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--- Arbeitslosigkeit

Kenon - 11.03.2006 um 00:56 Uhr

Zitat:

"Die Arbeitslosigkeit zerstört schlagartig die zwar kärglichen, aber wichtigen Restbestände einer planvollen und solidarisch-kooperativen Lebenspraxis, die den Menschen im Zusammenhang mit dem kapitalistischen Produktionsprozeß noch bleibt. Das gilt zunächst für den Verlust der tatsächlichen Kooperationsbeziehungen am Arbeitsplatz.
Nicht nur die Einkommensminderung wird von den Arbeitslosen beklagt, sondern vor allem auch das Abgeschnittenwerden von wichtigen sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz ... Verbunden mit dem Gefühl der sozialen Isolation ist das einer tiefen Nutzlosigkeit der eigenen Lebensaktivität und der Überflüssigkeit der eigenen Person ... Das Gefühl, über seinen eigenen produktiven Beitrag zur Gesellschaft nicht mehr gebraucht zu werden und andere wie ein Kind um Hilfe bitten zu müssen, löst fast immer Schamreaktionen und die Tendenz zum individuellen Rückzug auch aus den noch zur Verfügung stehenden zwischenmenschlichen Beziehungen aus. Dieser Rückzug wird durch die Demütigung der Arbeitssuche noch verstärkt."

(K. Ottomeyer)




Wolff - 11.03.2006 um 10:49 Uhr

Je mehr Arbeitslose, um so verderbter die Gesellschaft. Und nicht etwa, wegen der Millionen ,Nichtstuer´, die auf der faulen Haut und dem Staat auf der Tasche liegen. Sondern wegen der Art, wie Arbeitslosigkeit instrumentalisiert wird als ein Mittel der Volkserziehung. Der resignierte ALG-Empfänger einerseits – von dem kein Widerstand zu erwarten ist – andererseits die von Arbeitslosigkeit bedrohten – im wahrsten Sinne des Wortes: „Sie müssen ja nicht.....“ – Angsthasen.

Und dann die, die von der Arbeitslosigkeit profitieren – Unternehmer wie auch Politiker, die letztlich diesen Rückfall in den Frühkapitalismus fördern bzw. selbst praktizeren: Lohndumping bzw. 1- € -Jobs, Bossing, unbezahlte Überstunden – führt die Aufzählung selber fort.

Man stelle sich nur mal vor, es gäbe diese Arbeitslosigkeit nicht. Womit wollten Parteien im Wahlkampf punkten? Würden Arbeiter, Angestellte, Manager, Politiker das verdienen, was sie wirklich verdienen? Wieviel Kohle würden die Krankenkassen sparen, wenn die Wartezimmer nicht mehr mit Folgeerkrankten und Mobbingopfern überfüllt wären? Und wieviel besser könnte man das Geld investieren, das nicht mehr von diesem gewaltigen Arbeitslosigkeits-Verwaltungsapparat verschlungen würde?

Arbeitslosigkeit ist zu einem einträglichen Geschäft geworden. Und ich habe nicht den Eindruck, dass es ernsthafte Bestrebungen gibt, daran etwas zu verändern.




Kenon - 11.03.2006 um 16:54 Uhr

Ein weiteres Zitat: US-Ökonom Jeremy Rifkin: Deutschland führt Scheindiskussion

Zitat:

Generationen von Ökonomen haben sich damit beschäftigt, die Marktwirtschaft zu analysieren und Vorschläge zu machen, wie sie besser funktionieren könnte. Dabei ist der Mensch aus dem Blickpunkt geraten. Es ist doch so: Die Globalisierung hat versagt.

[...]

Die 356 reichsten Familien besitzen heute 40 Prozent des Reichtums der Menschheit. Diese Entwicklung führt uns in den Abgrund. Wenn die Unternehmen die Löhne immer weiter drücken, wird irgendwann niemand mehr ihre Produkte kaufen. Das ist so logisch, dass es eigentlich jeder verstehen müsste.

[...]

Der technische Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Ich sehe zwei Alternativen für unsere Zukunft. Die eine ist eine Welt mit Massenarmut und Chaos. Die andere ist eine Gesellschaft, in der sich die von der Arbeit befreiten Menschen individuell entfalten können.

Der Hinweis auf die individuelle Entfaltung des Menschen zeigt allerdings, wie sehr der Ökonom doch noch der alten totalitären Ideologie verhaftet ist.




LX.C - 11.03.2006 um 17:28 Uhr

Diese Nachricht wurde von LX.C um 17:31:07 am 11.03.2006 editiert

Ich habe erlebt, wie sehr Langzeitarbeitslosigkeit einen Menschen zermürben kann. Da helfen so "kluge" Sätze wie: "Sei einfach Mensch, undzwar der Mensch, der Du bist. Man wird Dich verstehen" reichlich wenig.

Arnes Eingangszitat bringt das Problem exakt auf den Punkt.




Kenon - 11.03.2006 um 17:35 Uhr

Zitat:

Da helfen so "kluge" Sätze wie: "Sei einfach Mensch, undzwar der Mensch, der Du bist. Man wird Dich verstehen" reichlich wenig.

So ein Mensch wird nur noch als eine lästige Ziffer betrachtet. Ich hoffe nicht, dass wir wieder dahin kommen, wo man Ziffern tötet. Mit Hartz IV und 1-EURO-Jobs hat man allerdings schon mal den Anfang gemacht. Erst kommt die Marginalisierung, darauf folgt die schrittweise Aberkennung des Menschseins, dann die Vernichtung.




LX.C - 11.03.2006 um 17:38 Uhr

Als Krönung empfand ich in den letzten Tagen die Meldung, Hartz IV Empfänger und 1 EUR Jobber zu verpflichten, die an Vogelgrippe verendeten Tiere einzusammeln.



Jasmin - 11.03.2006 um 19:23 Uhr

Zitat:

Die 356 reichsten Familien besitzen heute 40 Prozent des Reichtums der Menschheit.

Das ist der zentrale Satz.

Geld regiert die Welt.




Der_Geist - 16.05.2007 um 10:49 Uhr

ALG II-Empfänger haben u. U. Anspruch auf Kostenübernahme für neue Gardinen. Evtl. müssen sie sich aber die Mühe machen, im Netz nach dem günstigsten Angebot zu suchen.

http://www.anwalt-suchservice.de/rechtsprechung/neuzugaenge/neuzugaenge_8734.htm




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