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-- Philosophie
--- Nietzsche, mit dem Hammer befühlt

Kenon - 22.06.2006 um 16:34 Uhr

Zitat:

Ist Nietzsche aber wirklich ein großer Denker oder ein verhinderter Dichter? Gemessen an Aristoteles und Hegel ist er ein leidenschaftlicher Dilettant, der gegen seine Zeit zugunsten einer kommenden wirken wollte. Gemessen an Sophokles und Hölderlin sind Nietzsches Zarathustralieder und Gleichnisreden, mit wenigen kostbaren Ausnahmen, die künstliche Einkleidung von "Gedankenerlebnissen".

Karl Löwith: Nietzsche nach 60 Jahren. In: Bernd Lutz (Hg.): Der Mensch inmitten der Geschichte: philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts / Karl Löwith. Stuttgart 1990. S. 285f.




bodhi - 22.06.2006 um 18:54 Uhr

Nietzsche kann dazu nichts mehr sagen. Vielleicht hat er einfach nur seinen Kopf leergeschrieben in der Hoffnung, nicht wahnsinnig zu werden.



Kenon - 08.07.2006 um 17:44 Uhr

Zitat:

Nietzsche kann dazu nichts mehr sagen.

Was sollte er darauf auch erwidern, wenn er noch leben würde?

Zitat:

Vielleicht hat er einfach nur seinen Kopf leergeschrieben in der Hoffnung, nicht wahnsinnig zu werden.

Trügerisch ist alle Hoffnung. Alle?




bodhi - 08.07.2006 um 19:22 Uhr

Diese Nachricht wurde von bodhi um 19:25:40 am 08.07.2006 editiert

Zitat:

Zitat:

Nietzsche kann dazu nichts mehr sagen.

Was sollte er darauf auch erwidern, wenn er noch leben würde?

Tja, das möchte ich nicht fantasieren, das mögen Nietzsche-Kenner tun (mal davon abgesehen, ob der Text siehe oben so geschrieben worden wäre, wenn N. zum Zeitpunkt des Verfassens noch gelebt hätte).

Aber was könnte man denn allgemein auf das Verhackstücken des Eigenen so antworten?

1. Nichts

2. "Ach so."

3. "Immer diese Bewertungen."

4. "Auch Analysten brauchen Stoff. Liefern wir ihn ihnen."

5. "Das klingt ja interessant Herr/Frau X, aber..."

6. "Jetzt hör mal zu, du A... Glaubst du etwa, du könntest hier so einfach..."

7. "Ich habe gedacht, und dann habe ich es aufgeschrieben."

Betrachtungen eines Naiven. Wie immer.;) Ich bitte schon jetzt um Schonung.

Zitat:

Zitat:

Vielleicht hat er einfach nur seinen Kopf leergeschrieben in der Hoffnung, nicht wahnsinnig zu werden.

Zitat:

Trügerisch ist alle Hoffnung. Alle?

Ist eine Frage der Einstellung zu dem Begriff "Hoffnung". Gibt es keine, folgt auch kein Trug. Immer diese Bewertungen.




LX.C - 14.08.2006 um 12:30 Uhr

[Quote]der gegen seine Zeit zugunsten einer kommenden wirken wollte.[/Quote]

Vielleicht muss man, um das zu erreichen, schreiben wie ein leidenschaftlicher Dilettant.
Um aufklärend zu wirken, mir scheint dies vorrangig Nietzsches Ziel gewesen zu sein, auch wenn man über Inhalte heftigst streiten könnte, muss man ein breites Publikum erreichen, und das erreicht man nur, wenn man sich einer klaren und deutlichen Sprache bedient, so wie Nietzsche es tat. Im Zarathustra bediente er sich wiederum eines künstlerischeren Ausdrucks. Er ist also je nach Ziel mehr Denker als Dichter und umgekehrt. Vielleicht ist Nietzsche als Philosoph des Volkes zu betrachten und weniger wie Hegel einer ausschließlich elitären Leserschaft. Ihn deshalb als Dilettant zu bezeichnen, liegt vermutlich wieder einzig im Auge einer sprachlich erhabeneren elitären Gruppe.




Gast873 - 18.08.2006 um 11:05 Uhr

Ich bin ebenfalls der Meinung, dass die Dichter-Philosophen wie Nietzsche und Platon für die Menschheit geschrieben haben, während sich etliche Akademiker-Generationen von Professoren, Doktoranden und Post-Doktoranden an Hegel und Kant abarbeiten, nur um am Ende zugeben zu müssen, nach zwanzig Jahren immer noch nicht viel von Hegel zu verstehen. Wie sollten sie auch? Und wenn sie etwas dazu und darüber schreiben, dann ist es trotzdem Sekundärliteratur, und was liegt einem Hegel an mimetischen Wiederholungen und dilettantischem Drum-Herum-Doktern des Akademie-Volkes.

Nietzsche wird nicht nur seines erregten Wortwitzes wegen ein Sprachmeister sein, der in vielen Köpfen wie ein Gespenst spukt, sondern er ist ein schizophren-subversiver Nomade des Geistes und der Metaphern.

Gruß
Hyperion




Franklin Bekker - 31.08.2006 um 14:03 Uhr

Etwas mit dem Hammer zu befühlen, wie ein Schmied, es in eine Form zu drücken ist eine sehr ungehobelte Methode etwas anzugehen. Der Hammer mit dem wir Nietzsche befühlen sind unsere Fragen, die wir an ihn richten und von ihm beantwortet haben wollen, ist ihn zu lesen als antworte er auf unsere Fragen. Es scheint, dass Nietzsche es verstanden hat so zu schreiben, dass es uns sehr schwer wird ihn mit dem Hammer zu befühlen.



mande - 18.03.2007 um 18:44 Uhr

Wir alle kennen ja Nietzsches Ohrwurm:
"Gott ist tot".
Als nun Nietzsche starb, dröhnte höhnend eine Stimme aus den Wolken:
"Wer ist jetzt tot?"
Und ein gewaltiges Lachen erfolgte.

Mit Grüssen,
Mande




LX.C - 18.03.2007 um 22:45 Uhr

Paradox ist, dass der, der Gott für tot erklärte,
sich am Ende selbst für Gott hielt.
[Quote]
[Nietzsche:]
"[...] zuletzt wäre ich sehr viel lieber Basler Professor als Gott; aber ich habe es nicht gewagt, meinen Privat-Egoismus so weit zu treiben, um seinetwegen die Schaffung der Welt zu unterlassen."

[Overbeck (Freund von Nietzsche):]
"Es kam vor, dass er in lauten Gesängen und Rasereien, am Klavier sich maßlos steigernd, Fetzen aus der Gedankenwelt, in der er zuletzt gelebt hat, hervorstieß und dabei auch in kurzen, mit einem unbeschreiblich gedämpften Tone vorgebrachten Sätzen sublime, wunderbar hellsichtige und unsäglich schauerliche Dinge über sich als Nachfolger des toten Gottes vernehmen ließ"

Zitate entnommen aus: Böhmer, Otto A.: Warum ich ein Schicksal bin, Das Leben des Friedrich Nietzsche, Reclam, Leipzig 2004, S. 75/77.
[/Quote]

Gelacht hat vermutlich dennoch keiner.




mande - 19.03.2007 um 11:10 Uhr

Zu:
Paradox ist, dass der, der Gott für tot erklärte,
sich am Ende selbst für Gott hielt.

Das ist kein Paradox, sondern in vielen Fällen Realität.
Siehe Stalin, Mao, Hitler und andere kleinen Götter.

*

Zu:Gelacht hat vermutlich dennoch keiner.

Doch; Zeus, nicht JHWH. (Dionysisches Gelächter)

Mit Grüssen,
Mande




LX.C - 19.03.2007 um 13:07 Uhr

[Quote]Das ist kein Paradox, sondern in vielen Fällen Realität.[/Quote]

Auch die Realität kann paradox sein.




mande - 19.03.2007 um 13:56 Uhr

Auch die Realität kann paradox sein.

Ja, ja. Sicher. Wird schon stimmen.
Muss an René Descartes denken.
´Ich denke, also ich bin´.

Realität oder paradox?

Denn,
viele denken nie
und sind dennoch,
irgendwie!

Na, ja. Filosofie heisst: lustig sein!

Mande




vanhengel - 23.04.2007 um 22:56 Uhr

Wo hat Nietzsche gesagt, dass Gott tot sei?
Hat er nicht vielmehr gesagt, dass wir ihn getödtet haben, in Form von Jesus?

Wenn er behauptet hat, dass Gott tot ist, dann muss er ja gewusst haben, dass er mal gelebt hat? (alte Logik)
Ist "Gott ist tot" nicht vielmehr ein Zeichen von Nietzsches subversivem Denken?

Gruß vanhengel




Gast873 - 24.04.2007 um 15:33 Uhr

Also nicht Nietzsche, sonder Hegel hat gesagt "Gott ist tot", allerdings NICHT in einem apodiktischen und assertorischen Sinne, es war eine Feststellung in Bezug und in Konnotation zu etwas anderem. Ex-kontextuell aber so herausgerissen, wird es falsch interpretiert.

Gruß
Hyperion




Franklin Bekker - 24.04.2007 um 17:43 Uhr

Nietzsche lässt für gewöhnlich sagen, dass Gott tot ist. Fröhliche Wissenschaft 125 (der tolle Mensch), Also sprach Zarathustra Vorrede 2 (Zarathustra selbst). An anderen Stellen wird davon gesprochen, dass Gott starb. Zarathustra Vorrede 3. und an wieder anderen davon, dass Gott ermordet wurde Zarathustra 4. Theil und FW 125. In Bezug auf den hässlichsten Menschen. Im Lenzer Heide Fragment 7. spricht Nietzsche (vielleicht ist auch einfach noch kein Sprecher zugewiesen) von der überwindung des "moralischen Gottes". In FW 108 ist analog zu Buddha Gott gestorben und neue Kämpfe stehen an gegen die Schattn Gottes, die man noch in Höhle zeigt. In FW 343 gilt die Nachricht vom Tode Gottes als das größte neuere Ereignis.

Hey ich sollte einen Vortag darüber halten ;)




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