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--- Autobiographie Günter Grass

Hermes - 11.08.2006 um 21:29 Uhr

Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass berichtet in seiner im September erscheinenden Autobiografie erstmals über seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS. Er bestätigte diesen Sachverhalt in einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID5804596_REF1,00.html
http://www.faz.net/s/Rub28FC768942F34C5B8297CC6E16FFC8B4/Doc~E4E61DA913E954 EAEA41518E564AD5375~ATpl~Ecommon~Scontent.html




bodhi - 12.08.2006 um 08:47 Uhr

Diese Nachricht wurde von bodhi um 08:50:21 am 12.08.2006 editiert

Am 1. September erscheint das Buch, und wenige Tage drauf ist Grass Gast bei Wickert. Allerdings ist die erste Folge "Wickerts Bücher" mit Grass, soweit ich weiß, schon "im Kasten". Die ist ja dann gar nicht mehr aktuell? Naja, möglicherweise hat Grass Wickert ja im Interview schon erzählt, was die Presse seit gestern "rauswirft". Schließlich soll es ja in der ersten "Wickerts Bücher"-Sendung - auch - um die Autobiografie gehen.




Matze - 12.08.2006 um 15:29 Uhr

Es könnte eine reizvolle Aufgabe sein, solche Gebißträger in die Rente zu schicken und einen anderen Diskurs zu etablieren.

Grüßken, Matze




bodhi - 12.08.2006 um 15:34 Uhr

Zitat:

Es könnte eine reizvolle Aufgabe sein, solche Gebißträger in die Rente zu schicken und einen anderen Diskurs zu etablieren.

Man kann auch das eine tun und das andere nicht lassen.




Matze - 12.08.2006 um 15:41 Uhr

Es war 1968 auf der Veranstaltung "Autoren diskutieren mit ihren Kritikern" in Köln, als der damals 28–jährige Autor Rolf Dieter Brinkmann aufstand und an den Kritiker Marcel Reich–Ranicki gerichtet rief: "Ich sollte überhaupt nicht mit ihnen reden, ich sollte ein Maschinengewehr haben, und Sie niederschießen!" Der Kursverfall der Literaturkritik ist offenbar.

Ob man die alten Diskussionen der untergegangenen BRD noch einmal führen muß, ist die Frage. Man sollte sich eher den Problemen des neuen Deutschlands stellen und da haben Typen wie Marcel Reich–Ranicki oder Günter Grass nichts mehr zu suchen.

Grüßken, Matze




LeilahLilienruh - 12.08.2006 um 18:47 Uhr

Oh nein, dieses Ding schon wieder! Kennen wir von den lieben Deutschen ja leider schon zur Genüge: Alle Ikonen, alles, was andere Nationen mit Stolz als kulturelles Aushängeschild verwenden, wird früher oder später in Grund und Boden getreten. Wie die Geier stürzen wir uns auf jeden, der es in unserem Land mit Fleiß, Glück und/oder Talent zu einigem Ruhm und Ansehen gebracht hat. Hauptsache wir können uns wieder einmal das Maul zerreißen, ablästern, alles besser wissen, Menschen vom moralischen Sockel stürzen... Sowas hat schon kollektiv zwanghafte Züge. Ich halte das sportlich ausgedrückt für ein Eigentor der ungeschicktesten Art, das wir früher oder später international und national bereuen werden.

Darüber hinaus vermisse ich bei den Grass-Kritikers die zu erwartende geistige Reife, um über das Verhalten anderer Menschen urteilen zu dürfen: Selbst kleine Kinder wissen heutzutage, dass immereine "Weiterentwicklung" möglich ist, siehe Pokémon.
Und außerdem: Sollte dieser Mann sich seinerzeit tatsächlich über die Maßen inakzeptabel verhalten haben, so hat er sich doch wohl über die Jahre durch sein Werk und sein politisches Statement komplett rehabilitiert, was man leider von manch einem unverbesserlichen, offenen Hetzer nicht behaupten kann.




Wolff - 12.08.2006 um 19:04 Uhr

Zitat:

Es könnte eine reizvolle Aufgabe sein, solche Gebißträger in die Rente zu schicken und einen anderen Diskurs zu etablieren.

Ich hoffe nur, dass das nicht der Ton bzw. das Niveau des neuen Diskurses wird.




Wolff - 12.08.2006 um 19:16 Uhr

Das erste, was mir bei obiger Meldung durch den Kopf ging, war die Frage, was den Mann wohl am meisten gequält hat: Ein schlechtes Gewissen oder die Lebenslüge?



LX.C - 12.08.2006 um 19:54 Uhr

Vermutlich das schlechtes Gewissen aufgrund der Lebenslüge. Denn scheinbar, so wie es berichtet wird, hat er sich ja trotz der Mitgliedschaft in der Waffen-SS nichts verbrecherisches vorzuwerfen. Eins ist ganz klar, auch wenn ich Grass als Schriftsteller nicht sonderlich schätze, mit einer offenen Ansage direkt nach dem Krieg, in der SS gewesen zu sein, wäre seine Karriere schneller beendet gewesen als sie begonnen hat. Sein Verhalten ist aus meiner Sicht, nicht gerade zu lobpreisen, aber doch zu verstehen.



Wolff - 12.08.2006 um 21:37 Uhr

Zitat:

Sein Verhalten ist aus meiner Sicht, nicht gerade zu lobpreisen, aber doch zu verstehen.

Verstehen kann ich das auch. Wenn ich bedenke, wie ich mit 17 war... Zum Glück bin ich nie in eine vergleichbare Situation geraten. Grass´ "Geständnis" macht auf mich den Eindruck vom reinen Tisch machen. Zumal jetzt wohl keine Gefahr mehr bestand, dass er von Außen geoutet wird. Mit reinem Gewissen lebt und stirbt es sich halt besser.




Matze - 13.08.2006 um 12:48 Uhr

Zitat:

Ich hoffe nur, dass das nicht der Ton bzw. das Niveau des neuen Diskurses wird.

Früher sind bei Revolutionen Köpfe gerollt, in einer Demokratie läuft das ziviler.

Wer bei in seinen öffentlichen Auftritten mit einer moralischen Bugwelle aufläuft, wie G.Grass, muß sich nicht wundern, wenn die Kritik nun auf ihn zurückschlägt. Mit seiner Selbstenttarnung hat er sein moralisierendes Lebenswerk entwertet. Grass sollte den Nobelpreis zurückgeben!

Grüßken, Matze




Mania - 13.08.2006 um 12:49 Uhr

Hat er den Nobelpreis nicht für sein Lebenswerk und vor allem für die Danziger Trilogie bekommen? Sprich die Blechtrommel, Katz und Maus ? (Das dritte Buch fällt mir nicht ein)

Also mir war so, als ob er damit eine Art Kritik am NS Regime auch schaffen wollte. Irre ich mich da jetzt? Und wenn, dann ist der Mann nicht nur ein laufender Widerspruch, sondern auch noch doppelmoralisch, etwas was ich zu tiefst verabscheue. Unglaublich.




LX.C - 13.08.2006 um 14:23 Uhr

[Quote]wenn, dann ist der Mann nicht nur ein laufender Widerspruch, sondern auch noch doppelmoralisch[/Quote]

Davon kann keine Rede sein. Der Mensch ist entwicklungsfähig, hast du davon schon mal gehört? Wenn jemand historisch und moralisch über etwas aufklären will, von dem er selbst Kenntnis hat, dann ist das keine Doppelmoral, sondern umgesetzte Lebenserfahrung. Den Nobelpreis soll er mal schön behalten, den haben schon viel zwiespältigere Autoren bekommen.




Wolff - 13.08.2006 um 14:41 Uhr

Zitat:

....muß sich nicht wundern, wenn die Kritik nun auf ihn zurückschlägt.

Die Bezeichnung "Gebissträger" ist keine Kritik, sie ist unsachlich, niveaulos und beleidigend. Das Alter ist genau so wenig ein Garant für Hinfälligkeit wie Jugend für Kompetenz.

Zitat:

Mit seiner Selbstenttarnung hat er sein moralisierendes Lebenswerk entwertet.

Oder aber mit der - wenn auch späten -Nennung der Wahrheit bestätigt.

Wenn er nichts gesagt hätte, wäre also alles nach wie vor in bester Ordnung gewesen... Was ist denn das für eine Moral? Erstaunlich schon, wie nach solchen Eklaten immer die allgemeine Empörung ausbricht, auch wenn eigentlich keiner so genau weiß, was denn nun passiert ist. Wenn er sich etwas zu Schulden kommen lassen hat, gehört er vor ein Gericht. Nur das kann ihn schuldig sprechen oder sein Gewissen!




LeilahLilienruh - 13.08.2006 um 16:43 Uhr

An die gnadenlosen Kritiker,

ich zitiere mich ungern selbst, tue es aber hier ausnahmsweise doch mal, weil mir die Zeilen bei dieser Debatte ständig wieder in den Sinn kamen:

Es brennt

Doch die Scheiterhaufen brennen
in den Köpfen und den Herzen,
in den Städten, auf den Meeren,
durch die Dummheit und die Geilheit
für die Macht und für die Gier,
angefacht von müdem Schweigen,
unter Schwachen, unter Zähen,
unter Leisen, unter Bunten,
unter dir und unter mir.

(aus: "Gezeitenlos", Atelier Wortquelle 2006)




Herr Aldi - 14.08.2006 um 14:17 Uhr

Wie sagte ein bekannter Zimmermannssohn doch gleich? Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein.

Was hätte Grass tun sollen? Sich gleich nach Kriegsende oder zumindest wenige Jahre später zu seiner Mitgliedschaft in der Waffen-SS bekennen? Sicher, das wäre wohl die nobelste Lösung gewesen, aber das erfordert ein starkes Rückgrat, das wohl die wenigsten haben, daher ist sein Schweigen verständlich und nur menschlich. Aber das ist nur meine Rede, vielleicht sollte man lieber auf Kulturexperten wie z.B. Wolfgang Börnsen hören.




Hermes - 14.08.2006 um 14:43 Uhr

Dass er sein Leben lang mit erhobenem Zeigefinger durch die Welt und durch die seiner Werke marschiert ist, stimmt. Ob man ihn nun nach der Offenbarung des letzten Mosaiks seiner Lebensgeschichte moralisch auf die Müllhalde werfen soll, muss jeder selbst für sich entscheiden. Man bedenke, der Mensch war 17...
Wie wir uns wohl in vergleichbarer Situation und mit gleicher geistiger (Un-)reife ausgestattet verhalten hätten?
Dass er mit dieser Geschichte erst jetzt um die Ecke gekommen ist, mag man ihm vorwerfen, oder man lässt es. Nobelpreis zurückgeben? So ein Unsinn.

Für mich selbst hat sich an der Person Günter Grass und an seinem Werk nichts geändert.




Matze - 14.08.2006 um 15:50 Uhr

Zitat:

Wie sagte ein bekannter Zimmermannssohn doch gleich? Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein.

Auge um Auge. Zahn um Zahn. Blut und Boden. Grass um Graßhalm. Verbrannte Erde.

Joot, dat is nich´ aus der ollen Schwarte, aber ist dat hier getz ´n Bibelforum?

Grüßken, Matze




LeilahLilienruh - 14.08.2006 um 16:21 Uhr

Diese Nachricht wurde von LeilahLilienruh um 16:24:29 am 14.08.2006 editiert

Hallo Matze,

da die männlichen Kollegen sich Dir gegenüber hier vornehm zurückhalten, was mich wundert, antworte ich Dir mal auf meine weniger zurückhaltende Weise (und zwar ohne Nickname):
Provozieren um einer lebhaften Diskussion Willen ist eine Sache. Deine Beiträge, die entweder völlig am Thema vorbei sind oder aber unverschämt, gehen mir langsam auf den Geist. Ich möchte hier weder Kollegen als "Gebissträger" beschimpft wissen, noch kilometerlange Abhandlungen zweifelhaften Inhaltes lesen. Und für mich müssen auch keine "Köpfe rollen", damit ich zufrieden bin.

Mich interessiert die ausgegorene Meinung ernsthafter Kolleg/inn/en, die sich miteinander konstruktiv austauschen möchten.
Falls Du magst, darfst Du gern zu einer Deiner geschraubten Retourkutschen ausholen. Es bleibt trotzdem dabei: Leute wie Du vermiesen mir jede Debatte.




Hermes - 14.08.2006 um 21:31 Uhr

Zurück zum Thema:

Der Literaturwissenschaftler und P.E.N.-Vorsitzende Johano Strasser zu Grass´ SS-Vergangenheit:

"Moralische Glaubwürdigkeit hat sich nicht geändert"

Die Forderung, Günter Grass wegen seiner Zugehörigkeit zur Waffen-SS den Literaturnobelpreis abzuerkennen, sei "völliger Unsinn", meint der Präsident der Schriftstellervereinigung P.E.N., Johano Strasser. Im Interview mit tagesschau.de erklärt der langjährige Weggefährte von Grass, warum.

Quelle: http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID5812704_REF1,00.html




bodhi - 14.08.2006 um 21:44 Uhr

Ich mach´s wie MRR: Ich sag da nix dazu.

Ich werde meine Grass-Bücher nicht aus dem Regal holen und verbrennen, oder so.




LX.C - 15.08.2006 um 00:15 Uhr

Sagen ja auch schon genug Leute was dazu. kann man sich ja ne passende Meinung aussuchen, is ja wirklich alles dabei. Danzig soll ihm übrigens nun die Ehrenbürgerschaft aberkennen wollen. Der Nobelpreis soll nach Medienberichten ebenfalls auf dem Prüfstand stehen. Na da hat er sich n Ei gelegt. Und das mit 78 Jahren. Dem sein Nervenkostüm möcht ich haben.



Matze - 15.08.2006 um 07:21 Uhr

Zitat:

Deine Beiträge, die entweder völlig am Thema vorbei sind oder aber unverschämt, gehen mir langsam auf den Geist

Geist? - Der war gut!

Ich hab ihn früher auch nur geraucht. Jetzt lese ich ihn auch. Wie G.G. die letzten Kriegswochen erlebt hat, daran kann er sich angeblich nicht erinnern:

"Aber dann reißt der Film. Sooft ich ihn flicke und wieder anlaufen lasse, bietet er Bildsalat."

Das ist äußerst seltsam, denn es ist genau die Zeit, der der Autor in seinen Büchern seine größte Aufmerksamkeit gewidmet hat.

Grüßken, Matze




Wolff - 15.08.2006 um 15:35 Uhr

Zitat:

Aber dann reißt der Film. Sooft ich ihn flicke und wieder anlaufen lasse, bietet er Bildsalat.

Der Vollständigkeit halber hier eine Quellenangabe. Der Rest kann wieder in den Rundordner.




Hermes - 15.08.2006 um 16:16 Uhr

Zitat:

Na da hat er sich n Ei gelegt. Und das mit 78 Jahren. Dem sein Nervenkostüm möcht ich haben.

Ganz sicher wird sein Nervenkostüm bei diesem Brimborium weniger strapaziert, als es das vor zehn, zwanzig Jahren der Fall gewesen wäre.
Gerade dass er bereits 78 Jahre alt ist, wird ihm die nötige Gelassenheit geben, all dies zu ertragen.

Merke: Ab einem gewissen Alter darf man die Wahrheit sagen. Genau das wird er sich gedacht haben, als er sich ohne Not dazu entschloss, die Leiche, die er sechzig Jahre lang im Keller hatte, ans Tageslicht zu befördern.




LX.C - 15.08.2006 um 18:36 Uhr

Zitat:

Zitat:

Na da hat er sich n Ei gelegt. Und das mit 78 Jahren. Dem sein Nervenkostüm möcht ich haben.

Ganz sicher wird sein Nervenkostüm bei diesem Brimborium weniger strapaziert, als es das vor zehn, zwanzig Jahren der Fall gewesen wäre.
Gerade dass er bereits 78 Jahre alt ist, wird ihm die nötige Gelassenheit geben, all dies zu ertragen.

78 ist ein heikles Alter. Mit 78 noch mal von allen Seiten angefeindet zu werden und vor einem tiefen Abgrund zu stehen, trägt mit Sicherheit nicht zu einem langen und gelassenen Lebensabend bei. Da braucht mit Sicherheit auch ein Grass starke Nerven.




Wolff - 15.08.2006 um 19:00 Uhr

Grass darf Nobelpreis behalten.



Mania - 15.08.2006 um 19:58 Uhr

Diese Nachricht wurde von Mania um 20:01:20 am 15.08.2006 editiert

Zitat:

[Quote]wenn, dann ist der Mann nicht nur ein laufender Widerspruch, sondern auch noch doppelmoralisch[/Quote]

Davon kann keine Rede sein. Der Mensch ist entwicklungsfähig, hast du davon schon mal gehört? Wenn jemand historisch und moralisch über etwas aufklären will, von dem er selbst Kenntnis hat, dann ist das keine Doppelmoral, sondern umgesetzte Lebenserfahrung. Den Nobelpreis soll er mal schön behalten, den haben schon viel zwiespältigere Autoren bekommen.


Er hätte den Schneid haben können, es sich und der Welt einzugestehen. Er will andere in Kenntnis setzen und hat sich ins positive entwickelt? Wieso hat er es dann verheimlicht? Und nicht nur das, er hat auch noch gelogen.

Entwicklung kann nur stattfinden, wenn man sich Dinge eingesteht und sie annimmt wie sie sind. Wenn man verheimlicht, kann man nicht von Entwicklung sprechen, das nennt man Verdrängung.

Das ist momentan nur deswegen ein solcher Skandal, weil er nie zu seinem Fehler gestanden hat. Er hat ihn verheimlicht. Wenn er von vornherein reumütig offen bekundet hätte, dass er bei der Waffen SS war, glaube ich nicht, dass dieses Thema ein solches Aufsehen gemacht hätte.




Hermes - 15.08.2006 um 20:34 Uhr

Zitat:

78 ist ein heikles Alter. Mit 78 noch mal von allen Seiten angefeindet zu werden und vor einem tiefen Abgrund zu stehen, trägt mit Sicherheit nicht zu einem langen und gelassenen Lebensabend bei. Da braucht mit Sicherheit auch ein Grass starke Nerven.

Mit Anfeindungen kennt Grass sich doch bestens aus. Ich denke, er hat ins Kalkül gezogen, was nach dieser Offenbarung passieren würde, und ist nun mit sich und der Welt im Reinen, auch wenn man auf ihn "eindrischt".
Gerade wegen seines Alters, LX.C., bin ich der Überzeugung, dass Grass das nicht mehr sonderlich anficht. Auch wenn Charlotte Knobloch sagt, dass "sein Schweigen seine früheren Reden nun ad absurdum führe", wird er damit umzugehen wissen, weiter Bücher schreiben und veröffentlichen, und sich nicht hinter seinem Ofen verkriechen. Er wird darauf spekulieren, dass Gras über die Sache wächst, und möglicherweise in einem oder zwei Jahren kaum jemand noch ein Wort darüber verliert.

Was der Diskussion hingegen eine völlige Wendung geben und dafür sorgen könnte, dass Grass nicht nur seine Preise, sondern auch seine Autorität verliert, ist diese Meldung:

http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID5804596_REF1,00.html




LX.C - 15.08.2006 um 21:58 Uhr

Gesammeltes Material in einer Stasiakte kann wohl kaum schwerwiegender sein, als die Mitgliedschaft in der Waffen-SS. Ich weiß natürlich, worauf du hinaus willst. Aber weitere Spekulationen sollte man erst gar nicht schüren.



LeilahLilienruh - 15.08.2006 um 23:08 Uhr

Die Diskussion über dieses Thema weitet sich offenbar national zu einer grundlegenden Moraldebatte aus.
Alexander Mitscherlich, über seinen Tod hinaus angesehener kritischer Geist, formulierte bereits in "Die Unfähigkeit zu trauern" (Piper, München 1967) folgendes:

Zitat:

...Die mit dem Führerkult verbundenen Gruppenbildungen wie HJ, BDM etc. entsprachen einem genuinen Bedürfnis der Adoleszenten nach gegenseitiger Identifikation per Gruppe der Gleichaltrigen... In der damaligen Zeit pflegte dies zudem mit dem blinden Einverständnis der Eltern einher zu gehen. Von einem Massenidol wie Hitler, das die Wertwelt der Eltern weitgehend in den Schatten drängte, um neue Werte zu diktieren, gingen starke Anregungen zu solcher Gruppenidentifikation aus. Die Möglichkeit solcher Beeinflussung junger Menschen wurde im Dritten Reich sehr geschickt manipuliert...

Daraus resultiert die "Relativierung der Moral":

Zitat:

Wir finden Moral immer als etwas Fertiges vor. Auch wenn sie sich wandelt, der Prozess, in dem wir sie erlernen während unserer Kindheit und Jugend, gibt uns den Eindruck von etwas Abgeschlossenem und Unveränderlichem. Die Menschen aller heute lebenden Kulturen erwerben subjektiv für die in der jeweiligen Kultur gültige Moral den gleichen Eindruck... und es überfällt uns später leicht eine Art Schwindel, wenn wir uns davon überzeugen müssen, dass man sein Leben auch unter einer anderen moralischen Formel führen kann als der, die uns in unserer Kindheit als die selbstverständliche übermittelt worden ist...

Natürlich ist Grass Schriftsteller, natürlich steht er damit als moralische Instanz im Visier der Öffentlichkeit, aber natürlich ist er - wie wir alle - nur ein Mensch, der einmal ein unreifer Jugendlicher war.
Und wie Nietzsche schon wusste: "Auch der Mutigste von uns hat nur selten den Mut zu dem, was er eigentlich weiß.".




Matze - 16.08.2006 um 09:21 Uhr

Diese Nachricht wurde von Matze um 09:47:43 am 16.08.2006 editiert

In der online-Ausgabe ist eine hervorragende Analyse des unsäglichen FAZ-Interviews von Evelyn Finger zu lesen:

http://www.zeit.de/online/2006/33/Grass-Kommentar

P.S. Auch ein anderer Gebißträger hat ins Klo gegriffen. Gabriel Garcia Marquez hat in der kubanischen Parteizeitung Granma eine Lobeshymne auf den großen Caudillo Fidel Castro abgeseicht, das peinlich Elaborat beginnt mit: "Seine Hingabe an das Wort." Danach geht es um Inspiration, Leidenschaft, Anteilnahme, eine eiserne Konstitution, um intellektuelle Neugierde, Kombinationsvermögen, gigantischen Lesehunger und andere Tugenden des charismatischen Führers. Da fallen mir nu noch die Worte des verehrten Trappa Toni ein: "Was erlauben, Strunz:"




Herr Aldi - 16.08.2006 um 17:48 Uhr

Zitat:

Da fallen mir nu noch die Worte des verehrten Trappa Toni ein: "Was erlauben, Strunz:"

Der Ball ist rund. Ein Spiel dauert neunzig Minuten. Abseits ist, wenn der Schiedsrichter pfeift. So wird versalia nun auch noch zum Fußballforum.

Grass´ spätes Eingeständnis lässt seine Kritik an der Nazi-Vergangenheit anderer Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens mehr als scheinheilig und selbstgerecht erscheinen, insofern darf er sich über das, was nun an Scheinheiligem und Selbstgerechtem zurückkommt, eigentlich nicht beschweren. Was solls, die Diskussion lässt mich irgendwie recht kalt, gibt es momentan keine wichtigeren Probleme, über die nachgedacht werden sollte?




Hermes - 16.08.2006 um 23:34 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hermes um 23:37:41 am 16.08.2006 editiert

Zitat:

Was solls, die Diskussion lässt mich irgendwie recht kalt, gibt es momentan keine wichtigeren Probleme, über die nachgedacht werden sollte?

Sicher, aber da mittlerweile über dreissig Antworten zum Thema vorliegen, drängt sich mir der Verdacht auf, dass wohl eher nicht - in Bezug auf die Literatur.

In "aspekte extra" stellte Martin Walser heute abend übrigens folgende These auf:
Der spezifische Umgang der Deutschen mit ihrer Vergangenheit habe es Grass unmöglich gemacht, mit seinem Bekenntnis zu einem früheren Zeitpunkt an die Öffentlichkeit zu gehen...

Nebenbei: Die Autobiographie "Beim Häuten der Zwiebel" soll nicht erst wie ursprünglich geplant ab dem 01. September 2006, sondern ab sofort erhältlich sein...




Gast873 - 16.08.2006 um 23:58 Uhr

Das Buch habe ich gestern schon im Schaufenster zum Kaufen gesehen !

Gruß
Hyperion




Hermes - 17.08.2006 um 00:16 Uhr

Na also, kommerziell scheint ja alles rund zu laufen:

http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID5804596_REF1,00.html

Buch ab sofort im Handel

Derweil gab der Steidl Verlag bekannt, dass das neue Grass-Buch "Beim Häuten der Zwiebel" ab sofort im Handel sei. Der ursprünglich für den 1. September vorgesehene Verkaufsbeginn sei angesichts der aktuellen Debatte um Grass vorgezogen worden. Die Startauflage des Buches betrage 150.000 Exemplare. Beim Internetbuchhandel Amazon steht Grass´ Kindheits- und Jugend-Autobiografie auf Platz eins der Vorbestellungsliste.




Matze - 17.08.2006 um 07:04 Uhr

Zitat:

Buch ab sofort im Handel

Daraus ein Auszug. In dem Kapitel „Wie ich das Fürchten lernte“ beschreibt GraSS seine Erinnerungen an die Kriegszeit. Er nennt die näheren Umstände seines Einberufungsbefehls nicht und beschreibt die Zeit bei der Waffen-SS ab der Seite 121, wie in folgenden Wortlaut-Auszügen dokumentiert:

„Der Zwiebelhaut steht nichts eingeritzt, dem ein Anzeichen für Schreck oder gar Entsetzen abzulesen wäre. Eher werde ich die Waffen-SS als Eliteeinheit gesehen haben, die jeweils dann zum Einsatz kam, wenn ein Fronteinbruch abgeriegelt, ein Kessel wie der von Demjansk aufgesprengt oder Charkow zurückerobert werden mußte. Die doppelte Rune am Uniformkragen war mir nicht anstößig. Dem Jungen, der sich als Mann sah, wird vor allem die Waffengattung wichtig gewesen sein: wenn nicht zu den U-Booten, von denen Sondermeldungen kaum noch Bericht gaben, dann als Panzerschütze in einer Division, die, wie man in der Leitstelle Weißer Hirsch wußte, neu aufgestellt werden sollte, und zwar unter dem Namen ´Jörg von Frundsberg´. Der war mir als Anführer des Schwäbischen Bundes aus der Zeit der Bauernkriege und als ´Vater der Landsknechte´ bekannt. Jemand, der für Freiheit, Befreiung stand.




Herr Aldi - 17.08.2006 um 15:10 Uhr

Gestern sah ich - eher ungewöhnlich für mich - die 19-Uhr-Nachrichten im ZDF. Gegen Ende der Sendung gab es auch einen Bericht über Günter Grass, der unter anderem Stimmen aus der deutschen Literaturwelt beinhaltete. Erschrocken hat mich die Zusammensetzung derjenigen, die da öffentlich ihren Senf dazugaben: zunächst, mit Zornesröte im Gesicht, Hellmuth Karasek (Jahrgang ´34), dann Walter Jens (Jahrgang ´23), schließlich noch angesprochener Martin Walser (Jahrgang ´27). Das passt zwar einerseits zu einer Diskussion über einen, der selbst 1927 geboren wurde, andererseits - ist das die deutsche Literatur? Ein abgehobener Altherrenverein?



bodhi - 17.08.2006 um 18:40 Uhr

Zitat:

ist das die deutsche Literatur? Ein abgehobener Altherrenverein?

Vielleicht wissen sie nicht, wie man sich in einem Forum anmeldet und müssen deshalb interviewt werden?




Hermes - 18.08.2006 um 09:54 Uhr

Zitat:

Das passt zwar einerseits zu einer Diskussion über einen, der selbst 1927 geboren wurde, andererseits - ist das die deutsche Literatur? Ein abgehobener Altherrenverein?

Wen hätte man denn Deiner Meinung nach hinzuziehen sollen?




Matze - 18.08.2006 um 11:02 Uhr

Diese Nachricht wurde von Matze um 11:03:34 am 18.08.2006 editiert

Zitat:

Zitat:

ist das die deutsche Literatur? Ein abgehobener Altherrenverein?

Vielleicht wissen sie nicht, wie man sich in einem Forum anmeldet und müssen deshalb interviewt werden?

Sehr gut auf den Punkt gebracht! - Die Zukunft der Literatur liegt im Netz und in Foren, wie diesem.

Zu "Ein abgehobener Altherrenverein?" - empfehle ich den lesenswerten Artikel aus der SZ:

http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/899/82817/

Grüßken, Matze




Herr Aldi - 18.08.2006 um 16:35 Uhr

Zitat:

Wen hätte man denn Deiner Meinung nach hinzuziehen sollen?

Eben, jüngere Autoren, die man zu Grass befragen könnte, fallen mir spontan nicht ein - allerdings wären mir auch Karasek, Jens und Walser nicht spontan eingefallen. Die Gesichter der deutschen Literatur sind alt und faltig, keine jungen und frischen in Sicht. Der SZ-Artikel bringt dieses Problem auf den Punkt (um gleich darauf in ähnlich undifferenzierter Weise Schwarz-Weiß-Malerei zu Gunsten von Israel zu betreiben, wie sie sonst in den letzten Tagen und Wochen von vielen zu Gunsten des Libanon betrieben wurde - aber das ist ein anderes Thema).




Hermes - 18.08.2006 um 17:18 Uhr

Zitat:

Das Buch habe ich gestern schon im Schaufenster zum Kaufen gesehen !

Gruß
Hyperion

Der General-Anzeiger schreibt in seiner heutigen Ausgabe, dass 2 Tage nach Erscheinen der 1. Auflage (150.000 Stück) bereits 130.000 vergriffen sind und die 2. Auflage sich in Druck befindet...

Ach ja, übrigens: Von Neugier und Mitleid mit dem gescholtenen Herrn Grass getrieben, wollte ich das Buch heute nachmittag in unserer Dorfbuchhandlung erstehen - es ist leider bei dem Vorhaben geblieben!




LX.C - 18.08.2006 um 17:50 Uhr

Also da, wo ich soeben Bücher kaufen war, ist die Buchhandlung gepflastert mit den Dingern. Die Ausschnitte die Grass bei Wickerts Bücher vorgelesen hat, fand ich sehr spannend. Berichte davon, wenn dus gelesen hast oder wer immer.



Hermes - 18.08.2006 um 22:35 Uhr

Zitat:

Die Ausschnitte die Grass bei Wickerts Bücher vorgelesen hat, fand ich sehr spannend. Berichte davon, wenn dus gelesen hast oder wer immer.

Das ging mir genauso. Da ich mich ohnehin von Zeit zu Zeit mit der Thematik befasst habe, werde ich wohl nach sehr langer Zeit wieder etwas von Günter Grass lesen (bisher nur die "Blechtrommel", das muss kurz nach dem Abitur gewesen sein!). Bis vor kurzer Zeit hatte ich noch keinerlei Ambitionen dazu, sondern war vielmehr der Ansicht, Grass nicht auf meinem Wunschzettel stehen zu haben.

Wie schnell sich so etwas ändern kann - und sei es aufgrund einer durch die Masse losgetretene Lawine, die nur auf ein paar Seiten Geschriebenes einer 500 Seiten starken Autobiographie beruht...




Matze - 20.08.2006 um 17:02 Uhr

Zitat:

Die Ausschnitte die Grass bei Wickerts Bücher vorgelesen hat, fand ich sehr spannend. Berichte davon, wenn dus gelesen hast oder wer immer.

Sorry, Wickert kann Käse verkaufen, aber keine Bücher!

UndGraSS entpuppt sich überdies auch als schlechter Autor. Der häufige Gebrauch von entpersönlichten Infinitiv– und Adverbialformen, die an den Stoßseufzer des alten Goethe erinnern, man werde sich doch langsam selbst historisch. Eine Sprache, die tänzelt und nicht tanzt, die zwischen Benennen und Umschreiben schwankt, und Manierismen zur Auflockerung braucht. Dieses Machwerk sollte künftigen Lesern den Blick schärfen für die dunklen Seiten des Grassschen Universums, die man ihm nicht zutraute, weil er sie mit burleskem Getue überspielt hat, weil sein derb–plebejisches Marionettentheater, seine Baalsche Welttrunkenheit, seine hormongesteuerte Exzentrik immer um sich selbst kreisten. Zu Zeiten der Gruppe 47 schwieg GraSS und log, und damals, in den Zeiten des ideologischen Furors war das schlau. Er wollte nicht zugeben, dass er sich freiwillig zur Waffen-SS gemeldet hatte, siegeshungrig, minderjährig, besoffen von Goebbelsschen Phrasen, ein todessüchtiger, dummer Junge. Auf zum letzten Gefecht. Er wäre plötzlich mit seinem Feindbild verschmolzen.

Grüßken, Matze




Wolff - 20.08.2006 um 18:15 Uhr

Zitat:

...Dieses Machwerk sollte künftigen Lesern den Blick schärfen für die dunklen Seiten des Grassschen Universums, die man ihm nicht zutraute, weil er sie mit burleskem Getue überspielt hat, weil sein derb–plebejisches Marionettentheater, seine Baalsche Welttrunkenheit, seine hormongesteuerte Exzentrik immer um sich selbst kreisten.

Wie sich doch die Bilder gleichen.

Kann es sein, dass Du unter Verfolgungswahn leidest?




LX.C - 20.08.2006 um 19:22 Uhr

Zitat:

Zitat:

Die Ausschnitte die Grass bei Wickerts Bücher vorgelesen hat, fand ich sehr spannend. Berichte davon, wenn dus gelesen hast oder wer immer.

Sorry, Wickert kann Käse verkaufen, aber keine Bücher!

Grass hat vorgelesen, nicht Wickert. Und der kann Bücher offensichtlich ganz gut verkaufen. Also lass Zitate von mir bitte aus deinen Wortverdrehern raus.




Hermes - 20.08.2006 um 21:29 Uhr

Zitat:

siegeshungrig, minderjährig, besoffen von Goebbelsschen Phrasen, ein todessüchtiger, dummer Junge. Auf zum letzten Gefecht. Er wäre plötzlich mit seinem Feindbild verschmolzen.


Was ist das nur für ein gequirlter Unfug, den Du da schreibst? Bist Du tatsächlich dieser Überzeugung, oder willst Du hier die Leute zum Narren halten?
Du verspekulierst Dich hoffnungslos ins Blaue, hast keinerlei Beleg für die von Dir aufgeführten obigen Metaphern.
Was soll das?




Gast873 - 20.08.2006 um 23:26 Uhr

Matze fungiert als Sprach-Artist, als nüchterner Advocatus Diaboli, als Wort-Komponist des höchsten Ranges.

Mir machen seine Glossen vegnüglichen Spaß, es ist Komik und Bildung zugleich. Er erschöpft sich als Bildungs-Kosmopolit, mit Polemik sind seine Pfeil-Spitzen auch gegen sich selbst ge-richtet, kurzum er rechnet ab, er rechnet und richtet, er hat Selbstironie. Wie viele haben die schon? GraSS etwa auch?

Gruß
Hyperion




Wolff - 20.08.2006 um 23:59 Uhr

Zitat:

Mir machen seine Glossen vegnüglichen Spaß, es ist Komik

Ja, zum totlachen.

Um eine Glose schreiben zu können, bedarf es Humor, nicht Verbissenheit. Und sollte es dennoch anders gemeint sein, hat es seine Wirkung verfehlt.

Ironie bedarf in der Regel keiner Gebrauchsanleitung.




Wolff - 21.08.2006 um 00:36 Uhr

Zitat:

Glose

Ei verflixt, sowas passiert im Eifer des Gefechts. Editieren ging aber leider nicht mehr, obwohl die 90 Minuten Frist noch lange nicht vorbei sind. Tut mir leid (aber nur dieser Rechtschreibfehler).




Matze - 21.08.2006 um 06:28 Uhr

Zitat:

[
Du verspekulierst Dich hoffnungslos ins Blaue, hast keinerlei Beleg für die von Dir aufgeführten obigen Metaphern.
Was soll das?

Dann mal langsam zum Mitdenken, nehmen wir eine Stelle, in der GraSS die Zeit bei der Waffen-SS beschreibt:

„Der Zwiebelhaut steht nichts eingeritzt, dem ein Anzeichen für Schreck oder gar Entsetzen abzulesen wäre. Eher werde ich die Waffen-SS als Eliteeinheit gesehen haben, die jeweils dann zum Einsatz kam, wenn ein Fronteinbruch abgeriegelt, ein Kessel wie der von Demjansk aufgesprengt oder Charkow zurückerobert werden mußte. Die doppelte Rune am Uniformkragen war mir nicht anstößig. Dem Jungen, der sich als Mann sah, wird vor allem die Waffengattung wichtig gewesen sein: wenn nicht zu den U-Booten, von denen Sondermeldungen kaum noch Bericht gaben, dann als Panzerschütze in einer Division, die, wie man in der Leitstelle Weißer Hirsch wußte, neu aufgestellt werden sollte, und zwar unter dem Namen ´Jörg von Frundsberg´. Der war mir als Anführer des Schwäbischen Bundes aus der Zeit der Bauernkriege und als ´Vater der Landsknechte´ bekannt. Jemand, der für Freiheit, Befreiung stand."

Was für ein grauenhafter Text! "eher werde ich... gesehen haben..." Ist er sich schon völlig abhanden gekommen? Wieso schreibt er nicht: ich kriegte doch auch einen hoch, wenn ich das Gebrülle hörte, ich wollte doch auch SIEGEN, und Russen abknallen, blonde Mädels beschützen und die Besiegten tot vögeln usw... ich war mehr als ein Mitläufer, ich war drauf und dran, zum Täter zu werden." Wenn er das sagen würde, wäre das zwar shocking, aber es wäre ehrlich und dann könnte man mal ehrlich diskutieren, was da subkutan noch alles eitert bei den Zeitgenossen. Dann hätte er beschreiben können, wie es war, als sich sein Sinn drehte (die Kehre!) - das wäre mal spannend. Aber leider kann ers nicht erzählen, erstens, weil es gar keine innere Wende gab, sondern sich nur der Wind drehte, und mit ihm der Bartträger und Pfeifenraucher, der dann später noch einen gewissen Intelligenz-Schub erfuhr und zweitens könnte es gar nicht in Worte fassen, wenn es denn eine Wende gab, denn der Worte scheint er nicht mehr mächtig. Dieser Text ist ein Gestammel. Und wie egoman, was interessiert mich seine Erleichterung? Um die geht es doch nur, nicht um das Poltische. Er wollte sich erleichtern wie man einen [Zensiert] lässt und die Geschäfte ankurbeln und ist nun bass erstaunt, dass der Wind doch etwas rauer ins Gesicht weht. Und so rasch kann er sich nicht mehr drehen... Wohin auch?

Grüßlken, Matze




Sophie - 21.08.2006 um 09:01 Uhr

Zitat:

Was für ein grauenhafter Text! "eher werde ich... gesehen haben..." Ist er sich schon völlig abhanden gekommen? Wieso schreibt er nicht:...

Sag mal, wie sprichst Du hier im Forum eigentlich mit erwachsenen Menschen?! Deine Belehrungen sind ungehobelt und überflüssig.
Und was prädestiniert ausgerechnet Dich dazu, Dich zum Lektor eines Nobelpreis-Trägers und erfahrenen Autors aufzuschwingen? Ich habe selten einen so extremen Fall von Arroganz und Selbstüberschätzung erlebt.




Nash D.Hendriks - 21.08.2006 um 09:07 Uhr

Zitat:

Dann mal langsam zum Mitdenken,...

Voll daneben wie auch der Rest des Elaborats!
Grass mangelte es möglicherweise an Mut, Dir aber zweifellos an Benehmen.

Nash




Matze - 21.08.2006 um 10:08 Uhr

Diese Nachricht wurde von Matze um 10:10:43 am 21.08.2006 editiert

Diese Nachricht wurde von Matze um 10:09:50 am 21.08.2006 editiert

Zitat:

Und was prädestiniert ausgerechnet Dich dazu, Dich zum Lektor eines Nobelpreis-Trägers und erfahrenen Autors aufzuschwingen?
.

Auf den Punkt. Solche Leute werden gar nicht mehr lektoriert. Das ist ein Problem für die Leser.

Um es kurz zu machen. GraSS macht die Zwiebel nicht nur weinerlich, es leidet - was seine eigene Person angeht - unter Beschreibungsimpotenz.

Grüßken, Matze




LX.C - 21.08.2006 um 13:41 Uhr

Grass ist im Naziregime aufgewachsen. Als Nachkriegsgeborene nehmen sich viele zu leichtfertig das Recht raus, zu richten. Doch steht es uns in jedem Fall zu? Jeder sollte zunächst selbst in sich reinhören. Und gerade bei Profilneurotikern herrscht da oftmals leider nur rauschen.

Es ist doch eine typische Eigenschaft der Jugend, das Abenteuer zu sehen und dabei weniger der Wahrheit ins Auge zu blicken. Gerade der Kesselausbruch von Demjansk glorifizierte die SS enorm. Fakt ist, dass die SS zunehmend Probleme bekam, Nachwuchs zu rekrutieren. Man übte gegen Ende des Krieges Druck auf Jugendliche aus, welche die Anforderungen erfüllten, auch wenn sie gar nicht in die SS wollten, Freiwillige aus anderen Ländern wurden rekrutiert und sogar KZ-Häftlinge verpflichtet. Da ist es doch nur eine logische Konsequenz, dass man auch einen Grass einzog, der aus Abenteuerlust nach der Musterung als eine Möglichkeit die Eliteeinheit ankreuzt haben soll.

Ich möchte es gar nicht wiederholen, selbst als Zitat nicht, was du Grass alles unterstellst. Das verblüffendste ist, mit welch Sicherheit du glaubst, Grass ehrliche Gedankengänge zu kennen.

Zudem schiebst du hier eine Hasskugel sondergleichen und bewegst dich dabei wider der öffentlichen Diskussion, denn eigentlich geht es ja nicht um die Mitgliedschaft in der Kampftruppe Waffen-SS selbst, in der zum Schluss jeder fünfte Soldat gewesen sein soll, sondern um seine verspätete Offenbarung. Wobei er um seine Einstellung als Jugendlicher nie einen Hehl gemacht haben soll. Grass-Kenner werden das hier besser wissen.




Matze - 21.08.2006 um 14:04 Uhr

Zitat:

Zudem schiebst du hier eine Hasskugel sondergleichen und bewegst dich dabei wider der öffentlichen Diskussion.

Jawohl! Ich maße mir das Recht auf freie Meinungsäußerung an!

In seinem Memoiren berichtet der Biograph eine Abenteuergeschichte. GraSS ist hinter die russischen Linien geraten. Irrt Tagelang mit anderen Versprengten durch den Zwiebeldunst von Kiefernschonungen und Dörfer und will, vor Angst zitternd, „Hänschen klein“ im dunklen Wald gesungen haben - eine unvergeßliche Episode, so hat man sich Hitlers SS vorgestellt. Wer das glaubt verwechselt Literatur mit einer Art von Ersatzreligion.

Grüßken, Matze




LX.C - 21.08.2006 um 14:35 Uhr

Diese Nachricht wurde von LX.C um 15:16:34 am 21.08.2006 editiert

[Quote]Jawohl! Ich maße mir das Recht auf freie Meinungsäußerung an![/Quote]

Freie Meinungsäußerung, ja! Beleidigung und Unterstellung, nein!
Dem Artikel 5 GG steht das Recht der persönlichen Ehre entgegen. Das müsstest du als gebildeter Mensch doch eigentlich wissen.




Matze - 21.08.2006 um 22:50 Uhr

Zitat:

Das verblüffendste ist, mit welch Sicherheit du glaubst, Grass ehrliche Gedankengänge zu kennen.

Ich lese Texte und interpretiere sie. Wenn meine Zuspitzungen auf ein geteiltes Echo treffen, fühle ich mich eher bestätigt. Es geht um Inhalte, nicht um Eitelkeiten!




Wolff - 21.08.2006 um 23:29 Uhr

Diese Nachricht wurde von Wolff um 23:35:51 am 21.08.2006 editiert

Inhalte also:

Zitat:

..könnte eine reizvolle Aufgabe sein, solche Gebißträger in die Rente zu schicken...

...was interessiert mich seine Erleichterung...

Wickert kann Käse verkaufen, ...

Da fallen mir nu noch die Worte des verehrten Trappa Toni ein: "Was erlauben, Strunz:"

Geist? - Der war gut!

Ich hab ihn früher auch nur geraucht.

Früher sind bei Revolutionen Köpfe gerollt...

Auge um Auge. Zahn um Zahn. Blut und Boden. Grass um Graßhalm.

..mal langsam zum Mitdenken...

...ich wollte doch auch SIEGEN, und Russen abknallen, blonde Mädels beschützen und die Besiegten tot vögeln usw...

GraSS

Bartträger und Pfeifenraucher

..da haben Typen wie Marcel Reich–Ranicki oder Günter Grass nichts mehr zu suchen.


Aber Du!?

Inhalte also, keine Eitelkeiten.




Matze - 22.08.2006 um 05:45 Uhr

Diese Nachricht wurde von Matze um 05:45:54 am 22.08.2006 editiert

Wenn es denn so ist, ein letztes Beispiel: Dass GraSS nun behauptet, seine erste Begegnung mit direktem Rassismus habe er in einem amerikanischen Kriegsgefangenenlager erlebt, obwohl er in der schlimmsten und offenkundigsten rassistischen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts groß geworden ist, zeigt, dass er der Wahrheit seiner eigenen Geschichte und der seines Landes nicht wirklich nahe gekommen ist. Die absurde Anekdote, mit der er unterstellt, dass er zum erstenmal mit direktem Rassismus konfrontiert gewesen sei, als er hörte, wie weiße amerikanische Soldaten ihre schwarzen Kameraden [Zensiert]nannten. Hat GraSS im Ernst erwartet, dass irgend jemand, der einen Funken klaren Menschenverstand besitzt und schon einmal etwas von der deutschen Rassenpropaganda vor und im Krieg gehört hat, ihm das glauben würde?

Grüßken. Matze




Matze - 22.08.2006 um 12:24 Uhr

Hab mir mal die Arbeit gemacht, die Einzelteile zu einem Essay zu kompilieren. Klickst Du hier:
http://www.textdiebe.de/werkstatt/autor.php?autor=1246

Mehr habe ich nicht mehr dazu zu sagen.

bedanke mich, Matze




Kroni - 22.08.2006 um 13:09 Uhr

Ich mag Grass nicht, genausowenig, wie ich Böll mag - diese ewigen Moralisierer.

Komisch, daß ich Lenz mag, der moralisiert auch - aber da ist es irgendwie anders. Der Zeigefinger ist nicht ganz so weit nach oben gereckt, und Lenz hat sich auch nie als Großschriftsteller gueriert, war bescheiden geblieben - im Gegensatz zu diesem Aplomb, mit dem sich Grass & Consorten in die linke Szene und in grelles Licht gesetzt haben, sich nach vorne gedrängelt haben, wann immer es die Möglichkeit gab, einen auf geistigen und moralischen Führer in diesem unserem Lande zu machen.

Ich mag Lenz, weil er das moralische Problem thematisiert, ohne sich für irgendwelche Lösungen stark zu machen.

Ich mag Grass nicht, weil er den Zeigefinger nicht nur erhoben, sondern auch in eine gewisse Richtung weisen wollte - l´art engagé ist immer so eine Sache.

Mir persönlich ist der Mensch Grass nicht unsympathischer geworden dadurch, daß er Soldat der Waffen-SS gewesen ist. Er ist mir auch nicht sympatischer geworden dadurch, das er es jetzt "gestanden" hat. So sehr, wie Grass die Moralität zu seinem Geschäft gemacht hat, frage ich mich, ob nicht geschäftliche Überlegungen bei diesem Schritt eine gewisse Rolle gespielt haben werden. Sollten sie es getan haben, dann waren jene geschäftlichen Überlegungen wohl die Richtigen.

Ich empfinde Symphatie für alldiejenigen, denen Grass seine eigene Moralität monströs entgegengestreckt hat, und sie als Schufte diffamiert hat - ihnen steht jetzt endlich das tu quoque offen: Du warst also auch so einer !

Ich lebe als Westdeutscher in Ostdeutschland. Hier finden wieder ähnliche Dinge statt. Jeder fragt man sich, wieso die DDR so lange überleben konnte, wo doch alle ausnahmslos dagegen waren. Sich gegenseitig als Stasi-Spitzel zu denunzieren, ist immer noch ein beliebtes Gesellschaftsspiel in diesem Land aus Schuld und Sühne.

Kann man denn nicht einfach mal die Fresse halten, wenn einer, zwei oder viele Scheisse gebaut haben, und ihnen die Hand reichen auch dann, wenn ihr Haupt nicht mit Asche gesalbt ist ? So zum Beispiel, wie es die Franzosen, Engländer und Amerikaner seit 1945 mit dem besiegten Deutschland getan haben ?

Muß man statt dessen immer auf dem Niveau der Bildzeitung ("Wir sind Papst!") denken: Grass war bei der Waffen-SS - also war Grass bei der SS und ein Nazi und ein Schlächter in Auschwitz oder so und auf jeden Fall ein Schwein !

Was für ein Humbug !

Denkt niemand daran, daß in jener israelischen Gedenkstätte Vad Dingenskirchens auch ein Bäumchen für einen SS-Offizier namens Hans Callmeyer steht, der als Schreibtisch-Schindler in den Niederlanden zehntausende gerettet hatte ?

Moral, Recht und Unrecht ist ein diffiziles Geschäft, aber wir betreiben es auf dem Niveau eines Kindergartens - seit nunmehr über 50 Jahren. Es reicht allmählich.

Dixit Kroni




Hermes - 23.08.2006 um 12:47 Uhr

Grass behält die Danziger Ehrenbürgerschaft - die Erklärung dafür, aber auch die 180°-Kehrtwende Lech Walesas sind sehr interessant.

http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID5839900_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB ,00.html




Matze - 24.08.2006 um 07:14 Uhr

Das zentrale Skandalon bleibt der Mangel an der Aufrichtigkeit eines Moralisten, diese lässt sich auch nicht mit dem Euphemismus „nachwachsender Scham“ schönreden. Ein moralischer Appell gewinnt seine Wahrheit durch Gründe und Argumente, nicht durch die Person des Autors. Auch wenn ein notorischer Übeltäter dazu aufriefe, Verbrechen aufzudecken und zu bestrafen, so verlöre diese Aufforderung nichts von ihrer Richtigkeit. Aber vieles von ihrer Berechtigung - und allerhand von ihrer Wirkung.

Grüßken, Matze




Gast873 - 24.08.2006 um 13:07 Uhr

Worin liegt nun das (Un-)Verbrechen von Grass? Ich sehe keins. Sein Geständnis macht seine Literatur nicht besser, aber auch nicht schlechter. Und durch "Zwiebelgeständnisse" eines notorischen Lügners lass ich mich nicht in Sachen "gute Literatur" korrumpieren. Wer Grass lesen will, soll ihn lesen, und ich rede nur vom künstlerischen Wert, der zählt, nicht von irgendwelchen Tratschgeschichten.

Gruß
Hyperion




bodhi - 24.08.2006 um 19:28 Uhr

Man möchte rufen: "Günter, oh, Günter, Du hast es mal wieder getroffen."



Matze - 25.08.2006 um 11:31 Uhr

Nachtrag: Die Frundsberg–Parole, unter der seine Waffen–SS–Einheit antrat lautet: "Viel Feind, viel Ehr".

Grüßken, Matze




Wolff - 25.08.2006 um 15:39 Uhr

Zitat:

Mehr habe ich nicht mehr dazu zu sagen.

Ein Mann, ein Wort.




Herr Aldi - 25.08.2006 um 16:53 Uhr

Eine Frau, ein Wörterbuch.



LeilahLilienruh - 25.08.2006 um 17:23 Uhr

Passt nicht ganz ins Ausgangsthema, aber zu "Herr Aldis" Bemerkung, fällt mir eine Frage meiner 15jährigen literaturbegeisterten Tochter ein, die ich nicht beantworten konnte, jedoch gern an Euch weitergebe:
"Warum schreiben im versalia-Forum eigentlich so wenige Frauen?"

Falls irgendjemand Interesse hat, das eingehender zu diskutieren, würde ich evtl. ein neues Thema eröffnen. Oder war das hier vielleicht schon einmal Thema?

Liebe Grüße
Leilah




Hermes - 25.08.2006 um 17:48 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hermes um 17:55:34 am 25.08.2006 editiert

Eine ebenso gute wie berechtigte Frage.
Ich wage gar nicht, hier nach Antworten zu suchen...

Vielleicht solltest Du, Leilah, mal ein wenig die Werbetrommel rühren. Als zur Zeit versalia-aktivste Schreiberin wirst Du doch sicher einige Geschlechtsgenossinnen (schönes Wort!) gewinnen können, hier mitzumachen, oder?

Unter uns zwei Pastorentöchtern:
Zur Not registrierst Du Dich noch zwei-, dreimal mit anderen Namen, um die Frauenquote wie gewünscht in die Höhe zu treiben...

Viele Grüsse,
Hermes




Hermes - 25.08.2006 um 17:52 Uhr

Was Günni wohl dazu sagen würde??



LeilahLilienruh - 25.08.2006 um 18:03 Uhr

Lieber Hermes,

der Günni, mit dem ich ja sonst immer alles bespreche, hat vermutlich im Moment andere Probleme als "Frauenquote". (Ob die "Genossinnen" so gut auf ihn zu sprechen sind, wage ich im Augenblick ebenfalls zu bezweifeln.)

"Frauenquote" finde ich ja auch so ein himmelschreiendes Thema! Das klingt immer so armselig und mitleidig. Und mit Mehrfachregistrierungen wäre ja der Fragestellung meiner Tochter auch nicht wirklich gedient.




Hermes - 25.08.2006 um 18:08 Uhr

Zitat:

"Frauenquote" finde ich ja auch so ein himmelschreiendes Thema! Das klingt immer so armselig und mitleidig. Und mit Mehrfachregistrierungen wäre ja der Fragestellung meiner Tochter auch nicht wirklich gedient.

Gebe Dir vollkommen recht. Wollte einfach nur mal so richtig lustig sein...




Kenon - 25.08.2006 um 19:33 Uhr

Zitat:

"Warum schreiben im versalia-Forum eigentlich so wenige Frauen?"

Es geht halt um Sachthemen...




LeilahLilienruh - 25.08.2006 um 23:14 Uhr

Diese Nachricht wurde von LeilahLilienruh um 23:15:15 am 25.08.2006 editiert

Zitat:

Es geht halt um Sachthemen...

Jaaaa? Jetzt aber mal Butter bei die Fische! Nicht Anlauf nehmen und wieder vom Einer klettern!




LX.C - 26.08.2006 um 16:51 Uhr

Ich glaube eher, dass Frauen ihr Unterhaltungs- und Beschäftigungsfeld von Natur aus weniger virtuell suchen. Aber wenn Deine Tochter oder dich eine Diskussion darüber interessiert, dann eröffne doch einen Beitrag unter Sonstiges oder Interne Diskussionen, da hatten wir schon ähnliche Thematiken diese Seite betreffend. Wir wollen doch jetzt nicht die ganze Diskussion über Grass zum Schluss noch verfremden.



bodhi - 27.08.2006 um 00:15 Uhr

Hörprobe, unter Hörprobe zum Hörproben anzuklicken, falls gewünscht.



Hermes - 27.08.2006 um 16:51 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hermes um 16:53:51 am 27.08.2006 editiert

Nachdem wir nun seit Wochen über Grass´ Moral, Scheinheiligkeit und den erhobenen Zeigefinger debattiert haben, ist es vielleicht an der Zeit, einmal das Buch zu besprechen, das ja eigentliches Thema dieser Diskussion ist.
Ich möchte mit einer Art Inhaltsangabe beginnen; zuvor jedoch dies:

Die Spiegel-Auflistung der zur Zeit am häufigsten verkauften Bücher sagt völlig unerwartet Folgendes:
http://www.spiegel.de/kultur/charts/0,1518,385585,00.html

"Beim Häuten der Zwiebel", im Steidl-Verlag erschienen, ist eine schöne Ausgabe. Das mal als Subjektivum vorweg.

Wenn man sich einmal an den Grass´schen Schreibstil gewöhnt hat (ich erinnere mich dunkel: Damals, als ich die ´Blechtrommel´ las, ist es mir ähnlich ergangen!), liest es sich ganz leicht und flüssig. Der Autor schreibt sowohl aus der Perspektive des Ich-Erzählers als auch von sich in der dritten Person. Mal etwas anderes, denkt man sich.

Grass berichtet zunächst aus der Zeit, bevor seine Heimatstadt Danzig direkt ins Kriegsgeschehen einbezogen wurde. Der Zeit, als seine Eltern einen Kolonialwarenladen betrieben und er, Grass, Zigarettenbildchen sammelte und so bereits als Zwölfjähriger Einblick in die Geschichte der Kunstmalerei erhielt. Der Zeit, als er für seine Mutter Aussenstände der Kunden eintrieb und sich so ein kleines Zubrot verdiente.

Dann seine Arbeitsdienstzeit und die Einberufung, gefolgt von der ominösen Waffen-SS Zeit, in einem zentralen Kapitel namens "wie ich das Fürchten lernte" eingebettet.
Dieses Kapitel ist in der Tat recht spannend zu lesen, wenn auch die "Hänschen Klein" Geschichte wie auch die im Folgekapitel erwähnte Bekanntschaft mit eben jenem "Joseph" aus Oberbayern dem Leser einiges an Gutgläubigkeit abverlangt... Mir erging es jedenfalls so.

Die Nachkriegszeit, nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft, schildert zum einen seine Zeit als Arbeiter unter Tage, im Kali-Bergbau Raum Hannover (endlich weiss ich, worum es sich bei der riesigen Abraumhalde neben der A 2 handelt, wenn man von Dortmund nach Hannover fährt...). Was etwas irritiert: Grass permanente, nicht nur in diesen Kapiteln ständige Schilderung seines sogenannten "zweiten Hungers" und dessen Befriedigung... Der Mann scheint ja doch recht erfolgreich gewesen zu sein!

Soweit der Stand der Dinge. Das nächste Kapitel verspricht dem Leser, mehr über Grass´ "dritten Hunger" zu erfahren.




bodhi - 21.12.2006 um 21:03 Uhr

Man sprach darüber



Hermes - 14.04.2007 um 13:08 Uhr

...und der fromme Joseph, mit dem Grass in amerikanischer Kriegsgefangenschaft nachts im Zelte wachliegend über theoligische Fragen diskutiert haben will, wird am Montag 80 Jahre alt. Hach, welche Zufälle!



Matze - 12.06.2007 um 17:16 Uhr

W a s für e i n H a m m e r , d e r N e w Y o r k e r h a t d i e Z w i e b e l g e hä u t e t . D a s w o l l t e u n s G r a S S a l s o s a g e n :


H o w I S p e n t t h e W a r
A r e c r u i t i n t h e W a f f e n S . S .
b y G ¸ n t e r G r a s s J u n e 4 , 2 0 0 7


Link: http://www.newyorker.com/reporting/2007/06/04/070604fa_fact_grass




Der_Geist - 12.06.2007 um 23:19 Uhr

nu macht sich gunter the conquerer uebern teich mit seinem business zu erschließen neue maerkte. ein hoch dem capitalism. und his bank account singt jubilee.



Hermes - 15.08.2007 um 21:10 Uhr

Ist die Schwarze Köchin da? Ja - Ja - Ja!

Basta cosi!




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