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Lust und Askese, kein Widerspruch
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Thema: Lust und Askese, kein Widerspruch
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raimund-fellner
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87 Forenbeiträge seit dem 13.11.2011
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Eröffnungsbeitrag |
Abgeschickt am: 20.06.2015 um 20:25 Uhr |
Lust und Askese, kein Widerspruch
Nach der äußeren sexuellen Befreiung folgt die innere.
Die ewige Lust als höchstes Gut
Für Epikur und die sexuelle Revolution ist Lust zweifelsohne das höchste Gut. Glücklich sein kann nur, wer die Lust genießt. Nietzsche meint zurecht: "Alle Lust will Ewigkeit, tiefe, tiefe Ewigkeit." Doch hier stutze ich schon mit Nachdenken. Ewigkeit, ewige Lust, unentwegte Lust, fortwährende Lust, immerwährende Lust, nie versiegende Lust, unaufhörliche Lust, nie endende Lust stehen der Endlichkeit, dem Überdruss, der Ausgereiztheit, der Prüderie, der Übersättigung an Wollust gegenüber.
Bleibt ewige Freude und Lust eine jenseitige Vertröstung?
Es fragt sich: Ist fortwährende Lust ohne Überdruss möglich? Wenn ja wie erreiche ich sie? Oder muss ich mich hienieden damit begnügen, dass alles endlich ist. Muss ich mich mit meinem Wunsch nach ewiger Freude an der Lust auf ein Jenseits vertrösten oder kann ich den "Himmel" schon jetzt ins Diesseits holen?
Da begegnen mir immer wieder die sogenannten Realisten, die sich mit der Endlichkeit der irdischen Freuden begnügen und behaupten, damit zufrieden zu sein. Sie meinen, dass sich Freud und Leid abwechseln. Das nähmen sie hin und seien damit zufrieden. Das ist so und wird immer so bleiben. Immerwährendes Glück wollten sie gar nicht. Das mache sie überdrüssig. Ihr Glück bestehe darin, sich mit dieser Realität des Auf und Ab abzufinden und gerade nichts darüber hinaus zu begehren.
Wer auf diesem Standpunkt steht und sich also mit weniger als Gott, dem Quell aller Freude und Lust, hienieden zufrieden gibt, der braucht jetzt gar nicht mehr weiter zu lesen. Denn das Folgende will sich gerade damit beschäftigen, die unentwegte Freude und Lust ins Dasein zu rufen.
Lust oder Wollust?
Es frägt sich, will ich die Will-Lust oder Wollust des Dietrichs an beliebigen Sexualobjekten? Oder die wahre und darum treue Lust mit meinem Idol? Als Idol ist hier gemeint die Favoritin oder "große, wahre, ewige Liebe" eines Menschen. Das ist die Bedeutung von eidolon im frühen Altertum, erst christliche Schriftsteller gaben eidolon die Bedeutung von "Götze" und "Trugbild". Somit ist als erstes das Idol im Leben zu erkennen. Ewige Lustfreude kann nur erkennen, wer sein Idol gefunden hat. Wer sagt, er habe kein Idol in seinem Leben, ist ein armer Tropf. Er hat am Leben vorbei gelebt.
Joga und Kreuz führen zur himmlischen Freude schon hienieden
Der Weg zum Himmel mit dem Idol geht über das Joga oder das Joch der Befreiung, das Jesus der Retter mitträgt, denn er sagt: "Mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht."(Mt 11,30) Wie Buddha mit gekreuzten Beinen ohne Ablenkung der Läuterung der Aussöhnung sich zu stellen, ist das Joga oder das Joch, das zum "Himmel" mit dem Idol hienieden führt. Eine immer wiederkehrende Übung, was aus dem Lateinischen Exerzitie, aus dem Griechischen Askese heißt. Ist zugleich der materielle Reinheitswandel vollzogen, was heißt, sich vegan einmal am Tag zu ernähren und von Rauschmitteln und Zivilisationsdrogen frei zu sein, so stellt sich die innere asketische Lust im identisch sein mit Gottes Willen ein. Der Mensch fühlt die seine Shakti seines Idols, indem seine Hoffnung feststeht, auch wenn Mitmenschen anderes unken mögen. Dies ist die beschauliche oder kontemplative Seite des Lebens.
Im Wahnsinn oder Hoffnungssinn auf dem Pfad der Tugend tätig
In Tätigkeit ist das Leben "die Fahrt nach vane" von "Tristan und Isolde" oder das Verbleiben im Wahnsinn, der gleichbedeutend mit Hoffnungssinn ist, der bleibt auf dem Pfad der Tugend oder Tüchtigkeit, diesem Innehaben der Mitte zwischen den Extremen, worüber Aristoteles in seiner Nikomachischen Ethik ausführlich spricht. So ist das nunmehrige Leben das Abenteuer auf dem engen Pfad der Tugend begleitet von immer wiederkehrenden enstatischen Orgasmen der Erkenntnis mit dem verinnerlichten Idol, der Shakti.
Innere Aussöhnung mit dem Idol macht Lust
Das Idol ist ein wirklich lebender Mensch. Wenn er verinnerlicht ist, kommt es zu einer reziproken Korrelation von animus und anima. Werden noch Schmerzen empfunden in der inneren Beziehung zu diesem Menschen, liegt das an mangelnder Aussöhnung mit ihm. Je mehr sich die beiden Seelen innerlich aussöhnen, um so größer und abwechslungsreicher ist die Lust.
Autarke Lust
Wenn das Idol innerlich geliebt wird, ist das Gefühl zu ihm da und kann genossen werden, was sexuell autark macht. Das andere Geschlecht der Mitmenschen wird gesehen und empfunden in Ähnlichkeiten zum Idol. Geliebt wird, was ähnlich ist mit dem Idol. Als befremdend und nicht begehrenswert erscheint, was unähnlich ist zum Idol. So ist die sexuelle Treue zum Idol automatisch begründet. Denn sexuelle Treue ist innere Wahrhaftigkeit des vollständigen Gefühls.
Notwendig zu dieser inneren Wonne ist die Unverfälschtheit der Gefühle. Damit die Gefühle nicht verfälscht werden, ist die Stimulans von Alkohol, Nikotin, Koffein, Thein und illegalen Drogen zu meiden. Ebenso eine vegane Ernährung. Dies alles nennt sich der Reinheitswandel nach Buddha. Hilfe dazu gibt die höhere Macht, also Gott.
Die Befreiung zur fortwährenden inneren Wonne mit der Shakti (Lustkraft) des Idols gewährt nur die Gnade Gottes. Aus eigener Kraft wird sie nicht erreicht. Insofern empfiehlt es sich das Erlösungswerk des Heilands anzunehmen. Dann stellt sich auch die Gnade Gottes ein.
Raimund Fellner
Raimund Fellner
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