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-- Medienkritik & Kommunikation
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Kenon - 21.05.2006 um 00:31 Uhr
Werbung möchte einen unglücklich und krank machen, um gleich darauf sagen zu können: Was ich Dir verspreche, macht Dich glücklich und gesund. Überall Werbung, überall Unglück, Krankheit und Versprechungen.
bodhi - 21.05.2006 um 00:36 Uhr
Bedarf will geweckt werden.
Kenon - 21.05.2006 um 00:38 Uhr
Diese Nachricht wurde von Kenon um 00:43:01 am 21.05.2006 editiert
Zitat:
Bedarf will geweckt werden.
Der Bedarf selbst, dessen darfst Du Dir sicher sein, will nichts.
(Womit ich mich selbst des ungenauen Ausdrucks überführt hätte).
LX.C - 21.05.2006 um 00:42 Uhr
[Quote]Um Bedürfnisse zu schaffen, muss man Neid, Leid, Unzufriedenheit schüren.[/Quote]
Quelle: Frederic Beigbeder: 39,90, Rowohlt, Reinbeck bei Hamburg 2002, S.15.
Kenon - 21.05.2006 um 00:47 Uhr
Zitat:
39,90
Ein interessanter Buchtitel. Ich hatte erst kürzlich eine Konversation (warum will es nur immer Konservation schreiben?) darüber, dass runde Preise weniger kapitalistisch seien...
bodhi - 21.05.2006 um 00:50 Uhr
Zitat:
(Womit ich mich selbst des ungenauen Ausdrucks überführt hätte).
Damit ist meine Nicht-Antwort hinfällig.
bodhi - 21.05.2006 um 01:00 Uhr
Zitat:
(warum will es nur immer Konservation schreiben?)
...weil der Bedarf in der Dose sitzt, die geöffnet werden will?
Kenon - 21.05.2006 um 01:02 Uhr
Ähnlich geht es ihm mit dem Wort Konfirmation. Das will immer Konformation geschrieben werden...
bodhi - 21.05.2006 um 01:06 Uhr
weil: wir bestärken uns gemeinsam.
Kenon - 21.05.2006 um 01:09 Uhr
Ich erkläre es mir eher mit Bestätigung und Gleichschaltung.
bodhi - 21.05.2006 um 01:12 Uhr
Zitat:
Gleichschaltung.
wie elektrisch das daherkommt.
Kenon - 21.05.2006 um 01:14 Uhr
Diese Nachricht wurde von Kenon um 01:16:34 am 21.05.2006 editiert
Zitat:Zitat:
Gleichschaltung.
wie elektrisch das daherkommt.
Es riecht nach Totalitarismus.
Der Bogen zurück zum Thema:
Wollt Ihr die totale Ware?
bodhi - 21.05.2006 um 01:19 Uhr
Zitat:
Wollt Ihr die totale Ware?
...und die Masse sagt bis zum 31.12.2006 noch JA zu 16 % Mehrwertsteuer und plündert die Kaufhäuser...
Kenon - 23.05.2006 um 16:29 Uhr
Juché!
Zitat:Der deutsche Werbemarkt zieht wieder an. Die Werbewirtschaft rechnet für dieses Jahr mit einem Plus von zwei Prozent. Das zweite Mal in der Geschichte der Werbung könnte die Branche die Grenze von 30 Milliarden Euro knacken.
Quelle:
Werbung knackt die 30-Milliarden-Grenze (SpOn)
Wolff - 23.05.2006 um 21:03 Uhr
Im Prinzip ist gegen Werbung ja nichts einzuwenden. Wenn man besonnen damit umgeht, kann man z.B. jede Menge Kohle sparen, sofern man auf den Preis gucken muss. Wer allerdings auf platte und in der Regel offen kundige Versprechungen herein fällt, ist selber schuld.
Was mich allerdings ärgert und bedenklich stimmt, ist die Aggressivität, die heute in der Werbung den Ton beherrscht. Wenn ich an den Slogan einer großen Technikkette denke, der mir bis vor kurzem entgegengebrüllt wurde, dröhnt mir noch im Nachhinein der Schädel. Und auch die niedliche kleine Göre, die Grimassen schneidend mir ihren Joghurt-Geschmack aufdrängen will, nervt mich wahnsinnig. Denn nicht nur der Tand wird damit unters Volk gebracht, sondern auch gewisse Umgangsformen.
LX.C - 23.05.2006 um 22:19 Uhr
[Quote]Und auch die niedliche kleine Göre, die Grimassen schneidend mir ihren Joghurt-Geschmack aufdrängen will, nervt mich wahnsinnig.[/Quote]
Ich verstehe dich, ich kann diese Werbung auch nicht ertragen. Und du hast ganz recht, wie viele Kinder eifern dieser Göre nun nach. Die Werbetreiber denken vermutlich gar nicht drüber nach, was sie alles anrichten mit so einem Schrott. Hauptsache die Bosse nicken und die Kohle stimmt.
Aber es gibt auch niedliche und lustige Werbung, Werbung mit Unterhaltungswert, über die man sich freut.
Wolff - 24.05.2006 um 07:12 Uhr
Ich erinnere mich an einen Eigenwerbe-Spot eines privaten lokalen Radiosenders, der sinngemäß aussagte, dass alle, die den Sender nicht hören, eins auf die Fr.... kriegen. Entsprechende Geräusche sollten die Botschaft verstärken. Das sollte dann witzig sein. Der Spot ist zwar verschwunden, aber die Moderatoren blödeln auf dem gleichen Niveau fröhlich weiter. Und die Einschaltquoten steigen regelmäßig. Lustich!
hwg - 24.06.2006 um 08:24 Uhr
Nicht wenige (literarische) Autoren arbeiten zusätzlich als Werbetexter. Wollt ihr denen
das Brot wegnehmen? Man soll nicht alles über einen Leisten biegen - es gibt durchaus ansprechende, ja sogar "intellektuelle" Werbung. Wenn mir etwas nicht gefallen sollte, schau ich einfach nicht hin. Somit habe ich mit Werbung kein Problem.
martirio - 25.06.2006 um 14:59 Uhr
Ich sah Werbetexter, und sah in ihnen nur willige Werkzeuge der Unterdrückung, die im Kampf um das Geschick der Menschheit im Dienste Satans stehen. Werbetexter, die dem Herrn der Fisternis ihre Seele für einen Hauch von Goldstaub preisgaben. Kein Licht kommt durch sie in die Welt, nur Schatten, nur Verderben. Ihr Wort ist teuflische Lüge.
Wolff - 25.06.2006 um 20:08 Uhr
Diese Nachricht wurde von Wolff um 20:13:29 am 25.06.2006 editiert
Zitat:
Kein Licht kommt durch sie in die Welt, nur Schatten...
Also, besonders helle finde ich das ja auch nicht. Klingt selbst fast wie ein Werbeslogan und - entschuldige bitte - genauso platt und hohl.
Das Übel ist weniger die Werbung, sondern dass die Menschen sich kaum die Mühe machen, eine eigene Meinung zu haben. Statt dessen wird lieber der bequemere Weg gewählt und ein vorgekauter Meinungsbrei geschluckt, der aus Gut und Böse, Schwarz und Weiß und Himmel und Hölle besteht. Das führt dann eben dazu, dass man sich lieber fremdbestimmen lässt, als sich kritisch auseinander zu setzen. Verlogene Werbung würde nicht funktionieren, wenn sich die Leute nicht für dumm verkaufen lassen würden.
LX.C - 25.06.2006 um 23:24 Uhr
[Quote]Statt dessen wird lieber der bequemere Weg gewählt und ein vorgekauter Meinungsbrei geschluckt[/Quote]
Meinst du, die Menschen sind wirklich so unmündig? Ich denke nicht.
Ich glaube viel eher, dass die Werbeindustrie und die Industrie selbst sich da etwas vormachen.
Vielleicht entsteht Werbung ja aus einem ähnlichen Gefühl heraus wie Markenzwang bei Pubertären. Wer keine Werbung betreibt, ist nicht In. Wer nicht In ist, kann sich unter seinen Konkurrenten schwer behaupten. Also schaltet man Werbung, um vorzutäuschen, In zu sein. Vielleicht ist Werbung lediglich ein Machtspielchen der Industrie und hat direkt gar nichts mit uns zu tun. Na ja, eigenartige These, ich gebs zu :-)
Wolff - 26.06.2006 um 00:20 Uhr
Nein, nein, sie sind schon mündig. Sie machen in diesem Fall nur keinen Gebrauch davon.
Ich habe vor einigen Jahren einmal eine zeitlang im Handel und in der Gastronomie jobben müssen. Da habe ich u.a. die Erfahrung gemacht, dass unmittelbar nach Ausstrahlen neuer Werbespots gehäuft nach den angeworbenen Artikeln gefragt wurde. Und nicht selten im (albernen) Originalwortlaut des Spots. Anfangs hielt ich das noch für einen Scherz, bis ich merkte, das ist den Leuten tatsächlich in Mark und Knochen über gegangen.
Eine Erklärung dafür fand ich bei http://www.ard-werbung.de/ :
Zitat:
"RADIOPOWER - Die Kraft, die Erinnerung schafft".
Unter der o.g. Quelle erfährt man auch, was derzeit ein Spot kostet:
Zitat:
Die Preise für 30 Sekunden klassische TV-Werbung reichen durchschnittlich von 15.000 Euro bis 55.800 Euro.
Für einen Spot wohlgemerkt. Und das muss am Ende ja auch wieder reinkommen.
Persephone - 26.06.2006 um 00:30 Uhr
Böse böse Werbung, böse böse Welt. Ich war neulich bei einer Diskussion dabei, wo Kommilitonen von mir versucht haben, Werbung in "gute" und "böse" Werbung zu unterteilen. Die Idee finde ich absurd, weil alles ja irgendwie Manipulation ist. Wer bewertet, in welchem Fall eine Manipulation in Form von Aufklärung angebracht ist und in welchem Fall das wieder kontraproduktiv ist?
Um jetzt doch ein wenig zu werten, muss ich sagen, dass ich Werbung, die speziell auf Kinder als Zielgruppe abzielt, teilweise für bedenklich halte, auch wegen der oben scho genannten Umgangsformen. Es wird da ein Befehlston den Eltern gegenüber gelehrt. Nicht nur, dass vorgegaukelt wird, wie gesund die Produkte doch sein sollen, nein, das Kind wird quasi dazu gebracht, die Eltern zu erpressen, *den* Joghurt und keinen anderen zu kaufen, denn der ist ja auch gesund und jetzt gibt es keine Ausreden mehr. Und am Ende kommt dann die Super-Nanny und führt Erziehungsmethoden mit Kohenkeller-Mentalität ein.
Sehr interessant finde ich ja das Phänomen, dass bei Autos gerne gewisse Grundtriebe angesprochen werden. Den Herren wird da vorgegaukelt, sie bekommen zu dem schnellen Auto auch direkt die schöne Frau dazu. Auf er anderen Seite wird der Frau wieder vermittelt, dass sie, wenn sie gewisse Kleidung etc kauft, endlich an den Mann mit dem schnelen Auto heran kommt. Damit passt es dann wieder...
LX.C - 26.06.2006 um 00:40 Uhr
Eben von dir erwähnte Werbung ist mir erst gestern auch sehr negativ aufgefallen. Wie augenscheinlich dort Kinder instrumentalisiert werden, ist nicht mehr feierlich.
Wolff - 26.06.2006 um 00:52 Uhr
Diese Nachricht wurde von Wolff um 00:53:19 am 26.06.2006 editiert
Ich habe nach o.g. Preisbeispiel mal eine kleine Rechnung für den gestrigen Sonntagabendthriller aufgestellt. Der Film "Zivilprozess" lief zwar nicht bei ARD, aber der private Konkurrent wird so viel billiger wohl nicht sein. Netto betrug die Sendezeit 105 Minuten, brutto 125. Macht also 20 Sendeminuten nur für Werbung. Kosten 600.000 € bis 2.232.000 €!
bodhi - 26.06.2006 um 09:27 Uhr
Ja, der Effekt auf (kleine) Kinder ist wohl da, das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Da kann dann schon mal die Frage kommen: Kaufen wir mal...? Muss man gegensteuern.
Ansonsten: "Willst du viel - spül mit Pril"...
Die Werbung hat nicht unbedingt den Effekt, dass man gleich losrennt kaufen. Aber die Produktnamen merkt man sich, ob man will oder nicht.
(Was mich immer wieder stört, ist die Alkoholwerbung. Da verteufelt man die Raucher, aber zum Sport gehört Bier...)
LX.C - 04.11.2006 um 14:05 Uhr
Gestern ist das deutsche Werbefernsehen 50 Jahre alt geworden. Herzlichen Glückwunsch.
hwg - 04.11.2006 um 18:11 Uhr
Diese Nachricht wurde von hwg um 18:16:33 am 04.11.2006 editiert
Bei aller mitunter berechtigen Kritik: Werbung bzw. Reklame, den Unterschied mögen Wissenschafter erklären, ist ein wichtiger Teil von Information, dem man sich nicht verschließen sollte.
Wer davor gefeit sein will, lebt im (selbstgewählten) Elfeinbeinturm. Schreiber unter Euch sind aufgerufen, "neue" Werbetexte zu verfassen.
Das erfordert meistens mehr an Kreaitivität als das Schreiben von "Herz-Schmerz"- Empfindlichlkeiten. Gegenteilige Meinungen lese sich gerne!
LX.C - 04.11.2006 um 22:07 Uhr
Aha, da scheint also einer mit Werbetexten einen Euro dazu zu verdienen ;-) Warum auch nicht, hätte ich auch nichts dagegen, obwohl ich auf Werbung durchaus verzichten könnte. Ein Test- oder Verbrauchermagazin ist informativer.
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