Kenon
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Eröffnungsbeitrag |
Abgeschickt am: 29.05.2021 um 11:02 Uhr |
Das Books on Demand-Verfahren, bei dem ein Buch erst gedruckt wird, wenn eine Bestellung vorliegt oder immer nur so viele Bücher gedruckt werden, wie gesichert vom Handel abgenommen und an den Endkunden gebracht werden können, ist ein Segen für Nischen-Literatur, die sonst aus Kostengründen gar nicht oder nur zu sehr hohen Preisen erscheinen könnte, da früher immer gleich einige tausende Exemplare gedruckt, vorfinanziert und irgendwo gelagert werden mussten, um einen passablen Stückpreis zu erreichen.
Ich staunte nun neulich nicht wenig, als ich mir endlich ein Buch vom deutschen Philosophen Werner Beierwaltes (gest. 2019), erschienen im Vittorio Klostermann, leistete. Ich bin zugegebenermaßen ein wenig geizig – oder positiver ausgedrückt: Ein Freund der Sparsamkeit, und so verschob ich den Kauf dieses Buches von Jahr zu Jahr, aber es ergab sich einfach keine Gelegenheit, das Buch günstig zu erwerben. 50 Euro für ein Taschenbuch von 474 Seiten Stärke ist schon ein kleiner Hammer, gerade, wenn zu befürchten steht, dass man nach der Lektüre auch noch weitere Bücher von Beierwaltes kaufen mag. Vor kurzem biss ich dann aber doch in den sauren Apfel, bezahlte das viele Geld und kann “Denken des Einen” nun mein Eigentum nennen. Das oben schon erwähnte Staunen setzte aber bei mir ein, als ich die Verlagsdaten im Buch durchlas: “Druck und Bindung: Books on Demand GmbH, Norderstedt”. Hätte das Buch dann nicht billiger angeboten werden können? Ich bemühte den Margenrechner des Unternehmens, sah dabei selbstverständlich nicht die besseren Konditionen, die Verlage erhalten können: Von den 50 Euro, die das Buch kostet, gehen nur 19,59 Euro an den Verlag. Das wieder erscheint mir herzlich wenig, aber so ist das eben im deutschen Buchhandel mit seiner überkommenen Buchpreisbindung: Der Leser ist eine Kuh, die gemolken werden kann.
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