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Der_Geist - 04.04.2007 um 22:38 Uhr

dein kuendigungsgesicht
ratlos in der kueche
den brief in der hand, zitternd
die aktionaere haben
anders entschieden & es wird
immer weitergehen
sage ich noch

es geht
um nix mehr




LX.C - 05.04.2007 um 23:38 Uhr

So is es, um nix mehr. Nur noch um schöne Bilanzen.



Michael - 06.04.2007 um 19:10 Uhr

...und, ich kann nicht so tun, als sei das alles eine Folge notwendiger Sachzwänge. Mit schlechtem Gewissen denke ich an den Satz von D. Bonhoeffer:
Wer zum Unrecht schweigt, begeht es. Wir starren auf die Großaktionäre wie das Kaninchen auf die Schlange, statt den Mund aufzumachen und auch in unserem Schreiben politisch zu denken, auf die Polis, die Gemeinschaft bezogen.
Dringend notwendig sind Texte wie der vom Geist; sie ermutigen, auch den 2. und 3. Schritt zu machen.




LX.C - 06.04.2007 um 23:17 Uhr

Siehste, so schnell hat man den Ruf eines revolutionären Schriftstellers weg :-P



Der_Geist - 08.04.2007 um 21:32 Uhr

Zitat:

...und, ich kann nicht so tun, als sei das alles eine Folge notwendiger Sachzwänge.

Eben. Es sind immer Menschen, die Entscheidungen tragen, sie könnten auch NEIN sagen... Oder?

Zitat:

Mit schlechtem Gewissen denke ich an den Satz von D. Bonhoeffer:
Wer zum Unrecht schweigt, begeht es.

Seh ich auch so. "Sich fügen heißt lügen." (in diesem Zusammenhang) Wenn einem sonst nix einfällt: PLÄRREN!, aber in jedem Fall das Maul aufmachen, anstatt zu schlucken schlucken schlucken...

Zitat:

...auch den 2. und 3. Schritt zu machen.

Ja, handeln. Kündigen, bevor gekündigt wird. Selbstständig was überlegen. Aber das fällt uns Wohlstandsverwöhnten grad in dieser Zeit so schwer, keine Frage.




Gast873 - 10.04.2007 um 18:47 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hyperion um 18:49:07 am 10.04.2007 editiert

"Die Polis"? Lassen wir die Kirche mal schön im Dorf und das Kündigungsgesicht in der Küche, oder will jemand da zur Waffe greifen und die Poesie kaputt machen? Ob, die Poesie sich zur Politik biegen lassen soll und dazu befähigt allein in ihrer Logik den Mund aufzutun oder doch eher die Philosophie als Wissenschaft die selbe konstituiert, würde ich eindeutig in Richtung der Wissenschaft entscheiden und sehen wollen.

Gruß
Hyperion




Der_Geist - 10.04.2007 um 19:10 Uhr

wenn die kuendigungsgesichter immer nur in der kueche blieben, waeren wir schnell bei animal farm, und manche waeren gleicher als andere.

wenn herrschende ihre selbstherrlichen dogmen "publizieren", darf man doch seine bescheidene stimme dagegenhalten? ob man das dann poesie oder sonstige texte nennt, ist unwissenschaftlich gesehen in diesem zusammenhang zunaechst mal voellig wurscht.




Gast873 - 10.04.2007 um 19:12 Uhr

Und wozu haben wir dann die Ethik, Philosophie, Politikwissenschaft, wenn Poesie alles leisten soll und die vox populi alleine bilden soll?

Gruß
Hyperion




Der_Geist - 10.04.2007 um 19:16 Uhr

was fuer ne subtil versuchte richtungsvorgabe, mein herr... hehe, sie sind durchschaut! wer sprach hier von richtungsvorgaben durch die poesie? wollen sie dialektisieren?

es gibt viele wege, zu denken, zu analysieren und sich zu beschweren. hier ging es doch drum, das maeulchen aufzumachen...




Gast873 - 10.04.2007 um 19:20 Uhr

Dialektik oh ja! Immer doch!

Das lyrische Ich ist doch eingebettet in ein Gedicht, oder sind die Verse oben ein essayistischer Traktat? Ich glaube ich bin vor lauter Lyrik blind wie eine Eule.

Gruß
Hyperion




Der_Geist - 10.04.2007 um 19:23 Uhr

Zitat:

Ich glaube ich bin vor lauter Lyrik blind wie eine Eule.

selbsterkenntnis ist ja bekanntlich der beste weg zur besserung ;) .

außerdem ist noch nicht ihre eulenzeit, werter herr, die jagen nur bei nacht... sie sollten also noch ein paar stuendchen warten, um den geist zu erlegen...




Gast873 - 10.04.2007 um 20:59 Uhr

Dass die Eulen der Minerva erst bei Nacht fliegen, weiß Hyperion schon, allerdings läßt sich ein Geist nicht erlegen und fangen, auch nicht mit den Pfeilen der Diana, das ist sehr schlecht für den Elenchos oder das dialektische Gespräch bei Mondschein.

Gruß
Hyperion




Der_Geist - 10.04.2007 um 21:23 Uhr

werauchimmer diese ganzen komischen griechen (oder sind es roemer?) in seiner antwort sind:

ja, dialektik im mondschein sollte nicht jagen. det bringt een och nich weiter. und schon gar nich die gekuendigten...

(dazu schreib ich nu nix mehr)




Michael - 11.04.2007 um 10:03 Uhr

Hallo Hyperion,
was von der vox populi zu halten ist, steht schon treffend im Neuen Testament: Sonntags Hosianna, Freitags: Kreuzige ihn. Des Volkes Stimme hört noch immer auf den, der Brot und Spiele verspricht. Und was die Kirche im Dorf betrifft. wer im global village denkt denn noch an Kirche?
Schon Platon zählte die Tragödienschreiber zu seinen bedeutendsten Lehrern. Das Selbstverständnis des Kulturschaffenden (Literatur, Kunst, Musik) sieht leider so aus, dass er sich selbst für unwissenschaftlich hält und darin einen Mangel sieht.. Dabei war doch gerade die Zeitschrift Hyperion ein Beispiel dafür, wie der Diskurs zwischen verschiedenen Ausdrucksformen menschlichen Zusammenlebens auf alle anregend und ermutigend wirkte. Solche Diskurse, die die Grenzen praktischer Vernunft transzendieren, fehlen uns heute. Ob und inwieweit Kant dafür verantwortlich zu machen ist, ist auch literarisch eine interessante Frage, die wir nicht der Kantgesellschaft überlassen sollten. Mehr Mut zu Widerspruch und Einmischung ohne Dogmatismus und Scheuklappen.
Herzliche Grüße
Michael




LX.C - 11.04.2007 um 12:40 Uhr

Diese Nachricht wurde von LX.C um 13:02:41 am 11.04.2007 editiert

Das Problem ist, dass es allen immer erst auffällt, wenn sie wie deine Protagonistin in der Küche stehen. Vorher ist sich jeder selbst der Nächste. - Wozu kündigen? Damit man sich auch noch selbst bestraft und drei Monate Mietschulden anhäuft und von Wasser und Brot leben muss? Dann schon lieber kritisch den Mund aufmachen bis man gekündigt wird. In dem Falle könnte man sich mittels Arbeitsgericht sogar noch zurückkatapultieren. Alles in allem ist das alles immer leichter gesagt als getan und das Scheitern von aufbäumenden Vorsätzen nicht allein dem Wohlstandsgedanken zuzuschreiben sondern immer auch dem Überlebenstrieb.
Dennoch, lasst uns nicht am Naturalismus resignieren. Das Leben geht weiter, deine Protagonistin wird sich wie Phönix aus der Asche erheben und sich in ihrem neuen Job vielleicht besser als je zuvor fühlen ;-) Schönen Gruß.




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