Zitat:
Schließlich bin ich mit fünfzig - in einem Alter also, wo nichts mehr an mir zu ändern war, zumal nach dem, was wir inzwischen alle durchgemacht hatten - einem Manne begegnet, der mir bestätigte, dass der Weg nach draußen trotz aller Verzweiflungen und Entbehrungen der richtige war und dass ihn weiterzugehen meine Aufgabe ist. Und zwar wurde mir gerade das Scheitern dieses Mannes zur Bestätigung. Ich spreche von Cesare Pavese. Nachdem ich sein Tagebuch Das Handwerk des Lebens und seine Gespräche mit Leuko, die man auf dem Nachttisch neben dem Bett, in dem Pavese sich umbrachte, fand, gelesen hatte, konnte ich sagen: Aha! An diesem Punkt also, lieber Bruder, an dem du aufgibst, muss man versuchen, weiter ins Dickicht vorzudringen, um den Dingen auf die Spur zu kommen. Ich betrachte diese letzte Begegnung als einen außerordentlichen Glücksfall für mich, als eine Art Belohnung dafür, so lange durchgehalten zu haben. Von nun an weiß ich, dass es keine Umkehr gibt, und dass Scheitern nichts als die uns gemäße Todesart ist.
Hans Erich Nossack, (1901 - 1977)
http://www.adwmainz.de/nossack/Wegnach.htm