Spoilerwarnung: Ich greife in dieser Kurz-Review viel vor und verrate viel.
In Kobo Abes Roman wird eines Morgens ohne ersichtlichen Grund die Frau eines Mannes von einem Krankenwagen abgeholt. (Und kann durch diesen Anfang fast als Forsetzung zu Abes Schachtelmann gelten). Noch verschlafen nimmt dieser nur ungefähr und wie betäubt wahr, wie seine Frau in aller Eile abtransportiert wird. Frau und Sirene verschwinden irgendwo hinter den Wohnblocks. Dabei beginnt alles wie ein Bericht. Später wechselt auch die Perspektive, denn der Berichterstatter ist der Mann.
Man erfährt, dass dieser den Auftrag bekommen hat, ab der Entführung alle .Erlebnisse zu dokumentieren und einem Pferd zu übergeben. Das Pferd, so stellt sich heraus, ist ein hoher Arzt in einem Krankenhaus, in welches es den Mann verschlägt. Allein der Zugang zu dieser Einrichtung gestaltet sich schon ominös, da er erst die Erlaubnis in einem Kiosk einholen muss.
Einmal drin begibt er sich sogleich in eine Spurensuche. Zwischendrin immer wieder die Berichte in der dritten Person. Das Pferd hat sich als impotenter Arzt einer drastischen Operation unterzogen und besitzt infolgedessen zwei Penisse. Auch steigern sich Perversionen und Visionen mit zunehmenden Verirrungen in dem scheinbar unendlich großen Krankenhauskomplex. (Das erinnert an Abes Buch The Ark Sakura). Das Krankenhaus ist aber in Wahrheit eine gigantische Überwachungsmaschinerie voll perverser Ärzte und Kriminalität an der Tagesordnung. Überall sind Überwachungsmikrofone. Diese Mikrofone sind seit der Entführung aktiv und der Mann schreibt seine Berichte aufgrund der Mitschnitte. Er wird schließlich vom Detektiv zum Sicherhherheitschef befördert. Allmählich wird ihm die sinnlose, ohnmächtige Spurensuche und Berichterstattung bewusst und er verdächtigt das Pferd einer Intrige. Ähnlich wie Kafkas Schloss ist er mal Angeklagter, mal Machtausübender.
Selbst als Sicherheitschef ist er nicht sicher. Später trifft er ein kleines, sexsüchtiges Mädchen, welches an einer seltenen Krankheit leidet, die ihre Knochen auflöst. Es trägt zudem seine Mutter als Pullover, da sich diese in Baumwolle verwandelt hat. Das Pferd befürwortet die Masturbation und andere Sex-Experimente, an Toten und Lebenden.
Am Ende schafft er es tatsächlich während einer Art Fleischbeschau mit öffentlichem Sex, im unterirdischen Bereich des Krankenhauses seine Frau zu finden; oder zumindest eine ihr ähnliche Person. Hier findet auch der Fluchtversuch mit dem Mädchen ein jähes Ende, und ihm bleibt nichts anderes übrig, als sich von Wasser an den Wänden und der Baumwolle des inzwischen völlig deformierten Mädchens zu ernähren. Das wäre dann auch das Secret Rendezvous. Seine reale Frau findet er nicht.
Secret Rendezvous ist ein perverser Alptraum eines totalitären Gesundheitssystems mit hypnotischer Federführung, wirkt aber nicht so weich in den Übergängen wie die Alptraumwelten in Abes Känguruhheften.
Love for the weak always includes a certain murderous content