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Literaturforum: Edition Das Labor


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Forum > Aesthetik > Edition Das Labor
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 Thema: Edition Das Labor
Matze
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 13.10.2009 um 12:43 Uhr

m 27. Oktober 2009 jährt sich der erste Todestag von Peter Meilchen. Zu diesem Anlaß findet in der Werkstattgalerie Der Bogen eine erste Werkausstellung statt. Peter Meilchen hinterfragte das Klischee, Photografie sei eine objektive Darstellung, gleichsam ein Ersatz für die Realität.

Peter Meilchen geht mit seiner Kamera so dicht an die Dinge dieser Welt heran, daß diese ihren Anspruch aufgeben, Dinge dieser Welt zu sein – und zum Bild werden können. Einstudierte Wahrnehmungsklischees werden hier infrage gestellt. Im »Wörterbuch der philosophischen Begriffe« von 1904 findet am diese Definition: "Erhaben ist alles Grosse, Kraftvolle, Mächtige, sofern wir uns ihm gegenüber klein dünken, wenn wir uns unmittelbar damit vergleichen." Dieses "Wörterbuch" verweist aber auch auf den Philosophen Edmund Burke, dessen Überlegungen zum Sublimen den zeitgenössischen Photographien weit näher kommen, denn "nach Burke ist erhaben, was die Vorstellung von Schmerz und Gefahr für uns zu erwecken vermag; es wirkt angenehm, wenn wir uns sicher fühlen". Peter Meilchen geht mit seiner Kamera so dicht an die Dinge dieser Welt heran, daß diese ihren Anspruch aufgeben, Dinge dieser Welt zu sein – und zum Bild werden können. Sein ´Sehen´ ist kein Begaffen, sondern existenziell vollzogen. Dringt man bei jeder Wiederholung tiefer in diese Bilder ein? Oder sind es seine Bilder, die tiefer in uns dringen?

Diesen Fragen kann man sich zur Ausstellungseröffnung am 25. Oktober ab 17.00 Uhr in der Werkstattgalerie Der Bogen (Arnsberg) stellen.


»Schland« von Peter Meilchen erscheint als DVD in der Edition Das Labor

Mehr Informationen über: http://www.medeasy.de/common/?p=2151

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Matze
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1. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 14.10.2009 um 10:16 Uhr

Exemplarisch läßt sich Peter Meilchens Arbeit an einem Multimediaprojekt verdeutlichen, das nun auf DVD erhältlich ist. »Schland« ist der Versuch, den Blick gleichsam zu konservieren und mit der Kraft der Vergewisserung die Seele des Augenblicks festzuhalten. Diese multimediale Arbeit beschreibt einen akustischen Raum in einem räumlichen Behältnis, dem „neuen“ DeutSchland, einem fiktiven Staat, tiefste Provinz. Schland folgt dem poetischen Kernsatz: „Nur die Fiktion ist noch wirklich, weil die Wirklichkeit durch mannigfaltige Wahrheiten verunstaltet wurde.“ Schland ist nicht nur ein Acker in Herdringen, auf dem Milchproduzenten umherlaufen, Schland ist überall. Es geht (ganz im Sinne Poes: „Man sieht es und sieht doch hindurch“) um den Blick, das Sehen, die Kurzsichtigkeit. Peter Meilchen präsentiert mit Schland ein durchaus ernsthaftes Projekt über ein Tier, dessen Faszinationspotenzial gering scheint, dem aber ein entscheidender Anteil an der Sesshaftwerdung des Menschen, also der wesentlichen zivilisationsgeschichtlichen Wegmarke überhaupt zugesprochen werden kann. Das Kühe, die gütigen Ammen der Menschheit sind, wissen wir seit dem alten Testament, die Gründe dafür, dass der Kuh eher das Image von Behäbig– und Mittelmäßigkeit anhaftet, vollzieht Peter Meilchen in seinem Projekt nach, indem er zeigt, wie ursprünglich biologische Konstitutionsmerkmale oder historische Notwendigkeiten mit symbolischem Gehalt gefüllt werden. Er präsentiert die körperliche Ruhe der Kuh, die sie zum Sinnbild des Stoischen hat werden lassen, mit ihrer Eigenschaft als Beutetier. Für das ist es in freier Wildbahn überlebensnotwendig, weder Panik noch Schmerz zu zeigen, um nicht die Aufmerksamkeit des Raubtiers auf sich zu lenken. Ähnlich: ihre Augen. Sie sind dafür geschaffen, ein maximal großes Sichtfeld zu haben, um Angreifer möglichst früh erkennen zu können. Uns sind sie indes vor allem Ausdruck der psychischen wie physischen Lethargie der Kuh. Wie tief gerade das Bild der Kuh als Indikator von Normalität im kulturellen Gedächtnis verankert ist, wird besonders an jenen Untergangsvisionen augenscheinlich, in denen die Kuh zum Vorboten des Unheils wird, das bald auch den Menschen erreichen wird. Was mit den Kühen in der biblischen Apokalypse–Darstellung beginnt, setzt sich fort in amerikanischen Weltuntergangsfilmen wie »Apocalypse Now«, »Twister« oder »Jurassic Park«, in denen die durch die Luft fliegende oder schwebende Kuh zum untrügliches Zeichen dafür wird, dass die Welt aus den Fugen geraten ist. Sein Trick besteht darin, daß es natürlich gar nicht um die Wahrheit über die Kuh geht, sondern darum, gerade durch die verschiedenen Projektionen etwas über die die Menschen und ihre Zeit selbst zu erfahren.
Peter Meilchen geht mit seiner Kamera so dicht an die Dinge dieser Welt heran, daß diese ihren Anspruch aufgeben, Dinge dieser Welt zu sein – und zum Bild werden können. Sein ´Sehen´ ist kein Begaffen, sondern existenziell vollzogen.

Die Schland-DVD erscheint in der Edition Das Labor am 25. Oktober, wo sie ab 17.00 Uhr in der Werkstattgalerie Der Bogen in Arnsberg präsentiert wird.

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Matze
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2. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 26.10.2009 um 22:26 Uhr

Wer nicht hysterisch über Kunst und neue Medien sprechen will, braucht nicht in einen naiven Realismus zu verfallen. Es gibt dazu eine Alternative, die nicht minder rational ist: die medienarchäologisch genaue Analyse jener Änderungen der Wirklichkeit, die sich auf dem Weg von den einstige Analogmedien wie Rundfunk oder Telefon zum Digitalmedium Computer ereignet haben.

In der Rückschau auf die Elektrografie lassen sich diese Entwicklungslinien nachzeichnen. Mit dem Kopierer wurde in den 1990–ern die Textur der Elektronik erkundet und sich auf die Suche nach Bildern begeben, die man sich selbst nie hätte ausdenken können. Gerade aus Unfällen entstand vieles, was sich erst im Netz durchgesetzt hat. Nicht der Mensch ist kreativ, sondern die Fusion aus Mensch/Maschine findet wie von selbst ihre Bilder und ihre Sprache. Den Abschied vom Schöpfergenius haben Copy–Art–Künstler vorweg gedacht.

"Das kleine Helferlein", ein unterhaltsamer Hörfilm gegen den kulturellen Gedächtnisverlust ist erhältlich über die Edition Das Labor.

Der Hörfilm erscheint in der Edition Das Labor.

Mehr Informationen über: http://urbons.de

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Matze
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3. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 08.11.2009 um 14:16 Uhr

Diese Nachricht wurde von Matze um 14:21:33 am 08.11.2009 editiert

Nachdem die "Letternmusik", ein drama giocoso von Stephan Flommersfeld & A.J. Weigoni auf DeutschlandRadio Kultur urgesendet wurde, ist diese Arbeit nun auf CD in der Edition Das Labor erschienen.

Einen Remix zu basteln ist in der Popmusik gang und gebe. Stephan Flommersfeld hat das Selbe mit der "Letternmusik" von A.J. Weigoni gemacht, herausgekommen ist die aktuelle Variante eines drama giocoso. Die Fertigstellung seines Remix ist gebunden an den Umstand, daß das Ganze wiederum „Sinn“ macht, das unterscheidet den Remix von Stephan Flommersfeld von einem Remake und vom Recycling: Remixen ist hier auch eine Autorenangelegenheit. Die ideale Form für den Remix ist der Clip: ein audiophones Geschehen, das sowohl in der Länge als auch im inneren Aufbau (Refrain, Strophe, Bridge) einem Popsong ähnelt. Tatsächlich benutzt Stephan Flommersfeld gern einen solchen als Grundlage für die Montage. Dieser Remix der »Letternmusik« ist ein Platz für den artistischen Bau autarker Sprachkonstrukte außerhalb der alltäglichen Rede und normierter Sprachregularien. Dieses Freigelassene, Strömende entsteht durch Präzision, Klarheit und Konzentration. Diese Gedichte oszillieren zwischen dem lyrischen Protestgedicht und dem politischen Liebesgedicht. Sie sollen daran erinnern, was Poesie ursprünglich war: Gesang, Melodie und Rhythmus, Reim und Versmass, Litanei und Mythos. In einem beständigen Remix der Töne wird die entzweite Welt neu zusammengefügt. Mit ihrem parlandoartigen Konversationston changiert Flommersfelds neue Komposition zwischen Komödie und Tragödie. Die Klangbilder sind scharf konturiert, agogische und dynamische Verläufe oft abrupt, die Farben abwechselnd grell und düster. Die Wahl der Tempi macht die unerbittliche Dringlichkeit der Verläufe spürbar, und manchmal überstürzen sich die Dinge und die Musik mit ihnen. Sie ist immer mitten im Kern des Geschehens und trägt auch immer zu dessen Deutung bei. Diese Komposition ist von hypnotischer Wirkung, minimalistisch und doch komplex, hochgradig virtuos, ungeheuer rauschhaft in den Ausbrüchen, getragen von einer tiefen Spiritualität und Innerlichkeit. Es ist schwer, sich den Reizen dieser Klangwelten zu entziehen. Flommersfelds Komposition hat viele eindrucksvolle Momente, vor allem im Lyrischen. Nach Spielerei klingt das nicht, alles findet wie selbstverständlich zueinander. Mal hallen düstere Akkorde wie von weit her, mal flirren Melodien in seltsam schillernden Farben. Die Kompositionen von Stephan Flommersfeld entspringen einem emotionalen Kontext. Am Anfang ist das fühlende Subjekt. In ihm entsteht die Musik, die dann nach außen tritt. Ihr Klang ist reine Ästhetik, abhängig von äußeren Einflüssen.

Die "Letternmusik" erscheint als CD in der Edition Das Labor

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Matze
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4. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 17.11.2009 um 07:25 Uhr

Ohrenzwinkern, die A/V–Reihe

Die ‘Edition Das Labor’ lanciert mit Ohrenzwinkern eine Reihe, mit der Facetten der multimedialen Kunst zugänglich gemacht werden, die nach den herkömmlichen Marktgesetzen unerschlossen bleiben. "Den Markt" muß man entmystifizieren. Der Kunstmarkt besteht aus vielen Menschen, die nur drauf warten, dass sich an dem aus den USA importierten Standard etwas ändert. Das aufgeklärte Publikum wartet auf Künstler, die den Vorhang aufreißen, um in einer anderen Form zu erzählen.

Die DVD ist das Medium, das mehr als ein anderes zuvor die Geschichte der multimedialen Arbeit gegenwärtig zu halten erlaubt. An der Schnittstelle zwischen der virtuellen, freien Verfüg– und Kopierbarkeit der Internet–Archive, der subventionierten Museen und der durch Kopierschutz und Regionalcodes geregelten Verwertbarkeit auf Kapitalmärkten. Die AV-Reihe Ohrenzwinkern will physische und metaphorische Prozesse des Verharrens, des Abschieds, des Übergangs und der Verwandlung abbilden, ihnen nachspüren, sie aufschlüsseln.

Selten gehörte und gezeigte multimediale Arbeiten aus den Beständen werden in der Reihe Ohrenzwinkern auf DVD und CD wieder allgemein zugänglich gemacht. Die Restauration von »Schland« ist eine Resynchronisation, die Bild und Ton des Films, im vorliegenden Original gegeneinander verrutscht, wieder in den richtigen Bezug zueinander bringt. Auch bei den anderen Ausgaben wird die geheime Ordnung der Bilder und der Töne erkundet.

»Das kleine Helferlein« ist ein unterhaltsamer Hörfilm gegen den kulturellen Gedächtnisverlust. Nicht der Mensch ist kreativ, sondern die Fusion aus Mensch/Maschine findet wie von selbst ihre Bilder und ihre Sprache. Den Abschied vom Schöpfergenius haben Copy–Art–Künstler wie Klaus Urbons vorausgedacht.

Die Edition Ohrenzwinkern versteht sich als zeitgenössische Form, über Kunst- und Literaturgeschichte nachzudenken. In formschönen DVD-Hüllen wird dem Sammler eine Reihe präsentiert, die eine Zierde für jedes Bücherregal darstellt. Die Zukunft der Vergangenheit der multimedialen Arbeit sieht dank DVD und CD anders aus. Mit dieser Edition läßt sich ein Stück davon in Augenschein nehmen.


Erhältlich über:info@tonstudio-an-der-ruhr.de
Tonstudio an der Ruhr / Delle 57 in 45468 ‘Bad’ Mülheim
Tel. 0208 / 36399

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zugast
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5. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 28.02.2010 um 00:36 Uhr

Also mit Ohrenzwinkern, das ist ja geil.

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Matze
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6. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 13.08.2010 um 15:04 Uhr


Seitdem das Internet mit Text befüllt wird, modifiziert sich die Buchkultur zur Schriftkultur. Die digitale Kommunikation des 21. Jahrhunderts verändert unser Denken, Schreiben und Publizieren. Die neue Schriftkultur eröffnet die Möglichkeit, zu analysieren und geschriebene Texte, Bilder und Töne zu vergleichen und fortwährend den neuesten Erkenntnissen anzupassen. Analog zur Erfindung Johannes Gutenbergs eröffnet das Internet neue Möglichkeiten der Verbreitung von Literatur, Kunst und Musik.

Die Artisten der Edition Das Labor legen ihr gesammeltes diskursives Wissen über Kunst und deren gesellschaftlicher Begleitumstände auf den Tisch. Sie ergänzen sich, streiten und korrigieren sich – und in einigen Fällen entdecken mehrere Artisten in der Vielstimmigkeit der Argumente zugleich eine neue Position. Die klassische Autorschaft ist ebenso perdü, wie der Geniekult des 19. Jahrhunderts. Die Frage lautet nicht, wie das Netz das Denken verändert, sondern wie das künstlerische Denken das Netz formt.

Die Artisten der Edition Das Labor bewegen sich in einem Niemandsland, einem Freiraum, in dem es keinen politischen oder ökonomischen Druck gibt und keine ästhetische Diktatur. Sie ergründen die Umstände, in welchen Situation Kunst Widerstand sein kann, ohne in opportunistische Kapitalismuskritik zu verfallen. Das Internet lässt sich aktiv statt reaktiv nutzen, es verhilft dem Kunstfreund zu finden, was er wissen möchte. Im Buch gibt es Fußnoten und Intertext, aber keinen Hypertext. Dort muss der Leser alle geistigen Vernetzungen selbst leisten. Das Internet bietet dem User eine andere Form des Umgangs. Die Benutzung von Hyperlinks läßt eine Ausstiegsmöglichkeit. Das Buch hingegen baut einen größeren Druck auf dranzubleiben.

Die Gründer der Edition Das Labor interessieren sich für Kunst, die nicht illustriert, sondern anders politisch relevant ist, es sind Künstler, die sich für Lebensentwürfe und das Zusammenleben interessieren und nicht für standardisierte Wege. Bei diesem Netzwerk sind grundlegende Werte die Selbsthilfe, Selbstverantwortung, Demokratie, Gleichheit und Solidarität angezeigt. Die beteiligten Artisten vertrauen auf die ethischen Werte Ehrlichkeit, Offenheit, Sozialverantwortlichkeit und Interesse an anderen Menschen. Der Sinn der Edition Das Labor liegt darin, dass sich Künstlergruppen aus unterschiedlichen Regionen zusammenschließen und dem herrschenden Kulturbetrieb etwas Eigenes entgegensetzen. Diese Art zu arbeiten befreit die Gründer der Edition Das Labor von der Massenidentität, die in der globalisierten Gesellschaft entsteht. Diese Artisten machen keine Kunst, um Antihelden einer Subkultur zu sein, sondern vor allem, um die Sinngebung durch Kunst zu retten, um als Individuen zu überleben.

Der Kulturbetrieb konfiguriert sich neu. Neben den Produktionsorten ‘Tonstudio an der Ruhr’ und der Werkstattgalerie ‘Der Bogen’ in Arnsberg, ist in 2010 als Veranstaltungsort der ‘Kunstraum Krumscheid’ in Linz am Rhein hinzugekommen. Weitere Vernetzungen mit ähnlich arbeitenden Artisten werden angestrebt. Das Sprachrohr der Artisten der Edition bildet die Plattform. Dieses Podium verschaltet das künstlerische Denken und Tun on- und offline sinnfällig.

Die Konzentration im Kulturbetrieb schreitet im Internetzeitalter rasant voran. Kunst ist eine Ware mit besonderer Aura. Mit der Beschleunigung des Kultur-Betriebs und seiner am Mainstream orientierten Produktion hat sich auch das Feuilleton gewandelt: Konzentrierte sich das Interesse bislang auf den künstlerischen Gegenstand, so scheint zu beginn des 21. Jahrhunderts dessen Personifizierung das Maß aller Dinge zu sein. Über Vermarktungsstrategien streitet man sich bereits, seit Gutenbergs Erfindung des Bleisatzes. Der Markt für anspruchsvolle Innovationen und Entdeckungen hat sich dramatisch ausgedünnt, die Neugier auf Kunst hat in einem beängstigenden Maß nachgelassen. Pop, Glamour und Spaßkultur haben sich vor das Ernstere geschoben. Zerstreuung, Abenteuer, Selbsterfahrung, Internet verbauen den Blick auf das Wesentliche, das wir benötigen, wenn viele dieser Phänomene ihre Anziehungskraft verloren haben. Buchhändler verlangen Werbekostenzuschüsse, damit Bücher überhaupt in der Auslage präsentiert werden, die Presse ist immer stärker von den Anzeigen der Großverlage abhängig, deren Bücher sich immer ähnlicher werden und die Literaturkritik ist auf den Hund gekommen. Umgeschriebene Waschzettel beleidigen die Leser genauso wie redaktionelle Inhalte, die an Anzeigen geknüpft sind.

Informationen sammeln, konzentrieren und als gebündeltes Wissen wieder an die Nutzer weitergeben - das ist der Mechanismus, der die Konzentration des künstlerischen Netzwerks vorantreibt. Als Werkzeug dient die Edition, eine Frischluftzufuhr für den Kulturbetrieb, eine Transparenzinitiative, die Meinung unzensiert "liefert". Kultur ist als Unterhaltung, genauer: die Anstrengung des Begriffs und Arbeit am Gegenstand. Die Artisten der Edition Das Labor nehmen den Vertrieb ihrer Produkte selbst in die Hand.


Link: http://editiondaslabor.blogspot.com/

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7. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 05.10.2011 um 05:12 Uhr

MetaPhon mit Peter Meilchen

Sowohl als bildender Künstler, wie auch als Autor ist Peter Meilchen ein Beobachtungsvirtuose, der viele Preziosen zu bieten hat, gerade in ihrer Fokussierung des Nebensächlichen verschaffen diese »Texte« dem Hörer Aha–Erlebnisse und Wiedererkennungseffekte.

Es geht bei »Texte«, die so intensiv und bilderreich das Ineinandergreifen von gegenwärtigen und vergangenen Sinneswahrnehmungen ausleuchtet, auch um die Augenblicke, da das Wahrnehmen in das Verlangen umschlägt, das Wahrgenommene schreibend zu fixieren. Wenn Peter Meilchen spazieren geht, begegnet ihm ein Übermaß an Welt. Das muß er bewältigen – mit Sprache und Satzfragmenten, in denen die Welt weiter mäandert, vibriert und manchmal auch herausbrüllt. Er porträtierte in seinem Werk eine untergehende Welt – und überwand sie. Opulenz, Würde und Gesellschaftsanalyse verbindet er wie kein anderer. Wenn wir Romantik als Autonomie des Imaginären verstehen, dann handelt es sich hier durchaus um romantische »Texte«, die sich aus der Spannung zwischen Realität und Imagination, Besitzen und Begehren ergeben. Es sind Texte ohne Gedächtnis, allein von Erinnerungen an Bilder, Gerüche, Gefühle getragen und auf der Suche nach einer zu erzählenden Geschichte. Das ist keine instrumentale Sprache, die ihren Gedanken schon umschlossen hält und dadurch auch für nichts Neues und Überraschendes mehr zur Verfügung stehen kann, sondern eine Sprache des Suchens und Unterwegsseins, der Ahnungen und einer immensen Lust am Entdecken.

Wer von seinem Leben erzählt, erzählt immer eine Erfolgsgeschichte. Wer erzählt, lebt. Schon das ist ein Triumph. Wer erzählt, ist der geworden, der erzählen kann. Wer erzählt, ist nicht allein. Er gehört in eine Welt, die seine Welt geworden ist. Ganz auf die Ablagerungen der eigenen Biographie setzend und ohne Attitüde benennt Peter Meilchen so die Quelle seiner reichen und doch nie vagen »Texte«.


Link: http://www.vordenker.de/meilchen/meilchen.htm

Die Aufnahme ist in HiFi-Stereo-Qualität erhältlich über: info@tonstudio-an-der-ruhr.de

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8. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 09.10.2011 um 08:55 Uhr

Schland im Netz

Zum Gedenken an den Artisten Peter Meilchen wurde auf youtube der Channel "EditionDasLabor" eingerichtet. Dort wird als erstes Video »Schland« präsentiert, ein durchaus ernsthaftes Projekt über ein Tier, dessen Faszinationspotenzial gering scheint, dem aber ein entscheidender Anteil an der Sesshaftwerdung des Menschen, also der wesentlichen zivilisationsgeschichtlichen Wegmarke überhaupt zugesprochen werden kann. Das Kühe, die gütigen Ammen der Menschheit sind, wissen wir seit dem alten Testament, die Gründe dafür, dass der Kuh eher das Image von Behäbig– und Mittelmäßigkeit anhaftet, vollzieht Peter Meilchen in seinem Projekt nach, indem er zeigt, wie ursprünglich biologische Konstitutionsmerkmale oder historische Notwendigkeiten mit symbolischem Gehalt gefüllt werden. Er präsentiert die körperliche Ruhe der Kuh, die sie zum Sinnbild des Stoischen hat werden lassen, mit ihrer Eigenschaft als Beutetier. Für das ist es in freier Wildbahn überlebensnotwendig, weder Panik noch Schmerz zu zeigen, um nicht die Aufmerksamkeit des Raubtiers auf sich zu lenken. Ähnlich: ihre Augen. Sie sind dafür geschaffen, ein maximal großes Sichtfeld zu haben, um Angreifer möglichst früh erkennen zu können. Uns sind sie indes vor allem Ausdruck der psychischen wie physischen Lethargie der Kuh. Wie tief gerade das Bild der Kuh als Indikator von Normalität im kulturellen Gedächtnis verankert ist, wird besonders an jenen Untergangsvisionen augenscheinlich, in denen die Kuh zum Vorboten des Unheils wird, das bald auch den Menschen erreichen wird. Was mit den Kühen in der biblischen Apokalypse–Darstellung beginnt, setzt sich fort in amerikanischen Weltuntergangsfilmen wie »Apocalypse Now«, »Twister« oder »Jurassic Park«, in denen die durch die Luft fliegende oder schwebende Kuh zum untrügliches Zeichen dafür wird, dass die Welt aus den Fugen geraten ist. Sein Trick besteht darin, daß es natürlich gar nicht um die Wahrheit über die Kuh geht, sondern darum, gerade durch die verschiedenen Projektionen etwas über die Menschen und ihre Zeit selbst zu erfahren.


http://www.vordenker.de/meilchen/schland.htm

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9. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 27.10.2011 um 08:59 Uhr

Spurensicherung

Vieles, was wir an Bildern wahrnehmen und assoziierend in unseren Gedanken und in der Kombination mit unseren Erfahrungen verbinden, geschieht in der Stille unserer Beobachtungen. Das meiste, was wir bemerken, nehmen wir allerdings nicht wahr im Sinn einer bewußten Reflexion – dafür scheint das Meiste zu unbedeutsam und für die Logik unseres Tagesablaufs zu unbrauchbar. Es ist flüchtig und berührt uns folglich kaum.

Das Bildtagebuch »Beobachtungen eines Unsichtbaren« bündelt diese Überlegungen in einem kreativen Spiel, bei dem Bildmaterialien und Fundstücke zum Ausgangspunkt eines gedanklichen Diskurses werden, der zum Teil durch Wortmerkungen und Sprachbilder fortgesetzt, beziehungsweise ergänzt wird. Die stoffliche Begegnung verbindet Peter Meilchen mit einem formgebenden Gedanken.
Die Photografie ist zum meistgenutzten Dokumentationsmedium geworden, bei dem nahezu jedes Bild einen gedanklichen Erinnerungs–Bogen schlägt und überdies unserer visuellen Wahrnehmung am nächsten kommt. Daher werden die Produkte der Photografie und ihre Materialien für Peter Meilchen zum Ausgangspunkt der weiteren bildhaften Bearbeitung.

Das Bildtagebuch »Beobachtungen eines Unsichtbaren« besteht aus 366 Bildern (Din-A-4-Arbeiten) und stellt das Schalt–Jahr 2003/04 mit seinen täglichen Wahrnehmungen und den entsprechenden gedanklichen Verbindungen des Künstlers Peter Meilchen dar. Seine Kunst erträgt nicht nur die Vieldeutigkeit, ja sogar den Widersinn. Sie setzt die andere Möglichkeit der Deutung geradezu voraus. Man braucht sich nicht auf die eine und allein gültige Botschaft festzulegen. Seine Bilder sprechen zum Betrachter in vielen Sprachen. Meilchens Arbeit einer Gattung zuzuordnen hieße, seine Kunst vom Leben zu trennen.

Wer von seinem Leben erzählt, erzählt immer eine Erfolgsgeschichte. Wer erzählt, lebt. Schon das ist ein Triumph. Wer erzählt, ist der geworden, der erzählen kann. Wer erzählt, ist nicht allein. Er gehört in eine Welt, die seine Welt geworden ist. Ganz auf die Ablagerungen der eigenen Biographie setzend und ohne Attitüde benennt Peter Meilchen so die Quelle seiner reichen und doch nie vagen »Texte«: http://www.vordenker.de/meilchen/meilchen.htm

Zum Gedenken an den Artisten Peter Meilchen wurde auf youtube der Channel "EditionDasLabor" eingerichtet. Dort wird als erstes Video »Schland« präsentiert: http://www.vordenker.de/meilchen/schland.htm

Eine ausführliche Würdigung des Lebenswerks findet sich hier: http://www.bookrix.de/_title-de-matthias-hagedorn-lebenszeit-als-belichtungszei t

Für Sammler:
»Schland«, DVD, Edition Das Labor, Mülheim 2009
»Texte«, Hörbuch, Edition Das Labor, Mülheim 2010
»Beobachtungen eines Unsichtbaren«, Edition Das Labor, Mülheim 2011

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