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Literaturforum: An den Januar


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 Thema: An den Januar
Itzikuo_Peng
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 04.01.2018 um 12:00 Uhr

In meinem Empfinden ist mir der frühe Januar stets willkommenes Niemandsland. Da ich ja – ein Segen auf all meinen Wegen – kein Schriftsteller, sondern Business-Man bin, steht er mir heute sowas von, ich meine, steht mir dieser erste Satz gut wie Stock und Hut, liegt mir im Blut wie den meisten fremdbestimmt Arbeitenden um diese Zeit der Erkältungen und sonstigen Infekte, auch geistiger Arten (= Vorsätze), behaupte ich, heute, mich im Niemandsland zwischen den autonomen Regionen Pflichten, Ausspannen, vermessener Kalender suhlend.

Auch ich, kein Christ wie auch sonst kein Vereinsmeier, dafür religiös wie die Kakerlake, die Ratte, die Sternschnuppe, habe einen lichterleuchtenden, plastikenen Baum in meiner Küche auf dem Tisch stehen; doch heißt er bei mir nicht Weihnachts-, sondern Lichterbaum (und nicht nur das, er hat auch einen Namen: Fred [und stammt aus dem Lande Liliput {nicht: die Eisenbahn; ich bitte von Urheberrechtsklagen abzusehen}: er misst nur 43 cm in der Höhe]). Diese Idee, also die, um diese Zeit einen leuchtenden Baum anzuglotzen und sich daran zu erfreuen, habe ich bei den Christen geklaut, oder zumindest aus einer Kinderzeit kopiert (markieren, rechte Maustaste, kopieren, einfügen), als man noch oh (nach Gusto oder Quelle mit oder ohne h), du Fröhliche bei Kartoffelsalat mit Wiener Würstchen (andere hatten Grünkohl mit Pinkel, weitere evtl. cholesterinsprengende Fett-Gänse oder -Enten) Geschenke aus Papier auspackte, auspapierte, so etwa sechzig Äonen vor dem digitalen Gutschein. Es gibt keinen Grund, im Dunkel des Zwischen-den-Jahren sich nicht selbst mindestens 1 Baum, behängt mit was auch immer, hinzustellen wo auch immer, wo es doch draußen so früh dunkelt und so spät hell wird, einfach, um sich an Lichtern zu erfreuen, auch wenn es sich nur um LEDs handelt, es gibt keinen Grund, dieses nicht zu tun, bloß weil man nicht in einem Verein ist, in dem dasselbe zelebriert wird. Und so brachte er, sie, es zweckgelöst Licht in sein Dunkel.

Ich also, kein Schriftsteller, sondern Business-Man, weiß um die gesellschaftskonventionelle Bedrohung der zweiten Januarwoche, des äußeren Schweinehundes, der einen fertigmachen wird, früher oder später, wenn Pillen und Therapien nichts mehr nützen, wenn man sich longitudinal, gezwungen zur aufrechten Aufrichtigkeit, endlich fragt, wer man eigentlich wirklich ist und was man wirklich möchten möchte in diesem kurzen Sterbe-Pups – jenseits der Gold-Nuggets (nicht: Chicken-, eher Clondyke), selbstredend, was sonst. Die Zahlen Daten Fakten Kontrollsysteme der Produktionsbetriebe laufen wieder an (ok, sie liefen nie niemals nicht: frag die Pharaonen mit ihren verkackten Pyramiden), das Niemandsland ist eben eine schmale Zone, weiß schon, brauchst mir nix erzählen, du, das du die bruttosozialproduktische Fahne deines Landes so hoch hältst, dass man dich am unteren Ende der Fahnenstange schon gar nicht mehr ausmachen kann, du kleiner Punkt du, du Wicht, du Zwergin, du Steineschlepper. Du machst was aus, millionenfach, doch es macht dir etwas aus, dass man dich nicht ausmachen kann, ausknipsen vielleicht, bei der nächsten Sanierung deiner Firma, die eine Firma sanieren wird, die auch saniert wird, sobald ein Sanierer auf die Idee kommt, die Sanierer zu sanieren (Ober-ROFL). Oh Niemandsland, du fröhliches, wärst du doch mein ewig leuchtender Fred!

Mein Niemandsland ist noch auf drei Tage vermessen. Dann werden sie wiederkommen (sie sind nie weggewesen, haben sich gut und teuer und mit allem, was recht[ens] ist, erholt): die Schakale, Hyänen, Geier, die Wolfsrudel, die Napoleon-Schweine, die Zahlen, die dir durch die blütenblätterlosen Nicht-Blumen der Boni mit dem Fleischwolf drohen – nix gegen Hack, bin kein Veganer – aber muss es denn immer Menschenfleisch sein?; Man-Power, die verwolft werden muss, damit das Fleisch den Schweinen schmeckt?

Oh du mein fröhliches Niemandsland, oh du mein leuchtender Liliput-Freund Fred am vierten Januar in meinem warmem Schloss Wohnung, die Klingel und die Telefone off – wie viele Flaschen Rosé, wie viele erkältete und durchgeschwitzte Bücher, Texte, wie viele bereits versetzte Vorsätze, wie viele verkochte Mahlzeiten Spaziergänge Kopulationen Hand-Jobs Gänge zur Bio-Tonne Mediatheken-Filme Arschabwischungen Zähneputzungen Tassen Tee Kaffee, Besuche bei Lieben oder Nicht-Lieben, Straßenkehrungen Schneeschippungen Wagenpflegungen Gedanken Empfindungen entspannte Aufwachungen am Morgen schwachsinnige Posts im Netz Vollbäder Zehnägelschneidungen bleiben uns noch? Die Tage sind gezählt, immer stundungslos gezählt, auch wenn niemand dir was zahlt, mach dir nix vor.


Miau
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