Wladimir Majakowski, geboren am 19.7.1893 im georgischen Bagdady, ging den Weg der Provokation zum Kommunismus hin zur Resignation. Er war der bedeutendste Vertreter des russischen Futurismus.
In dem frühen Gedicht Einige Worte über mich selbst (1913) "bekannte" er:
Zitat:
Ich liebe es, zu sehn wie Kinder sterben
In "ICH" schrieb er:
Zitat:
Auf der Chaussee
meiner zertretenen Seelenstätte
verschnörkeln Schritte Geistesgestörter
die Fersen starrer Verse.
In DA HABT IHR! gab er es seinem Publikum und löste seinerzeit einen Skandal aus:
Zitat:
Auf Schmetterlingsflügel stampft ihr mit Galoschen
und tretet poetische Funken aus,
vertiertes Gezücht, bis die Farben erloschen
unterm Schreiten der tausenköpfigen Laus.
1918 schrieb er bereits für den Kommunismus – das Gedicht der russischen Revolution (Lewui Marsch, Linker Marsch):
Zitat:
Adleraug sollte verfehlen?!
Altes sollte uns blenden ?!
Kräftig der Welt an die Kehle,
proletarische Hände!
Wie ihr kühn ins Gefecht saust!
Himmel, sei flaggenbeschwingt!
He, wer schreitet dort rechts aus?
Links! Links! Links!
"Ich warf mich in den Kommunismus aus den Himmeln der Dichtung" hiess eine seiner Gedichtsammlungen...
Doch jeder Glaube ist Trug, muss in kritisch denkenden Menschen eines Tages zerbrechen.
In "Idyll" (1929) schrieb Majakowski, desillusioniert vom sich einstellenden Spießertum:
Zitat:Die Revolution ist am Ende.
Nun ans Leben.
Plätschere,
Bächlein.
Flugs
ging der sowjetische Spießbauch
zur Ruhe
und richtete sich ein.
Weiße
Tapeten,
jetzt braun -
fliegenbedeckt
und voller Staub;
Am 14.4.1930 beging Majakowski Selbstmord, indem er sich mit einer Pistole ins Herz schoss. Er hinterließ der Welt die Abschiedszeilen:
"Wie man so sagt, der Fall ist erledigt; das Boot meiner Liebe am Alltag zerschlug. Bin quitt mit dem Leben. Gebt niemanden die Schuld, dass ich sterbe, und bitte kein Gerede. Der Verstorbene hat das ganz und gar nicht gemocht."
Alle hier verwendeten Gedichtzitate entstammen dem Buch
Wladimir Majakowski - Gedichte (russisch/deutsch), Reclam Leipzig, 1988