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-- Philosophie
--- Das Böse

Jasmin - 09.11.2005 um 01:48 Uhr

Unstet und veränderlich ist in der Regel das Wesen des Bösen.

Juvenal (58 - 140)

Böses passt für gewöhnlich am besten zu Bösem.

Livius Titus (59 v. Chr. - 17 n. Chr.)

Prüfe das Innere jedes beliebigen Menschen - in jedem wirst du wenigstens einen dunklen Punkt finden, den er verhüllen muss!

Henrik Ibsen (1828 - 1906)

Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!

Jesaja 5.20




bodhi - 09.11.2005 um 04:45 Uhr

Kein Gut ohne Böse. Vorteil des Bösen also?



Jasmin - 08.12.2005 um 20:25 Uhr

Zitat:

Kann man dem Bösen wirklich vergeben? Entschuldigt man damit nicht vielmehr die Täter von damals?

Über die Erfahrung des Vergebens: Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.

Vergebung für einen Teufel




LX.C - 29.11.2006 um 08:42 Uhr

[Quote]Wenn das Gute selbst Glückseligkeit ist, so folgt, dass alle Guten eben dadurch, dass sie gut sind, glückselig sind. Die aber glückselig sind, sind nach Gebühr Götter. Also ist der Lohn des Guten, den keine Zeit zerbricht, der niemandes Macht mindert, niemals Bosheit verdunkelt, Götter zu werden. Da dies so ist, kann auch kein Weiser an der Strafe des Bösen zweifeln. Denn da gut und böse wie Strafe und Lohn einander entgegengesetzt sind, muss notwendiger Weise der Belohnung des Guten auf der Gegenseite die Bestrafung des Bösen entsprechen. [...] So geschieht es, dass du den nicht für einen Menschen achten kannst, den du von Lastern verwandelt siehst. Von Habgier brennt der gewalttätige Räuber fremden Gutes. Du wirst ihn den Wolfe ähnlich nennen. Bissig und ruhelos übt der seine Zunge im Betrug zu rauben? Dem Fuchse sei er gleichgestellt. Der knirscht im Zorne unbeherrscht? Man glaubt, dass eines Löwen Seele ihm innewohnt. Angstvoll und feige zittert der vor dem, was nicht der Angst wert ist? Man halte ihm dem Hirsche ähnlich. Träge uns stumpf brütet der? Er lebt eines Esels Dasein. Leichtfertig und unbeständig ändert der seine Neigung? In nichts unterscheidet er sich von den Vögeln. In schädlicher, unreiner Begierde versenkt sich jener? Von den Lüsten der schmutzigen Sau wird er gefesselt. So kommt es, dass wer die Tugend verlässt, aufhört Mensch zu sein; da er nicht zum Götterstande überzugehen vermag, verwandelt er sich zum Tier.

Quelle: Boethius: Trost der Philosophie, Anaconda Verlag, Köln 2006, S. 127/129.
[/Quote]




Franklin Bekker - 29.11.2006 um 14:15 Uhr

Das Böse... ich weiß nicht. Ich finde es total intolerant irgend etwas als böse zu bezeichnen.



LX.C - 29.11.2006 um 16:19 Uhr

Zitat:

Das Böse... ich weiß nicht. Ich finde es total intolerant irgend etwas als böse zu bezeichnen.

Intolerant. So, so. Wie weit bitte geht denn deine Toleranz?
Zudem ist das Böse hier noch nicht einmal klar definiert, sondern nur allgemein benannt.




Kroni - 29.11.2006 um 16:46 Uhr

Vielleicht gibt es sowas wie eine negative Ethik, die sich aus dem Bösen und seiner Phänomenologie ergäbe ?

Jedenfalls ist das Böse eine weitaus wichtigere Triebfeder im menschlichen Leben, als das sogenannte Gute. Denn:

meliorem videor - deteriorem sequor !

Die Triebkräfte von Politikern, Wissenschaftlern und Unternehmern zum Beispiel sind vollständig böse. Sie werden getrieben, geradezu aufgefressen von Eitelkeit, Machtgeilheit und Habgier.

Auch wir selbst werfen gerne jede Moral über den Haufen, wenn wir der entsprechenden Möse, dem entsprechenden Schwanz begegnen.

Machen wir uns nichts vor.




LX.C - 29.11.2006 um 16:48 Uhr

[Quote]Jedenfalls ist das Böse eine weitaus wichtigere Triebfeder im menschlichen Leben, als das sogenannte Gute.[/Quote]

Der Irrtum der Bösen? Fragt sich immer für was, die Triebfeder.




Franklin Bekker - 30.11.2006 um 09:31 Uhr

Es dürfte schwer fallen von etwa Konkretem als Böse zu sprechen, weil wir sofort in Kontexte geraten in denen sich meistens soetwas wie Plausibilität finden lässt.

Außer dem 3. Reich und Stalin versteht sich.




LX.C - 30.11.2006 um 11:18 Uhr

Ich könnte dir eine Menge mehr Konkretes nennen. Von der Mikro- bis zur Makroebene. Da muss ich nicht mal sonderlich nachdenken. Weiß nicht, was dir da so schwer fällt.



Franklin Bekker - 30.11.2006 um 14:09 Uhr

bitte leg los...



LX.C - 30.11.2006 um 14:55 Uhr

Da wäre ich ja morgen noch nicht fertig.

Aber um dir auf die Sprünge zu helfen zitiere ich gerne mal aus meinem Lexikon der philosophischen Begriffe:
Das Böse ist der Inbegriff dessen, was schlechthin abzulehnen, verworfen werden muss, was zum Unglück und Leiden führt.




bodhi - 30.11.2006 um 22:21 Uhr

also da muss wohl mal wieder ein beispiel her: böse bin ich, wenn ich, zwölf jahre alt, dem bub eine haue, der mir an mein linkes schienbein getreten hat. nein, das darf man nicht, das mit dem hauen, das ist böse. man soll schön lieb sein und sich in liebe noch an das rechte schienbein treten lassen.



LX.C - 30.11.2006 um 23:40 Uhr

Diese Nachricht wurde von LX.C um 23:50:03 am 30.11.2006 editiert

Gewalt ist immer das letzte Mittel oder das Mittel derer, die des Argumentierens nicht mächtig sind, Tom.
Das man bei dem Thema nicht einfach in schwarz / weiß Schemata denken kann, so wie es im Zitat zu sein scheint (das Zitat baut sich aber auf einer sehr langen Argumentationskette auf, wie es die Philosophie so an sich hat), ist mir selber klar. Aber es ist vielleicht eine Art Ideal (über Ideale haben wir ja schon diskutiert) der Begriffe Gut / Böse. Zu behaupten, das Böse so gut wie nicht eingrenzen, folglich nicht benennen zu können, halte ich für Unsinn. "Was du nicht willst das man dir tut, das füge auch keinem anderen zu." Ein Satz den jeder kennt. Und schon hast du für dich persönlich eine stimmige Eingrenzung. Was die Verteidigung deines körperlichen Wohlbefindens nicht ausschließt. Diese Verteidigung kann neben einer Argumentation zunächst auch in Form einer kalte Schulter stattfinden.




bodhi - 30.11.2006 um 23:58 Uhr

Zitat:

Gewalt ist immer das letzte Mittel oder das Mittel derer, die des Argumentierens nicht mächtig sind, Tom.
Klar, kennt wohl jeder, wenn er z. B. in einer Beziehung alles zivilisierte Kommunikationsgebahren über den Haufen wirft und brüllt. Wer das nicht kennt, lügt.

Zitat:

Zu behaupten, das Böse so gut wie nicht eingrenzen, folglich nicht benennen zu können, halte ich für Unsinn.

Ja, klar. Sicherlich gibt es auch das "Jenseits von Gut und Böse", aber irgendwie spürt doch jeder, was böse ist.

Mein Beispiel bezog sich auf die Grenze, wo man aufhört, "lieb" zu sein, weil man nicht mehr anders kann.




Franklin Bekker - 01.12.2006 um 12:17 Uhr

gut und böse ist eine unterscheidung de moral. gut ist, was unbedingt zu tun, böse was unbedingt zu lassen ist. das ist eine fomelle unterscheidung, die keinen inhat hat. ein bierglas in das du auch cola kippn knnst, aber es bleibein bierglas. tja und wenn ich was anderes herein kippe, dann is es eben nicht mehr so böse und man wundert sich vielleicht, warum dem einen etwas als böse erscheint dem andern noch lage nicht. tschü univeralismus (zunmindest auf dieser ebene).

aber bitte. böse ist das, von dem wir fühlen, dass es böse ist. nein. böse ist ein begriff für extremsituationen. der gehört nicht in diskussionen in denen es kein leid, keine angst, keine not gibt.




Franklin Bekker - 01.12.2006 um 14:29 Uhr

irgendwie kann man seine eigenen beiträge nicht löschen... sry war zu spät zum editieren

gut und böse ist eine unterscheidung der moral. gut ist, was unbedingt zu tun, böse was unbedingt zu lassen ist. das ist eine fomelle unterscheidung, die keinen inhalt hat (es muss nicht um unglück oder leid gehen). der begriff böse ist wie ein bierglas in das du auch cola kippen kannst, aber es bleibt ein bierglas. doch was zuvor böse war ist es nun eben nicht mehr.

aber bitte. böse ist das, von dem wir fühlen, dass es böse ist. nein. böse ist ein begriff für extremsituationen. aber in einer solchen situation befindet man sich nicht, wenn man diskussionen über das böse vom zaun bricht. ich weiß nicht wie weit meine toleranz reicht, aber es gibt auch keine notwendigkeit sie einzugrenzen, wo sie nicht auf die probe gestellt wird. mehr wollte ich mit meiner (provokanten) äußerung nicht sagen. und im übrigen den hinweis nietzsches wiederholen, dass moralische Phänomene solche Phänomene sind, die wir moralisch interpretieren.(Aphorismus Nr. 108 im Jenseits von Gut und Böse, KSA)




LX.C - 01.12.2006 um 14:58 Uhr

[Quote]böse ist ein begriff für extremsituationen. aber in einer solchen situation befindet man sich nicht, wenn man diskussionen über das böse vom zaun bricht.[/Quote]

Was ist denn das bitte für ein Argument. Dann lass doch das Diskutieren gleich sein.
Vielleicht sogar in allen Bereichen.




Franklin Bekker - 02.12.2006 um 15:05 Uhr

Du hast recht.



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