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--- Zur Kultur

Herr Aldi - 10.11.2005 um 18:17 Uhr

Kultur zeichnet sich dadurch aus, dass mehr über als durch die Kunst gesagt wird, dass die Stimmen der Kritiker und Kunstkenner die der Künstler laut übertönen.



Jasmin - 10.11.2005 um 19:06 Uhr

Kann man diese Symptome auch in diesem Forum hier beobachten?



Kenon - 10.11.2005 um 20:06 Uhr

Diese Nachricht wurde von Arne um 20:07:18 am 10.11.2005 editiert

Könnte denn etwas über die Kunst gesagt werden, wenn nichts durch sie gesagt werden würde? (Man könnte fast noch den Umkehrschluss wagen).




LX.C - 10.11.2005 um 23:16 Uhr

[Quote]Kultur zeichnet sich dadurch aus, dass[/Quote] Kultur ist auch das tägliche Zähneputzen oder das Bestellen der Felder. Vielleicht sollte man besser sagen: Kunst zeichnet sich dadurch aus, dass...



Jasmin - 10.11.2005 um 23:22 Uhr

Zitat:

Kultur ist auch das tägliche Zähneputzen oder das Bestellen der Felder.

Jetzt muss ich an Monokulturen, Bakterienkulturen und Kulturbeutel denken.




LX.C - 10.11.2005 um 23:27 Uhr

:-) Ja, diese Kleinkrümelkackerei von mir war jetzt auch nicht gerade neumitgliederförderlich.



Jasmin - 10.11.2005 um 23:31 Uhr

Zitat:

:-) Ja, diese Kleinkrümelkackerei von mir war jetzt auch nicht gerade neumitgliederförderlich.

Aber wirklich. Jetzt habe ich endlich ein stummes Mitglied zum Reden gebracht und jetzt musst Du es gleich vergraulen.;))




LX.C - 10.11.2005 um 23:36 Uhr

*lol* War nicht beabsichtigt, tschuldigung ;-)



Kenon - 11.11.2005 um 15:47 Uhr

Zitat:

Ja, diese Kleinkrümelkackerei von mir war jetzt auch nicht gerade neumitgliederförderlich.

Hätte man ja dadurch abfedern können, dass man auch etwas zum Thema sagt.




Herr Aldi - 11.11.2005 um 16:13 Uhr

Mir wären da eher die Joghurtkulturen und Pilzkulturen eingefallen.



LX.C - 12.11.2005 um 16:12 Uhr

Jetzt sei doch nich so streng mit mir, Arne, ich hab momentan Konzentrationsschwächen =P



Jasmin - 12.11.2005 um 16:20 Uhr

Ich hab das gar nicht als streng empfunden, sondern eher als dezenten Verbesserungsvorschlag.



Kenon - 12.11.2005 um 16:30 Uhr

Ich hätte es vielleicht besser in einer Privatnachricht anmerken sollen. Schade ist auf jeden Fall, dass das Ursprungsthema ruiniert ist. Vielleicht können wir noch einmal darauf zurückkommen?



Jasmin - 12.11.2005 um 16:40 Uhr

Stimmt.

Ich hatte ja gefragt, ob man die im Eingangsbeitrag beschriebenen Symptome auch auf dieses Forum anwenden kann. Mein Verdacht war, dass es [auch] um das Forum geht und dann hätte man von diesem konkreten Beispiel ausgehend das Thema besprechen können.

Was ich auf jeden Fall anmerken möchte, [ich glaube, das hat bereits schon jemand getan, aber ich finde es wichtig, darauf einzugehen] - Kultur ist nicht gleich Kunst. Im Griechischen wird es auch mit Zivilisation konnotiert, Kultur ist also mehr als Kunst.

Im Übrigen gibt es mehr Menschen, die etwas über die Kunst oder ein Kunstwerk sagen können oder wollen, als Menschen, die in der Lage sind, ein Kunstwerk herzustellen.




LX.C - 12.11.2005 um 16:44 Uhr

[Quote]Ich hab das gar nicht als streng empfunden[/Quote]
Ach was, ich doch auch nicht, deswegen die Zunge (=P) War halt n typischer "Arne" ;-)
Und nu zurück zum Thema bitte.
Die Anfangsthese lautete:
[Quote]Kunst zeichnet sich dadurch aus, dass mehr über als durch die Kunst gesagt wird, dass die Stimmen der Kritiker und Kunstkenner die der Künstler laut übertönen.[/Quote]




LX.C - 12.11.2005 um 17:01 Uhr

Diese Nachricht wurde von LX.C um 17:03:33 am 12.11.2005 editiert

Die Kunst steht für sich, steht am Anfang. Geht man davon aus, dass auch ein Kritiker nur eine Stimme wie jeder andere Betrachter eine Meinung hat, dann sind dessen Worte nicht gewichtiger als die eines jeden anderen Betrachters. Da die Stimme des Künstlers sein Kunstwerk ist und Kunst meist jegliche Interpretationen offen lässt oder offen lassen will, spricht die Kunst selbst erst durch jede Betrachterstimme. Es könnte also sogar ein Ziel der Kunst sein, Stimmen zu bilden, um in der Masse der Stimmen aufzugehen. Nun hat der Kritiker die Möglichkeit seine Stimme publik zu machen, was den Anschein erweckt, seine Stimme könnte gewichtiger sein. Ich behaupte mal ganz einfach, sie ist nicht gewichtiger, sonder motiviert höchstens dazu, sich das Kunstwerk selber anzusehen und sich eine eigene Meinung zu bilden, und somit wieder eine neue Stimme, in der das Kunstwerk seine Wirkung entfaltet.




Kenon - 12.11.2005 um 17:12 Uhr

Zitat:

Die Kunst steht für sich, steht am Anfang.

Stellen wir uns einen Menschen vor, der isoliert in einem riesigen Kunstmuseum aufgewachsen ist, dieses nie verlassen hat und auch nie direkten Kontakt mit anderen Menschen hatte. Was sieht er in den Kunstgegenständen, die ihm überall begegnen? Wird er diese Gegenstände nicht so betrachten wie wir einen Baum, einen Stein, also als naturgegeben?

Etwas wird Kunst, indem ein Betrachter in diesem Etwas Kunst erkennt.




Jasmin - 12.11.2005 um 17:43 Uhr

Diese Nachricht wurde von Jasmin um 17:45:29 am 12.11.2005 editiert

Zitat:

Geht man davon aus, dass auch ein Kritiker nur eine Stimme wie jeder andere Betrachter eine Meinung hat, dann sind dessen Worte nicht gewichtiger als die eines jeden anderen Betrachters.

Man kann sie insofern als gewichtiger betrachten, wenn der Kritiker - um jetzt einmal bei der Literatur zu bleiben - so viele Werke gelesen hat, dass er an ein Buch anders heran gehen kann, als jemand, der nur zwei Bücher gelesen hat und nicht realisieren kann, wie kunstfertig der Autor des jeweiligen Buchs ist.

Wenn man selber versucht, literarisch zu schreiben, dann kann man noch mehr schätzen, was ein Dichter geleistet hat, wenn man sieht, dass er den genauen Ausdruck gefunden hat für etwas, das man selber nur nebulös im vorsprachlichen Bereich empfindet . Da, wo man verzweifelt nach Worten ringt, hat ein Genie bereits eine glasklare Sprache gefunden. Und ein belesener Kritiker wird sagen, ja, das ist gut, aber xy hat das schon vor tausend Jahren noch besser beschrieben.

Denn Kunst bedeutet auch, etwas Neues zu schaffen.




LX.C - 12.11.2005 um 20:09 Uhr

[Quote]Man kann sie insofern als gewichtiger betrachten, wenn der Kritiker - um jetzt einmal bei der Literatur zu bleiben - so viele Werke gelesen hat, dass er an ein Buch anders heran gehen kann[/Quote]

Nein, denn deine eigene Meinung, die du dir selber bildest, egal wie du an ein Buch oder Kunstwerk herangehst, ist und bleibt für dich die wichtigste und maßgebliche. Auch wenn du sie sekundär vielleicht durch die Meinung eines Kritikers (genauso könnte man sagen, eines anderen x beliebigen Betrachters) stützt oder modifizierst.

Und nur um dein eigenes Urteil geht es, denn du stehst als Individuum dem Kunstwerk gegenüber, keiner kann für dich empfinden.




Jasmin - 12.11.2005 um 22:30 Uhr

Diese Nachricht wurde von Jasmin um 22:31:03 am 12.11.2005 editiert

Zitat:

Nein, denn deine eigene Meinung, die du dir selber bildest, egal wie du an ein Buch oder Kunstwerk herangehst, ist und bleibt für dich die wichtigste und maßgebliche. Auch wenn du sie sekundär vielleicht durch die Meinung eines Kritikers (genauso könnte man sagen, eines anderen x beliebigen Betrachters) stützt oder modifizierst.

Ich meinte nicht, dass die Meinung eines Kritikers mehr Gewicht hat als meine eigene, sondern als die eines anderen x-beliebigen Betrachters. Du schriebst ja:

Geht man davon aus, dass auch ein Kritiker nur eine Stimme wie jeder andere Betrachter eine Meinung hat, dann sind dessen Worte nicht gewichtiger als die eines jeden anderen Betrachters.

Und für mich persönlich hat die Meinung eines belesenen Kritikers, der seine Meinung für
mich überzeugend begründet, mehr Gewicht, als die Meinung eines x-beliebigen Betrachters,
der keine Ahnung hat und nur sagt, find ich gut, find ich Schxxxe.

Zitat:

Und nur um dein eigenes Urteil geht es, denn du stehst als Individuum dem Kunstwerk gegenüber, keiner kann für dich empfinden.

Es gibt verschiedene Ebenen der Rezeption. Es gibt für mich nicht nur die primäre Empfindung, die ich füeinem Kunstwerk entgegen bringe. Für mich ist die Rezeption auch mit Wissen und Kennen verbunden. Je mehr ich etwas kennen lerne, je mehr ich darüber erfahre, desto mehr schätze und liebe ich es.

Oder auch nicht.




Jasmin - 12.11.2005 um 22:32 Uhr

Diese Nachricht wurde von Jasmin um 22:33:34 am 12.11.2005 editiert

Zitat:

Nein, denn deine eigene Meinung, die du dir selber bildest, egal wie du an ein Buch oder Kunstwerk herangehst, ist und bleibt für dich die wichtigste und maßgebliche. Auch wenn du sie sekundär vielleicht durch die Meinung eines Kritikers (genauso könnte man sagen, eines anderen x beliebigen Betrachters) stützt oder modifizierst.

Ich meinte nicht, dass die Meinung eines Kritikers mehr Gewicht hat als meine eigene, sondern als die eines anderen x-beliebigen Betrachters. Du schriebst ja:

Geht man davon aus, dass auch ein Kritiker nur eine Stimme wie jeder andere Betrachter eine Meinung hat, dann sind dessen Worte nicht gewichtiger als die eines jeden anderen Betrachters.

Und für mich persönlich hat die Meinung eines belesenen Kritikers, der seine Meinung für mich überzeugend begründet, mehr Gewicht, als die Meinung eines x-beliebigen Betrachters, der keine Ahnung hat und nur sagt, find ich gut, find ich Schxxxe.

Zitat:

Und nur um dein eigenes Urteil geht es, denn du stehst als Individuum dem Kunstwerk gegenüber, keiner kann für dich empfinden.

Es gibt verschiedene Ebenen der Rezeption. Es gibt für mich nicht nur die primäre Empfindung, die ich einem Kunstwerk entgegen bringe. Für mich ist die Rezeption auch mit Wissen und Kennen verbunden. Je mehr ich etwas kennen lerne, je mehr ich darüber erfahre, desto mehr schätze und liebe ich es.

Oder auch nicht.




LX.C - 13.11.2005 um 15:08 Uhr

[Quote]Geht man davon aus, dass auch ein Kritiker nur eine Stimme wie jeder andere Betrachter eine Meinung hat, dann sind dessen Worte nicht gewichtiger als die eines jeden anderen Betrachters.[/Quote]

Ja, das war vielleicht zu schwammig ausgedrückt. Das war rückführend auf die eigene Ebene gemeint. Für dich kann die Meinung eines Kritikers nicht gewichtiger sein als die eigene. Für mich auch nicht. Für Herrn oder Frau X,Y,Z auch nicht. Und so ergibt sich, dass jeder seine eigene gewichtige Stimme hat. Sicher werden andere Stimmen, die zur Modellierung der eigenen Meinung herangezogen werden bewertet, auch aber nicht nur nach Fachkompetenz. Ein ganz X-beliebiger Mensch, der vielleicht in einer Galerie neben dir steht, kann dir durch seine Betrachtungsweise Impulse geben, ebenso bei Literatur, dabei spielt seine Fachkompetenz nur sekundär eine Rolle, primär musst du empfänglich dafür sein. Wir modifizieren unsere eigene Meinung nur in dem Maße, wie unsere eigene Meinung es selbst zulässt, also in einem bestimmten Toleranzbereich.




Jasmin - 13.11.2005 um 17:09 Uhr

Zitat:

Wir modifizieren unsere eigene Meinung nur in dem Maße, wie unsere eigene Meinung es selbst zulässt, also in einem bestimmten Toleranzbereich.

Es kommt auch darauf an, wie sehr wir unserer eigenen Meinung vertrauen. Es kann vorkommen, dass man von seinem Naturell her, anderen Meinungen mehr vertraut, sodass man im Extremfall ein Buch, das man gestern noch gut fand, heute nicht mehr gut findet. Man hat es sich madig machen lassen. Andererseits kommt man schwerlich über die ersten zwanzig Seiten eines Buchs hinaus, auch wenn man noch so gute Kritiken gelesen hat, zieht es einen nicht in seinen Bann. Sich von einem Buch gefangen nehmen lassen, die Nacht durchlesen, auch wenn einem die Augen zufallen - dazu bringt einen kein Kritiker dieser Welt.




Undine - 13.11.2005 um 17:39 Uhr

Ich frage mich, inwieweit ein Kritiker überhaupt das Recht hat, zu kritisieren. Gut, kritisieren kann jeder, jeder nach seinen Maßstäben. Allerdings sollte jeder Kritiker immer im Hinterkopf haben: Er wird den Künstler nie ganz verstehen, wird nie die Dinge sehen, wie er sie sieht. Daraus ergibt sich für mich die Frage: Inwiefern ist es gerechtfertigt, über ein Werk zu urteilen? Vor allem wenn der Urteilende selbst kein Künstler (Dichter,...) ist. Natürlich, man kann seine eigene Meinung zu etwas abgeben. Aber mehr als eine Meinung wird es nicht.

Die Meinung eines Kritikers ist für mich auch nur insofern höher zu schätzen als die eines beliebigen "x", als er womöglich mehr vom "Handwerk" an sich, von den Mitteln und Werkzeugen mehr Ahnung hat; und vielleicht auch mehr Vergleiche heranziehen kann. Doch der wahre Wert eines Kunstwerkes, das, was man fühlt, wenn man es betrachtet, das, was man zwischen den Zeilen zu lesen vermag- darüber ist meiner Meinung nach zu sagen, dass erstens in dem Fall die Meinung eines "x" vielleicht sogar mehr hergibt als jene eines geübten Kritikers, denn zu fühlen ist jeder im Stande; und zweitens sollte man darüber vielleicht erst recht noch weniger urteilen als über die Form, die äußere Erscheinung...




LX.C - 13.11.2005 um 17:42 Uhr

Diese Nachricht wurde von LX.C um 17:43:41 am 13.11.2005 editiert

[Quote]Es kann vorkommen, dass man von seinem Naturell her, anderen Meinungen mehr vertraut, sodass man im Extremfall ein Buch, das man gestern noch gut fand, heute nicht mehr gut findet. Man hat es sich madig machen lassen.[/Quote]

Das wäre sehr bedauerlich. Derjenige wäre dann wohl sehr leicht zu manipulieren. Sicherlich nicht der Normalfall.




Undine - 13.11.2005 um 17:47 Uhr

Ach, kommt öfter vor als man denkt.
Es gibt wirklich überraschend viele Menschen, die sich von der einen Meinung in die andere stürzen, ich denke Ursache dafür ist schlicht und einfach Unsicherheit, oder einfach die Unfähigkeit, eine eigene Meinung zu bilden.




LX.C - 13.11.2005 um 18:13 Uhr

Man kann immer mal seine Meinung mäßigen oder revidieren, wenn man sich bei etwas von vornherein nicht ganz sicher ist. Aber wenn man anderen Meinungen mehr Vertraut, vielleicht auch noch, weil sie mit Fachkompetenz protzen, und deshalb gemochtes, bewundertes plötzlich verwirft, das ist in meinen Augen einfach nur bedauerlich oder bedauernswert.



Undine - 13.11.2005 um 18:24 Uhr

Die Gründe für ein solches Verhalten liegen, so weit ich es beobachtet habe, wie viele andere Verhaltensgrundlagen, an der Erziehung.
Menschen, die anderen alles rechtmachen wollen, die es nicht aushalten, wenn sie jemandem gegen den Strich gehen.
Leider schaffen es viele nicht, das erlernte Verhalten abzulegen.
Auch eine interessante Frage wäre, inwieweit man die Prägungen der Erziehung, die erlernten Verhaltensweisen, überhaupt los werden kann. Aber das gehört nicht zum Thema =)




tekkx - 13.11.2005 um 19:23 Uhr

Zitat:

Kultur zeichnet sich dadurch aus,

dass es sie nicht mehr gibt.




Jasmin - 13.11.2005 um 21:11 Uhr

Zitat:

Zitat:

Kultur zeichnet sich dadurch aus,

dass es sie nicht mehr gibt.

Ist sie bereits untergegangen?

Was machen wir hier bloß?




Kenon - 13.11.2005 um 21:13 Uhr

Zitat:

Was machen wir hier bloß?

Leichenbeschau.




Jasmin - 13.11.2005 um 21:19 Uhr

Das ist nekrophil.



tekkx - 13.11.2005 um 22:10 Uhr

Zitat:

Zitat:

Zitat:

Kultur zeichnet sich dadurch aus,

dass es sie nicht mehr gibt.

Ist sie bereits untergegangen?

Was machen wir hier bloß?

Es war einmal ein Affe.
Der hatte sich die linke Hand verletzt.
Also aß er die Frucht mit der rechten Hand.
Er war ein Alpha-Affe, die andere machten
ihm dies nach.
Fortan aßen alle mit der rechten Hand.
So entstand die Kultur.




LX.C - 13.11.2005 um 22:35 Uhr

Na irgendwie muss sie ja entstehen.



Namesi - 13.11.2005 um 22:42 Uhr

Diese Nachricht wurde von Namesi um 22:44:48 am 13.11.2005 editiert

Zitat:

Kann man diese Symptome auch in diesem Forum hier beobachten?

Ja, was alle Beiträge zu diesem Thema beweisen. Meiner eingeschlossen. Oder sollte ich mich so sehr irren?
;-)




Herr Aldi - 19.11.2005 um 11:43 Uhr

Diese Nachricht wurde von Herr Aldi um 11:45:29 am 19.11.2005 editiert

Zitat:

Kunst zeichnet sich dadurch aus, dass mehr über als durch die Kunst gesagt wird, dass die Stimmen der Kritiker und Kunstkenner die der Künstler laut übertönen.

Das muss ich bestreiten. Kunst wird ja nicht erst dadurch zur Kunst, dass über sie geredet wird. Kunst entsteht, wie schon gesagt wurde, im Auge des Betrachters, also durch bloße Rezeption einer Grundlage - eines Gemäldes oder eines Romans, beispielsweise.

Der Mensch, der sein Leben lang allein in einem Kunstmuseum verbracht hat, wird die dort ausgestellten Werke sicherlich nicht als Kunst betrachten, sie sind für ihn natürlich, nicht künstlich. Allgemein müsste alles, was ein Mensch nicht als natürlich oder naturgegeben betrachtet, in seinen Augen Kunst sein - wie sollte er es sonst einstufen?

... Auch der Begriff Kultur, so merke ich nun, trifft nicht ganz das, was ich mit meinem Eröffnungssatz beschreiben wollte. Wie könnte man ihn sinnvoll ersetzen?




tekkx - 19.11.2005 um 13:23 Uhr

Diese Nachricht wurde von tekkx um 13:24:33 am 19.11.2005 editiert


Die Kunst des 20. Jahrhunderts und des
angefangenen 21. gleicht einer Reihe von
Versuchen, als tatsächlichen
Kunstwerken. Die Kritiker der nachfolgenden
Generationen werden in den Plasma-TV-
Kunstbüchern Versuche und Prototypen,
also viel Neues entdecken und analysieren.
Aber nichts Charakteristisches, wirklich
künstlerisch Wertvolles. Der Künstler ist
doch auf der Suche nach dem Urprinzip
des Kindes: Spiel mit vollem Ernst, des
Spiels / Spielens willen. Heutzutage
steht das Ganze unter der Intention,
etwas Neues, Besonderes zu finden.
Und damit ist weder Kunst noch Kultur
gemeint. Sie dient nur als Cliffhanger
für die Gal(l)eristen, und kewlen Flyer,
die dann in BWL-Studentenbars und
Lese-Events verteilt werden. Mal eben
per MMS verschickt.




tekkx - 19.11.2005 um 13:24 Uhr

Diese Nachricht wurde von tekkx um 13:25:11 am 19.11.2005 editiert

Zitat:

Mir wären da eher die Joghurtkulturen und Pilzkulturen eingefallen.

Alle Stefan Raab Zuschauer mussten jetzt
lachen.




Herr Aldi - 19.11.2005 um 19:44 Uhr

Zitat:

Alle Stefan Raab Zuschauer mussten jetzt
lachen.

Interessant - musstest du lachen?

Zitat:

Die Kunst des 20. Jahrhunderts und des
angefangenen 21. gleicht einer Reihe von
Versuchen

Die Kunst vergangener Jahrhunderte gleicht espritloser Handwerksarbeit ohne Mut zum Risiko. Vielleicht finden künftige Generationen einen Mittelweg - an diesem wird sicherlich ebenso herumgemäkelt werden.




LX.C - 20.11.2005 um 01:10 Uhr

[Quote]Zitat:
------------------------------------------------------------ --------------------
Kunst zeichnet sich dadurch aus, dass mehr über als durch die Kunst gesagt wird, dass die Stimmen der Kritiker und Kunstkenner die der Künstler laut übertönen.
------------------------------------------------------------ --------------------


Das muss ich bestreiten.[/Quote]
Verstehe ich nicht, das war doch quasi deine eigene Anfangsthese.




Herr Aldi - 20.11.2005 um 04:13 Uhr

Diese Nachricht wurde von Herr Aldi um 04:13:42 am 20.11.2005 editiert

Nein, meine Anfangsthese war:

Zitat:

Kultur zeichnet sich dadurch aus, dass mehr über als durch die Kunst gesagt wird, dass die Stimmen der Kritiker und Kunstkenner die der Künstler laut übertönen.

Ein nicht unbedeutender Unterschied - der Satz mit der Kunst am Anfang stammt von dir.




Mania - 20.11.2005 um 11:18 Uhr

Kann man Kultur wirklich definieren? Zeichnet sich Kultur nicht dadurch aus, dass sie nicht definierbar ist, weil sie aus unendlich vielen Einflüssen geformt wird?



bodhi - 20.11.2005 um 11:25 Uhr

Diese Nachricht wurde von Tom um 11:25:53 am 20.11.2005 editiert

Zitat:

Kann man Kultur wirklich definieren?

Das Bedeutungswörterbuch (aktuelle Ausgabe) des Dudenverlages tut es:

Variante 1.a) "Gesamtheit der geistigen und künstlerischen Leistungen einer Gemeinschaft als Ausdruck menschlicher Höherentwicklung."

1.b) "Gesamtheit der von einer bestimmten Gemeinschaft auf einem bestimmten Gebiet während einer bestimmten Epoche geschaffenen, charakteristischen geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen."

2. "Gepflegte, kultivierte Lebensweise, -art."

3.a) "angebaute, junge Pflanzen."
3.b) "gezüchtete Mikroorganismen oder Gewebszellen."




Mania - 20.11.2005 um 11:30 Uhr

Ok, aber das Wörterbuch gibt mehrer Definitionen an,richtig? Das ist irgendwie auch ein Zeichen für die Undefinierbarkeit von Kultur. Denn wenn Kultur definiert werden könnte, dann gäbe es nur eine Definition, die es haargenau trifft. Diese "Definitionen", die du angegeben hast, grenzen das Wort nur ein um es verständlicher zu machen.



bodhi - 20.11.2005 um 11:35 Uhr

Ja, ich weiß, wir hätten es halt gerne immer schön einfach. Aber so ist es wohl nicht. Deswegen schreiben wir hier ja auch alle so schön viel.



Mania - 20.11.2005 um 11:40 Uhr

Dann kann man ja sagen, das "einfach" ein Todeswort des Schreibens ist ;)



LX.C - 20.11.2005 um 15:08 Uhr

[Quote]Ein nicht unbedeutender Unterschied - der Satz mit der Kunst am Anfang stammt von dir.[/Quote]
Gut, wenn es dir übergeordnet um Kultur geht und nicht speziell um Kunst, dann: Kultur ist doch aber mehr als Kunst, Herr Aldi. "Kultur zeichnet sich dadurch aus, dass...“, bei dem Versuch, ein allgemeines Charakteristikum der Kultur näher zu beleuchten, setzt du Kultur mit Kunst gleich, das haut in meinen Augen nicht hin.




Herr Aldi - 20.11.2005 um 15:24 Uhr

Diese Nachricht wurde von Herr Aldi um 15:25:22 am 20.11.2005 editiert

Ich verstehe nicht ganz. Einerseits setze ich Kultur nicht mit Kunst gleich, andererseits erwähnte ich bereits, dass ich auch meinen Begriff "Kultur" für nicht ganz zutreffend halte. Darüber hinaus ist nun dieser Satz kein Ergebnis einer eingehenden wissenschaftlichen Untersuchung, sondern eher ein überspitzter Hinweis. ;)




LX.C - 20.11.2005 um 22:55 Uhr

"Kultur zeichnet sich dadurch aus, dass...“,

bei dem Versuch, ein allgemeines Charakteristikum der Kultur näher zu beleuchten, setzt du Kultur mit Kunst gleich, denn deine weitere Erläuterung bezieht sich einzig und spezifisch auf die Kunst:

"...mehr über als durch die Kunst gesagt wird, dass die Stimmen der Kritiker und Kunstkenner die der Künstler laut übertönen."

So war mein Eindruck, aber du hast recht, hier geht es nicht um eine wissenschaftliche Untersuchung oder sonst etwas, das wissenschaftliche Pedanterie erfordert.




Herr Aldi - 20.11.2005 um 23:10 Uhr

Wie wäre es mit:

"Kultur zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass..." ?

Oder vielleicht noch besser, um endlich von diesem Begriffsschwamm Kultur wegzukommen:

"Eine kultivierte Gesellschaft zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass..."




Jasmin - 20.11.2005 um 23:12 Uhr

Hierbei fällt mir der Begriff Bildungsbürger ein. Wer oder was ist ein Bildungsbürger?



Mania - 21.11.2005 um 21:48 Uhr

Bildungsbürger... Das ist doch mal ein interessant blödes Wort



Herr Aldi - 21.11.2005 um 22:18 Uhr

Bildungsbürger... Jene Art von Mensch, die ihre Unfähigkeit, eigene Ideen zu entwickeln, mit der stumpfsinnigen Aneignung von Wissen - am besten kanonisiert - zu verstecken sucht, um in Gesprächen möglichst geistreich und überlegen zu wirken... Manche haben dies nötig. Gut, dass man ihnen meist aus dem Weg gehen kann.



Jasmin - 21.11.2005 um 22:32 Uhr

Bildungsbürger - dazu fällt mir ein älteres Ehepaar ein. Vielleicht haben sie keine Kinder oder die Kinder sind schon lange aus dem Haus. Das Ehepaar hat ein Theater-Abonnement. Und eins für die Oper. Die Frau zieht das kleine Schwarze an und nimmt das Opernglas mit. Sie liest eifrig im Theaterprogramm, um den Inhalt nachher verstehen zu können. In der Pause gibt es Sekt im Foyer. Man unterhält sich über die dumme Regie, die so modern ist.

Im Sommer geht es zu den Wagner-Festspielen nach Bayreuth. Die Karten hat der Ehemann schon vor drei Jahren reservieren lassen.




Herr Aldi - 21.11.2005 um 22:47 Uhr

Man ist ja schließlich etwas besseres, man ist dem Pöbel weit überlegen - sogar Opern schaut man sich an, so etwas würde der Pöbel nie tun. Der begnügt sich mit Fußballspielen.



bodhi - 21.11.2005 um 22:55 Uhr

Ich war schon immer ein bekennender Plebejer. Ich war noch nie in Bayreuth, und ich mag Fußball.



Jasmin - 21.11.2005 um 22:58 Uhr

Ich bin mit Opern und Fussball aufgewachsen.



bodhi - 21.11.2005 um 22:59 Uhr

Zitat:

Ich bin mit Opern und Fussball aufgewachsen.

DU hast noch nie gegen einen Ball getreten... Das kann nicht sein.




Herr Aldi - 21.11.2005 um 23:02 Uhr

Ich bin mit Fußball aufgewachsen, wahrscheinlich mag ich ihn deshalb heute nicht mehr. Und die wenigen Opern, die ich gesehen habe, mochten mich nicht überzeugen - an sich nicht, und auch nicht von der Oper allgemein. Wobei ich hinzufügen muss, dass ich noch nicht in den Genuss (?) einer Verdi-Oper gekommen bin.



Jasmin - 21.11.2005 um 23:06 Uhr

Meine Mutter ist Opernsaengerin und mein Vater Fussballfan. So hat es sich ergeben, dass ich beides ueber mich ergehen lassen musste.

In der Schule hab ich auch mal richtig Fussball gespielt - Maedchen gegen Jungen. Ich glaube, ich habe damals sogar ein Tor geschossen, aber vielleicht ist das nur phantasiert.




schiller1 - 22.11.2005 um 13:39 Uhr

Zitat:

Kultur zeichnet sich dadurch aus, dass mehr über als durch die Kunst gesagt wird, dass die Stimmen der Kritiker und Kunstkenner die der Künstler laut übertönen.




Namesi - 23.11.2005 um 11:35 Uhr

Zitat:

Bildungsbürger... Das ist doch mal ein interessant blödes Wort

Noch besser: .... Bildungsbürgertum ....




bodhi - 23.11.2005 um 12:15 Uhr

Zitat:

Noch besser: .... Bildungsbürgertum ....

...Siechbürgertum... Bildungssiechtum...




tekkx - 25.11.2005 um 13:49 Uhr

Zitat:

Hierbei fällt mir der Begriff Bildungsbürger ein. Wer oder was ist ein Bildungsbürger?

So etwas wie ein Schildbürger.




bodhi - 25.11.2005 um 23:34 Uhr

Zitat:

Zitat:

Hierbei fällt mir der Begriff Bildungsbürger ein. Wer oder was ist ein Bildungsbürger?

So etwas wie ein Schildbürger.

So nach dem Motto, wer mit seiner Bildung protzt, führt Übles im Schilde. Nur: was?




Jasmin - 25.11.2005 um 23:38 Uhr

Diese Nachricht wurde von Jasmin um 23:38:35 am 25.11.2005 editiert

Zitat:

So nach dem Motto, wer mit seiner Bildung protzt, führt Übles im Schilde. Nur: was?

Angeberei. Profilierungssucht. Bildung als Eigentum, auf dessen Besitz man stolz ist und womit man angeben kann.




bodhi - 25.11.2005 um 23:49 Uhr

Zitat:

Angeberei. Profilierungssucht. Bildung als Eigentum, auf dessen Besitz man stolz ist und womit man angeben kann.

Jaja, Besitz, klar... Früher oder später springen wir alle in die Kiste. Das letzte Hemd hat keine Taschen. Was bleibt?




Jasmin - 26.11.2005 um 00:01 Uhr

Mir faellt gerade das Wort Bildungsneid ein. Gibt es das?



bodhi - 26.11.2005 um 00:04 Uhr

Wird der nicht in unserem Land künstlich geschürt, wo der "Belesene" mehr gilt /gelten soll als der "Müllmann"?



Jasmin - 26.11.2005 um 00:14 Uhr

Wissen ist Macht. Aber ist Wissen gleich Bildung? Kann ich mich an Diskussionen beteiligen, wenn ich weniger weiss als die anderen?



bodhi - 26.11.2005 um 00:16 Uhr

Zitat:

Kann ich mich an Diskussionen beteiligen, wenn ich weniger weiss als die anderen?

Natürlich. Das siehst Du ja an mir;)

Nee, ernsthaft: Wenn ich selbstsicher zu meiner Meinung stehe, kann ich die doch einbringen, auch wenn ich nicht tausend Werke der Weltliteratur gelesen habe, möglicherweise sogar reiner, unverfälschter?




Jasmin - 26.11.2005 um 00:25 Uhr

Zitat:

Nee, ernsthaft: Wenn ich selbstsicher zu meiner Meinung stehe, kann ich die doch einbringen, auch wenn ich nicht tausend Werke der Weltliteratur gelesen habe, möglicherweise sogar reiner, unverfälschter?

Vielleicht. Ich weiß es nicht. Ich persönlich habe oft ein sehr großes Mitteilungsbedürfnis und zu einem späteren Zeitpunkt bereue ich es dann wieder mich zu einem Thema geäußert zu haben, zu dem ich viel zu wenig weiß.




bodhi - 26.11.2005 um 00:27 Uhr

Hängt vom Thema ab, sicherlich.



Kenon - 12.12.2005 um 23:33 Uhr

Um die Fortführung der Diskussion anzuregen:

Zitat:

Jede Kultur ist die Eroberung des Lebens, die gewaltige Vereinheitlichung aller Lebensäußerungen (freilich niemals in begriffliche Einheit), so daß wir in jedem beliebigen Fragment die Ganzheit des Lebens, in seiner größten Tiefe immer dasselbe erblicken müssen. In der wirklichen Kultur wird alles symbolisch, denn alles ist Ausdruck des einzig Wichtigen: der Art des Reagierens auf das Leben, der Art, wie sich das ganze Wesen des Menschen der Ganzheit des Lebens zuwendet.

Aus: Georg Lukács - Ästhetische Kultur (1912)




Jasmin - 13.12.2005 um 00:33 Uhr

Zitat:

In der wirklichen Kultur wird alles symbolisch, denn alles ist Ausdruck des einzig Wichtigen: der Art des Reagierens auf das Leben, der Art, wie sich das ganze Wesen des Menschen der Ganzheit des Lebens zuwendet.

Deshalb ist es so schwierig, wenn Kulturen aufeinanderprallen, sei es in der Beziehung zweier Menschen zueinander oder wenn ein Mensch aus zwei Kulturen stammt.




LX.C - 25.03.2007 um 12:27 Uhr

Zitat:

Kultur zeichnet sich dadurch aus, dass mehr über als durch die Kunst gesagt wird, dass die Stimmen der Kritiker und Kunstkenner die der Künstler laut übertönen.

Der Mensch steht einer

[Quote]quantitative[n] Unbeschränktheit [gegenüber], mit der sich Buch an Buch, Erfindung an Erfindung, Kunstwerk an Kunstwerk reiht – eine sozusagen formlose Unendlichkeit, die mit dem Anspruch, aufgenommen zu werden, an den Einzelnen herantritt. Dieser aber, in seiner Form bestimmt, in seiner Aufnahmefähigkeit begrenzt, kann dem nur in ersichtlich immer unvollkommener werdendem Maße genügen. So entsteht die typische problematische Lage des modernen Menschen: das Gefühl, von dieser Unzahl von Kulturelementen wie erdrückt zu sein, weil er sie weder innerlich assimilieren noch sie, die potentiell zu seiner Kultursphäre gehören, einfach ablehnen kann.

(Simmel, Georg: Krisis der Kultur, 1916)
[/Quote]




Matze - 25.03.2007 um 22:53 Uhr

Rechtsdrehende Yoghurts. Proaktiv.



Der_Geist - 24.02.2008 um 23:57 Uhr

Zitat:

Kultur (lat. cultura, Pflege des Körpers, primär aber des Geistes; später im Kontext mit dem Landbau: aus colere, bebauen, (be)wohnen, pflegen, ehren, ursprünglich etwa: emsig beschäftigt sein) bezeichnet nach der Definition von Tylor den Komplex von Kenntnissen, Glaubensvorstellungen, Kunst, Moralauffassung, Recht, Bräuchen und allen anderen Fähigkeiten und Sitten, die der Mensch als Mitglied einer Gesellschaft erworben hat ("that complex whole which includes knowledge, belief, art, law, morals, custom, and any other capabilities and habits acquired by man as a member of society").

Quelle: wikipedia.

Hab grad meine Paeonienasternkultur eingesamt, auf dass sie mir im Herbst ihre Blüten um die Ohren haut.

Bergwerkstollengrabend und brunnenschöpfend wünsche ich: Gute Nacht.




raimund-fellner - 08.01.2012 um 10:03 Uhr

Nach Sigmund Freud beruht Kultur auf der Entbehrung eines wonnigen Sexuallebens mit dem Liebesobjekt. Aufgrund dieser Entbehrung wird die überschüssige Libidoenergie in kulturelle Leistungen sublimiert.
Also wäre jeder in fortwährendem wonnigem erotischem Gefühlsaustausch mit dem Menschen, den er wahrhaft liebt, würde er fortwährend "Liebe machen". Im kulturellen Schaffen sähe er gar keinen Sinn, weil es anstrengend ist, während die fortwährende erotische Liebe in ihrer unendlichen Abwechslung der Gefühle zum geliebten Menschen ein immerwährendes Vergnügen ist, das er oder sie dem anstrengenden kulturellen Schaffen vorzöge.
Es ist wohl klar, dass die Kultur also nur auf der Entbehrung himmlischer Freuden und Lust (Wonne) beruht. Das kulturelle Schaffen müht sich ab, letztendlich iregendwann und irgendwie zu diesen himmlischen Freuden zu kommen oder sich wenigstens darüber hinwegzutrösten.




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