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--- Urheberrechtlicher Missbrauch

LX.C - 22.10.2005 um 13:48 Uhr

Durch die Arbeiten an meiner neuen Homepage, bin ich auf etwas gestoßen, das mich doch ziemlich schockiert hat. Eine meiner Geschichten kursiert im Netz wie ein Märchen, dessen Autor nicht mehr bekannt ist.

Nun, das könnte zunächst schmeicheln. Tut es aber nicht. Denn dies geschieht ohne Einwilligung meinerseits. Dazu wurden teilweise die Namen der Protagonisten geändert, der Titel wurde mehrfach geändert, der Autor ist, wie gesagt, nie angegeben (was die Sache ja auch nicht besser gemacht hätte) und noch viel schlimmer ist, teilweise geben Leute sogar die Geschichte als die ihre aus.

Ich weiß schon, was viele sagen werden: damit muss man rechnen im Netz. Mich aber hat das doch ziemlich aus der Bahn geworfen, weil es sich allein bei dieser Geschichte nicht um einen Einzelfall handelt. Dazu liegt mir die Geschichte persönlich auch noch sehr am Herzen.

Wie würdet Ihr vorgehen? Und würdet Ihr überhaupt dagegen vorgehen? Welche Konsequenzen sollte man ziehen? Sollte man nichts mehr im Internet veröffentlichen? Was meint Ihr dazu?




Kenon - 22.10.2005 um 16:47 Uhr

Hallo LX.C,

dieses Thema ist ein guter Grund, mit meinen Vorsätzen, hier nicht mehr zu schreiben, zu brechen:

Wenn sich die Geschichte schon derart verbreitet hat, wird es schwer sein, den ursprünglichen geistigen Dieb festzustellen. Ich hatte vor 2 Jahren einmal die sehr unangenehme Entdeckung machen müssen, dass sich ein Abiturient kräftig bei meinen Werken bedient und sich selbst als ihr Urheber hingestellt hat. Zusätzlich dazu hat er die Texte dann irgendwelchen Freunden gewidmet, das Gästebuch war voll des Staunens und des Lobs der Mitschüler. Gerade das mit den Widmungen hat mich doch sehr hart getroffen und ich kann mich daher gut in Deine Lage hineinversetzen. Den Dieb damals habe ich mehrfach gebeten, die Texte zu entfernen, bekam jedoch keine Reaktion, so dass ich leider einen Anwalt einschalten musste. Gleichzeitig habe ich den Provider des Diebes kontaktiert, der die Seite umgehend gesperrt hat.

Für den Dieb empfinde ich vor allem Mitleid, aber ich war zu diesen Schritten gezwungen, um meine eigenen Interessen zu wahren.

Zitat:

Sollte man nichts mehr im Internet veröffentlichen?

Ich veröffentliche nur noch einen Bruchteil meiner Texte im Netz, aber das hat nichts mit der oben geschilderten Erfahrung zu tun. Texte wollen gelesen werden. Je mehr sie sich verbreiten, um so mehr können sie gelesen werden. Es gibt auch viele positive Beispiele im Netz, wo man (unautorisiert) ein einzelnes Gedicht zitiert und nicht verschweigt, dass ich der Urheber bin. Soetwas freut mich. Nicht in Ordnung wäre, wenn jemand ganze Textsammlungen von mir ins Netz stellt. Wer mehr von mir lesen möchte, sollte auf meine eigenen Angebote zurückgreifen.

Wenn Dir die Sache am Herzen liegt, LX.C, dann musst Du wohl die Mühe auf Dich nehmen, jeden einzelnen Seitenbetreiber auf die rechtliche Lage hinzuweisen. Vielleicht kommst Du so auch dem ursprünglichen Dieb auf die Schliche. Generell sollten rechtliche Schritte immer das letzte Mittel sein.




LX.C - 22.10.2005 um 20:17 Uhr

Vielen Dank für deine Antwort und deinen Trost, Arne.

Ich sehe das ganz genauso, dass rechtliche Schritte immer der letzte Schritt sein sollten.
Es geht mir auch nicht einmal darum, den Ursprung des Vergehens herauszufinden (also den Ersttäter). Wie du, empfinde ich vor allem für die Personen Mitleid, die sich auch noch als Urheber darstellen, für ihre geistige Armut und deren Geltungsdrang, auch wenn mich das natürlich besonders wütend macht. Wie du schon vorgeschlagen hast, hab ich gestern auch schon begonnen, die Seitenbetreiber anzuschreiben. Hoffentlich nutzt es was. Wer will schon so einen Ärger wie du ihn durch diese ignorante Person hattest.




Jasmin - 02.11.2005 um 16:59 Uhr

Alex, hier ist etwas, das vielleicht zum Thema passt:


ABGESCHRIEBEN UND ERWISCHT

Der Plagiator

Von Kerstin Humberg

Was tut ein Forscher, der entdeckt, dass eine fremde Arbeit Wort für Wort aus der eigenen Dissertation abgeschrieben ist? Der Salzburger Wissenschaftler Stefan Weber lässt nicht locker, bis ein Doktor nicht länger Doktor ist - ein Plagiats-Drama in drei Akten.


Der Plagiator. Ein Campus-Drama.

Es treten auf:

http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,382779,00.html




Kenon - 02.11.2005 um 17:44 Uhr

Zitat:

Der Plagiator. Ein Campus-Drama.

Dieses Thema wird von der Initiatorin seit einigen Jahren regelmäßig im Spiegel und der CT neu aufgekocht, so dass man geneigt ist, von dieser inszenierten Medienkampagne als Eigen-Plagiat zu sprechen.




LX.C - 04.11.2006 um 22:17 Uhr

Ein Jahr ist schon wieder vergangen und doch möchte ich gerade heute, nachdem ich noch mal einige Erfolge erzielen konnte, Autoren mit ähnlichen Problemen ermutigen, gegen diese Missbräuche vorzugehen. Wie Arne auch schon festhielt, lässt sich offenbar bei denen, die das Urheberrecht verletzen, wenig ausrichten, Ignoration scheint deren Masche. Na klar, wer dreist genug ist Texte zu klauen und diese im schlimmsten Fall auch noch als die eigenen ausgibt, der macht sich keine Gedanken. Dafür aber reagieren Provider und Forenbetreiber, nach den Erfahrungen, die ich nun gemacht habe, sehr schnell und kompetent.

Also, nach einer verstrichenen Frist, die man dem mutmaßlichen Übeltäter einräumt, sich am besten an Provider oder Forenbetreiber wenden, bevor man einen juristischen Weg erwägt.




Gast873 - 06.11.2006 um 18:42 Uhr

Dieser folgende Vergleich wird wenig Trost dir bringen, LX.C, aber ich teile ihn trotzdem mit. Der berühmteste Dichter mit dem meisten geistigen Diebesgut war Thomas Mann, nicht zuletzt aufgrund seiner Apotheose und Bewunderung des Gottes Hermes, zu dem er eine innige Beziehung hatte und welcher, als er klein war, die Leier des Apollo gestohlen haben soll. Seit jeher galt Hermes als Schutzgott der Diebe, und Dichter!

Und mit Recht und Fug durfte Adorno behaupten er habe den (musiktheoretischen) Part mit dem Teufel im "Doktor Faustus " geschrieben, weil Thomas Mann alles fast wortwörtlich abgeschrieben, ja geklaut hat. Er hat sich später öffentlich bei Adorno entschuldigt und hat gemeint er habe den wissenschaftlichen Studien Adornos ne (geringfügige) literarische Komponente verliehen. Das heißt, er hat Dichtung daraus gemacht. Und es war nicht ein Einzelfall. Beim Thomi, wie ihn sein älterer Bruder zu nennnen pflegte, geschah es chronisch, aus Liebe zur Sprache versteht sich. ich verstehe ihn, den großen Thoams Mann und wollte nur ne kleine Lanze füt ihn als Dichter hiermit brechen, mehr nicht.

Gruß
Hyperion




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