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Literaturforum: Köhler vor der Knesset


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 Thema: Köhler vor der Knesset
Otmar Heusch
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 13.07.2020 um 10:56 Uhr

Köhler vor der Knesset

In manchen Augen scheint er
blutbesudelt in der Knesset
zu sprechen
Vielleicht weil die Zuordnung
der Verbrechen zu den Tätern
in ihrer Trauer verloren ging

Oder schimmert nur
Abendrot diffus
auf seinen Frack

Man will ihm seine
Muttersprache verbieten
seiner Sprache wegen

Das Gewesene dürfen
wir niemals vergessen
doch die Zeit danach
darf auch keinesfalls
desperat sein

Autor: Otmar Heusch



Israel, 02. Februar 2005

Ansprache von Bundespräsident Horst Köhler vor der Knesset in Jerusalem
Im Vorfeld der Rede hatte es in Israel Kritik an der Absicht Köhlers gegeben,
auf Deutsch zu den Knesset-Abgeordneten zu sprechen.
Reaktion aus der Knesset:
Deutsch ist die Sprache von Hitler, Goebbels und Eichmann.
Solange es noch Überlebende des Holocaust gebe, sei es unangemessen,
im israelischen Parlament die Sprache der Täter zu hören, hatten Abgeordnete erklärt.
Tatsächlich boykottierten mehrere Abgeordnete die Rede.


Ich träume wiederholt vom Weltfrieden. Manchmal denke ich, er ist nur eine Armlänge entfernt.
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Kenon
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1. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 14.07.2020 um 23:22 Uhr

Mag ja alles sein, aber der Hausherr gibt die Regeln vor, da beschwere ich mich nicht, und in dem konkreten Fall habe ich auch Verständnis dafür, wenn es Menschen gibt, die ein Problem mit der Sprache der Täter haben. Da ist das Deutsche eben nicht anders als beispielsweise das Russische: Es ist eine Sprache der Täter und nicht einfach nur eine Sprache. Deswegen braucht man sich nicht wundern, wenn sie jemand nicht hören mag, oder wenn er sie hört und sogar versteht, er so tut, als würde er sie nicht verstehen. Das verstehe ich vollkommen.

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Otmar Heusch
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2. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 15.07.2020 um 10:00 Uhr

Vielen Dank für die Meinungsäußerung.
Ich denke jedoch, es ist äußerst schwierig, einer z.B. 25-jährigen Deutschen Person zu vermitteln: „Du sprichst die Sprache der Täter – und in dieser möchte ich mich mit dir nicht unterhalten“.


Ich träume wiederholt vom Weltfrieden. Manchmal denke ich, er ist nur eine Armlänge entfernt.
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Kenon
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3. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 15.07.2020 um 22:51 Uhr

Für die 25-jährige Deutsche wäre es ein fantastische Gelegenheit, nachzuforschen, warum sich Menschen ihr gegenüber so verhalten. Sie könnte einiges daraus lernen.

Ich habe es schon erlebt, dass man Russisch nicht verstehen wollte, obwohl ich weder Russe bin noch etwas mit den russischen Verbrechen zu tun habe. Ich akzeptiere das voll und ganz. Dann gehe ich halt zur nächsten Person oder spreche eine andere Sprache. Englisch ist nicht so im Verruf. Dieser Köhler - wer war das noch mal? - ach, einer dieser besonderen Obersenioren, aber nicht der mit dem Ruck durch Deutschland. Konnte der wirklich nur deutsch reden? Mir ehrlich gesagt ziemlich egal.

Wenn ich jüngere Juden im Ausland kennengelernt habe, war es mir immer peinlich, sagen zu müssen, dass ich Deutscher bin. Für sie war es überraschenderweise nie ein Ding. Einer hat mal erzählt, dass sein Opa in Deutschland gearbeitet hat und dort umgekommen ist. Und Prost! Die Runde geht auf uns.

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Otmar Heusch
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4. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 16.07.2020 um 09:32 Uhr

Ergänzung:
Am 18. März 2008 hielt Merkel in der Knesset eine international beachtete Rede. Sie begann auf Hebräisch und führte die Rede in deutscher Sprache fort. Merkels Rede erregte bei einigen Mitgliedern der Knesset Unmut. Benjamin Netanyahu meinte dazu, die Rede hätte abgebrochen werden müssen oder auf Englisch gehalten werden sollen.

Sprache kann vieles anrichten, aber Sprache kann kein Mörder sein.

Historische und aktuelle Aktionen auf der Welt hätten analog zur Folge (haben müssen), einigen Sprachen gegenüber „verächtlich“ zu reagieren.

Alle diese mörderischen unmenschlichen Taten müssen gegenwärtig bleiben, aber ich denke auch, dass die Kinder und Kindeskinder von diesen Taten ihrer Vorfahren entlastet werden sollten.


Ich träume wiederholt vom Weltfrieden. Manchmal denke ich, er ist nur eine Armlänge entfernt.
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