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-- Lyrik
--- Der alte Mann und das Mehr
Schillerlocke - 24.04.2007 um 21:13 Uhr
Der alte Tisch hat ein Auge
So wie alte Tische schon mal Augen haben
Der Ast ist schon vor vielen Jahren heraus gefallen
Wann weiß keiner mehr
Jetzt kann man durchgucken
Was man sieht, weiß nur er
Der Alte sitzt schon lange hier
Wie lange, weiß keiner mehr
Der weiße Bart reicht fast bis zum Auge
„Soll ich ihn reinstecken?“ denkt er
Mann, ist das lange her
„Weiß gar nicht mehr, wie sich das anfühlt“
Der Tisch wackelt jetzt nicht mehr
Schon lange nicht mehr
Die alte Bibel hält die Beine gleich lang
Wie lange schon, weiß keiner mehr
„Ja, die Bibel“
denkt er
„Was kann ich überhaupt noch tun“
denkt er
„Wo ist denn mein Gott?“
denkt er
mande - 28.04.2007 um 06:54 Uhr
Diese Nachricht wurde von mande um 07:26:15 am 28.04.2007 editiert
Ja, erinnert mich an Barbarossa und Kyffhäusersage.
Bei dir ist ihm weiss geworden der Bart. Jetzt ist er Barbabianca und hat gewartet lange, das ihn braucht das ´Reich´. Immer gedacht:
´Wo ist mein Volk´.
Jetzt nur noch, ja:
´Wo ist mein Gott´.
Wenn auch nicht neu, Buch und Tisch, doch gut gebracht mit Bibel.
Pas mal!
Mit Grüssen,
Mande
P.S.:
Hast auch du gedacht an Barbarossa?
Doch warum ein Titel, wie diser?
´Der alte Mann und das Mehr´.
Bald schon eher:
´Der alte Mann und das willnichtmehr´.
Schillerlocke - 28.04.2007 um 07:48 Uhr
Hallo Mande
Erst mal vielen Dank für die Auseinandersetzung mit meinem Gedicht.
Warum der Titel?
Natürlich erst mal eine scherzhafte Anspielung auf phonetisch gleichklingenden Roman von Hemingway.
Zweitens eine Anspielung auf den mehrfachen Gebrauch des wörtchens "mehr"
Aber in der Hauptsache ist es eine Anspielung auf den wirklichen Protagonisten des Gedichtes, der alte Mann ist tatsächlich "mehr", gemeint ist der liebe Gott himself.
Versuch es mal so zu lesen.
(ist aber auch noch keiner drauf gekommen, hab extra das Wort "mein" in der letzten Zeile hervorgehoben, scheint aber die Betonung nicht genügend zu verdeutlichen)
Viele Grüße und ein sonniges Wochenende
Schillerlocke
mande - 28.04.2007 um 10:43 Uhr
Hallo, Schillerlocke.
Anspielung auf Hemingway, sicher, war klar. Doch ansonsten, habe es nicht so gesehen, wie ist deine Erklärung. Aber nun begriffen.
Vieleicht macht auch aus ein gutes Gedicht, wenn man es kann auf verschiedene Weise deuten.
Jetzt nach deine Erklärung, braucht man nicht zu denken um die Ecke, um Barbarossa/Barbabianca zu begegnen, sondern man kann es, nun, ja, geniessen.
Auch dir ich wünsche ein Frohes Wochenende.
Mit Grüssen,
Mande
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