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--- eine kleine geschichte über ruben und seiner leise

annahome - 19.06.2007 um 00:52 Uhr

als ruben noch zu klein war, um die welt mit eigenen augen zu sehen, benutzte er oft eine lupe. diese war purpurrot und hatte auf der linken seite eine mächtige hupe, weswegen sich viele erschreckten. lediglich die oma von nebenan war taub genug, um auch die leisen töne zu hören. ruben drückte die hupe oft nur für sie.

später, als ruben zwei beine hatte, um damit über die strasse zu laufen, war die oma schon verschwunden - leider hatte sie die lupe  mitgenommen oder irgendwo versteckt. darüber war ruben irritiert, denn von nun an dauerte es ziemlich lange, bis er sich ein klares bild über die welt machen konnte.

in der schule trug ruben eine blaue latzhose mit vielen taschen. er war sich sicher, eines tages auf dem heimweig eine hilfe zu finden, um über den horizont zu blicken. am mittwoch kürzte er im gewitterregen den weg durch das verlassene grundstück. ganz hinten fand er etwas verborgenes, das er sich in die latzhosentasche einsteckte.

als er zuhause ankam, waren seine klamotten von den schweren regentropfen durchnässt. er musste sie im bad zum trocknen aufhängen. das gewisse etwas nahm er mit und legte es vorsichtig unter seinem kissen. dort sang es leise töne vor sich hin und begleitete ruben in seinen träumen: einmal bei einer weltumsegelung und ein andermal half der gesang, ihm vom fieber zu wecken. nach dem genesen vergas ruben die leisen töne und sie verstummten bis zum achten juli. 

das war der tag, an dem auf rubens oberlippe zwei haare sich guten tag sagten. sie hatten sich nie vorher gesehen und waren darüber genau so überrascht wie ruben selbst. von da an hatte ruben drei freunde, eine altbekannte und zwei dünne. zwar hörten sich die leisen töne jetzt ganz anders an, aber es lag sicherich an dem alter. irgendwo zwischen drei und vier beschlossen alle vier, sich auf dem weg in die welt zu machen.

ruben packte seine sieben sachen. das achte brachte er auf das verlassene grundstück zurück. „ich hole dich nach der reise ab“ versprach ruben und stieg in das gelbe taxi. in einer großen stadt schrieb ruben seine erste postkarte und die beiden schnurrhaare nickten im einklang. es war eine gute idee, beteuerten die beiden und ruben gab ihnen recht. eine postkarte kann schneller um die welt reisen. 

die postkarte leistete dem eng befreundeten trio gute dienste im unbekannten. sie kannte alle sprachen der welt und war sogar zwischen den zeilen zu lesen. niemand konnte ihr das wasser reichen. nichtmal der größte ozean. und da ruben im schwimmen nicht besonders gut war, schenkte er ihr zum geburtstag ein eigenes gedicht. beim zusammenreimen schaute ihm eine frau über die schulter und verliebte sich hals über kopf in ruben. 

die zwei schnurrhaare wurden eifersüchtig. ruben wollte diese sucht los werden und rasierte die beiden mit einer scharfen klinge ab. die beiden fielen auf den boden und blieben dort reglos liegen. als ruben später mit der frau nach hause kehrte, war alles anders. das grundstück war nicht mehr vergessen und er konnte das daheimgelassene nicht finden. vergeblich suchte ruben nach den leisen tönen. die frau verstand es und schrieb einen langen text an die postkarte.

am dienstag klingelte der postmann zwei mal und brachte ein paket. dortdrin waren zwei kleine kinder, die ihre eigenen lupen mit hupen hatten. bis sie laufen konnten, betrachteten ruben und seine frau die welt durch ihre augen und hörten ihre leisen töne an. als die kinder über die strasse zur schule gingen, brachte ruben die lupen auf dem dachboden. lange zeit lagen sie dort und wurden nur am weihnachten ausgepackt. später im april entdeckte ruben auf der oberlippe eines seiner kinder helle schnurhaare, die an seine eigenen erinnerten. von da an wußte er, wie die welt aussehen kann und sprach mit seinen kindern darüber.

als die beiden auf die weltreise gingen, bleiben nur die leisen töne da oder mal flatterte eine postkarte durch das dünne gartentor. wie eine gute erinnerung grüßte sie ruben und brachte den horizont näher. heute hat ruben seinen dachboden voller postkarten und leisen tönen - und wenn er die luke öffnet, hört er viele unbekannte geschichten von bekannten. er erinnert sich an das vergessene und vergißt nicht das bekannte. daher weiß er, dass er die welt mit seinen eigenen augen sieht: seit dem ist er glücklich.




mande - 20.06.2007 um 18:30 Uhr

Nun annahome,
ich habe gelesen deine Geschichte dreimal und immer mehr bin ich in sie hineingefallen.
Anstatt vieler Worte; ich beneide dich um dein Talent!
Absurdität, Humor und Fantasie fliessen ohne Bruch in einander hinüber.
Vielen Dank von deine Geschichte. Nur der Mangel an deutsche Sprache hindert mich enthusiastischer Stellungname zu nehmen.

Mit lieben Grüssen,
MAnde




annahome - 20.06.2007 um 22:03 Uhr

hei mande

kiitos mielipiteestäsi. ens kerralla voit kirjottaa vaikka suomeks ;-)
hihi - terv. annahome

ps. oder es hat doch nur mit dem finnischen humor zu tun, wenn dir meine geschichten gefallen - nichtdestotrotz: herzlichen dank .

da aber die deutsche sprache - schwere sprache - für mich immernoch eine fremdsprache ist, bin ich auch um jede scharfe kritik mehr als dankbar - man lernt eben nie aus, so bleibt mir nur der weg als ziel ;-)




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