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Autor
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Thema: Ausschnitt
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Waldgaenger
Mitglied
14 Forenbeiträge seit dem 06.11.2007
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Eröffnungsbeitrag |
Abgeschickt am: 08.11.2007 um 00:21 Uhr |
Ein Ausschnitt aus einem längeren Text. Es geht hier um einen Kneipenbesuch in einer Kleinstadt irgendwann zu Beginn der Achtziger:
Dort drüben hat jemand aufgehört, zu gehen. Es war leichter, als diesen Satz zu schreiben, leichter, als bloß weiterzumachen. Vielleicht träumt er noch ganz leise von einer Exekution am Billiard-Tisch oder davon, irgendjemandes minderjährige Schwester zu treffen, aber im Grunde ist es schon egal, so egal wie die letzten zehn Mark fürs Taxi nach Hause. Germany: ten points. Was macht den Blick auf eine so endgültig und doch so klar.
Männer greifen unter Rocksäume, wo gar keine mehr sind. Rote Lippen soll man küssen, und sanft geht schon lange niemand mehr in gute Nächte ein.
Samstags nachts beginnt die gemeinste Schicht von allen, das ganze Vergnügen wird zu einer Apotheose von Autowerkstatt und Universität, die docta spes aus dem Seminar gröhlend in Grund und Boden gesoffen, währnt die Sprache holperdiholper imma glatta wird, die Zungen abgeschliffen und vernarbt von Begegnungen im Morgengrauen, hinter den dunklen Fenstern nehmen tausendundeine unvollendete Sünde von Vätern und Müttern einen dumpfen und explosiven Geruch an, den jedes Frauenlachen in eine Katastrophe verwandeln kann.
Der am Nebentisch weiß garnicht, warum die Anglistik-Studentin, so wiehert: was ist so lustig an angebrannten Nieren?
Der Weg vom Klo führt über den Hinterhof, und ich bin der letzte, der jetzt Geschichten hören will, die aus dem dritten Stock kommen: dort oben kennt man alles, den Neid und die Denunzianten von damals und das Hecheln und Heulen und die geblümte Küchenschürze. Die Radioprogramme an Sommersamstagen, sechzehnuhrzwölf, bochum Waldhof null zu nul kurz vor der Halbzeit, mein Gott, wäre doch nur Halbzeit, du dreckige Sau wenn du noch ein einzigesmal Kaffeee und Kuchen du musst doch und endlich, gegen sechs, wenn Kinder baden und Mütter Wurstsalat machen. ´Papa, die Sportschau kommt,´ ein deutscher Sabbat.
Feo, fuerte y formal
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Waldgaenger
Mitglied
14 Forenbeiträge seit dem 06.11.2007
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1. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 10.11.2007 um 21:02 Uhr |
Mag ja durchaus sein, dass dieser Text Scheiße ist.
Da es aber auch auf so ziemlich alle meine anderen Beiträge keine Antwort (gerne auch eine ablehnende!) gab: war schön, mit Euch über Literatur diskutiert zu haben. Ich bin dann mal weg...
Feo, fuerte y formal
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baerchen
Mitglied
822 Forenbeiträge seit dem 02.08.2007
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2. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 10.11.2007 um 21:20 Uhr |
Du bist zu ungeduldig. Das ist nicht erforderlich.
´Scheiße´ hast DU gesagt.
Sonst keiner.
Sorge Dich nicht, wenn Du schreiben kannst. Schreibe, schreibe, schreibe...
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Arjuna
Mitglied
485 Forenbeiträge seit dem 27.02.2007
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3. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 11.11.2007 um 11:44 Uhr |
Ich finde den Text beachtlich.
Atmosphärisch dicht,
ohne Sentimentalitäten und Ungereimheiten.
Gute Momentaufnahme - auf Kleinigkeiten im Stil verzichte ich hier gern, weil auch das hereinpasst.
Mach ma weiter!
Gruß, Arjuna
- Ich bin nicht immer meiner Meinung - Paul Valéry
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almebo
Mitglied
418 Forenbeiträge seit dem 08.11.2007
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4. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 10.12.2007 um 11:14 Uhr |
Diese Nachricht wurde von almebo um 11:16:21 am 10.12.2007 editiert
Lieber Waldgaenger,
habe mich köstlich über Deinen Beitrag
"Deutscher Sabbat" amüsiert.
Das war doch mal was ! Entgegen andere
profilierte Lektoren und Kenner der Literaturszene
möchte ich nur mit einem einfachen Wort: Klasse antworten.
Freundlichen Gruss
Almebo
Lieber ein eckiges Etwas, als ein rundes Nichts
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