger und Autor übernommen, die Info (3Sat, Kulturzeit), wenn das nicht mal stimmt, na dann gute Nacht.